Hebräer-04: Die wahre Sabbatruhe

Christus ist besser als der alte Bund

 

 

 I.   Lasst uns mit Ehrfurcht wandeln! (Verse 1-4)

Wie in der Einleitung aufgelistet, enthält der Hebräerbrief dreizehn Mahnrufe. (Siehe Gliederung & Überblick, Seite 3, Punkt F: Liste der Ermahnungen.) Diese griechische Befehlsform wird meistens mit „lasst uns“ übersetzt (Hebr 4,1.11.14.16; 6,1; 10,22.23.24; 12,12x; 12,28; 13,13.15). Der erste Mahnruf enthält den griech. Begriff Furcht (φοβέω). (Siehe Griechische Begriffe1, Nummer 28: Phobos.) In unserem Text bedeutet Furcht, Ehrfurcht, Respekt.

Dieser Mahnruf wird ganz unterschiedlich übersetzt (Kap. 4,1): „So lasst uns nun ängstlich besorgt sein ...“ (alte Zürcherübersetzung). „Hüten wir uns also davor ... zu meinen ... jemand sei zu spät gekommen“ (neue Zürcherübersetzung). Damit wird die falsche Auffassung widerlegt, dass das goldene Zeitalter vorbei sei, in dem die Gläubigen wie die Israeliten um ein Land der Ruhe kämpfen konnten. Die Zeit der grossen Verheissungen liegen nicht hinter uns, sondern vor uns! Auf uns Gläubige warten heute grössere Verheissungen. „Wie schrecklich wäre es, wenn einer von euch am Ende ebenfalls das Urteil hören müsste, er habe das Ziel nicht erreicht! Wir wollen alles tun, damit das nicht geschieht“ (Neue Genferübersetzung).

Das alles sind Übersetzungsversuche, diese Ehrfurcht für die himmlische Ruhe auszudrücken, die trotz den bestehenden Verheissungen auch verfehlt werden kann. Meine Übersetzung: „Lasst uns mit Ehrfurcht wandeln, damit nicht jemand zurückbleibe und die Ruhe verpasse, die zwar verheissen aber noch nicht erfüllt ist.“ Es geht dem Hebräerschreiber nicht darum, seinen Zuhörern Angst zu machen und sie zu lähmen. Es geht nicht um ein angstvolles Besorgt sein. Es geht um ein ehrfürchtiges Sorge tragen. Es geht darum, den Empfängern des Hebräerbriefs die Ehrfurcht für das himmlische Land zu wecken, damit sie alle Kraftreserven nutzen, um in diese Ruhe einzugehen. Diese Ehrfurcht fehlte den Israeliten in der Wüste ganz offensichtlich. Sie sahen die grossen Zeichen Gottes. Sie erfuhren zahlreiche Segnungen Gottes. Immer wieder offenbarte sich ihnen Gottes Herrlichkeit. Doch Ehrfurcht für das Land, das ihnen der Herr verheissen hatte, kannten sie nicht, deshalb starb diese Generation in der Wüste aus.

Schlussfolgerung: Wer keine Ehrfurcht hat für das Kostbarste was es gibt, der wird keinen Anteil an der himmlischen Ruhe bekommen. Keinem von uns Gläubigen heute soll das je passieren, dass wir das ewige Ziel nicht erreichen! Deshalb heisst es (Spr 1,7): „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis.“ Und (Spr 9,10): „Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn.“ Darum, lasst uns mit Ehrfurcht wandeln! (Phil 2,12; Apg 9,31; 1Petr 1,17)

Was ist hier mit dieser Ruhe (κατάπαυσις) gemeint? Es gibt vier Bedeutungen:

1.  Wenn die Gegenwartsform in Vers 3 den ganzen christlichen Zeitraum betrifft, dann hat diese Ruhe mit dem Frieden Gottes zu tun (Phil 4,7).

2.  Das Ruhen Gottes nach den sieben Schöpfungstagen (Gen 2,2; Hebr 4,4).

3.  Das den Israeliten verheissene Land Kanaan (Ex 6,4; Hebr 3,11).

4.  Die himmlische Ruhe in der Ewigkeit (Hebr 4,9; Mt 11,29; Offb 14,13).

Auslegung der wiederholten Aussage: In die Ruhe einzugehen (εἰς τὴν κατάπαυσιν). Zuerst einmal ist es wichtig, dass wir Kapitel 4 als Fortsetzung der begonnenen Gedanken in Kapitel 3 verstehen. In Kapitel 3 wird beschrieben, dass das Volk Israel in der Wüste den Herrn erzürnte durch ihr ständiges Murren und ihren Ungehorsam. Deshalb liess der Herr die ältere Generation in der Wüste sterben, so dass sie alle nicht ins verheissene Land Kanaan kamen. Nur die jüngere Generation wurde unter der Leitung von Josua ins Land geführt.

Was dem Volk Israel physisch passierte, soll unter keinen Umständen uns Gläubigen heute seelisch widerfahren. Denn es geht nicht bloss darum, in ein physisches Land Kanaan einzuziehen. Es geht um eine viel grössere Verheissung, nämlich um den Himmel selbst. Das wäre eine Tragödie, wenn wir vor Gottes Thron stehen würden und nicht in die himmlische Ruhe eintreten dürften.

Josua führte zwar die zweite Generation in das verheissene Land, trotzdem forderte Gott sie Jahrhunderte später noch immer dazu auf in seine Ruhe einzugehen. Dies geschah durch die Worte Davids, der erneut von „heute“ sprach (Ps 95,7-8). Mit andern Worten: das Volk fand mit Josua keine Ruhe im Land Kanaan. Somit bleibt eine Ruhe übrig, in der wirklich geruht werden kann, nämlich; die ewige Sabbatruhe.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Hörens: Gleichgültig, uninteressiert, kritisch, skeptisch, spöttisch, zynisch (Apg 17,32; 26,24-29). Es gibt das Hören, aus dem der Glaube folgt der zum Handeln führt (Mt 7,24; Jak 2,26). Um glauben zu können, müssen wir das Wort Gottes hören (ἀκούω). Die Israeliten haben die rettende Botschaft (εὐαγγελίζω) gehört. Diese Botschaft beinhaltete „nur“ eine irdische Ruhe. Doch sie wollten dem gepredigten Wort nicht Glauben. Auch uns wurde eine rettende Botschaft (εὐαγγελίζω) verkündet wie jenen. Unsere Botschaft beinhaltet die himmlische Ruhe. Werden wir dem gepredigten Wort unseren Glauben schenken? (Offb 3,13) er Glaube ist kein Geschenk Gottes, sondern eine Folgerung von unseren eigenen geistigen Bemühungen Elohim zu verstehen. Ebenso ist gemäss unserem Text die Lehre einer Allversöhnung abzulehnen. Bei der Aussendung der 12 Kundschafter vertrauten nur zwei dem Herrn (Josua und Kaleb). Die übrigen 10 hetzten das Volk mit Unglauben auf, so dass sich viele auflehnten gegen den Herrn. Das Volk wollte Josua und Kaleb steinigen für ihren Glauben (Num 14,10). Wir lernen daraus, dass es allein unsere Entscheidung ist, ob wir dem Wort Gottes vertrauen oder nicht. Viele hören das Wort Gottes aber sie werden nie gläubig (πίστις), d.h. sie gehorchen den Worten nicht und übergeben ihr Leben nicht dem Herrn. Das hat tragische Konsequenzen (Jak 2,19). Glaube heisst, Gott beim Wort nehmen (Joh 3,36; Hebr 11,8). Es ist wie mit einem Menschen, der zwar vor wunderbaren Menus gesessen hatte, aber nie einen Bissen davon ass, sondern sich zu Tode hungerte. Das Evangelium Christi hat die Kraft in uns Glauben zu schaffen. Wer das Gehörte auch ins Leben umsetzt, dem dient das Evangelium zur Rettung seiner Seele (Röm 10,17; 6,17-18).

Schlussfolgerung: In den ersten vier Versen von Kapitel 4 trägt der Heilige Geist Gottes drei Forderungen an uns heran: Wandelt mit Ehrfurcht! Hört gut zu! Glaubt an das Evangelium! er diesen Forderungen nicht nachkommt der wird ebenso wenig in die himmlische Ruhe eingehen, wie die Israeliten, die sich in Kadesch auflehnten und somit nicht in die irdische Ruhe eingehen durften, denn der Herr schwor dies in seinem Zorn (dies bezieht sich nur auf jene Tage!).

Die Ruhe Gottes besteht zwar schon seit der Vollendung der Schöpfung, d. h. am siebten Tag, an dem „die Werke seit der Grundlegung der Welt abgeschlossen sind“ (V. 3b). Zwar haben sich die Menschen durch die Sünde um diese Ruhe gebracht, trotzdem besteht die Ruhe Gottes weiter. Jeder Schöpfungstag hatte einen Morgen und einen Abend. Nur beim siebten Tag wird kein Abend erwähnt. Die Rabbinen argumentieren, dass im Gegensatz zu den andern Tagen die Ruhe Gottes kein Ende habe. Gott ruhte am siebten Tag von seiner Schöpfung bis heute. Der Begriff „Grundlegung der Welt“ (καταβολής κόσμου) bezieht sich auf die Schöpfung (κτίσις), der im Neuen Testament des Öfteren so verwendet wird (z. B. Eph 1,4). Es wird nicht gesagt, dass Gott müde war und Erholung oder Ruhe brauchte. Seine Ruhe war auch nie eine totale Ruhe, wie Jesus uns bestätigt (Joh 5,17). Gott überwacht vielmehr alles mit wachsamen Augen, was auf Erden geschieht (Ez 1,18; Offb 4,8; Ps 139,1-13). Der Schöpfer beendete nur sein irdisches Projekt; die Schöpfung. Die Krönung seiner Schöpfung war der Mensch. Nachdem dieses Ziel vollendet war, stellte Gott sein Werk ein.

Der Sabbat wurde den Juden zur Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten gegeben (Dtn 5,15). Das Gebot am Sabbat zu ruhen bezog Gott auf den Tag, an dem er selbst ruhte (Gen 2,1-3). Die Behauptungen der Sabbatisten, das Gesetz der Ruhe sei ein moralisches Gesetz und habe deshalb ewige Gültigkeit für uns Menschen kann biblisch nicht begründet werden. Die Stelle im fünften Buch Mose (Dtn 5,14-15) sagt klar und deutlich, dass es beim Sabbatgebot um eine Erinnerung der Israeliten geht, die aus der ägyptischen Knechtschaft befreit wurden. Beim Wiederaufbau erinnerten sich die Israeliten erneut an den heiligen Sabbat (Neh 9,13-14). Dieses Sabbatgebot wurde ihnen erst am Berg Sinai aufgetragen. Somit konnte es kein moralisches Gesetz gewesen sein, das seit Eden in Kraft war.

 

 II.   Lasst uns in Seine Ruhe eingehen! (Verse 5-11)

Gott gab Israel den Sabbat als Zeichen, damit sich das Volk an den Auszug aus Ägypten erinnerte und vorausschaute auf das verheissene Land Kanaan. Trotz des wöchentlich wiederkehrenden Sabbats, der sie an Gottes Worte erinnerte, gingen sie nicht in die versprochene Ruhe ein, d. h. ins Land Kanaan (Wiederholung aus 3,11.18). Obschon die jüngere Generation durch Josua ins Land Kanaan geführt wurde. Doch darin liegt nicht die Betonung in unserem Text!

Es geht um eine Verheissung, die sich noch gar nicht erfüllte. Das Land Kanaan war gar nicht das Endziel, sondern nur ein Schatten auf das Endziel. Unser Gott ist unschlagbar. Bei Gott gibt es keine Niederlage (Offb 17,14). Auch wenn es in unserem kurzsichtigen Denken nach einer Niederlage aussieht. Gott vermag aus der grössten Niederlage einen Sieg zu machen (siehe Jesus am Kreuz!).

Gott verspricht niemals etwas, das er nicht einhält. Die Israeliten wurden zwar ins Land Kanaan geführt (Jos 22,4). Trotzdem hat Josua sie nicht in die Ruhe geführt, weil von einem andern Tag die Rede ist (V. 8). Doch vierhundert Jahre später sprach David von einer weiteren Ruhe, die sich noch nicht erfüllt hatte (Ps 95,7-11). Dies greift der Hebräerschreiber auf und warnt die Gläubigen erneut davor diese Verheissung zu verpassen, solange es „Heute“ heisst (V. 7). Wir sollen aus der Geschichte lernen! Wir sind zwar die Söhne unserer Väter, aber wir müssen nicht die Sünden unserer Väter wiederholen, welche sind: Unglaube (Heb. 3,19; 4,2), Ungehorsam Hebr 3,18; 4,6.11), Auflehnung (3,8.16). Es war ein perfektes Beispiel das dem Hebräerschreiber diente, um die gläubigen Hebräer damals als auch uns Christen heute zu konfrontieren.

Gott will alle Gläubigen zur himmlischen Ruhe führen (Kol 1,13-14; Mt. 11,28-30). Wenn wir in diesem Leben den Sabbat nicht halten, dann deshalb, weil es gar nicht um einen Wochentag geht, sondern um die himmlische Ruhe. Uns steht ein ewiger Sabbat bevor (V. 9), den wir um keinen Preis mehr loslassen.

Der Gläubige in Christus wird ruhen, wie Gott am siebten Tag ruhte von seinen Werken (V. 10): Offenbarung 14,13. Wer in den Himmel kommen möchte, der muss sich eifrig darum bemühen (2Petr 1,10). Das griech. Wort spudazo (σπουδάζω) bedeutet mehr als blosses Bemühen; es bedeutet eifriges Bemühen (2Petr 3,14), es bedeutet alles daran setzen (2Tim 2,15), es bedeutet auch sich beeilen (2Tim 4,9.21). Petrus bemühte sich mit all seiner Kraft, dass sich seine Leser auch noch nach seinem Tod an die ermahnenden Worte erinnern werden (2Petr 1,15). Jesus intensiviert dieses Bemühen mit dem stärksten griech. Begriff für Leiden. Agonizomai (ἀγωνίζομαι), bedeutet kämpfen, quälen, martern (mit Agonie). „Setzt alles daran, durch die enge Tür einzutreten!“ (Lk 13,24). Die Jünger Jesu haben plötzlich verstanden, dass es offenbar nur um eine Minderheit geht, die sich retten lässt aus dem gottlosen Geschlecht.

Es ist schwieriger für Heiden den schmalen Weg zu gehen, als für Juden auf dem schmalen Weg zu bleiben. (Siehe 4b: Gehören wir zu einer Minderheit?) Dieser Gedanke könnte in Vers 11 mitenthalten sein. Sicher ist, dass es den Gläubigen in allen Zeitaltern nicht leicht gemacht wird, denn es ist und bleibt ein grosser Leidenskampf. Glauben hat nichts mit Passivität zu tun, sondern mit vielen Kämpfen, Leiden und Werken des Gehorsams (Joh 6,28-29).

 

 III. Das mächtige Wort Gottes (4,12-13)

Wer in die ewige Ruhe eingehen möchte, der muss das Wort Gottes hören und befolgen (Jak 2,26). Das Wort Gottes ist der Same, der unseren Glauben ins Leben ruft (Lk 8,11). Gottes Wort ist die geistliche Nahrung, unser Manna auf der Wüstenwanderung des Lebens (Offb 2,17; Joh 6,31-35). Gottes Wort ist kräftig und erfolgreich (Gen 1; Hebr 11,3): Jedes Wort das Gott spricht hat Konsequenzen (Jes 55,11). Wenn wir etwas bewegen wollen auf dieser Welt, dann müssen wir anpacken und arbeiten. Wenn Gott etwas bewegen will auf Erden, dann spricht er nur ein Wort und es geschieht. Gottes Worte sind nicht leer oder sinnlos, im Gegensatz zu dem was wir Menschen oft reden (Jak 3,6). Alles, was Gott je versprochen hatte traf ein (Jos 21,43-45). Wenn wir uns nur vornehmen z. B. auf die Post zu gehen, dann scheitert unser Vorhaben manchmal daran, dass etwas dazwischen kam. Gott erfüllte immer alle seine Verheissungen und Pläne (Eph 1,3).

Was darf in unserem Text unter dem Wort Gottes verstanden werden? Es sind besonders die Schriften des Alten Testaments gemeint, die in den letzten Versen zitiert wurden. Es darf darunter aber auch die ganze Bibel verstanden werden. Darüber hinaus gibt es keine weiteren Worte Gottes. Auch wenn Menschen behaupten, Gott habe zu ihnen gesprochen. Auch wenn viele zusätzlichen Schriften und Bücher von Menschen als verbindliche göttliche Autorität dargestellt werden. Es gibt keine anderen Eingebungen und Schriften vom Herrn als die wir durch die Bibel empfangen haben! Gottes Wort darf nicht von Gott getrennt werden. Es stellt Gott dar, wie er ist. Durch Gottes Wort lernen wir Gott kennen (Ez 38,23).

Welche fünf wichtigen Eigenschaften des Wortes Gottes werden im Vers 12 erwähnt?

1.  Es ist lebendig (ζάω).
Gottes Wort ist von Leben erfüllt (Apg 7,38; 1Petr 1,23). Es vermag sogar Totengebeine wieder zum Leben zu erwecken (Ez 37,1-8). Gottes Wort ist so reich und unerschöpflich, dass ein Menschenleben nicht ausreicht, um es zu ergründen (Koh 12,12-13).

2.  Es ist wirksam (ἐνεργής).
Gottes Wort ist kräftig und voller „Energie“, die in uns wirkt (Eph 1,19-20). In Gottes Wort steckt die Kraft Gottes (1Kor 1,18). Es kann Menschen zum Taumeln bringen (Jer 23,9).

3.  Es ist scharf (τομώτερος).
Dieser Begriff ist kein Partizip wie die Übrigen, aber dennoch erwähnenswert. Ein Schwert, das auf beiden Seiten schneiden kann ist gefährlicher und lebensbedrohlicher als ein gewöhnliches Schwert. Gottes Wort ist schärfer, d. h. machtvoller als ein zweischneidiges Schwert im Zweikampf.

4.  Es ist hindurchdringend (διΐκνέομαι).
Gottes Wort ist hindurchdringend und vermag genau zu unterscheiden zwischen - Seele und Geist (können wir Seele und Geist unterscheiden?), Mark und Bein (können wir den Unterschied erklären?). Gottes Wort vermag ein Molekül zu spalten. Es vermag die kleinsten Unterschiede aufzudecken. Es ist scharf wie ein Schwert und trennt Gutes vom Bösen. Als das Volk in Jerusalem sich bewusst wurde, dass sie sich am Tod Jesu schuldig gemacht hatten, ging ihnen ein Stich durchs Herz (Apg 2,37).

5.  Es ist urteilend (κριτικός).
Gottes Wort ist wie Feuer oder ein zerschmetternder Hammer (Jer 23,29). Gottes Wort richtet unsere Gefühle und Gedanken (1Thess 5,23). Gottes Wort ist das Schwert, das uns gegen die Angriffe Satans verteidigt (Eph 6,17). Gottes Wort ist die beste Verteidigungswaffe, gegen die Versuchungen und Irrlehren. Es ist kein toter Buchstabe, wie etliche behaupten, wenn die Bibel zitiert wird, sondern es ist das Dynamit Gottes (Röm 1,16).

Der Calvinismus lehrt, dass das Wort Gottes keine Kraft hat ohne die aktive Beteiligung des Heiligen Geistes, der für uns Zeugnis ablegt (wie eine bestäubende Biene). Die Bibel lehrt uns aber, dass Gottes Wort allein in uns den Glauben wecken kann, wenn wir hören, gehorchen und uns retten lassen (Mk 16,17-20; Joh 20,30-31; Hebr 2,1-4).

Jesus Christus wird mit einem Schwert im Munde portraitiert, mit dem er die Welt richten wird (Offb 1,16). Die Sünde kann schreckliches anrichten und tragische Konsequenzen mit sich bringen. Das Volk in der Wüste musste dies bitter erfahren, weil sie nicht auf Gottes Wort hörten (Ps 95,7-11). Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit der Sünde umzugehen: Wir können sie verleugnen (1Joh 1,8). Wir können sie ignorieren (Mal 1,12). Wir können sie entschuldigen (1Sam 13,11). Wir können sie verstecken (Spr 28,13).

Der Hebräerschreiber sagt, dass niemand sich vor Gott verstecken kann (Ps 139,11-12). Es ist interessant, dass in Vers 13 von Gott die Rede ist und nicht mehr vom Wort. Das bestätigt, dass Gott und sein Wort unzertrennlich sind. Gott sieht uns, wie wir wirklich sind. Wir kennen uns selbst nicht so gut wie unser Schöpfer uns kennt. Wir haben von uns oft ein falsches Bild und neigen zu gut über uns selbst zu denken. Sein Wort reflektiert uns viel klarer wer wir sind als ein Spiegel das kann (Jak 1,25; 2Kor 3,18).

Alle Menschen werden vor dem Richterstuhl Christi erscheinen (2Kor 5,10-11). Den Empfängern des Hebräerbriefs war die Lehre des Gerichttages nicht fremd (Hebr 6,1-2; 9,27; 10,27). Im AT wurde dies gelehrt (Ps 1,5). Jesus lehrte darüber (Mt 25,41; Joh 5,28-29). Paulus und Petrus warnten davor (1Thess 3,11-13; 2Petr 3,7-10). Weil der Herr unsere Herzen und unser ganzes Wesen durch und durch kennt, ist er im Stande gerecht zu richten (Offb 16,7). Wir Menschen können nicht gerecht denken, weil wir uns oft selbst verteidigen und eine einseitige Wahrnehmung haben, weil wir die Herzen der unterschiedlichen Menschen nicht kennen. Wenn wir andere verurteilen, dann meistens nur deshalb, weil wir uns nicht in ihre Situation hineinversetzen können. Wir sind sehr beschränkt, aber El-Schaddai kann das.

Schlussfolgerung: Darum, lasst uns das mächtige Wort Gottes hören und befolgen, denn so werden wir in die ewige Sabbatruhe eingehen (2Petr 1,10-11)!

 

 IV.  Christus, unser Hoher Priester (4,14-16)

Nachdem wir die Erhabenheit Christi über die Propheten, die Engel und über Mose erklärt bekommen haben, wenden wir uns nun dem Hohen Priester zu. Christus ist grösser als alle Hohen Priester, die im AT am Heiligtum gedient haben. Jesus ist viel grösser als wir uns ihn je vorstellen können. Er hat für uns bereits grosses getan. Er vermag nach wie vor Dinge zu tun, die uns nicht einmal in unseren kühnsten Träumen einfallen würden.

Es gibt vier Wahrheiten in Bezug auf unseren grossen Hohen Priester:

1.  Jesus hat den Himmel durchschritten und seine irdische Mission erfüllt.

2.  Jesus kann uns in unseren menschlichen Schwachheiten voll verstehen.

3.  Jesus lernte durch die Versuchungen den Gehorsam.

4.  Jesus ist die Quelle des ewigen Lebens, weil er uns den Zugang zum himmlischen Vater ermöglichte.

Ein fähiger Hoher Priester (V. 14).
Normalerweise wurde der Begriff Hoher Priester auf das jüdische Amt im Tempel beschränkt. Doch in diesem Vers wird er auf Jesus bezogen. Jesus ist Priester und König, was im AT nicht erlaubt war (1Sam 15,22). Sacharja sagte voraus, dass der kommende Messias als König und Priester auf dem Thron sitzen wird (Sach 6,13). Die jüdischen Christen, die versucht waren zu ihrem jüdischen Erbe zurückzukehren, mussten lernen zu begreifen, dass der neue Hohe Priester allen Hohen Priestern des alten Bundes weit überlegen ist (7,28). Für die Hebräer war diese Tatsache ganz neu und befremdend. Trotzdem erschraken sie nicht wie die Pharisäer, als Jesus ihnen erklärte, dass der König David den Messias Herr nannte (Mt 22,43-46; Ps 110,1). David machte den Messias zum zweiten Gott. Das konnten die Juden nicht begreifen. Das war für sie ein Stolperstein, ein grosser Anstoss, denn sie glaubten nur an einen einzigen Gott. Deshalb hatten sie Mühe Jesus als göttliches Wesen zu akzeptieren. Sie konnten nicht an einen Vater und an einen Sohn glauben.

Wir werden aufgerufen an diesem Glaubensbekenntnis festzuhalten. Jesus ist der Sohn Gottes; König, Prophet und Hoher Priester zugleich. Festhalten bedeutet jedoch mehr als zu glauben, dass Jesus lebt. Festhalten bedeutet als Licht zu scheinen und den Fussstapfen Jesu täglich zu folgen auch wenn dieses Glaubensbekenntnis zu Leiden führt (Phil 2,15-16). Der Hohe Priester des ATs ging jährlich einmal ins Heiligtum hinein, während Jesus „die Himmel durchschritten hat“ und für uns ständig eintritt (Hebr 7,25).

Ein verständnisvoller Hoher Priester (V. 15).
Weil Jesus als Gottheit Mensch wurde, kann er uns Menschen in unseren Schwächen verstehen (= er kann mitleiden wie in 10,34; griech. sumpathéo). Etwas vom Schwierigsten ist es für uns Verständnis und Mitgefühl mit andern Menschen zu entwickeln. Doch Jesus, unser Hoher Priester kann das, weil er Mensch wurde wie wir. Er kennt unsere Probleme, weil er dasselbe durchgemacht hat wie wir. Wer selbst eine Krankheit durchgemacht hat, der vermag andere mit derselben Krankheit umso besser zu verstehen. Wie kann Jesus uns verstehen, wenn er nie sündigte? Dass er ohne Sünde war heisst nicht, dass er keine Bekanntschaft mit der Sünde machte (Mt 4,1-11). Jesus wurde versucht genau wie wir, doch er hielt der Versuchung stand. Deshalb weiss er ganz genau wie weit eine Versuchung gehen kann, ohne dass sie unsere menschlichen Abwehrkräfte übersteigt (1Kor 10,13). Jesus erfuhr alles, was ein Mensch erfahren kann und wurde Gehorsam bis zum Tod (Phil 2,8). Jesus wurde einer von uns und er bewies uns, dass wir der Sünde widerstehen können (Dan 1,8). Wir sind berufen worden den Fussstapfen Christi zu folgen und sogar Leiden auf uns zu nehmen, wie ER das auch tat und viele seine Nachfolger (1Petr 2,20-22; 5,9).

Ein barmherziger Hoher Priester (V. 16).
Lasst uns hinzutreten (προσέρχομαι)! Dieses Herzutreten oder, sich Nahen wird in der LXX im technischen oder kultischen Sinn für die Priester gebraucht (Lev 9,7-8; 21,17.21; 22,3), hat aber auch eine weitreichendere Bedeutung. Es kommt im Hebräerbrief an folgenden Stellen vor: Hebr 7,19.25; 10,1.22; 11,6. Im NT dürfen wir uns Gott nahen. Diese Tatsache ist sehr interessant und ermutigend zugleich. Im Alten Testament: Nur der Hohe Priester durfte das Allerheiligste betreten. Nur der heilige (= geweihte) Priester durfte in das Heiligtum hinein. Zugang zum äusseren Vorhof hatten nur strenggläubige, reine und männliche Juden. Ausserhalb des jüdischen Vorhofs befand sich der Hof der Heiden und dahinter der Hof der Frauen. Jesus beseitigte alle diese Barrieren. Alle Gläubigen, ob Frauen oder Männer, sind Priester Gottes und dürfen nun ins Heiligtum eintreten (10,22; 1Petr 2,4-5.9). Ja, noch mehr, mit dem Tod Jesu haben wir direkten Zugang zu Gott erhalten (Mt 27,51; Hebr 10,20). Unser Abba Vater steht uns allezeit zur Verfügung (Mt 6,9). Wir brauchen keine Angst zu haben vor unserem Gott. Die Heiden traten vor ihre Götter mit Furcht und Zittern. Dieses Konzept ist neu im Neuen Testament. Die Juden kannten diese Nähe zu ihrem Gott nicht. Die Ansprache Jesu „Abba“ Vater war revolutionär in den Ohren der Juden. Wir Gläubigen haben heute ein besonderes Vorrecht, indem wir freimütig und mit Zuversicht vor Gott treten dürfen. Wichtig dabei ist nur, dass wir den Vater durch den Sohn ansprechen und nicht aus eigener Initiative vor Gott treten. Denn unsere eigenen Werke geben uns kein Anrecht mit Gott in Beziehung zu treten. Jesus, der zur Rechten Gottes sitzt, ist unser Vermittler und Fürsprecher beim Vater (1Joh 2,1; Joh 16,23-24).

Was ist mit dem „Thron der Gnade“ gemeint? Dies steht symbolisch für den Gott der Gnade (1Petr 5,10). Wir haben es mit einem barmherzigen Gott zu tun (Ex 34,6-7). Gott straft die Kinder nicht aufgrund der Sünden ihrer Eltern! (Dtn 24,16; Ez 18,20). Die Kinder leiden nur, wenn sie denselben sündhaften Weg der Eltern weitergehen (Dtn 30). Wer jedoch einsichtig ist und Gottes Anweisungen befolgt, der begegnet einem gnädigen und barmherzigen Gott (Hebr 10,19-23). Die Barmherzigkeit Gottes löscht die Sünden der Vergangenheit.

Die Gnade Gottes schenkt uns die Kraft für die Gegenwart. Mit Gewissheit dürfen wir uns dem allmächtigen Gott nahen. Am Thron Gottes erlangen wir Barmherzigkeit zur rechten Zeit. Am Thron Gottes empfangen wir Gnade zur rechten Zeit. Denn das Opfer Christi hilft uns in allen Anfechtungen.

Deshalb ist Jesus ein fähiger, verständnisvoller und barmherziger Hoher Priester. Das motiviert uns unser Bestes zu geben im Kampf gegen die Sünde. Mit der Satzstellung, „Lasst uns ...“, werden wir aufgerufen aktiv zu werden!

 

Links:

- Übersetzungsvariante

- Gehören wir zu einer Minderheit?

- Glaubensabfall - Gründe und Lösungen

- Hebräer 5: Der grosse Hohe Priester Jesus