Hebräer-03: Die Erhabenheit Christi

Christus ist besser als der alte Bund

 

 

 I.   Jesus, der grössere Hohe Priester als Mose (Verse 1-6)

Der Stolz der Juden.
Sie waren Stolz auf die Propheten, auf die sie kaum hörten (1,1). Sie prahlten mit dem Gesetz, das ihnen durch Engel überliefert wurde (2,2). Sie waren überzeugt, dass sie in Mose den grössten Gesetzgeber hatten. Auch der Hohepriester mit den Priestern war für sie ein wichtiges Glaubenssystem.

Ein Ziel dieses Briefes ist es, den christlichen Juden gute Gründe zu geben, damit sie nicht mehr ins Judentum zurückkehrten. Deshalb musste ihnen gelehrt werden, dass die Propheten, das Gesetz und Mose zwar wichtig waren, doch Jesus grösser war als Mose und der Hohe Priester, Aaron. In Kapitel 3 geht es darum die Erhabenheit Christi aufzuzeigen.

Es gibt eine weitere Aussage, die in diesem Zusammenhang im Hebräer diskutiert wird. Mose war ein Mittler, ein Fürsprecher für das Volk, aber auch ein Prophet. Mose sprach von kommenden Propheten, der ihn ersetzen werde: Dtn 18,15-18. Dieser neue Mose, neue Apostel und neue Hohe Priester wird grösser und herrlicher sein als alle heiligen Männer zuvor. Es wird Jesus Christus sein, der mit dem neuen Bund alles übertreffen wird.

Mit einem weiteren „darum“ führt der Schreiber die Argumente im Kapitel 2 zu einer Schlussfolgerung zusammen, indem er sagt:

   - Weil Christus sich für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt hat und in allem uns Menschen gleich wurde ...

   - Weil Christus mit seinem Leiden und Sterben Tod und Teufel entmachtet hat ...

   - Weil Christus sich der Nachkommen Abrahams annimmt ...

   - Weil Christus ein barmherziger und treuer Hohe Priester ist und unsere Sünden vor Gott sühnen kann ...

   - Weil Christus selbst gelitten hat und versucht worden ist und uns zu helfen vermag ...

   - ... Darum sollen wir auf Jesus schauen!

Einschub: Es ist interessant, dass die Empfänger hier mit „heilige Brüder“ angesprochen werden. Diese Ansprache kommt im ganzen NT nur einmal vor. Im AT finden wir diese Anrede acht Mal (Dtn 7,6; Dan 12,7). Mit dieser Anrede wird auf das Konzept der heiligen Nation angespielt (Ex 19,6; 1Petr 2,9). Die Gläubigen in Christus sind nun das abgesonderte Volk Gottes des Neuen Bundes, das teilhat an der himmlischen Berufung (Kol 1,12-14; Röm 11,17).

Was erkennen wir, wenn wir auf Jesus schauen?

Jesus ist ein grösserer Gesandter, Apostel (ἀπόστολος).
Das bedeutet im NT, Jesus wurde mit göttlicher Vollmacht ausgesandt (Mt 15,24; Joh. 3,34; 5,24.36.37; 6,29; 10,36; 11,42; 17,3; 1Joh 4,10). Auch Mose wurde mit einem göttlichen Auftrag ausgesandt (Ex 3,10). Deshalb werden beide in der Bibel als Apostel oder Gesandte bezeichnet. Ein Apostel ist auch ein Botschafter (2Kor 8,23; Phil 2,25). Deshalb werden alle, die mit göttlicher Botschaft betraut wurden, als Apostel ausgesandt (Apg 14,4.14). Es muss also unterschieden werden zwischen einem allgemeinen Apostel und den zwölf Aposteln (Mt 10,2-5). Wie die Apostel von Jesus ausgesandt wurden, so wurde Jesus von Gott ausgesandt (Joh 17,18; 20,21).

Jesus ist ein besserer Hohe Priester (ἀρχιερεύς).
Das lat. Wort für Priester ist Pontifex und bedeutet wörtlich Brückenbauer. Der Priester schlägt eine Brücke zwischen Gott und den Menschen. Um dazu fähig zu sein, muss er Gott und die Menschen kennen. Jesus ist der vollkommene Hohe Priester, weil er ganz Mensch und ganz Gott ist. Vor Gott repräsentiert er die Menschen. Vor den Menschen repräsentiert er Gott. William Barclay schreibt: „Der Verfasser geht von dem Gedanken aus, dass Gott sich in Jesus Christus vollständig und auf vollkommene Weise offenbart hat und dass die Menschen nur durch Jesus Christus Zugang zu Gott erlangen können.“

Jesus gebührt grössere Herrlichkeit als Mose. Weshalb?
Es geht hier keinesfalls darum, Mose herunterzuspielen, sondern Christi Erhabenheit zu betonen. Der grosse Maler Michelangelo (1475-1564) ist grösser als sein schönstes Kunstwerk. Genauso ist Christus als Erbauer eines Hauses grösser als das Haus und als jeder, der sich in dem Haus aufhält. Das Haus, das Gott erbaute, ist die Welt und die Menschen (V. 4). Jesus ist der Schöpfer, durch den die Welt geschaffen wurde (Hebr 1,2). Also wurde das „Haus“ von Jesus erbaut, dem Mose treu diente, indem er dem Volk Gottes diente (Num 12,7). Mose war mit andern Worten bloss ein Diener im Haus Christi. Zudem ist dieses „Haus“ vergänglicher Natur. Mose war bloss ein Schatten auf das was kommen sollte durch Jesus Christus (Kol 2,17; Hebr 10,1). Jesus ist nicht bloss der Erbauer dieses erwähnten Hauses, sondern gleichzeitig der Baumeister des unvergänglichen Hauses; das ist die Gemeinde. Dieser Gedanke wird aus Sacharja 6,12-13 entnommen. Gott versprach, dass der Sohn Davids ein Haus bauen wird (1Chr 17,12). Kurz gesagt: Mose war der Diener, Jesus aber der Sohn Gottes. Darin liegt die Grösse Jesu. Darin liegt das Geheimnis seiner einzigartigen Überlegenheit.

Liste der Ähnlichkeiten zwischen Mose und Jesus.

1.  In der Geburt; beide wurden Söhne einer Jungfrau: Mose durch die Adoption der pharaonischen Tochter (Ex 2,5). Jesus in seiner Fleischwerdung durch die Jungfrau Maria (Mt 1,23).

2.  Beiden trachtete man nach dem Leben (Ex 1,16; Mt 2,16).

3.  Beide waren Israeliten, wobei der Messias unter seinen Brüdern besonders erhöht werden sollte (Dtn 18,15).

4.  Beide wurden zu den Kindern Israels gesandt, Mose von Midian aus, Jesus vom Himmel.

5.  Beide verliessen ihren Lebensstatus, um als Retter den Menschen zu dienen: Mose verliess den Hof Pharaos, Jesus verliess den himmlischen Thron.

6.  Beide wurden von ihrem Volk abgelehnt. Mose wurde immer wieder vom murrenden Volk angeklagt (Ex 5,21). Jesus wurde Zeit seines öffentlichen Auftretens von den Juden verhöhnt und schliesslich gekreuzigt.

7.  Beide erfüllten ihre göttliche Mission. Mose befreite das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens. Jesus befreite die Menschheit von ihren Sünden.

8.  Beide vollbrachten viele Zeichen und Wunder.

9.  Das erste Zeichen von Beiden hatte eine interessante Ähnlichkeit: Mose verwandelte das Wasser des Nils in Blut. Jesus verwandelte das Wasser im Krug zu Wein.

10.  Bei der ersten Amtshandlung in beiden Zeitalter waren 3 000 Seelen beteiligt: Am Sinai starben 3 000 Mann als Strafe für den Bau des goldenen Kalbs, als Mose auf dem Berg die Gesetztafeln Gottes erhielt (Ex. 32,28). Zu Pfingsten wurden 3 000 Seelen begnadigt, nach dem Jesus in den Himmel entrückt wurde und durch die Predigt des Petrus die Türen seines Reichs öffnete (Apg 2,41).

11.  Beide übermittelten den Menschen Gottes Gebote. Mose redete nicht aus sich heraus (Ex 4,11-16). Jesus sprach nur die Worte, die er vom Vater erhielt (Joh 7,16-18).

12.  Beide boten Gott ihr Leben an für die Sünden der Menschen (Ex 32,32; Joh 10,17).

13.  Mose erhöhte die Schlange in der Wüste, während Jesus am Kreuz erhöht wurde (Joh 3,14).

14.  Das fleischliche Israel wurde unter Mose getauft, das geistliche Israel unter Jesus Christus (1Kor 10,2; Gal 3,27).

15.  Beide gaben dem Volk zu essen: Durch Mose erhielten sie das Manna und wurden satt (Ex 16,15). Durch Jesus erhielten sie Brot und Fisch und wurden satt (Joh 6,12; Mk 8,8).

16.  Es gibt viele andere Ähnlichkeiten zwischen Mose und Jesus, doch diese wurden aufgelistet, um zu zeigen, dass Jesus tatsächlich der erwähnte Prophet ist, der nach Mose kommen sollte (Dtn 18,15).

Kontrastliste zwischen Mose und Jesus.

1. Mose war ein treuer Diener am Heiligtum, doch Jesus ist der Sohn des himmlischen Gotteshauses.

2. Mose diente einem Heiligtum, das nicht durch seinen Bauplan entstand, doch Jesus baute sein eigenes Haus mit seinem eigenen Bauplan.

3. Mose führte das Volk nicht ins verheissene Land, doch Jesus führt alle Gläubigen in die himmlische Herrlichkeit, wo er selbst wohnt.

4. Mose blieb trotz allem ein sündiger Mensch, doch Jesus war ohne Sünde.

5. Mose brachte bloss die vergänglichen und sichtbaren Dinge, doch Jesus brachte die unvergänglichen und ewigen Dinge.

6. Mose vollbrachte grosse Zeichen und Wunder, doch Jesus vollbrachte viel grössere Zeichen und Wunder, indem er sogar Tote auferweckte (Bsp. Joh 11).

7. Mose befreite aus der physischen Sklavschaft, doch Jesus befreite von der seelischen Sklavschaft der Sünde.

8. Mose brachte das Manna vom Himmel, um physisches Leben zu erhalten, doch Jesus brachte das Brot vom Himmel, das ewiges Leben schenkt (Joh. 6,32-35).

9. Mose Angesicht strahlte, als er mit den neuen Gesetztafeln vom Berg Sinai herunterkam, doch Jesu Angesicht strahlte wie die Sonne und seine Kleider wurden weiss wie das Licht (Ex 34,29-35; 2Kor 3,12; Mt 17,2).

10. Mose führte „nur“ das Volk Israel in ein irdisches Land, doch Jesus führt Menschen aus allen Völkern ins himmlische Land.

11. Mose war nur ein Mensch, doch Jesus war ein Mensch und Gott selbst.

12. Mose Leib wurde beerdigt und verweste, doch Jesu Leib auferstand und wurde entrückt.

13. Mose war zwar ein Levit, aber kein Hohe Priester, doch Jesus ist unser ewiger Hohe Priester.

14. Es ist unmöglich alle Kontraste aufzulisten, die es zwischen Mose und Christus gibt, um die absolute Erhabenheit Jesu Christi über Mose aufzuzeigen, doch mit diesen Wenigen sollte ein kleiner Einblick gegeben werden.

 

 II.   Verhärtet eure Herzen nicht (Verse 7-19)

Hier wird ein weiteres „Darum“ gesetzt, dem eine Anwendung auf das Gesagte folgt. Darum, schaut auf Jesus, der viel grösser und wichtiger ist als Mose! Darum, hört auf das, was Jesus gesagt hat! (Mt 17,5)

Mit dem was wir bisher in Kapitel 3 gesehen haben können wir eine Parallele ziehen. Wir sind das neue Bundesvolk Gottes. Wir wandern durch die Wildnis in Richtung verheissenes Land. Weil Jesus grösser ist als Mose bringt er uns sicher ins himmlische Land. Aber auch die Gefahren und die Warnungen bleiben dieselben wie im AT und finden auch in der neutestamentlichen Gemeinde seine Anwendung.

Wenn die folgenden Verse vom Heiligen Geist gesprochen worden sind, dann bedeutet das, dass der Schreiber den zitierten Psalm 95 als direkt inspirierte Worte Gottes betrachtet, obschon sie aus der Septuaginta (LXX) Übersetzung stammen. Das Wort „spricht“ (V. 7) steht in der Gegenwart und bedeutet, dass Gott durch dieses Schriftwort genauso zu uns heute spricht, wie zu den Gläubigen damals. Die ganze Bibel wurde von Menschen geschrieben, die durch Gottes Geist inspiriert worden sind, d. h. im Auftrag Gottes gesprochen haben (2Petr 1,20-21). Deshalb gelten alle Warnungen im AT sowie im NT auch uns Gläubigen heute.

Der Autor zitiert aus Psalm 95,7-11, der zwei Ereignisse Israels in der Wüste zusammen verbindet:

Im ersten Ereignis geht es um das Hadern des Volkes in der Wüste Sin, wo es kein Wasser zu trinken gab (Ex 17,1-7). Massa (hebräisch = Versuchung). Griechisch peirasmos (πειρασμός). Englisch strife, trial. Meriba (hebräisch = Hadern, Aufbegehren). Griechisch parapikrasmos (παραπικρασμός). Englisch provocation, rebellion.

In der ersten Glaubenskrise murrten die Israeliten, weil sie nur bitteres Wasser vorfanden (Ex 15,22-25).

In der zweiten Glaubenskrise murrte die ganze Gemeinde, weil sie nichts zu Essen hatten (Ex 16)

In der dritten Glaubenskrise wollten die Israeliten Mose steinigen, weil sie gar kein Wasser vorfanden (Ex 17). (Siehe „Das Murren des Volkes Israel“ - 15x.)

Im zweiten Ereignis geht es um die Kundschafter, die sich mehrheitlich vor einer Landeinnahme Kanaans fürchteten und das Volk entmutigten (Num 13,25 - 14,4). Es ist das Hauptereignis im 4. Buch Mose (Numeri). Dieses Ereignis wird zusätzlich in den folgenden Bibelstellen aufgeführt: AT: Num 32; Dtn 1,20-40 (siehe 8,2); Ps 95,10; 106,24-27; Am 2,10; 5,25. NT: 1Kor 10,1-5; Hebr 3,7 - 4,13. Der Herr schwor in heiligem Zorn, dass keiner von dieser Generation das verheissene Land sehen wird (Num 14,21.28).

Immer wieder zeigte das Volk Israel ihren Unglauben gegenüber dem allmächtigen Gott. Ihr Murren ging nicht nur gegen Mose und Aaron, sondern gegen Gott (Num 14,2.9.11). Obschon es keine Rechtfertigung mehr gab für die Schuld, die sich nun das Volk aufgeladen hatte, gingen Mose die Argumente nicht aus, um beim Herrn für Vergebung zu bitten (Num 14,13-19). Nach der Sünde mit dem goldigen Kalb tat Mose dasselbe (Ex 32,11-14). Jeder Gemeindeleiter sollte sich die Haltung Mose zu Herzen nehmen. Gott sucht Hirten wie Mose, die sich unermüdlich beim Herrn mit ihrem eigenen Leben einsetzen für die Gläubigen trotz ihren Fehlern (Ex 32,32). Die Israeliten kamen sich schwach vor, was ein guter Ansatz wäre.

Wie kann dieser Grashüpfer-Komplex überwunden werden?
Gott macht uns stark (Phil 4,13). Gott ist grösser und stärker als alle Feinde (Röm 8,31b). Sie hatten ja bereits mehrmals Gottes mächtige Hand erfahren: Bei den zehn Plagen. Bei der Überquerung des Schilfmeers.

Was bedeutet es in Gottes Augen, wenn wir nicht glauben und vertrauen?
Wir verachten den Herrn (Num 14,11.23). Wir lehnen uns gegen den Herrn auf (Num 14,41). Wir stellen den Herrn auf die Probe (Num 14,22). Wir erzürnen den Herrn (Hebr 3,9b).

Auch wir werden aufgerufen, unsere Herzen nicht zu verhärten (σκληρύνω), (Apg 19,9; Röm 9,18; Hebr 3,8.13.15; 4,7), wie die Israeliten in der Wüste. Es wird auf die vierzig jährige Wüstenwanderung hingewiesen in der sich das Volk immer wieder widerspenstig erwies. Sie sahen zwar die grossen Zeichen Gottes (Num 14,22). Gottes Segnungen in der Wüste waren zahlreich. (Siehe „Zehn Segnungen Gottes in der Wüste“.) Gottes Herrlichkeit offenbarte sich seinem Volk immer und immer wieder: Ex 14,4.17; 16,10; 40,34. Num 14,10; 16,19; 17,7; 20,6. Nun sollten sie erfahren wie es ist, wenn sich Gottes Herrlichkeit von ihnen abwendet (Num 14,34.43). Wenn Gott zornig wird, dann ist das ein heiliger Zorn. Gottes Zorn ist weder willkürlich noch hat er mit einem Zornausbruch zu tun. Gottes Zorn ist heilig, weil er kontrolliert und nicht nur berechtigt, sondern notwendig ist, um das Böse vom Guten zu trennen.

Wie kann ein Abfall vom Glauben vermieden werden?

Gebt acht! (V. 12)
Das griechische Wort (βλέπω) bedeutet: „Seht zu!“ (mit dem geistigen Auge). Mit andern Worten: „Passt auf!“ (dass sich kein ungläubiges Herz entwickelt). Wie entwickelt sich ein böses und ungläubiges Herz? Durch Murren, Auflehnung und Widerspenstigkeit wie die Israeliten! Wir können Murren, wenn wir auf die Probe gestellt werden (Jak 1,2-4). Wir können uns widerspenstig stellen gegen alles, was in der örtlichen Gemeinde geschieht und beschlossen wird. Oder, wir können uns integrieren und positiv hinter unsere Geschwister und die Entscheidungen in der Gemeinde stellen. Wir werden nicht als ungläubige und böse Menschen geboren, die nicht anders können als sündigen (= Calvinismus - Irrlehre). Wir entscheiden uns freiwillig für das Gute oder für das Böse (Röm 11,20.23). Deshalb werden wir aufgerufen uns für das Gute zu entscheiden (Hebr 12,15; 2Petr 3,17; Eph 4,17-24). Jesus ruft alle auf: Mt 24,4; Lk 8,18. Unser Glaube braucht viel Pflege und Training (Joh 12,25).

Redet einander zu! (V. 13)
Josua und Kaleb haben dem Volk gut zugesprochen (Num 14,6-10). Redet einander zu (παρακαλέω), ermahnt einander, ermutigt, ermuntert, tröstet. Es gibt kein „Solo-Christentum“ laut diesem Vers 13. Wir Christen brauchen einander, um im Glauben zu wachsen. Wir ermutigen einander zum Teil ohne Worte, nur durch unsere Gegenwart. Wir stehen einander bei durch die Gemeinschaft, die wir auch ausserhalb des Gottesdienstes pflegen. Wir bauen einander auf durch die gemeinsamen Anbetungszeiten und die Projekte, die wir miteinander für die Gemeinde besprechen. Wir trösten und tragen einander die Lasten (Gal 6,1-2). Wichtig ist, dass wir einander gute Vorbilder sind in der Nachfolge Christi und einen guten Einfluss aufeinander ausüben (1. Kor. 5,6b-8). Nicht wie die Israeliten, die sich mit ihrer Undankbarkeit und ihrem Unglauben gegenseitig ansteckten (1Kor 10,6-12). Die Gläubigen in Thessalonich waren Vorbilder in der ganzen Region (1Thess 1,7).

Haltet fest! (V. 14-15)
Wir sind Teilhaber (μέτοχος) an der Sache Christi (6,4; 12,8). Wir haben Anteil am Reich Gottes (2,14; Kol 1,12; Röm 11,17). Anteil an einem unerschütterlichen Reich (12,28). Wir sind eins geworden mit Christus in der Taufe (Röm 6,3). Wir sollen festhalten (βέβαιος) am Glauben, damit niemand uns die Krone des Lebens wegnimmt (Offb 3,11; 1Kor 15,1-2). Festhalten an der „Grundlegung“ (ὑπόστασις), Glaubensgrundlage, Zuversicht, Überzeugung, Hoffnung, die wie ein sicherer und fester Anker uns mit dem Himmel verbindet (6,19). Genau diese Haltung fehlte dem Volk Gottes in der Wüste. Sie erkannten ihr Vorrecht nicht am Befreiungsplan Gottes. Sie haben nicht festgehalten am Glauben an den Herrn, der mit ihnen Grosses vorhatte und sie in ein Land brachte wo Milch und Honig fliesst. Sie waren nicht genügend bereit zu leiden und zu kämpfen für die Sache des Herrn (Phil 1,27-30; Eph 6,12).

Stellt Gott nicht auf die Probe! (V. 16-19)
Wie stellen wir Gott auf die Probe? Indem wir murren, nicht auf Gott vertrauen und ungläubig sind, d. h. ungehorsam (Joh 3,36). Indem wir uns von weltlichen Dingen gelüsten lassen (1Joh 2,15-17). Den Herrn auf die Probe zu stellen ist lebensgefährlich (Num 14,22). Es entstammt nur einem ungläubigen und auflehnenden Herzen. Deshalb schwur Gott in seinem Zorn: „Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen!“

Schlussfolgerungen
Jesus ist grösser als Mose, denn er kann uns bis ins himmlische Land führen, wenn wir im Glauben an den Herrn festhalten und uns führen lassen. Der Herr lässt nicht verkünden: „Wartet bis Morgen, um euren Gehorsam an mir zu erweisen!“ Nein: „Heute, wenn ihr Gottes Wort hört, gehorcht meinen Anweisungen!“ Die Meisten haben eh schon zu lange gewartet. Vielleicht gibt es gar kein Morgen mehr. Jetzt ist die günstigste Gelegenheit auf den Zug aufzuspringen. Jedes Hinauszögern kann gefährlich sein für unsere Rettung. Spätere Einsicht kann nicht denselben Nutzen und Effekt haben in unserem Leben. Auch wir können heute den Heiligen Geist betrüben, wenn wir nicht das tun was der Wille des Herrn ist, d. h. sündigen (Eph 4,30).

 

 Links:

- Hebräer 3b: Der Hohe Priester und Jesus Christus

 - Hebräer 4: Die wahre Sabbatruhe