Hebräer-04c: Glaubensabfall – Gründe und Lösungen

Christus ist besser als der alte Bund

 

 

 Einleitung

Der Hebräerbrief wurde geschrieben, um Christen vom Glaubensabfall zu bewahren (2,1; 6,4-6; 10,26-31). Der Schreiber des Hebräerbriefs kommt in Kapitel 3 und 4 direkt zur Sache. Er predigte über den Glaubensabfall. Denn seine Leser brauchten diese Predigt, genauso wie wir heute. Im ersten Jahrhundert fielen viele vom Glauben ab, genau wie heute. Es wird vermutet, dass ungefähr 50% der Bekehrten sich wieder abwenden vom Glauben an Christus und Seiner Gemeinde. Der Abfall vom Glauben war damals ein Problem, genau wie heute.

Wie kann dieses Problem gelöst werden? In Hebräer 3 und 4 werden uns Lösungswege gezeigt, die diese Frage beantworten. Zuerst wollen wir uns einen Überblick dieser Predigt verschaffen und dann ein paar Anwendungen für uns heute herausziehen.

 

 I.   Einleitung: Hebräer 3,1-6

Die Predigt beginnt mit einer Einleitung, die auf die Thematik hinweist. In diesen Versen bereitet der Schreiber seine Leser auf die Predigt vor, indem er Mose und Christus miteinander vergleicht. Durch diesen Vergleich kann auf etwas Höheres und Besseres hingewiesen werden. Denn, wie Mose die Israeliten führte, so führt heute Jesus Christus seine Gemeinde.

Der Schreiber beginnt seine Rede, indem er sagt (V. 1), „schaut auf den Gesandten“. Jesus ist der Gesandte, d. h. Apostel, der uns die frohe Botschaft unseres Heils übermittelte. Jesus ist der Hohe Priester, zu dem wir uns bekennen, der unsere Bedürfnisse und Fürbitten vor den allmächtigen Gott trägt.

Weiter lesen wir, dass Christus treu war wie Mose (V. 2). Doch Christus ist viel grösser, weil er Baumeister und Schöpfer der Welt und der Gemeinde ist (V. 2-3). Denn der Erbauer eines Hauses ist grösser als das Haus selbst. So diente Mose bloss als Diener des Hauses, das Christus baute (V. 5-6a). Heute sind wir das Haus Gottes, wie das Volk Israel im Alten Bund das Haus Gottes war (3,6b). In diesem Sinn ist das Israel im AT für uns sehr bedeutungsvoll. Der Schreiber zitiert eine Stelle aus: Psalm 95,7-1. Dazu kommentiert er folgendes:

Hebr 3,7-11: Weil einige in die Ruhe eingehen werden, „bestimmt er nun wiederum einen Tag, ein Heute, und spricht durch David - nach so langer Zeit -, wie oben gesagt ist: Heute, da ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht. Hätte nämlich Josua sie in die Ruhe geführt, so spräche Gott nicht von einem anderen, späteren Tag. Also steht dem Volk Gottes eine Sabbatruhe noch aus. Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, hat auch selbst Ruhe von seinen Werken gefunden, wie Gott von den seinen. Bemühen wir uns also, in jene Ruhe einzugehen, damit keiner zu Fall komme nach demselben Muster des Ungehorsams.“

 

 II.   Zweck: Hebräer 3,12-14

Mit diesen Worten eröffnet der Schreiber den Zweck seiner Lektion. Damit macht er deutlich, um was es in seiner Predigt geht. Es geht darum, einander zu ermutigen im Glauben.

Besonders in Vers 13 spielt jeder Satzteil eine wichtige Rolle: „redet einander zu“. Das christliche Leben wird bestimmt von gegenseitigen Ermutigungen. Ermutigungen, die sich vor allem in Worten ausdrücken. Wir alle brauchen solche Ermutigungen, um treu zu bleiben. Wir treffen einander am Sonntag und z. B. am Mittwoch, um uns im Glauben gegenseitig zu ermutigen! (Lernen zu lieben, Lektion 8: Aufbauen und Ermutigen.)

„einander“
Es gibt im NT einige Stellen, die von „einander“ oder „miteinander“ sprechen. Wir haben dazu einmal eine ganze Liste von Bibelstellen erstellt und ihr den Titel gegeben: Gemeinsamkeiten in Jesus Christus (siehe Gemeinde, Gemeinschaft, Lektion 1b).

Joh 13,34-35: „… dass ihr einander lieben sollt …. wenn ihr Liebe untereinander habt.“

Hebr 10,24: „… einander zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen …“

1 Petr 4,8-9: „… habt gegeneinander beharrliche Liebe … Seid Gastfrei gegeneinander ohne Murren!“

Es geht um ein Leben miteinander und nicht um ein Solochristentum. Wenn wir treu sind, dann bemühen wir uns gegenseitig einander zu helfen das himmlische Ziel zu erreichen.

„Tag für Tag“
Das heisst, dass wir uns mehr als einmal die Woche sehen sollten. Wir sind die Familie Gottes und gehören zusammen. Niemand soll sich vernachlässigt fühlen, besonders dann nicht, wenn Hilfe nötig ist, um im Glauben zu wachsen.

„damit sich niemand von euch“
Unser Ziel ist es, niemand fallen zu lassen, der den Herrn liebt. Darum, lasst uns wachsam sein und einander beistehen, damit keiner schwach wird und vom Glauben abfällt.

„von der Sünde betrogen“
Die Sünde versucht uns zu betrügen, wie Adam und Eva. Die Sünde ist deshalb betrügerisch, weil sie uns Leben und Glück verspricht, während sie zum Tod führt.

„verhärtet“
Wer in der Sünde verharrt, der verhärtet sein Herz. Bsp. Wenn ein Klumpen Ton nicht geknetet und bewässert wird, dann wird er hart und spröd. Genauso können sich unsere Herzen verhärten, wenn wir in der Sünde verharren. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Sünden so schnell wie möglich bekennen und niemals zuwarten. Je schneller wir aus dem Sumpf der Sünde herauskommen, desto weniger können wir von ihr wie vom Treibsand verschlungen werden, desto weniger kann sie uns noch länger beschmutzen und beeinflussen. Deshalb werden wir in diesen Versen aufgerufen, einander so oft es geht zu ermutigen im Glauben.

Es geht hier um ein entscheidendes „wenn“ oder „sofern“:
Wir haben Anteil an Christi Gemeinde, „wenn wir festhalten“ an der himmlischen Hoffnung (V. 3). Wir haben Anteil an Christus, „sofern wir [den Glauben] ... bis ans Ende fest bewahren“ (V. 14).

 

 III. Hauptteil: Hebräer 3,15-19

Der Schreiber kommt nun zum Hauptteil seiner Botschaft und erklärt zwei Dinge: Er zeigt anhand der Israeliten ein Beispiel des Abfalls. Dann ermahnt er seine Leser niemals diesem Beispiel zu folgen.

Die Israeliten sind ein schlechtes Beispiel, wie wir vom Glauben abfallen können. Was taten sie? - Sie erzürnten den Herrn (V. 17). Wie erzürnten sie IHN? - Indem sie aufbegehrten (V. 16). Worüber begehrten sie auf? - Sie vertrauten nicht der Führung Gottes, sondern zweifelten und murrten über alles, was der Herr ihnen durch Mose aufgab (V. 17). Deshalb schwor Gott, sie nicht in seine Ruhe eingehen zu lassen (V. 18-19).

 

 IV.  Anwendung: Hebräer 4,1-11

Der Schreiber kommt zur Anwendung seiner Botschaft. Er beginnt mit den Worten, dass die Verheissung Gottes noch nicht erfüllt sei (V. 1). Denn so wie den Israeliten damals die frohe Botschaft zu ihrem Heil verkündet wurde, so wird sie heute auch uns verkündet (V. 2). Doch, leider konnten sie vom Gehörten nicht profitieren. Der Grund war, weil sie an das Gehörte nicht glaubten. Nur wer glaubt, wird in die Ruhe eingehen (V. 3). Offenbar war die Ruhe im Land Kanaan nicht das Hauptziel, sondern nur ein Etappenziel.

Das Hauptziel ist die himmlische Ruhe!
Gott sprach in Psalm 95 von Seiner Ruhe, die nach der Schöpfung begann am siebten Tag (V. 4). Diese Ruhe existierte zur Zeit Davids offenbar immer noch (V. 5). David, der das in seinem Psalm schrieb (V. 7), lebte 400 Jahre nach Mose. Auch Josua bezeugte 1 000 Jahre vor Christus, dass einige nicht in die Ruhe Gottes eingehen werden (V. 8). Diese Ruhe war also für die Menschen immer noch ausstehend. Deshalb sprach David in der Gegenwart von „heute“, hört auf seine Stimme und verhärtet euer Herz nicht (Ps 95,7-8). Diese Ruhe war noch verfügbar zu Davids Zeiten und blieb verfügbar bis ins christliche Zeitalter des ersten Jahrhunderts. Wenn sie also für die ersten Christen verfügbar war, dann ist sie auch für uns heute verfügbar. Darum bringt der Schreiber seine Predigt zum Höhepunkt indem er mahnt (4,1-10): „Bemühen wir uns also, in jene Ruhe einzugehen.“

Lasst uns ein Beispiel nehmen an den Israeliten! Wegen ihres Ungehorsams durften sie nicht in die Ruhe eingehen. Wir werden es schaffen, wenn wir Christus und seiner Gemeinde treu bleiben!

Was ist mit der Ruhe gemeint? In Vers 9 wird von einer Sabbatruhe gesprochen. Es hat jedoch nichts mit dem Sabbattag zu tun. Im AT ging es um die Ruhe im Land Kanaan. Doch diese Ruhe haben die Israeliten nie erreicht. Im NT geht es um die himmlische Ruhe. So wie Gott am sechsten Tag ruhte von seinem Schöpfungsdrang, so werden wir im Himmel ruhen von unseren Werken (Offb 14,13).

In Kapitel 4 werden vier Aufrufe gemacht:

Vers 1: „Lasst uns mit Ehrfurcht wandeln ...“

Vers 11: „Lasst uns eifrig sein in diese Ruhe einzugehen ...“

Vers 14: „Lasst uns festhalten am Bekenntnis Christi ...“

Vers 16: „Lasst uns mit Zuversicht vor Gottes Thron treten ...“

 

 Schlussfolgerungen

Wie können wir diese Predigt des Hebräerschreibers in unserem Leben anwenden? Wir können drei wichtige Prinzipien daraus ziehen: Die Möglichkeit eines Glaubensabfalls. Im Unterschied zu dem, was in einigen christlichen Kreisen gelehrt wird, warnt die Bibel ganz deutlich vor einem Glaubensabfall. Christen können sündigen und ewig verloren gehen. Wenn es unmöglich wäre vom Glauben abzufallen, dann würde der Hebräerbrief keinen Sinn ergeben. Das Heil ist für uns Christen an Bedingungen geknüpft. Das schlechte Beispiel der Israeliten unterstreicht diese Tatsache.

Der Anlass eines Glaubensabfalls:
Aus dem vierten Kapitel des Hebräerbriefs erfahren wir, dass der Anlass eines Glaubensabfalls Unglaube ist. Diesen Unglauben sehen wir an den Israeliten mit unterschiedlichen Worten beschrieben, wie: Sie verhärteten ihre Herzen (3,8), gegen Mose und Aaron, (und damit) gegen Gott. Sie begehrten auf (3,8). Sie versuchten Gott und stellten ihn auf die Probe (3,9). Sie irrten in ihren Herzen und erkannten Gottes Wege nicht (3,10). Sie sündigten vierzig Jahre lang in der Wüste (3,17). Sie waren dem Herrn ungehorsam (3,18; 4,6). Sie waren ungläubig (3,12.19; 4,2). Wer die Ereignisse im Exodus nachliest, der stellt noch einige andere Dinge fest, die Anlass zum Glaubensabfall gaben: Sie murrten immer wieder (siehe Pentateuch, Murren des Volkes in der Wüste). Sie lehnten sich auf und waren ungehorsam weil sie nicht glaubten.

Dasselbe kann mit uns heute passieren: Wir lehnen uns auf gegen alle Entscheidungen, die in der Gemeinde getroffen werden. Wir gehen unsere eigenen Wege und erkennen Gottes Wege nicht. Wir hören nicht auf das gepredigte Wort, sondern tun ein Leben lang was uns gefällt. Glaubenserfahrungen sind individuell und persönlich. Vielleicht wurden wir ungerecht behandelt. Für alle unsere Entscheide gibt es eine Rechtfertigung. Doch am Ende kommt alles auf dasselbe hinaus nämlich; Unglaube führte zum Glaubensabfall. (Siehe: Wie trainieren wir unsere Glaubensmuskeln?)

Die Vorbeugung eines Glaubensabfalls:
Aus Hebräer 3 und 4 können wir viel lernen, wie wir einem Glaubensabfall vorbeugen. Der Bibeltext zeigt uns, dass es drei Wege gibt einen Abfall zu verhindern: Hüten wir uns vor einer falschen Haltung und wandeln in Ehrfurcht! (4,1). Bemühen wir uns unser Bestes zu geben um treu zu bleiben und das ewige Ziel zu erreichen! (4,11). Ermutigen wir einander so oft es geht, damit keiner vom Glauben abfällt! (3,13).

Wenn wir vom Glauben abgefallen sind, dann ist es wichtig eins zu wissen: Wir können von Gott niemals so sehr abfallen, dass es kein Zurück mehr gibt. Solange wir Leben, besteht die Möglichkeit zur Umkehr. Sündenvergebung kann empfangen: wer umkehrt und seine Sünden bereut (Apg 8,22) und bekennt (1 Joh 1,9), wer zum Vater zurückkehrt wie der verlorene Sohn im Gleichnis und um Sündenvergebung bittet (Lk. 15). Darum, lasst uns wachsam sein, damit niemand vom Glauben an Christus abfällt! (Siehe Zusprüche Gottes!)

 

 Links:

- Jakobus: Der Glaube ohne Werke ist tot

Hebräer 5: Der grosse Hohe Priester Jesus

- Im Glauben wachsen: Inhaltsverzeichnis

- Die Pflege unserer Seelen