Wachsen-A02: Die Pflege unserer Seelen

Im Glauben wachsen

A02. Die Pflege unserer Seelen

 

 

Einleitung

Es war einmal ein König, der hatte vier Frauen.

Die vierte Frau vergötterte er am meisten. Er beschenkte sie mit den teuersten Kleidern und gab ihr das beste Essen. Alles, was er ihr gab, war nur vom allerbesten.

Auch seine dritte Frau liebte er sehr. Stolz präsentierte er ihr immer wieder sein Königreich. Er machte sie auch mit den reichsten Nachbarn vertraut. All das tat er, weil er insgeheim sich fürchtete, dass sie ihn eines Tages verlassen würde, wegen eines andern.

Der König liebte auch seine zweite Frau. Sie war ihr persönlicher Berater; immer lieb, einfühlsam und geduldig mit ihm. Wenn er ein Problem hatte, konnte er sie jederzeit zu Rate ziehen und sie war ihm dabei behilflich, schwierigere Zeiten zu überwinden.

Die erste Frau, die der König hatte, war ihm sehr treu und half ihm zu einem grossen Teil, seine Gesundheit und seinen Reichtum zu erhalten. Trotzdem liebte der König seine erste Frau nicht. Obschon sie ihn sehr liebte, schenkte er ihr kaum Beachtung.

Eines Tages wurde der König schwer krank. Er wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hatte und er wollte nicht alleine sterben.

Darum liess er seine vierte Frau rufen und fragte sie: „Von allen Frauen habe ich dich am meisten geliebt. Deshalb beschenkte ich dich mit den teuersten Kleidern kümmerte mich sorgsam um dich. Da ich nun sterben muss, frage ich dich: bist du bereit mit mir in den Tod zu gehen, damit ich nicht alleine sein muss?“ „Kommt gar nicht in Frage!“ antwortete sie und verliess ihn, ohne sich auf weitere Diskussionen einzulassen. Diese Antwort schmerzte den König so sehr, als ob ihm jemand ein Messer ins Herz gestochen hätte.

Dann liess er seine dritte Frau rufen und fragte sie: „Ich habe dich mein ganzes Leben lang geliebt und dich in meinem Königreich neben mich gestellt. Da ich nun sterben muss frage ich dich: wirst du mir in den Tod folgen, damit ich nicht alleine sein muss?“ Auch sie antwortete mit einem entschiedenen: „Nein!“ „Das Leben ist zu gut! Wenn du stirbst, dann suche ich mir einen andern Mann und werde wieder heiraten!“ Der König wurde sehr traurig, weil das, was er schon immer befürchtete nun eintreffen würde.

Schliesslich liess er seine zweite Frau rufen und fragte sie: „Du warst mein Berater mein ganzes Leben lang und immer wenn ich dich brauchte, warst du für mich da. Wenn ich nun sterbe, wirst du mir in den Tod folgen, damit ich nicht alleine sein muss?“ Doch auch sie antwortete: „Es tut mir Leid! Diesmal kann ich dir nicht helfen.“ „Alles was ich noch für dich tun kann ist, bei der Beerdigung dabei zu sein und dich bis zum Grab zu begleiten.“ Diese Antwort schlug beim König wie ein Blitzschlag ein und er verstummte.

In seiner elendsten Stunde aber rief ihm eine Stimme zu: „Ich werde mit dir gehen! Ich werde dir folgen wohin du auch gehst!“ Der König schaute verwundert auf und da stand seine erste Frau vor ihm. Sie war dünn und abgemagert, weil sie ihr Leben lang vom König zu wenig beachtet wurde und an Unterernährung litt. In tiefer Trauer bekannte der König: „Ich hätte dir viel mehr Beachtung schenken sollen in meinem Leben, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte.“

Die Wahrheit ist, dass wir alle vier Frauen (oder vier Männer) haben.

Unsere vierte Frau ist unser Körper. Wie sehr wir ihn auch lieben und pflegen und ihm alle Aufmerksamkeit schenken ... Wir können nicht verhindern, dass er täglich älter wird und uns am Tage unseres Todes ohne Diskussion verlassen wird.

Unsere dritte Frau ist unser Besitz und unser Ansehen in der Welt. Wenn wir sterben, wird all unser Besitz aufgeteilt und in andere Hände fallen. Und unseren Namen wird die Welt schnell vergessen haben.

Unsere zweite Frau ist unsere Familie und sind unsere Freunde. Wie oft sie auch für uns beratend zur Seite standen und wie sehr wir sie liebten … Tatsache ist, dass sie uns nicht weiter als bis zum Grab begleiten können.

Jeder von uns steht am Ende seines Lebens mit seiner ersten Frau da, das ist unsere Seele. Leider schenken die meisten Menschen ihr viel zu wenig Beachtung und lassen sie verkümmern. Dabei ist sie der einzige Partner, der uns nie verlassen wird. Ihr sollten wir die ganze Aufmerksamkeit widmen, denn sie begleitet uns über den Tod hinaus, bis vor Gottes Thron.

 

 I.   Pflegen wir unsere Seele?

In der Bibel steht (1Kor 15,40.44): „Es gibt himmlische Leiber und irdische Leiber; aber anders ist der Glanz der himmlischen, anders der der irdischen ...“ „Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistigen.“ Wir alle besitzen also auch einen vom Geist beseelten Körper!

Interessant wäre es zu wissen, wie mein geistlicher Körper in Gottes Augen aussieht: Habe ich einen riesen grossen Kopf und ganz kleine Händchen und Füsschen? Habe ich ein geistliches Rückenleiden oder eine Herzkrankheit (wie z. B. Unversöhnlichkeit, Unzufriedenheit, Undankbarkeit, Eifersucht, Habsucht, Stolz, Hass usw.)? Oder könnte ich den Titel „Mister Himmelreich“ gewinnen?

Viele Menschen verbringen Stunden vor dem Spiegel, um ihre äussere Schönheit zu pflegen. Dabei ist dies ein ziemlich aussichtsloser Kampf gegen die Zeit. Kein Mensch wird schöner und jünger, sondern nur älter und runzeliger! Trotzdem unternehmen viele alles, um zu retten was noch zu retten ist. Auch für den Aufbau von vergänglichen Werten investieren die meisten zu viel Kraft und Zeit, obschon sie wissen, dass sie eines Tages alles zurücklassen müssen.

Was tun wir aber für unseren geistlichen Leib? Die Bibel lehrt, dass unsere Seele einen Ewigkeitswert hat (Joh 5,28-29). Offenbar gibt es in Gottes Augen gute und böse Werke. Am jüngsten Tag werden deshalb die einen zum Leben auferstehen, während andere zum Gericht Gottes auferstehen werden. Es ist hier nichts von einem „Nirvana“ die Rede (Zustand, ohne Bewusstsein). Ich habe schon den Einwand gehört: „Ich lebe im Heute und was morgen ist, das werden wir dann sehen.“ „Wenn dieser Gott mich liebt, dann wird er auch mich bei sich haben wollen.“ Was für eine Gleichgültigkeit gegenüber dem allmächtigen Schöpfergott, der uns das Leben geschenkt hat!

Jesus betete zum Vater und sagte (Joh 17,3): „Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzig wahren Gott, erkennen und den, den du gesandt hast, Jesus Christus.“ Dieses Erkennen bezieht sich in verschiedenen Bibelstellen im Griechischen auch auf den Sexualbereich (Gen 4,1; Mt 1,25). Dieses Erkennen bedeutet „geistlich intim“ werden mit Gott! Gott erkennen bedeutet also keineswegs, dass wir ihn bloss mit dem Verstand erfassen. Gott kennen bedeutet, dass zwischen Gott und uns eine so persönliche Beziehung besteht, wie sie enger und vertrauter gar nicht denkbar ist. Das heisst, wir brauchen uns vor Gott in keiner Weise mehr zu verbergen (wie Adam und Eva). Wenn wir glauben, dass Gott uns annimmt, dann schämen wir uns unserer Nacktheit nicht mehr. Denn in Jesus Christus ist uns Gott nahe gekommen (unser Immanuel).

Der Herr hat uns gereinigt von aller Schuld durch das Blut seines Sohnes. Als wiedergeborene Kinder Gottes richten wir uns nicht mehr nach den Vergänglichkeiten dieser Welt. Wir richten unsere Blicke dankbar himmelwärts, wo der allmächtige Gott auf uns wartet und mit uns die Ewigkeit verbringen möchte. Diese Liebesbeziehung zum himmlischen Vater ist die intimste Beziehung, die es überhaupt gibt und das grösste Vorrecht.

Die vielen Glaubensjahre haben mich gelehrt, dass es eine grosse Gefahr gibt im geistlichen Leben: Die Gefahr, dass ich mir selbst und anderen etwas vormache! Die Gefahr, dass ich meine zu stehen, dabei längst gefallen bin und ich es nicht merke oder wahrhaben will! (1Kor 10,12). Bsp. Bist du auch schon vom Badetuch am Strand, ganz gerade ins Meer hinaus geschwommen und ohne es zu merken von der Strömung abgetrieben worden?

Gott will, dass es uns geistlich gut geht und wir Fortschritte machen im Glauben! Doch dazu bedarf es der intensiven Pflege! Wie auf allen andern Gebieten des Lebens gibt es auch im Glauben kein Stehenbleiben: Entweder, wir wachsen und machen geistliche Fortschritte, oder, wir nehmen ab und entfernen uns immer mehr von Gott. Wir können es auch zu bunt treiben auf unserer „Wüstenwanderung“, indem wir klagen und murren wie die Israeliten. Deshalb ermahnt der Heilige Geist auch uns in 1. Korinther 10,6, indem er sagt: „So sind sie für uns ein Mahnmal geworden, dass wir nicht das Böse begehren, wie jene es begehrt haben …“ (siehe auch Vers 11!).

 

 II.   Ohne Glaube geht gar nichts mit Gott!

Hebräer 11,6:
„Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm zu gefallen …”

Markus 16,15-16:
„… Wer zum Glauben kommt und getauft wird, wird gerettet werden …”

Johannes 6,29:
„Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.”

Johannes 8,24:
„… wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben.”

Johannes 3,16:
„… damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.”

Apg 10,43:
„… dass durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt, wer immer an ihn glaubt.”

Apg 13,38-39:
„… wird jetzt jeder, der glaubt, in ihm freigesprochen.”

Römer 1,16; 3,25; 10,17:
„… zur Rettung für jeden, der glaubt …”

Römer 3,25:
„Ihn hat Gott dazu bestellt, Sühne zu schaffen – die durch den Glauben wirksam wird …”

Römer 10,17:
„Also kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber geschieht durch das Wort von Christus.”

 

 III.   Wie pflegen wir unseren Glauben?

Indem wir zunächst einmal am Weinstock bleiben (in Jesus = in seinem Leib, Eph 1,22).
Wer mit Christus und seiner Gemeinde vereint bleibt, der wird viel Frucht tragen! Dies verspricht Jesus: Johannes 15,4-5. Ohne Jesus können wir zwar vieles tun, aber nichts, das unseren Glauben und unsere Beziehung zu ihm fördert. Ohne Jesus pflegen wir die irdischen und vergänglichen Dinge des Lebens.

Indem wir uns unermüdlich mit seinem Wort und Wesen auseinandersetzen.
Je mehr unsere Erkenntnis über den Herrn wächst, desto mehr sind wir verbunden und erfüllt von seinem Geist (2Tim 3,16-17). Wir können auch wenig Erkenntnis haben und das Wenige, das wir erkennen voll anwenden. Oder, wir können viel Erkenntnis haben und kaum etwas anwenden, dann sind wir allerdings schlechter dran, als die, die noch kaum etwas von Gottes Wort gehört haben. Um Gott in seinem Wesen kennenzulernen, wie ER denkt und fühlt und handelt, brauchen wir die göttliche Weisheit aus seinem Wort!

Indem wir zu unserem himmlischen Vater eine enge Beziehung aufbauen (Mt 22,37).
Wie bauen wir weltliche Beziehungen auf? Indem wir uns Zeit nehmen für eine bestimmte Person! Wie wichtig uns jemand ist, lässt sich daran messen, wie viel Zeit wir bereit sind zu investieren. Zeit ist ein starker Ausdruck von Zuneigung und Liebe. Mit unserer Zeit bringen wir folgendes zum Ausdruck: „Ich schätze dich so sehr, dass ich dir das Wertvollste gebe, das ich habe – meine Zeit!“ Wenn wir uns Zeit nehmen zum Gebet, dann stärken wir unsere Beziehung zum Herrn! Dazu gehört, dass wir dem Herrn all unsere Gedanken, Sehnsüchte und Wünsche, aber auch unsere Mängel und Ängste offen auf den Tisch legen. Mit jedem Gebet bauen wir dem Herrn einen „Altar“ (wie Abraham, Isaak, Jakob). Wir beten Gott an und opfern ihm Lob und Dank, so dass ein lieblich duftendes Räucheropfer zum Thron Gottes aufsteigt (Offb 8,4). Ob in der öffentlichen Anbetung, oder im stillen Kämmerlein, der Herr freut sich über jeden, der seine Nähe sucht. Gott möchte unser erster Gedanke sein am Morgen, wenn wir aufwachen und unser letzter Gedanke am Abend, wenn wir ins Bett gehen.

Deshalb ruft Paulus auf mit den Worten: 1. Thessalonicher 5,16-18.

Indem wir Christus ähnlicher werden!
Alle Menschen sind nach dem Bild Gottes erschaffen worden (Gen 1,26). Leider ist dieses Bild unvollständig, beschädigt oder von der Sünde ganz zerstört worden. Gottes Plan ist es nun, dieses ursprüngliche Bild in uns wiederherzustellen! Wie ist das möglich? In Römer 8,29 (GN) heisst es: „Sie alle, die Gott im Voraus ausgewählt hat, die hat er auch dazu bestimmt, seinem Sohn gleich zu werden. Nach dessen Bild sollen sie alle gestaltet werden, damit er der Erstgeborene unter vielen Brüdern und Schwestern ist.“ Von Anfang an hatte Gott die Absicht, uns Menschen seinem Sohn ähnlich zu machen. Das ist unsere Bestimmung! Wir wurden geschaffen, um Christus ähnlich zu werden. Das klingt nach einem lebenslangen Entwicklungsprozess!

Indem wir dienstbar werden für den Herrn und unsere Talente der Gemeinde zur Verfügung stellen (Mt 25,14).
Indem wir Gastfreundschaft pflegen, uns den Bedürfnissen der Heiligen annehmen (Röm 12,16). Denen uns annehmen, die besonders viel Liebe und Zuneigung brauchen. Diejenigen ermutigen, die sich schnell ein Gewissen machen und in Zweifel geraten. Uns Bemühen, den Frieden und die Einheit in der Gemeinde zu bewahren (Hebr 12,14-15; Jak 3,18; Kol 3,15; Eph 4,3). Unordentliche zurechtweisen (die, die „faul“ sind 2Thess 3,11-13). Kleinmütige ermutigen (denen es an Vertrauen fehlt, Mt 12,20; Gal 6,1-2). Den Schwächeren im Glauben beistehen und helfen (Röm 14,1; Apg 20,35; Hebr 12,12). Das Wort Gottes predigen und lehren (1Tim 4,1). Aussenstehende in die Gemeinde einladen! Die örtliche Gemeinde finanziell unterstützen (Römer 12,8). Unsere Witwen besuchen (Jak 1,27).

Niemand soll zu kurz kommen und sich benachteiligt fühlen in der Gemeinde!
Dazu hat Jesus sein Blut hingegeben, damit auf der ganzen Welt Gemeinden mit Gläubigen entstehen, die einander beistehen und dienen (Apg 20,35). Gläubige, die füreinander sorgen und gemeinsam durch dick und dünn gehen. Gläubige, die sich auf die gemeinsame Anbetung freuen und dankbar sind, dass sie Teil der geistlichen Familie sein dürfen und Gott in der Welt verherrlichen. So pflegen wir unseren Glauben und unsere Beziehung zu unserem allmächtigen Gott und Schöpfer und unseren Mitmenschen! All diese Tugenden sollten nicht ausgeübt werden, um vor den Menschen als Vorbilder dazustehen und gelobt zu werden, sondern allein, um Gott zu gefallen.

 

 Schlussfolgerungen

Wie viel Aufmerksamkeit widmen wir unseren Seelen? Sind wir uns genügend bewusst, dass alles, was wir erleben wie Fussabdrücke im Sand verewigt werden und nicht wieder rückgängig gemacht werden können? Der Prediger sagt in seinem ersten Kapitel, dass alles Streben nach weltlichen Dingen wie ein Jagen nach dem Wind ist! Habt Ihr schon jemanden gesehen, der versucht den Wind einzufangen? (Vielleicht ein Boxer, der in die Luft schlägt?). Es sieht lächerlich aus und ist nutzlos! Aber genau das tun die meisten Menschen! Sie jagen den Vergänglichkeiten ihres irdischen Lebens nach, als ob sie sie einfangen und für sich behalten könnten.

Gott hat uns geschaffen, um mit uns auf freiwilliger Basis eine Liebesbeziehung aufzubauen. Darum, lasst uns unseren Glauben pflegen und Christus immer ähnlicher werden! Jesus lehrte (Apg 20,28): „Geben macht glücklicher als Nehmen.“ Glauben wir das? Wir sind für Gott geschaffen und nicht Gott für uns! Wir pflegen unseren Glauben, indem wir uns von Gott für seine Ziele gebrauchen lassen. Darum, lasst uns mit Freude dem ewigen Ziel nachjagen; der Seligkeit unserer Seelen!