Christus ist besser als der alte Bund
I. Verfasser
Der Verfasser wird nicht genannt. Die KJV betitelt das Buch „der Brief des Paulus“. Das ist zu weit gegriffen, obschon verschiedene Argumente für Paulus als Schreiber sprechen. Bsp. Timotheus wird erwähnt (13,23).
II. Empfänger
Hebräer, das heisst jüdische Christen in Palästina, die schon länger im Glauben standen (5,12; 10,32; 13,7).
III. Ort & Zeit
Er wurde in der Lebensspanne der zweiten Generation von Christen geschrieben (2,1-4), ohne Zweifel aber vor der Zerstörung Jerusalems. Er wurde in Italien geschrieben, vermutlich von Rom aus (13,24). Wenn der Verfasser tatsächlich Paulus war, dann musste es vor seiner Hinrichtung gewesen sein, d. h. um 63-64 n. Christus. Wenn es ein anderer Schreiber war, dann konnte es durchaus ein paar Jahre später gewesen sein, d. h. vor der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Christus.
Das Heiligtum in Jerusalem wird als Gleichnis für die gegenwärtige Zeit dargestellt (9,9). Die Priester opferten noch auf dem Altar (13,11). Die noch attraktive Stadt Jerusalem wird als keine bleibende Stadt dargestellt (13,14). Die beste Schlussfolgerung ist, dass dieser Brief für die Judäer gedacht war, die den Inhalt der Botschaft dringend brauchten. Sie mussten im Glauben ermutigt werden auf die bevorstehenden tragischen Ereignisse (Zerstörung Jerusalems) auf die schon Jesus prophetisch hinwies (Mt 24; Mk 13; Lk 21).
IV. Thema
Der Brief vom Besseren.
Christus ist in jeder Beziehung besser als der Alte Bund.
V. Schlüsselvers
Kapitel 8,6: „Er dagegen wurde zu einem weit höheren Dienst bestellt, denn er ist der Mittler eines besseren Bundes, der auf bessere Verheissungen gegründet ist.“
VI. Schlüsselwörter
- besser (1,4; 6,9; 7,7.19.22; 8,6; 9,23; 10,34; 11,16.35.40; 12,24).
Denn Gott hat für uns durch Jesus Christus „etwas Besseres vorgesehen“ (11,40).
kreiton (κρείττων) und kreisson (κρείσσων): besser, hervorragender, vorzüglicher, höhersteigend, nützlicher, vorteilhafter (mächtiger, tüchtiger, gewaltiger).
- ewig (5,9; 6,2; 9,12.14.15; 13,20)
VII. Die besseren Dinge im Hebräerbrief
Besser als die Engel (1,4):
„[Christus ist] weit erhabener geworden als die Engel, wie er auch einen Namen geerbt hat, der den ihrigen weit überragt.“
Bessere Dinge (6,9):
„Im Hinblick auf euch, meine Geliebten, sind wir, auch wenn wir so reden, vom Besseren überzeugt, von dem, was Rettung bringt.“
Bessere Segnungen (7,7):
„Es ist unbestritten, dass stets das Niedrigere vom Höheren gesegnet wird.“
Bessere Hoffnung (7,19):
„Das Gesetz hat ja nichts zur Vollendung gebracht -, und eine bessere Hoffnung wird eingeführt, durch die wir Gott nahe kommen.“
Besserer Bund (7,22):
„So ist Jesus Bürge eines besseren Bundes geworden.“
Besserer Dienst (8,6):
„Er dagegen wurde zu einem weit höheren Dienst bestellt, denn er ist der Mittler eines besseren Bundes, der auf bessere Verheissungen gegründet ist.“
Bessere Opfer (9,23):
„Die Abbilder dessen, was im Himmel ist, müssen darum auf die beschriebene Weise gereinigt werden, das Himmlische selbst jedoch verlangt nach besseren Opfern als diesen.“
Besseres Erbe (10,34):
„Denn ihr habt mitgelitten mit den Gefangenen und den Raum von Hab und Gut mit Freuden hingenommen im Wissen, dass ihr selbst ein besseres und bleibendes Gut habt.“
Bessere Heimat (11,16):
„Nun aber strecken sie sich aus nach einer besseren Heimat, nämlich nach der himmlischen.“
Bessere Auferstehung (11,35):
„Frauen haben ihre Toten wiederbekommen durch Auferstehung; andere aber haben sich foltern lassen und ihre Freilassung nicht angenommen, um eine bessere Auferstehung zu erlangen.“
Bessere Massnahmen (11,40):
„Denn Gott hat für uns etwas Besseres vorgesehen: Sie sollten nicht ohne uns ans Ziel gebracht werden.“
Besseres Blut (12,24):
„[Ihr seid gekommen] zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zum Blut der Besprengung, das machtvoller redet als das Blut Abels.“
VIII. Christus wird im Hebräerbrief dargestellt
Als Gottes Sprachrohr (1,2)
Als Gottes Sohn (1,5)
Als menschliches Wesen, unser Bruder (2,17)
Als Apostel und Hoher Priester (3,1)
Als Gesetzgeber wie Mose (3,1-6)
Als Priester wie Melchisedek (5,6.10)
Als Urheber ewigen Heils (5,9)
Als Opfer für unsere Sünden (9,26)
Als „Anfänger und Vollender“ unseres Glaubens (12,2)
Als Mittler des neuen Bundes (12,24)
Als Unveränderlicher (13,8)
Als Hirt der Schafe (13,20)
Als unsern Herrn (13,20)
IX. Besonderheiten
Es handelt sich weniger um einen Brief, im literarischen Sinn, als vielmehr um eine Predigt, mit blockweisen Warnungen:
- Missachtung des Heils (2,1-4)
- Verhärtung des Herzens (3,7-19)
- Ungehorsam (4,11-13)
- Unmündigkeit und Trägheit (5,11-6,12)
- Vorsätzlich Sündigen (10,19-31)
- Zurückweisung der Worte Gottes (12,25-29)
Christus in Kapitel 1:
- Der Erbe aller Dinge (Vers 2)
- Der Schöpfer des Weltalls (Vers 2)
- Der Abglanz der Herrlichkeit (Vers 3)
- Das Abbild Gottes (Vers 3)
- Der alles Erschaffene zusammenhält (Vers 3)
- Der Erretter unserer Sünden (Vers 3)
- Der König auf seinem Thron (Vers 3)
- Der über Engel Gesetzte (Vers 4)
- Der Menschgewordene (Vers 5)
- Der ewige Gott (Vers 8)
- Der Gesalbte Gottes (Vers 9)
- Der Herr der Ewigkeit (Verse 10-12)
Die sieben alttestamentlichen Zitate in Hebräer 1:
„Zu welchem Engel hat er [Gott] denn je gesagt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt“? (1,5a aus Psalm 2,7)
„Und an anderer Stelle: Ich werde ihm Vater sein, und er wird mir Sohn sein?“ (1,5b aus 2. Samuel 7,14)
„Und für die Zeit, da er den Erstgeborenen wieder in die Welt hineinführt, sagt er: Und beugen sollen ihre Knie vor ihm alle Engel Gottes.“ (1,6 aus Psalm 97,7b)
„Von den Engeln heisst es: Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu feuriger Flamme.“ (1,7 aus Psalm 104,4)
„Zum Sohn aber sagt er: Dein Thron, o Gott, steht von Ewigkeit zu Ewigkeit, und das Zepter des Rechts ist Zepter deines Reichs. Geliebt hast du Gerechtigkeit, und die Missachtung des Gesetzes hast du gehasst; darum, o Gott, hat dich dein Gott gesalbt mit dem Öl der Freude wie keinen deiner Gefährten.“ (1,8-9 aus Psalm 45,6-7)
„Und: Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind das Werk deiner Hände. Sie werden alle vergehen, du aber bleibst, veralten werden sie wie ein Kleid, und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Kleid werden sie gewechselt werden, du aber bleibst derselbe, und deine Jahre nehmen kein Ende.“ (1,10-12 aus Psalm 102,26-28)
„Zu welchem Engel hat er [Gott] je gesagt: Setz dich zu meiner Rechten, bis ich hingelegt habe deine Feinde als Schemel für deine Füsse?“ (1,13 aus Psalm 110,1)
Die sieben ewigen Dinge:
- Ewiger Hoher Priester (7,21)
- Ewiges Heil (5,9)
- Ewiges Gericht (6,2)
- Ewiger Geist (9,14)
- Ewiges Erbe (9,15)
- Ewige Erlösung (9,12)
- Ewiger Bund (13,20)
Liste der Gefahren:
- Die Gefahr, am Heil vorbeizutreiben (2,1-4) = Gleichgültigkeit
- Die Gefahr der Verhärtung (3,7-8.15) = Unglaube
- Die Gefahr des Rückfalls (5,11; 6,1-2) = Ignorierung
- Die Gefahr des bewussten Sündigens (10,19-39) = Auflehnung
- Die Gefahr der Missachtung des Heils (12,14-29) = Undankbarkeit
Liste der Ermahnungen:
- Lasst uns mit Furcht darauf achten ... (4,1)
- Lasst uns bemühen in jene Ruhe einzugehen ... (4,11)
- Lasst uns am Bekenntnis festhalten ... (4,14)
- Lasst uns mit Zuversicht hintreten vor den Thron der Gnade ... (4,16)
- Lasst uns die Anfangslehre über Christus ablegen ... (6,1)
- Lasst uns hinzutreten mit aufrichtigem Herzen ... (10,22)
- Lasst uns festhalten am unverrückbaren Bekenntnis ... (10,23)
- Lasst uns einander anspornen zur Liebe und zu guten Taten ... (10,24)
- Lasst uns alle Last ablegen und die Sünde ... (12,1)
- Lasst uns mit Ausdauer laufen im Wettkampf ... (12,1)
- Lasst uns dankbar sein und Gott dienen ... (12,28)
- Lasst uns seine Schmach tragen ... (13,13)
- Lasst uns Gott allezeit als Opfer ein Lob darbringen ... (13,15)
X. Aufbau von Sätzen mit „Darum ...“ oder „So ...“, die eine Schlussfolgerung oder eine Anwendung beinhalten
2,1:
Darum sollen wir erst recht auf das Gehörte achten ...
3,1:
Darum, heilige Brüder und Schwestern, die ihr teilhabt an der himmlischen Berufung ...
3,7:
Darum gilt, was der heilige Geist spricht ...
4,1:
Lasst uns also mit Ehrfurcht wandeln ...
4,11:
Bemühen wir uns also, in jene Ruhe einzugehen ...
4,14:
So lasst uns am Bekenntnis festhalten ...
4,16:
Lasst uns also freimütig hintreten zum Thron der Gnade ...
6,1:
Nun, den Anfang der Christuslehre wollen wir übergehen ...
7,22:
So ist Jesus Bürge eines besseren Bundes geworden ...
8,1:
Die Hauptsache bei dem Gesagten aber ist ...
10,19:
So haben wir nun, liebe Brüder und Schwestern, durch das Blut Jesu die Freiheit ...
10,22:
[Darum] Lasst uns hinzutreten mit aufrichtigem Herzen ...
10,23:
[Darum] Lasst uns festhalten am unverrückbaren Bekenntnis der Hoffnung ...
10,24:
[Darum] Lasst uns darauf bedacht sein, dass wir einander anspornen zur Liebe ...
12,1:
Darum wollen auch wir, die wir von einer solchen Wolke von Zeugen umgeben sind ...
12,12:
Darum strafft die erschlafften Hände und die erlahmten Knie ...
12,28:
Darum wollen wir, die wir ein unerschütterliches Reich empfangen, dankbar sein ...
XI. Gliederung von Merrill C. Tenney "Die Welt des Neuen Testaments" (S. 391-392)
Der bessere Bote: der Sohn (1,1 - 2,18)
- Eigenschaften (1,1-3)
- Vorrang vor den Engeln (1,4-14)
- Klammer: Die Gefahr der Vernachlässigung (2,1-4)
- Die Fleischwerdung (2,5-18)
Der bessere Apostel (3,1 - 4,13)
- Vorrang vor Mose (3,1-6)
- Klammer: Die Gefahr des Unglaubens (3,7-19)
- Überlegenheit Seiner Ruhe (4,1-10)
- Klammer: Die Gefahr des Ungehorsams( 4,11-13)
Der bessere Priester (4,14 - 7,28)
- Vergleich mit Aaron (4,14 - 5,4)
- Die Ordnung Melchisedeks (5,5 - 7,25)
- Ernennung (5,5.6)
- Urheber der Erlösung (5,7-10)
- Klammer: Die Gefahr der Unreife (5,11 - 6,12)
- Vorläufer (6,13-20)
- Ein lebendiger Priester (7,1-17)
- Einsetzung durch Eid (7,18-25)
- Bezug zum Opfer (7,26-28)
Der bessere Bund (8,1 - 9,28)
- Die Einsetzung des Bundes (8,1-13)
- Der Inhalt des Alten Bundes (9,1-10)
- Christus und der Neue Bund (9,11-28)
Das bessere Opfer (10,1-31)
- Ohnmacht des Gesetzes (10,1-4)
- Das Opfer Christi (10,5-18)
- Klammer: Die Gefahr der Ablehnung (10,19-31)
Der bessere Weg: Glaube (10,32 - 12,29)
- Die Notwendigkeit des Glaubens (10,32-39)
- Beispiele des Glaubens (11,1-40)
- Die Ausübung des Glaubens (12,1-17)
- Das Ziel des Glaubens (12,18-24)
- Klammer: Die Gefahr der Zurückweisung (12,25-29)
Schlusswort: Die Praxis des Glaubens (13,1-25)
- In sozialen Beziehungen (13,1-6)
- In geistlichen Beziehungen (13,7-17)
- Persönliche Grüsse (13,18-25)
XII. Die Überlegenheit Christi
XIII. Die Struktur des Hebräerbriefs
XIV. Typische Segenswünsche des Paulus
Römer 16,20b:
„Die Gnade unseres Herrn Jesus sei mit euch!“
1Kor 16,23:
„Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch!“
2Kor 13,13:
„Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen.“
Gal 6,18:
„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist, liebe Brüder und Schwestern. Amen.“
Eph 6,24:
„Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben - sie wird nie vergehen.“
Phil 4,23:
„Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist.“
Kol 4,18b:
„Die Gnade sei mit euch.“
1Thess 5,28:
„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch.“
2Thess 3,18:
„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.“
1Tim 6,21b:
„Die Gnade sei mit euch.“
2Tim 4,22b:
„Die Gnade sei mit euch.“
Tit 3,15b:
„Die Gnade sei mit euch allen.“
Phlm. 25:
„Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist.“
Hebr 13,25:
„Die Gnade sei mit euch allen.“
(Ein weiteres Indiz für die mögliche Verfasserschaft des Paulus.)
XV. Schatten der zukünftigen Dinge
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