Hebräer-14b: Gebt acht ...!

Christus ist besser als der alte Bund

 

 

 Einleitung

Viermal wird im Hebräerbrief aufgerufen: „Gebt acht ...!“

Hebräer 2,1: „Gebt acht auf das Gehörte, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben.“

Hebräer 3,12: „Gebt acht, liebe Brüder und Schwestern, dass in keinem von euch ein böses, ungläubiges Herz sei und niemand abfalle vom lebendigen Gott.“

Hebräer 12,15: „Gebt acht, dass niemand hinter der Gnade Gottes zurückbleibt, dass nicht ein bitterer Schössling aufschiesst und eine Plage wird und viele durch ihn angesteckt werden.“

Hebräer 12,25: „Gebt acht, dass ihr den nicht abweist, der so redet! Wenn nämlich schon jene nicht entronnen sind, die den abwiesen, der auf Erden den Willen Gottes kundtat, wie viel weniger dann wir, wenn wir uns abwenden von dem, der vom Himmel her spricht.“

Wie müssen diese vier Aufrufe verstanden werden?

 

 I.   Gebt acht auf das Gehörte! (2,1)

Das Gehörte ist das Evangelium von Jesus Christus. Es enthält Tatsachen, wie z. B. die Auferstehung Christi, an die wir glauben (1Kor 15,1-4). Es enthält Verheissungen, auf die wir hoffen, mit denen die Propheten auf den kommenden Messias hinwiesen und die sich erfüllten (Röm 8,24; Tt. 1,2). Es enthält Gebote, die Jesus seinen Jüngern und uns gegeben haben im neuen Bund, denen wir gehorchen sollen (Mt 28,19-20; Mk 16,15-16; 2Tim 2,2). Es enthält Warnungen, wie z. B. für den Tag des bevorstehenden Endgerichts bereit zu sein und nicht vorsätzlich zu sündigen (2Thess 1,7-9; Mt 25,31.46; vergleiche Hebr 10,26-29; 12,28-29).

Der Hebräer erwähnt sieben Dinge, durch die wir am himmlischen Ziel vorbeitreiben können?

1.  Indem wir das grosse Heil missachten und nachlässig werden (Hebr 2,3).

2.  Indem wir unsere Herzen verhärten und Gottes Botschaft nicht annehmen (Hebr 3,7-8).

3.  Indem wir uns nicht bemühen, in die himmlische Ruhe einzugehen (Hebr 4,11).

4.  Indem wir den Glauben vernachlässigen und unmündig bleiben (Hebr 6,1).

5.  Indem wir vorsätzlich sündigen und z. B. die Versammlungen nicht besuchen (Hebr 10,25).

6.  Indem wir nicht dem Frieden nachjagen mit allen und der Heiligung (Hebr 12,12-14).

7.  Indem wir undankbar sind und dem Herrn nicht dienen (Hebr 12,28).

Unser Vers 1 (Kap. 2) kann also folgendermassen übersetzt werden: „Darum wollen wir unser Leben desto mehr in allem verankern, was uns gelehrt wurde, damit unser Lebensschiff nicht am Hafen vorbeitreibt und zugrunde geht.“

Der Heilige Geist sagt mit andern Worten (im Vers 1a): „Lasst uns nicht leichtsinnig oder nachlässig werden im Glauben.“

Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Empfänger des Hebräerbriefs eine bewusste Entscheidung getroffen hatten, dem Glauben an Christus den Rücken zu zukehren.

 

 II.   Gebt acht, dass niemand vom Glauben abfällt! (3,12)

Hebräer 3,12: „Gebt acht, liebe Brüder und Schwestern, dass in keinem von euch ein böses, ungläubiges Herz sei und niemand abfalle vom lebendigen Gott.“ Wie kann jemand vom Glauben abfallen? Indem wir Murren, uns auflehnen und widerspenstig sind, wie die Israeliten!

- Wir wollen uns nicht belehren lassen durch den Geist Gottes.

- Wir Murren, wenn wir auf die Probe gestellt werden (Jak 1,2-4).

- Wir stellen uns ständig gegen das Gemeindeteam und lehnen alle Vorschläge und guten Taten ab, die gemeinsam beschlossen werden.

- Wir entscheiden uns gegen das Gute und für das Böse (Röm 11,20.23).

- Wir werden nicht als ungläubige und böse Menschen geboren, die nicht anders können als sündigen (= Calvinismus – Irrlehre).

Jesus sagt (Lk 8,18): „Gebt also acht, dass ihr genau zuhört!“

Johannes sagt (2 Joh 8): „Gebt acht auf euch, dass ihr nicht verliert, was wir erarbeitet haben, sondern den vollen Lohn erhaltet.“ Wie kann ein Abfall vom Glauben an Gott vermieden werden?

Indem wir einander gut zureden (in Vers 13): „Redet einander zu!“
Ermahnt, ermutigt, ermuntert und tröstet einander. Wir Christen brauchen einander, um im Glauben stark zu sein und zu wachsen. Wir werden aufgerufen, einander die Lasten des Lebens zu tragen (Gal 6,1-2). Wichtig ist, dass wir einander gute Vorbilder sind in der Nachfolge Christi und einen gesunden Einfluss aufeinander ausüben (1Kor 5,6b-8). Nicht wie die Israeliten, die sich mit ihrer Undankbarkeit und ihrem Unglauben gegenseitig ansteckten (1Kor 10,6-12).

Indem wir festhalten (V. 14-15): „Haltet fest!“
Wir sollen festhalten am Glauben, damit niemand uns die Krone des Lebens wegnimmt (Offb 3,11; 1Kor 15,1-2). Festhalten an der Glaubensgrundlage, Zuversicht, Überzeugung, Hoffnung, die wie ein sicherer und fester Anker uns mit dem Himmel verbindet (6,19). Genau diese Haltung fehlte dem Volk Gottes in der Wüste.

Indem wir Gott nicht auf die Probe stellen (V. 16-19): „Stellt Gott nicht auf die Probe!“
Wie stellen wir Gott auf die Probe? Indem wir murren, nicht auf Gott vertrauen und ungläubig sind, d. h. ungehorsam (Joh 3,36). Indem wir uns von weltlichen Dingen gelüsten lassen (1Joh 2,15-17). Den Herrn auf die Probe zu stellen, ist lebensgefährlich (Num 14,22). Dadurch können wir unser ewiges Heil verspielen. Deshalb schwur Gott in seinem Zorn: „Sie sollen nicht in meine Ruhe eingehen!“

 

 III. Gebt acht, dass niemand zurückbleibt! (12,15)

Hebräer 12,15: „Gebt acht, dass niemand hinter der Gnade Gottes zurückbleibt, dass nicht ein bitterer Schössling aufschiesst und eine Plage wird und viele durch ihn angesteckt werden.“ Wir sind nicht nur für uns selbst verantwortlich, sondern auch für unsere Glaubens-geschwister! (Gal 6,2) Es ist offensichtlich, dass Gläubige aus der Gnade fallen können (Gal 5,4). Der Teufel wird immer wieder versuchen, uns auseinanderzutreiben wie eine Viehherde, damit er sich die abseitsstehenden wie ein Raubtier erbeuten kann (1Petr 5,8-10). Deshalb soll die ganze Gemeinde wachsam sein wie die Erdmännchen, die ihre Wachposten haben und einander bei Gefahr warnen. Wir können nur wachsam sein, wenn wir treu teilnehmen an den regelmässigen Versammlungen und anderen Aktivitäten der Gemeinde.

Wie kann jemand hinter der Gnade zurückbleiben?

- Durch ein böses und ungläubiges Herz, das sich ständig auflehnt (Hebr 3,12).

- Durch bittere Galle und die Fänge des Unrechts (Apg 8,23; Spr 11,20).

- Durch Götzendienst (Dtn 29,17-19; 1Joh 5,21).

- Durch falsche Lehren (Gal 1,6ff).

- Durch persönliche Streitigkeiten (2Tim 2,24; Hebr 6,4-10).

- Durch das Verlassen der regelmässigen Gemeindeversammlungen (Hebr 10,24-25).

- Durch Ungehorsam gegenüber der Gemeindeleitung (Hebr 13,7.17).

Lasst uns einander anspornen zur Liebe und zu guten Taten (V. 24)! Wir sind füreinander verantwortlich! Christsein ist keine Privatsache. Es ist nicht egal, was wir voneinander denken und wie wir miteinander umgehen. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns bemühen, einen liebevollen Umgang miteinander zu finden. In diesem Vers wird nicht gesagt, dass wir einander ermutigen sollen, die Versammlungen der Gemeinde nicht zu verlassen, sondern dass wir uns versammeln sollen, um einander zu ermutigen zur Liebe und zu guten Taten.

Wir werden aufgerufen, einander zu provozieren, zu motivieren, anzuspornen zur Liebe und zu guten Taten. Provozieren heisst nicht rivalisieren und neidisch sein, wenn der eine etwas besser kann als der andere! Jeder hat von Gott seine Talente empfangen und jedes Talent wird in der Gemeinde dringend gebraucht. Wir müssen einander nicht übertrumpfen beim Predigen oder zeigen, dass wir noch besser singen können usw.! Wenn einer in irgendeiner Aufgabe besser ist, dann können wir doch voneinander lernen, auch wenn wir nie so gut werden wie der andere. Lasst uns ehrlich sein zu uns selbst und demütig zu unseren Stärken und Schwächen stehen! Wenn ich etwas nicht so gut kann wie der andere, dann halte ich mich entsprechend zurück. Das heisst aber nicht, dass mein Dienst nicht gefragt ist. Gott will nicht, dass nur die dienen, die etwas am besten können! Es gibt aber auch Dinge, die ich besser kann als der andere und so will ich mich deswegen nicht über den andern erheben. Vielmehr wollen wir uns gegenseitig ergänzen! Der Leib Christi besteht nicht nur aus einem Mund, oder aus zwei Ohren. Der Leib hat viele Glieder, die miteinander harmonieren und sich ergänzen.

Wir sollen einander ermahnen oder gut zusprechen. Parakaleo bedeutet zu sich rufen, wie ein Vater sein Kind (1Thess 2,11-12; Apg 20,31). Der Hebräerschreiber ruft auf, zur täglichen Ermahnung (3,12-13). Die ersten Christen sahen einander täglich im Tempel und in den Häusern (Apg 2,46; 12,12). In unsere heutige Zeit übertragen, sollte mindestens einmal in der Woche ein Versammlungsbesuch (d. h. Bibelstunde) angeboten werden. Nicht nur die Anbetungsstunden am Sonntag zählen als Versammlungen! Dieser Vers bezieht sich nicht nur auf die Anbetungsstunden am ersten Tag nach dem Sabbat (Apg 20,7; 1Kor 16,1). Alle Versammlungen, die in einer örtlichen Gemeinde angeboten werden oder stattfinden, sind Anlass zur aktiven Teilnahme von jedermann (Hebr 13,7.17). Dazu zählen Bibelstunden, Hauskreise, Frauenstunden, Jugendarbeit, Seminare, Ausflüge, Gemeinschaftsessen, Besprechungen usw. In grösseren Gemeinden mit einem grösseren Angebot, können Glieder nach ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten auswählen, da ja unmöglich das ganze Angebot genutzt werden kann. Der physische Gesundheitszustand und verschiedene andere Aspekte können für manche Gläubige einen Hinderungsgrund oder eine Einschränkung sein. Wichtig dabei ist, dass jeder so viel mitmacht wie er oder sie kann. Alles geschehe zur Erbauung (1Kor 14,26).

Christen sind zu einem Leib, zu einem Geist, zur Gemeinschaft und zum „Teamwork“ berufen (Eph 4,4). Unser Glaubensziel ist die ewige Gemeinschaft mit Gott, mit Jesus Christus, mit seinen heiligen Engeln und allen Geretteten im Himmel. Gläubig sein und Einzelgänger sein, ist ein Widerspruch in sich selbst. Der Mensch ist ein soziales Wesen und zur Gemeinschaft geschaffen. Für die meisten Menschen bedeutet Einsamkeit die Hölle. Es gibt viele Überlebensstrategien (Bsp. Survival Dokumentationen), aber keine gegen Einsamkeit. Wer kann schon die Macht des Gebets einschätzen, wenn die Heiligen einmütig ihre Stimme zum allmächtigen Gott erheben?! (Apg 4,24.31) Wenn die Erlösten in ihrer Not zum Herrn schreien, dann werden sie gehört und aus ihrer Bedrängnis befreit (Ps 107,6.13.19.28).

 

 IV.  Gebt acht, dass ihr Jesus nicht abweist! (12,25)

Hebräer 12,25: „Gebt acht, dass ihr den nicht abweist, der so redet! Wenn nämlich schon jene nicht entronnen sind, die den abwiesen, der auf Erden den Willen Gottes kundtat, wie viel weniger dann wir, wenn wir uns abwenden von dem, der vom Himmel her spricht.“ Schon in Hebräer 2,1-4 werden alle Gläubigen aufgerufen gut zuzuhören.

Denn wenn das Volk Israel im alten Bund die Gerechte Strafe für seine Übertretungen erhielt, wie viel mehr dann wir Gläubigen im neuen Bund. Hier (im Heb. 12,25) wird eine ähnliche Aussage gemacht. Wenn das Volk unter dem alten Bund nicht entrinnen konnte, wie viel weniger werden dann wir entrinnen unter dem neuen Bund, wenn wir nicht gut zuhören. Auch hier wird auf das Sinnbild vom Wort am Sinai und vom Wort am Berg Zion Bezug genommen. Das Wort am Sinai wurde durch Mose, einem irdischen Boten verkündet. Das Wort vom himmlischen Zion wurde durch Jesus, dem Sohn Gottes verkündet, der vom Himmel kam. Deshalb hat sein Wort auch viel mehr Gewicht.

Wir werden aufgerufen, allein auf Jesus Christus zu hören (V. 25b).
Denn heute spricht nicht mehr Mose, sondern Jesus zu uns Gläubigen! Jesus erfüllte die Prophezeiungen Mose, der von einem neuen Propheten sprach der unter dem Volk auftreten werde (Dtn 18,15.18-19). Petrus zitierte die Prophezeiung und betrachtete sie als erfüllt durch Jesus (Apg 3,22-23). Jeder, der nicht auf diesen neuen Propheten Jesus hören wollte, sollte aus dem Volk ausgerottet werden. Gott gab vom Himmel her den Jüngern die Bestätigung, dass Jesus der prophezeite Messias sei (Mt 17,5; Mk 9,7; Lk 9,35).

Was Jesus sagt ist viel bedeutender und verdient viel grösserer Aufmerksamkeit.
Denn im AT kam keiner ungestraft davon, für seine Sünden. Das Volk litt stark unter ihrem Ungehorsam durch die Strafen Gottes. Heute „am Ende der Tage“ spricht Gott nun durch seinen Sohn (1,2). Das heisst auch, durch das inspirierte Wort der Apostel Jesu (1Joh 4,6). Die Mission Jesu war hauptsächlich ans Kreuz zu gehen, um Erlösung der Sünden zu bewirken. Der Auftrag der Apostel war es, das Wort Jesu mündlich und schriftlich in die ganze Welt zu tragen.

Abschliessend warnt der Schreiber davor Jesu Anweisungen nicht zu befolgen, denn im neuen Bund werden wir noch viel weniger entrinnen können, wenn wir Gottes Wille missachten. Die Gläubigen, die zum Judentum zurückkehren wollten, waren speziell angesprochen und mussten sich durch diese Worte gewarnt fühlen. Auch wir wollen uns warnen lassen und acht geben auf das, was Gottes Wort (durch die Bibel) heute noch zu uns spricht.

 

 Schlussfolgerungen

Zweimal geht es um die Wahrheit Gottes, um das Gehörte Evangelium, um Jesus, der die Wahrheit Gottes auf diese Erde brachte.

Zweimal geht es um Gläubige, die abfallen könnten vom Glauben vom lebendigen Gott, die hinter der Gnade Gottes zurückbleiben und Schaden anrichten.

Unsere Aufgabe als Christen ist es nun, aufmerksam zu sein und gut zu hören und zu beobachten, damit niemand vom Glauben an den lebendigen Gott abfällt. Darum, lasst uns wachsam sein, denn der Widersacher geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne (1Petr 5,8). Christsein ist keine Privatsache, sondern wir lieben einander und bemühen uns umeinander, damit es jeder bis ins himmlische Ziel schafft.

 

Links:

- Zusatz 1:  Die fünf Gefahren

- Zusatz 3:  Die besseren Dinge