Hebräer-13b: Gemeindeleitung

Christus ist besser als der alte Bund

 

 

 Einleitung

Wir befinden uns in Hebräer 13. Dort erhalten die Empfänger des Briefes verschiedene Ermahnungen für den Alltag:

Vers 1: Liebt die Geschwister in der Gemeinde!

Vers 2:  Seid gastfreundlich mit Fremden!

Vers 3:  Habt Mitgefühl mit den Gefangenen und Misshandelten!

Vers 4:  Haltet die Ehe in Ehren!

Vers 5:  Führt ein Leben frei von Geldgier!

Und nun nimmt der Schreiber Bezug auf die Gemeindeleiter und sagt (V. 7): „Behaltet diejenigen, die die Gemeinde geleitet und euch das Wort Gottes weitergesagt haben, im Gedächtnis; achtet darauf, wie ihr Leben geendet hat, und ahmt ihren Glauben nach.“

In Vers 17 wird nochmals auf die Gemeindeleitung Bezug genommen, mit den Worten: „Gehorcht denen, die die Gemeinde leiten, denn sie wachen über eure Seelen und müssen Rechenschaft ablegen, und fügt euch ihnen, damit sie es mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, das wäre für euch ja kein Gewinn.“

In Vers 24a werden die Gemeindeleiter ein drittes Mal erwähnt: „Grüsst alle, die die Gemeinde leiten, und alle Heiligen.“

 

 I.   Behaltet die Leiter im Gedächtnis! (V. 7)

Welche Leiter sind hier gemeint? Wir wissen es nicht! Es könnten Apostel, Älteste und Evangelisten gemeint sein, die damals die Gemeinden leiteten und aufbauten (Eph 3,5; Apg 15,22; 20,17.28; 1Tim 4,12; 2Tim 4,5). Diese Leiter leiten aber nicht mehr, weil sie vermutlich schon gestorben sind (wie die Satzkonstruktion offenbart).

Trotzdem sollen sich die Glieder an diese Leiter erinnern. Denn sie haben ihnen das Wort Gottes gepredigt. Schon in Kapitel 2, Vers 1 wurden die Empfänger des Briefes daran erinnert: „Darum sollen wir erst recht auf das Gehörte achten, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben.“ Das Hauptanliegen des Schreibers ist es, alle Leser des Hebräerbriefes aufzurufen, das gepredigte Wort Gottes, samt den Verkündigern, nicht zu vergessen.

Gleichzeitig haben sie ihnen einen vorbildlichen Glauben vorgelebt. Schaut darauf, wie ihr Leben geendet hat, wie sie im Glauben an Jesus gestorben sind (in Hebr 11 werden etliche Glaubenshelden aufgezählt). Viele haben für den Glauben an das Evangelium sogar mit ihrem Leben bezahlt (Offb 6,9; in der Apg 7 lesen wir von der Steinigung des Stephanus, der allerdings kein Leiter war).

In diesem Sinn sollte auch Timotheus Jesus Christus vor Augen halten (2Tim 2,8). Die Hebräer sollen nicht müde werden, sich die zum Vorbild zu nehmen, die durch Glauben und Geduld die Verheissungen erben (Hebr 6,11-12). Offenbar sind sie nachlässig geworden und sahen zu wenig auf ihre Leiter, die ihnen gute Vorbilder waren. Vielleicht sahen sie in ihnen wenig oder gar nichts mehr Gutes? Vielleicht waren sie einfach müde geworden, das Gute zu hören und nachzuahmen, deshalb drohten sie vom Glauben abzufallen. Wer in einem Leiter, der Gott dient, nichts Gutes mehr sieht, verhält sich wie das Volk Israel in der Wüste (wird verstockt und hört nicht mehr zu). Paulus bittet die Gemeinde in Korinth (1Kor 16,16): „Ordnet auch ihr euch solchen [Dienern] unter, jedem, der mitarbeitet und sich abmüht.“

Wir Menschen brauchen gute Leiter und gute Vorbilder, die vorausgehen und sich besonders einsetzen, für die Sache des Herrn: 1. Thessalonicher 5,12-13. Das ist das Erfolgsrezept für jede örtliche Gemeinde. Nichts kann die Gläubigen mehr motivieren im Glauben, als treue und hingebungsvolle Leiter, die sich um das Wohl der Gemeinde kümmern. Paulus sagt (Röm 12,8): „Wer eine Leitungsaufgabe versieht, tue es mit Hingabe.“ Wird damit gesagt, dass die Leiter immer alles richtig machen werden? Nein! Wird gesagt, dass die Glieder ihnen bedingungslos gehorchen sollen? Nein! Es wird nur gesagt, dass sie sich besonders einsetzen, um das Wohl der Gemeinde besorgt sind und die Glieder zurechtweisen. Sie sollen nicht verachtet oder respektlos behandelt werden, sondern geschätzt und anerkannt werden, von allen!

Wie ist ein vorbildlicher Leiter in Gottes Augen?

Einer, der nicht zum Leiter geworden ist, durch seine Geburt, sondern durch seine Lebenserfahrungen.

Einer, der durch viele Enttäuschungen und Leiden demütig aber stark wurde im Glauben (Joh 21,17-19).

Einer, der alle Menschen liebt, sich besonders aber für die Gläubigen in der Gemeinde einsetzt.

Einer, der andere im Glauben motivieren und aufbauen kann.

Einer, der treu ist und eine Sache, die er begonnen hat, auch zu Ende führt.

Einer, der überzeugt ist von dem, was er glaubt und selbst danach handelt, wozu er andere aufruft (1Kor 9,27).

Einer, der sich auf Fehler aufmerksam machen lässt und einsichtig ist.

Einer, der nicht nachtragend ist, sondern schnell vergeben und vergessen kann.

Einer, der sich nicht über andere erhebt, sondern andern dient und für sie betet.

Einer, von dem man sich gerne führen oder anleiten lässt, weil man ihm vertraut.

Einer, der sich im Wort gut auskennt, es verständlich Predigen und Lehren kann.

Einer, der vorausschaut und vorangeht und so die Gemeinde zum himmlischen Ziel führt.

Diese und ähnliche Eigenschaften mussten die „verstorbenen“ Leiter gehabt haben. Sie hielten am Glauben fest, bis zum Ende ihres Lebens (Hebr 3,14). Deshalb waren sie wunderbare Vorbilder, die die Gläubigen in ihrem Gedächtnis behalten sollten. Aber damit soll es nicht enden: die Gläubigen werden aufgerufen diese Vorbilder nachzuahmen, damit ihnen dasselbe wiederfahren wird. Paulus rief die Korinther auf, mit den Worten (1Kor 11,1): „Folgt meinem Beispiel, wie auch ich dem Beispiel Christi folge!“

Schlussfolgerung: Dieser göttliche Aufruf gilt uns Gläubigen heute noch! Auch wir sollen auf die schauen, die uns vorangehen, in Wort und Tat und sich besonders einsetzen für die Gemeinde! Sie verdienen unsere Anerkennung und unsere Wertschätzung, auch wenn sie nicht immer alles richtig machen oder so machen, wie wir uns das vorstellen oder wünschen. Damit sage ich keineswegs, dass christliche Leiter nachgeahmt werden sollen, weil sie vollkommen sind! Wir Menschen machen alle viele Fehler und deshalb sollten wir uns niemals zu sehr auf unsere Mitmenschen verlassen. Wir dürfen uns auf keinen Fall durch menschliche Fehler entmutigen lassen! Gott will, dass wir auf Christus schauen (Hebr 12,2) und auf das Gute in denen, die uns vorangehen, indem wir ihrem Beispiel folgen (Hebr 13,7).

 

 II.   Gehorcht euren Leitern in der Gemeinde! (V. 17)

Der Verfasser weist auf die Verantwortung, die die Glieder gegenüber ihren Gemeindeleitern haben. Dieses Mal steht der Satz in der Gegenwart, d. h. es geht nun um die Leiter, die noch leben und in der Gemeinde dienen und regieren (ἡγέομαι). Es kann sich dabei nur um Älteste, Bischöfe oder Hirten handeln. Paulus nannte die Ältesten auch Bischöfe, die die Gemeinde wie Hirten (lat. Pastors) weideten (Apg 20,17.28: das ist ein und dasselbe Amt). Das waren keine Bürolisten, die vom Bürostuhl Entscheidungen trafen. Das waren Hirten, die nach ihren Schafen rochen, weil sie mitten unter ihnen lebten.

Die Hauptaufgabe der Ältesten war es, die Herde Gottes zu weiden, wie Hirten (1 Petr 5,1-4). In verschiedenen Gemeinden wurden Älteste eingesetzt (Apg 14,23). Wir lesen von Ältesten in Ephesus (Apg 20,17.28-30). Auch in Philippi gab es Bischöfe und Diakone (Phil 1,1). Für dieses Amt waren mindestens zwei Männer erforderlich (1Tim 3,1-12; 4,14; Tit 1,5-9; Phil 1,1). Im ersten Jahrhundert (als es noch Apostel gab) kamen die Apostel mit den Ältesten zusammen, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen (Apg 15,6.22.23). Die Verantwortung der Glieder lag nun darin, dass sie die Leiter (plural) in ihrer Aufgabe nicht hindern, sondern unterstützen.

Die Leiter der Gemeinde wachen (ἀγρυπνέω) über die gläubigen Seelen! Sie wachen wie Hirten über die Schafe, damit der Wolf nicht kommt und eines von ihnen zerreisst (1Petr 5,2-5.8). Schon damals gab es viele falsche Lehrer, die wie reissende Wölfe eindrangen und die Herde nicht verschonten (Apg 20,28-31). Jeder Gläubige, der die grosse Gefahr erkannt hat, vom mächtigen Widersacher verschlungen zu werden, schliesst sich gerne einer solchen Gemeinde an, die von wachsamen Augen geleitet werden. Schliesslich möchte ja niemand sein Heil in Jesus Christus aufs Spiel setzen oder gar verlieren!

Das himmlische Ziel ständig vor Augen, wachen Gemeindeleiter über die Gläubigen und rüsten sie aus, allezeit bereit zu sein, für die Wiederkunft des Herrn (Mk 13,33; Lk 21,36; Eph 6,18). Ausrüsten beutet, füttern wie Schafe, die auf saftiges Weideland geführt werden, das ist im übertragenen Sinn, unter das Wort Gottes stellen. Das setzt voraus, dass die Gläubigen die regelmässigen Versammlungen der Gemeinde besuchen, so oft sie ihnen angeboten werden. Ausrüsten bedeutet ermahnen, zurechtweisen, aber auch trösten und unterstützen.

Petrus fasst das in seinem ersten Brief sehr gut zusammen: 1. Petrus 5,1-6. Die göttliche Ordnung einer mündigen Gemeinde besteht aus Ältesten. Sie sollen die Gemeinde leiten und für sie sorgen, indem sie als Vorbilder des Glaubens vorangehen und wichtige Entscheidungen treffen. Ihr Hauptziel war und ist es die Geretteten gerettet zu behalten. Dafür werden sie einmal vor Gott zur Rechenschaft gezogen.

Deshalb ist es der Wille Gottes, dass die Gläubigen ihnen gehorchen (πείθω) und sich ihnen fügen (ὑπείκω). Diese doppelte Aussage verstärkt das Gebot Gottes. Das heisst natürlich nicht, dass es um blinden Gehorsam geht. Die Gläubigen der Gemeinde sollen ihre Leiter unterstützen und es ihnen nicht noch schwerer machen, als sie es schon haben. Was wäre das für einen Gewinn (ἀλυσιτελής), wenn die Ältesten entmutigt zurücktreten und die Gemeinde ohne Leiter auskommen müsste? Eine Gemeinde, die ihre Wächter verloren hat, wird äusserst verletzbar und steht in grosser Gefahr, vom Widersacher erfolgreich angegriffen zu werden. Deshalb heisst es (NGÜ: 1Tim 5,17): die Ältesten, die ihre Verantwortung als Leiter gut wahrnehmen, verdienen nicht nur Anerkennung, sondern sogar einen entsprechenden Lohn.

Eine Gemeinde ohne Älteste ist besonders gefährdet. Sie ist für Satan eine leichte Beute. Deshalb ist es wichtig, dass eine solche Gemeinde über gute „Teamplayer“ verfügt, die abwechselnd aufpassen und einander warnen, wie die Erdmännchen (oder Murmeltiere). Wenn ein Adler oder ein anderer Feind droht, dann schlagen sie Alarm und in wenigen Sekunden sind alle auf dem Feld in den Löchern verschwunden. Wenn es keine Ältesten gibt, dann lasst uns sein wie Erdmännchen, die aufeinander aufpassen und einander warnen, wenn Gefahr droht! Jeder, der sich einsetzt für die Gemeinde, soll besonders anerkannt und geschätzt werden.

Eine Gemeinde ohne Älteste, dafür aber mit einem vollzeitigen Evangelisten, ist eine Gnade Gottes und eine Überlebenschance. Denn dieser hat die Zeit, sich mit dem Wort Gottes auseinander zu setzen und für die Glieder zu beten. Eine solche Gemeinde kann durch die Verkündigung des Wortes Gottes innerlich gestärkt werden. Sie kann so besser wachsen und gedeihen, als wenn sie ganz sich selbst überlassen ist. Auf diese Weise kann es einer Gemeinde gelingen, einmal mündig zu werden und Hirten einzusetzen. Es ist eine Gnade Gottes, wenn es in einer Gemeinde einen Evangelisten gibt, der den Gläubigen am Evangelium dient und ihnen hilft, das himmlische Ziel besser zu erreichen. Ein solcher Diener gilt es, mit allen Mitteln zu unterstützen. Rivalität und Eifersucht haben in der Gemeinde des Herrn keinen Platz! Ein solcher Mann kann seinen Dienst mit Freude (χαρά) oder mit Seufzen (στενάζω) vollbringen (wie das auch für Hirten gilt).

Wir können uns selbst fragen, was für unser himmlisches Ziel am meisten förderlich ist? Einen Diener Christi in der Mitte zu haben, der das mit grosser Freude und Hingabe tut, oder mit Seufzen? Wenn er entmutigt ist und die Last ihm zu schwer wird zum Dienen, dann nützt uns das nichts. Darum, lasst uns dankbar sein für das Vorrecht, das wir haben und einander unterstützen, denn es geht um unser ewiges Leben!

Schlussfolgerungen:
Ein Gemeindeleben ohne Führung ist unmöglich. In einer Gemeinde, in der es keine Ältesten gibt, übernimmt der Evangelist zum grossen Teil die Führung dadurch, dass er predigt und lehrt. Aber es gibt viele andere Bereiche, die abgedeckt werden müssen. Deshalb ist die Gemeinde auf jeden guten Mitarbeiter angewiesen.

Deshalb ist es ein absoluter Segen, wenn es in einer örtlichen Gemeinde überhaupt eine Leitung gibt. Gemeinden, die nicht einmal einen Evangelisten haben, die haben es noch schwerer (weil leicht Rivalität entsteht). Es braucht eine Person, die sich auskennt in den Schriften und die den Geist Gottes auch übermitteln kann, an die Zuhörer. Wir können uns gerne führen lassen wie Schafe oder wir können bockig sein wie ein Esel und uns auflehnen. Alles, was wir tun, hat seine Konsequenzen für unser ewiges Leben. Gott sieht alles und er „widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade“ (1Petr 5,5). Wachstum oder Untergang einer Gemeinde hängt von unserer Einstellung und unserem Verhalten gegenüber der bestehenden Leitung ab.

Der Erfolg oder Misserfolg einer neuen Gemeindearbeit, hängt im Wesentlichen an den etwa einem dutzend Gläubigen (wie die 12 Apostel). Sie bilden das Fundament, den Kern. Ist der Kern stark, dann ist auch die Gemeinde stark. An ihrer Zusammenarbeit hängt die Zukunft der Gemeinde. Sind sie Teamplayer und lieben einander, dann ist die Zukunft der Gemeinde gesichert. Regiert aber die Bosheit, Eifersucht und Auflehnung, dann hat die Gemeinde keine Chance zu überleben.

Darum, lasst uns gemeinsam einen Abglanz Christi sein! Lasst uns Teamplayer sein! Lasst uns zusammenstehen und unsere grosse Verantwortung erkennen, die wir für diese örtliche Gemeinde von Gott erhalten haben! Lasst uns als Lichter scheinen in dieser Welt, damit noch viel mehr Menschen gerettet werden dürfen in dieser Stadt!

 

 Links:

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