Hebräer-07: Das Priestertum Christi

Christus ist besser als der alte Bund

 

 

 I.   Geschichtlicher Hintergrund zu Abraham und Melchisedek (Gen 14)

Schauplatz: Die Städte in der Jordanebene, südlich vom Toten Meer.

Beteiligte: Die vier Könige im Osten (Amrafel, Arjoch, Kedorlaomer, Tidal). Könige der fünf Städte in der Ebene (Bera, Birscha, Schinab, Schemeber, Zoar). Abraham und Lot.

Geschichte: Die Könige der fünf Städte in der südlichen Ebene zahlten zwölf Jahre lang Tribut an Kedorlaomer und die andern vier Könige Nordöstlich von Kanaan. Im dreizehnten Jahr lehnten sie sich auf und verweigerten ihre Zahlungen. Da versammelten sich vier gegen fünf zur Schlacht im Tal Siddim, südlich vom Toten Meer (in der Nähe von Sodom und Gomorra). Die Eindringlinge nahmen die Einwohner gefangen und nahmen ihnen Hab und Gut weg. Auch Lot und seine Familie, die in Sodom wohnte wurde Opfer (Lot ist der Sohn von Abrahams Bruder).

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Abraham wohnte in Hebron (Gen 13,18; 14,13). Als er erfuhr, dass sein Neffe samt Familie gefangen weggeführt wurde, nahm er 318 Mann und jagte den Feinden nach bis nach Dan und Hoba (nördlich von Damaskus). Abraham drang mit seinen Leuten in der Nacht ins feindliche Lager ein, befreite Lot und das gefangene Volk, und brachte die gesamte Habe zurück nach Sodom und Gomorra (= Tal von Siddon).

Lektion: Abraham bewies grossen Mut und Liebe für Lot und seine ganze Familie.

Der weltliche König aus Sodom: Er war arrogant und hochmütig. Zusammen mit vier andern Königen dachten sie die Feinde besiegen zu können. Doch sie mussten sich geschlagen geben und wurden gedemütigt. Als der König von Sodom und der König von Gomorra flohen fielen sie in die Asphaltgruben. Diese Asphaltgruben könnten rauchende Lawalöcher oder einfach nur Teergruben gewesen sein, die nicht unbedingt tödlich waren. Offensichtlich starb der König von Sodom nicht, weil er im Vers 17 wieder erwähnt wird. Im Tal Schawe (das ist das Königstal) kam ihnen Abraham siegreich entgegen. Der König von Sodom verlangte von Abraham, dass er ihm seine Leute wieder zurückgebe und offerierte ihm das erbeutete Hab und Gut zu behalten. Abraham lehnte ab, damit niemand einmal sagen konnte, der König von Sodom habe ihn reich gemacht. Er bat nur um Verpflegung seiner Leute. Der König von Sodom war gottlos, deshalb kam er auch nicht auf die Idee, dem Abraham für seine Heldentat zu danken.

Der gerechte König aus Salem: Er war gerecht. Melchi = König. Zedek = Gerechtigkeit. Er war König in Salem (= Frieden). Salem war der frühere Begriff für Jerusalem. Salem erscheint in Psalm 76,3 mit Zion. Später eroberte David mit seinen Leuten Zion, wo die Jebusiter wohnten. Zion wurde „die Stadt Davids“ (2Sam 5,7.9; 1Chrn 11,5.7). Zur Zeit Salomos wurde die Stadt Davids als Zion identifiziert (1Kön 8,1). Er war dankbar für Abrahams Sieg über die Eindringlinge und brachte Brot und Wein, um die Kampftruppe zu stärken. Brot und Wein wurden auch für Könige bereitgestellt (1Sam 16,20). Brot und Wein waren auch ein Bestandteil der Tieropfer (Num 15,2-10; Dtn 14,22-26; 1Sam 1,14; 10,3).

Er war ein guter und gerechter König, der die Männer Abrahams ehren wollte für ihre Heldentat. Sie hatten eine gefährliche Mission. Sie riskierten ihr Leben, um andere zu retten. Er war ein Priester des höchsten Gottes (= El Elyon). Wir erfahren nichts Näheres, wie es dazu kam, dass Melchisedek den wahren Gott kennenlernte. Vielleicht offenbarte sich ihm der Herr direkt wie Abraham (Gen 12,1-3; Apg 7,2-4), oder wie Bileam Jahrhunderte später (Num 22,1 - 24,25). Sicher ist, dass Melchisedek von Gott oder einem Engel zum Priester für Abraham eingesetzt wurde. Er ging nicht aus eigenem Antrieb dem Abraham mit Brot und Wein entgegen. Er segnete Abraham im Namen des höchsten Gottes (V. 19). Er bestätigte, dass nicht Abraham, sondern Gott den Sieg über die Feinde schenkte (V. 20).

Er segnete Abraham. Das zeigt, dass er über Abraham stand. Denn immer wird das Niedrige vom Höheren gesegnet (Hebr 7,7; Num 6,24-27; Ex 39,43; Dtn 10,8; 2Sam 6,18). Den Rabbis gefiel diese Tatsache gar nicht und deshalb gab es solche, die Melchisedek als den Erzengel Michael identifizierten. Der Hebräerschreiber sagt jedoch klar, dass er kein göttliches Wesen war, sondern einfach ein grossartiger König. Sein Stammbaum war den Juden unbekannt (Hebr 7,3-4). Die unbekannte Abstammung machte Melchisedek bei den Juden minderwertig, da die Priesterschaft im AT von der Abstammung Levi abhing. (Von Levi konnte Melchisedek nicht abstammen, da Levi viel später geboren wurde.) Der Hebräerschreiber macht klar, dass die Grösse Melchisedeks nicht mit seiner Abstammung, seinem politischen oder gar finanziellen Hintergrund zu tun habe. Er wurde als Priester vom höchsten Gott eingesetzt. Er war geistlich grösser als Abraham.

Zusammenfassung: Es ist interessant zu sehen, dass schon hier Gottes Verheissung an Abraham in Erfüllung gehen (Gen 12,3). Wer sich mit Abraham anlegte, der legte sich mit Gott an. Die Könige aus dem Osten fluchten Abraham, indem sie seinen Neffen gefangen nahmen. Damit brachten sie den Fluch Gottes über sich wie auch Pharao, als er Sarai in den Palast holen liess (Gen 12,17-18). Auch wir dürfen mit Gottes Beistand rechnen! Wir brauchen uns nicht zu rächen an andern, denn der Herr ist allezeit mit und für uns (Röm 12,17-19). Wehe dem, der Hand anlegt an einem Gerechten des Herrn (Ps 37,39-40).

 

 II.   Melchisedek (Verse 1-10)

Der Hauptgedanke, von dem der Hebräerschreiber in diesem ganzen Kapitel ausgeht, wird in Kapitel 8,1 erwähnt: „Die Hauptsache bei dem Gesagten aber ist: Wir haben einen Hohen Priester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln gesetzt hat.“ Mit andern Worten; das Priestertum Christi ist viel besser als das alttestamentliche Priestertum. Jesus ist unser Hoher Priester. Der Priesterdienst Christi findet am wahren Zelt statt, am himmlischen Heiligtum. Das lateinische Wort für Priester ist Pontifex, d. h. Brückenbauer. Jesus bildet die Brücke zwischen Gott und uns. Der Hebräerschreiber ermutigt alle Gläubigen in Kapitel 7, indem er sagt: Glauben heisst Zugang zu Gott haben.

Es gibt insgesamt drei Bibelstellen in der Bibel, die von Melchisedek sprechen:

Genesis 14,17-20: „Als er nach dem Sieg über Kedorlaomer und die mit diesem verbündeten Könige zurückkam, zog der König von Sodom hinaus, ihm entgegen in das Tal Schawe, das ist das Königstal. Und Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus. Er war Priester des Höchsten Gottes. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abraham vom Höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, und gepriesen sei der Höchste Gott, der deine Feinde in deine Hand gegeben hat.“ Diese drei Verse in Genesis sind alles, was wir wissen über Melchisedek. Melchisedek war ein König aus der Stadt Salem und wurde gleichzeitig als Priester des höchsten Gottes bezeichnet. Als Abraham siegreich zurückkehrte, gab er Melchisedek den Zehnten seiner Ausbeute im Krieg gegen die vier Könige. Wir wissen nicht, wie und wann Melchisedek von Gott zum Priester eingesetzt wurde. Der Schwerpunkt ist, dass seine Priesterschaft nicht auf menschlicher Abstammung beruhte, sondern auf Gottes Einsetzung.

Psalm 110,4: „Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht reuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks.“ Der Psalm 110 ist messianisch, d. h. er bezieht sich auf David, der ein Schatten seines Nachfolgers ist, Jesus Christus. Im Neuen Testament wird dieser Psalm oft zitiert. Im Hebräer 1,13 wird er auf Jesus bezogen. Dieser Psalm bezieht sich auf den Messias als König (V. 1-3) und als Priester (V. 4), nach der Ordnung Melchisedeks (Hebr 6,20).

Hebräer 7,1-28 (auch in Hebr 5 & 6 erwähnt): „Dieser Melchisedek nun, König von Salem, Priester des höchsten Gottes, ging Abraham entgegen ...“ In Hebräer 7 erklärt der inspirierte Schreiber, dass die Stelle in Genesis 14 und in Psalm 110 in Jesus vollständig erfüllt wurde. Der Hebräerschreiber macht klar, dass Jesus der ewige Hohe Priester ist nach der Ordnung Melchisedeks. Damit will er erklären, dass das erwähnte Priestertum und das Königtum eine Ähnlichkeit hat mit Christus (Schatten und Wirklichkeit). Gleichzeitig lernen wir daraus, dass das Alte Testament in seinem Wesen Christus zentriert ist (Röm 15,4-6). Der Hebräerschreiber versucht mit diesen beiden Bibelstellen, den geistlich müden Christen das neutestamentliche Priestertum Jesu Christi zu erklären. Die Empfänger sollten verstehen, dass es einen Wechsel des Priestertums gab.

Ein Priester Gottes (7,1-2)
Abraham war Melchisedek unterlegen, der als Vorläufer der Priesterschaft Christi diente. Gleichzeitig zeigt uns diese Tatsache auch, dass Christus über Abraham steht, sowie über Levi und Aaron. Offensichtlich haben die Empfänger des Hebräerbriefs noch nichts vom Hohen Priester gehört der von Gott eingesetzt wurde. Sie konnten Jesus nicht mit dem Messias verlinken der in Psalm 110 erwähnt wird. Sie verstanden nicht, dass die Priesterschaft Melchisedeks und Christi eng miteinander verbunden sind. Bevor Jesus als Hoher Priester des Neuen Bundes auch von den Juden akzeptiert werden konnte, mussten unumstössliche Beweise erbracht werden. Im Hebräerbrief wird erklärt, dass Jesus nicht ein Hoher Priester nach der Ordnung Aarons sei. Jesus ging ja aus dem Stamm Juda hervor (Hebr 7,14). Jesus wurde mit einem Eid Gottes zum Hohen Priester eingesetzt (Hebr 7,20).

Obschon die damalige Welt voll von Götzendienst und unmoralischen Menschen war, gab es offensichtlich mitten unter ihnen auch gerechte wie Abraham und Melchisedek. Diese dienten als Schatten für Jesus Christus. Abraham war das alttestamentliche Vorbild für unzählbare Nachkommenschaft im Fleisch und Jesus ist die Erfüllung unzählbarer Nachkommenschaft im Geist. Melchisedek wurde von Gott eingesetzt, zum König und Priester wie Jesus. Melchisedek steht für ein Königtum der Gerechtigkeit. Jesus ist der gerechte und siegreiche König der gekommen ist. Jesus ist die Erfüllung von Sacharja 9,9-10. Jesus ist der Spross Davids, der Recht und Gerechtigkeit üben wird im Land (Jer 23,5-6; Sach 6,12-13). Melchisedek steht für ein Königtum des Friedens. Als Abraham mit seinen Männern in die Nähe von Salem (= Jerusalem) kam da ging ihm der König höchst persönlich entgegen und brachte eine Erfrischung. Melchisedek kam in friedlicher Absicht und Jesus wird der Friedefürst genannt (Jes 9,5-6). Jesus ist unser Friede (Eph 2,14). Jesus hat für uns den Frieden errungen und wir brauchen ihn bloss noch festzuhalten (Hebr 12,14; Phil 4,8; Röm 5,1-2).

Ein geheimnisvoller Mann (7,3)
Das geheimnisvolle ist, dass die Bibel uns nichts mehr über diesen Mann erzählt. Nirgends wird gesagt, wann das Priestertum Melchisedeks begann und wann es endete, wann er geboren wurde und wann er starb. Somit hat er für uns, wie keinen Vater und keine Mutter, keine Abstammung (ohne Geschlechtsregister), keinen Lebensanfang und kein Lebensende. Doch das sieht nur so aus, weil wir keine weiteren Angaben besitzen. Trotzdem leitet der Hebräerschreiber davon ab, dass Melchisedek Priester in Ewigkeit sei und bezieht das im übertragenen Sinn auf Jesus Christus. Wenn in Israel jemand Priester werden wollte, dann musste er ein Nachkomme Aarons sein (Ex 28,1; Num 3,10; 18,1-7) und seine Herkunft musste er mit seinem Stammbaum nachweisen können (Esr 2,62-63; Neh 7,63-65). Wem gehört also das neue Priestertum? Der Hebräerschreiber sagt, nicht mehr den Nachkommen Levis und Aarons, sondern dem der es durch den Eid Gottes zugesprochen wurde; Jesus Christus (Hebr 7,20). Nach der Auferstehung Christi wird uns berichtet, dass viele levitische Priester Jesus als den wahren Hohen Priester Gottes anerkannten (Apg 6,7).

Grösser als Abraham (7,4-10)
Zwei Tatsachen sind der Beleg dafür, dass Melchisedek grösser war als der Glaubensvater Abraham: Die Tatsache, dass Abraham dem Priesterkönig den Zehnten seiner Beute gab. Die Tatsache, dass Abraham vom Priesterkönig gesegnet wurde. Melchisedek übernahm eine wichtige priesterliche Handlung (Num 6,22-27). Abraham gab den Zehnten, nicht einem Leviten (der Stamm Levi kam erst viel später!). Nach den Bestimmungen des Gesetzes stand Melchisedek der Zehnte nicht zu. Nur die Leviten durften vom Volk den Zehnten erheben (Num 18,20-21). Nur Levi durfte also den Zehnten rechtmässig empfangen. Levi ist aber ein Sohn Abrahams (Abraham, Isaak, Jakob, Levi). Wenn Abraham sich dem Melchisedek unterwarf und ihm den Zehnten gab, dann ist Levi als Nachkomme Abrahams dem Melchisedek ebenso unterlegen. Abraham gab den Zehnten nicht aus gesetzlicher Verordnung, sondern freiwillig, weil er Melchisedek als Beauftragter Gottes sah und weil er dankbar war, dass der Herr ihn reichlich segnete mit dem Sieg über seine Feinde und dass alles sowieso dem Herrn gehörte.

Schlussfolgerungen:
Wir sehen den grossen Respekt den Abraham dem König von Salem entgegen brachte. Er erkannte in ihm den Beauftragten des höchsten Gottes. Er ehrte Gott, indem er dem König dem Zehnten gab. Sind wir uns ebenso bewusst, dass wir unsere Geldgaben nicht Menschen geben, sondern Gott? Die Gesinnung Abrahams hilft uns freiwillig und dankbar zu geben. Weil wir viel mehr empfangen haben als Abraham können wir auch viel mehr geben als bloss der Zehnte. Dem Herrn gehört sowieso unser ganzes Leben und alles was wir in diesem Leben erworben haben. Wir sind das königliche Priestertum des neuen Bundes (1Petr 2,9). Gott hat uns dazu berufen andere zu segnen (1Tim 2,1-4). Gott hat uns dazu eingesetzt für das Wohl anderer zu sorgen, d. h. mit andern „Brot und Wein“ zu teilen, d. h. Gastfreundschaft (Hebr 13,1-2.16). Durch Christus wollen wir Gott allezeit ein Dankopfer darbringen (Hebr 13,15). Priester Gottes zu sein ist ein grosses Vorrecht, darum, lasst uns den Fussstapfen unseres wunderbaren Hohen Priesters folgen!

 

 III. Besser ist ... (Verse 11-22)

Das neue Gesetz (7,11-12)
Die Juden glaubten, dass das levitische Priestertum die Vollendung war. Für sie war die levitische Priesterschaft unverzichtbar. Jesus hatte die falsche Abstammung und konnte gar kein Hoher Priester sein. Vom Heiligen Geist inspiriert fragt der Hebräerschreiber weshalb dann David in Psalm 110,4 prophezeite, dass eine neue Priesterschaft Teil eines neuen Bundes sein werde. Die Leser im ersten Jahrhundert dachten vermutlich, dass die alttestamentliche Priesterschaft parallel zur Neuen bestehen würde. Sie verstanden noch nicht, dass es durch die Priesterschaft des neuen Bundes ersetzt wurde. Erst der Hebräerbrief gab ihnen Aufschluss über Gottes Plan. Viele Juden betrachteten gerade deshalb die Christen als ihre Feinde.

Zur Vollendung (τελείωσις) kam es erst durch den neuen Bund. Mit der Vollendung ist nicht etwa ein sündloser Zustand gemeint. Gemeint ist die Vollendung der vollständigen Vergebung in Christus (Hebr 10,14). Gemeint ist das Ende des mosaischen Gesetzes (Röm 10,4). Christus hat das mosaische Gesetz erfüllt (Mt 5,17-18). Jesus hat am Kreuz seine Mission der Sündenerlösung für die Menschheit vollbracht (Joh 19,30; Kol 2,14-17). Das mosaische Gesetz konnte – die Menschen nicht näher zu Gott führen (Gal 3,11; Röm 5,1-2), kein Leben geben (Gal 3,21; 2,21), den Menschen bloss beibringen was Sünde ist (Röm 3,20; 7,7-25), die Sünden der Menschen nicht vollständig vergeben (Hebr 10,4).

Das Konzept des Priestertums änderte sich gemäss dem Hebräerschreiber. Das alttestamentliche Priestertum bestand nach der Weise Aarons. Das neutestamentliche Priestertum ist nach der Weise Melchisedeks. Das neue Priestertum forderte gleichzeitig ein neues Gesetz (Apg 6,14). Denn das levitische Priestertum und das Gesetz Mose sind unzertrennbar miteinander verbunden. Das neue Priestertum wird vom Gesetz Christi getragen (Gal 5,14; 6,2).

Schlussfolgerung:
Obschon das Gesetz heilig und gut ist (Röm 7,9-12), konnte es nichts zur Vollendung bringen, weil es schwach war und an göttlicher Kraft mangelte (Hebr 7,18-19). Es war auf irdischen Segen oder Fluch ausgerichtet (Dtn 28). Es konnte niemand zur himmlischen Vollendung führen (Hebr 11,39-40). Die göttliche Kraft liegt im Gesetz Christi das uns durch den Heiligen Geist freiwillig zu guten Werken anspornt und in Gottes Nähe bringt (Gal 5,18).

Die neue Ordnung (7,13-14)
Also noch einmal: Nach dem Gesetz Mose durften nur Männer aus dem Stamm Levi dem Heiligtum dienen (Num 3,10; 16,8-10). Jesus ist „der, auf den hin das gesagt ist, gehörte einem andern Stamm an ...“ Jesus war aus dem Stamm Juda, dem königlichen Stamm, nicht aus dem priesterlichen Stamm Levi. Wer aus dem königlichen Stamm kam der durfte keine priesterlichen Dienste verrichten. „Es ist ja bekannt“ oder „es ist uns allen bekannt“ oder „wie wir alle wissen“. Es ist anzunehmen, dass die Juden die Abstammung Jesu aus dem königlichen Stamm nicht anfochten. Denn Jesus wurde ja in Bethlehem geboren, in der Stadt Davids wie durch den Propheten Micha vorausgesagt (Mt 2,5-6). Der Stammbaum im Lukas 3,23-31 und Matthäus 1,6-16 bestätigt, dass Jesus der Sohn Davids ist. Aus dem Matthäusevangelium könnte man schliessen, dass Jesus der adoptierte Sohn Josefs war, während Lukas die messianische Linie über Maria führte. Es ist aber eher so zu verstehen, dass Jesus von Josef adoptiert wurde. Die königliche Abstammung bezieht sich auf den Titel „Sohn Davids“ (Mt 1,1; 9,27; 12,23; 15,22; 20,30-31; 21,9.15; 22,45; Mk 10,47-48; 12,35; Lk 1,32; 18,39).

Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass Jesus der verheissene „Spross Davids“ ist (Offb 5,5; Jes 11,1; Jer 23,5-6). Damit wird treffend aufgezeigt, dass es gerade deshalb eben um eine neue Ordnung geht d. h. um ein besseres Priestertum. Gerade weil Jesus kein Levit war, aber das Gesetz erfüllte war er frei vom alten Ritual des Gesetzes. Jesus schaffte etwas Einzigartiges und völlig Neues in der Geschichte: in IHM wurden Königtum und Priestertum vereinigt.

Schlussfolgerung: Was bedeutet diese neue Ordnung für uns?
Sie bedeutet für uns, dass wir einen ewigen König und Hohen Priester haben in Jesus Christus, „der aus uns ein Königreich gemacht hat, eine Priesterschaft für Gott ...“ (Offb 1,6). Jesus ist unser neue König David, der uns im himmlischen Reich regiert. Jesus besitzt ein unveränderliches Priesteramt (V. 24). Jesus kann immer für uns eintreten und uns retten, weil er ewig lebt (V. 25). Deshalb haben wir in Christus eine bessere Hoffnung (V. 19) und einen besseren Bund (V. 22).

Das neue Leben (7,15-17)
Der Autor des Briefes fährt fort indem er erklärt, dass das Ganze noch viel deutlicher wird, weil das neue Priestertum sich auf der Kraft unzerstörbaren Lebens gründet. Christus hatte sein Priestertum nicht durch das Gesetz und Gebot empfangen, das ihm nur den Namen und Titel, d. h. die äussere Form und Gestalt eines Priesters gab. Denn das Gebot vermag mit seiner Verordnung nichts anderes zu erfassen und zu bewegen als das Fleisch. Das Gebot setzte einen Priester ein von Fleisch und Blut, den schickte es zur geordneten Stunde in den Tempel oder ins Allerheiligste, mehr konnte es nicht. Das Gebot setzte ein Opfer ein von Fleisch und Blut, das konnte es als Gabe für Gott fordern, mehr konnte es nicht.

Christus hingegen war freiwillig mit seinem Geist anwesend, bei allem was er tat. Jesus handelte nicht bloss rituell oder äusserlich als Priester. Jesus meinte was er tat und tat auch, was Gott geboten hatte. Sein Priesterdienst ist das Werk eines vollkommenen und lebendigen Priesters. In Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol 2,9). In Christus ist das Leben erschienen und darin steckt die besondere Kraft. Jesus handelte nicht bloss rituell oder äusserlich, sondern aus der Kraft seines Geistes. Jesus wurde nicht bloss für eine beschränkte Zeit eingesetzt, sondern für alle Ewigkeit. Die Arbeit im Heiligtum war so anstrengend, dass die Priester nicht älter als fünfzig Jahre alt sein durften (Num 4,2-3). Deshalb wurde Jesus direkt von Gott eingesetzt, als Priester in Ewigkeit, nach der Weise Melchisedeks und nicht durch ein Gesetz mit äusserlichen Bedingungen. Das macht das Priestertum Christi im NT viel besser als das im AT! Deshalb ist das Leben in Christus viel besser als das Leben unter dem Gesetz.

Schlussfolgerung: Was bedeutet das alles für uns?
Wir wurden nicht gelehrt (wie die Juden damals), dass das Christentum minderwertiger sei als das Judentum. Wir werden heute gelehrt, dass das Christentum minderwertiger sei als das, was die Welt zu bieten hat. Wenn wir diese beiden Angebote vergleichen, dann sehen wir schnell, dass Christus uns ein viel besseres Leben zu bieten hat als die Welt. Die Welt kann eine zeitlich beschränkte Befriedigung geben: z. B. Erfolg, Glück und Freude. In Christus finden wir jedoch eine zeitlich unbeschränkte Befriedigung: z. B. Erfolg, Glück und Freude (Hebr 7,25; 11,24-26). Wenn der Autor des Hebräerbriefs uns heute schreiben würde (einen Schweizerbrief), dann würde er versuchen, uns zu verstehen zu geben, dass Christus viel besser ist als alles was die Welt je zu bieten hat.

Die neue Hoffnung (7,18-19)
Die grösste Schwäche des alttestamentlichen Gesetzes bestand darin, dass es den Anbeter nicht vermochte Gott näher zu bringen (V. 19b). Das Gesetz konnte keine vollständige Sühnung der Sünde bewirken. Nur der Mensch, dem seine Sünde vergeben und getilgt wird ist gesegnet (Ps 32,1-2). Denn dadurch hat er die Hoffnung Gott näher zu kommen (1Petr 1,16). Das Gesetz war nur ein Zuchtmeister, Erzieher, Lehrmeister, griechisch Paidagogos (παιδαγωγός): Galater 3,24. (Artikel zum Thema Paidagogos, siehe griech. Begriffe 1025.)

«Bis zum 7. Lebensjahr war ein griechischer Junge fast ausschliesslich unter der Obhut seiner Mutter. Aber falls ein paidagogos im Hause war, redete er selbst zu diesem frühen Zeitpunkt in der Erziehung mit. Sokrates sagt in Platons Protagoras (325): „Mutter, Kindermädchen, Vater und paidagogos streiten um die Weiterbildung des Kindes, sobald es sie verstehen kann.“ Mit dem Eintritt des Jungen in die Schule übernahm der paidagogos seine Erziehung ständig bis zu seinem 18. Lebensjahr. Der paidagogos war kein Lehrer in unserem Sinne. Seine Aufgabe war es, den Jungen jeden Tag zur Schule zu begleiten, auf seine Sicherheit zu achten, seine Bücher und seine Leier zu tragen, sein Benehmen in der Schule und auf der Strasse zu überwachen. Er hatte ihn in Moral und in gutem Benehmen zu unterrichten. Er musste darauf achten, dass der Junge bescheiden, mit gesenktem Kopf durch die Strassen ging, dass er älteren Leuten Platz machte und in ihrer Gegenwart still war, wie es sich gehörte; er musste ihm gute Tischsitten beibringen und wie er seine Kleider mit Anstand zu tragen hätte. Er musste ihn alles das lehren, was die Griechen unter eukosmia verstanden, gute Sitten, gutes Benehmen, angenehmes Wesen. K. J. Freeman sagt, dass ein paidagogos „eine Mischung aus Kindermädchen, Diener, Beschützer, Anstandsdame und Hauslehrer war.“ Der paidagogos hatte eine sehr praktische, aber auch sehr schwierige Aufgabe, vor allem, wenn der Junge kühn und selbständig war.»

Das Gesetz wurde den Juden gegeben, damit sie die Sünde kennen lernten (Röm 7,7). Doch das Gesetz vermochte den Menschen nicht aus der Sünde zu befreien (Röm 8,3). Das Gesetz vermochte niemand zur himmlischen Vollendung zu führen. Trotzdem war das Gesetz gerecht und gut (Röm 7,12; Ps 19,8). Wenn das Gesetz dem Sünder Leben gegeben hätte, dann wäre Christus umsonst gestorben (Gal 2,21; 3,21). Ohne Christus wären wir Menschen hoffnungslos verloren (Röm 7,22-25).

Mit dem Wechsel des Priestertums wurde auch das Gesetz aufgehoben oder ausser Kraft gesetzt. Jesus, unser neue Hohe Priester brachte die bessere Hoffnung durch die wir nun Gott nahen dürfen. Aus Glauben sind wir gerecht gesprochen worden und haben Frieden mit Gott gefunden durch Jesus Christus (Röm 5,1-2). Darum ist die Hoffnung ein Hauptmerkmal im Hebräerbrief (3,6; 6,11.18.19; 7,19; 10,23).

Der neue Bund (7,20-22)
Der zentrale Punkt, um den es im Hebräerbrief geht, ist der neue Bund. Der neue Bund ist in jeder Hinsicht besser als der alte Bund. Gott bestätigte den neuen Bund durch seinen Eid. Die biblische Geschichte zeigt, dass Gott nur wenige Male einen Eidschwur leistete: Gott schwur bei sich selbst als ER Abraham segnete und ihm Nachkommen wie Sand am Meer versprach (Gen 22,16-18). Gott wurde zornig und schwor, dass ER keiner der Israeliten ins verheissene Land führen werde, ausser Kaleb und Josua (Dtn 1,34-35). Gott wurde zornig und schwor, dass Mose den Jordan nicht überschreiten werde und nicht ins verheissene Land kommen werde (Dtn 4,21). Gott schwor seinem Diener David ewige Nachkommenschaft auf seinem Thron (Ps 89,4-5).

Was immer auch Gott für einen Eid schwört, ER wird ihn einhalten. Der neue Bund wurde mit Gottes Eidschwur verheissen, eingeweiht und bestätigt. Der alte Bund gründete sich auf das Gesetz, nie auf einem Eidschwur Gottes. Auch das levitische Priestertum wurde nie mit Gottes Eid aufgerichtet. Es gab also keinen Anlass zu meinen, dass es nie eine Änderung geben durfte. Das alttestamentliche Priestertum war in Gottes Plan nie für die Ewigkeit gedacht. So wie das Priestertum geändert werden konnte, so konnte auch das Gesetz geändert werden, weil beide nie für die Ewigkeit gedacht waren. Weil Gott das Priestertum Christi mit einem Eidschwur bestätigte, kann und wird ER es nicht mehr ändern, sondern seine Entscheidung bleibt für immer und ewig. „... und es wird ihn nicht gereuen“ (siehe auch 6,17). Drei Mal wird im Hebräer 7 gesagt, dass das neue Priestertum für immer sein wird (V. 3, 17, 21). Es gibt noch andere Indikatoren, die von immer und ewig sprechen (V. 24, 25, 28).

Jesus verbürgt sich für diesen besseren Bund. Bürge (ἔγγυος). Ein Bürge ist eine Sicherheit, ein Haftpflichtiger, ein Garant, ein Sponsor. Er ist die Gewähr, dass etwas bezahlt, bewirkt oder vereinbarungsgemäss durchgeführt wird. Jesus verbürgt sich mit seinem Leben für uns. Seine Garantie gilt allen, die an Gottes Verheissungen glauben. Der neue Bund ist besser (κρείττων). Obschon hier das erste Mal der Begriff „Bund“ vorkommt, ist er ein Schlüssel für den ganzen Brief (siehe Testament: Kapitel 9,16-17). Aus den bereits genannten Gründen ist der neue Bund besser. Genauso ist der Begriff „besser“ ein Schlüssel, der sechzehn oder siebzehn Mal vorkommt im Brief (für Bibelstellen dazu siehe Einleitung, Seite 1).

Was braucht es noch mehr? Der neue Bund mit der neuen Priesterschaft ermöglicht eine vollständige Errettung von den Sünden die ewige Erlösung schafft. Es gibt keine Steigerung mehr in dem erreichten Standard für die Menschheit. Der neue Bund begann mit dem christlichen Zeitalter und endet bei der Wiederkunft Christi (d. h., es gibt kein tausendjähriges Reich dazwischen!).

 

 IV. Jesus Christus (Verse 23-28)

Einmaliger Priester (7,23-24)
Es gab viele Hohepriester, die am Tempel dienten: Von der Zeit als Mose das Zelt baute bis zum Tempel Salomos waren es dreizehn Hohepriester. Vom Tempel Salomos bis zum Fall Jerusalems waren es achtzehn Hohepriester. Als der Hebräerbrief geschrieben wurde, diente offensichtlich immer noch ein Hoher Priester am Tempel somit wurde der Brief vor 70 nach Christus geschrieben. Doch alle Priester und Hohen Priester mussten sterben und konnten nur eine kurze Zeit am Heiligtum dienen. Jesus Christus ist von den Toten auferstanden und wird nie mehr sterben. Er hat kein irdisches Priestertum aufgerichtet, sondern ein himmlisches. Deshalb ist Jesus unser ewiger Hohe Priester (Ps 110,4; Hebr 7,21b). Das Priestertum Christi ist unveränderlich, d. h. unvergänglich (ἀπαράβατος). Dieser Begriff wurde der Rechtssprache entnommen und bedeutet unverletzlich. Er bleibt auf eine bestimmte Person beschränkt und ist nicht übertragbar. Jesus kann niemals übertroffen werden, denn es gibt keinen Ersatz für ihn.

Ein Priester in Ewigkeit (7,25)
Wir Gläubigen brauchen nach wie vor einen Retter, der fähig ist (δύναμαι), d. h. die Macht besitzt für uns einzutreten vor Gottes Thron. Sein Opfer am Kreuz dient allen zum Heil, „die ihm gehorsam sind“ (Hebr 5,8-9). Jesus vermag uns zu retten (Zeitform des Verbs „retten“ ist die Gegenwart); Er rettet uns fortwährend aus unserer Sünde, besonders dann, wenn wir um Vergebung bitten (1Joh 1,9). Er rettet uns indem er einen Ausweg aus allen Versuchungen schafft (1Kor 10,13; Jud 24). Jesus kann z. B. die Engel als dienende Geister dazu benützen uns zu retten (Hebr 1,14). Deshalb sollen wir im Namen Jesu den Vater anrufen (Joh 14,13; 16,23-27; 14,6). Weil Jesus ewig lebt, kann er auch immer als Hoher Priester für uns eintreten (ἐντυγχάνω): Jesaja 53,12. Jesus tritt für uns ein (Röm 8,33-34). Der Geist tritt für uns ein (Röm 8,26).

Jesus bleibt für alle Zeiten der einzige, durch den wir zu Gott gelangen. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei (Mt 27,51), was bedeutet, dass das gläubige Volk nun direkten Zugang zu Gott bekommt. Diesen Zugang verschaffte uns Christus durch sein Fleisch (Hebr 10,19-20). Niemand wird Jesus jemals sein Amt wegnehmen können. Sein Dienst an uns Menschen hat nie aufgehört: Er hat den Menschen auf Erden gedient. Er hat sein Leben für alle verlorenen Menschen hingegeben. Er tritt auch im Himmel noch für alle Gläubigen ein. Jesus ist und bleibt der alleinige Vermittler zwischen Gott und den Menschen.

Ein Priester über allen (7,26-27)

Er ist heilig (ὅσιος)
Dieser Begriff wird auch als Qualifikation für einen Ältesten oder Bischof gebraucht (1Tim 2,8). Bedeutet fromm, gottesfürchtig, gottähnlich, andächtig, von aller Schuld rein. Jemand, der treu und gewissenhaft seine Pflicht gegenüber Gott erfüllt. Jesus ist der einzige Heilige, der je lebte (Ps 16,10; Apg 2,27; 13,35). Er ist in seinem Herzen vollkommen rein. Auch wir werden aufgerufen heilig zu sein, aber wir können diesen Stand nur erreichen, wenn wir uns durch Christi Blut heiligen lassen (Hebr 2,11).

Er ist unschuldig (ἄκακος)
Kakia bezeichnet im Griechischen das Böse. Akakos ist das Gegenteil. Akakos ist sinnverwandt mit dem Wort akeraios, „ohne Falsch“, lauter (Mt 10,16). Jesus kränkt niemanden, weil er ohne Hinterlist ist. Er ist frei von Arglist und Hass. Er ist harmlos (engl. Harm = Schaden). (Pilatus erkannte das: Lk 23,4.13-16.22.) Selbst bei der Tempelreinigung ging es Jesus nicht darum jemand zu verletzen (Joh 2,14-15) sondern die Aufmerksamkeit auf den heiligen Gott zu lenken.

Er ist unbefleckt (ἀμίαντος)
Frei von jedem Makel, jeglicher Befleckung. Äusserlich unbefleckt: Die Priester mussten sich zwar äusserlich reinigen bevor sie ins Heiligtum gingen doch damit waren sie im Herzen noch nicht rein. Nur Opfertiere ohne einen Makel durften Gott dargebracht werden, doch mit fremdem Blut konnten keine Herzen gereinigt werden. Innerlich unbefleckt: Jesus war im Herzen ohne Makel und ohne jegliche Befleckung (1Petr 1,19). Wie viel wichtiger ist es im neuen Bund, dass nur der unbefleckte Mensch sich Gott nahen darf! (2Kor 6,14-7,1).

Er wurde geschieden von den Sündern.
Das ist ethisch gemeint nicht räumlich, d. h. er war ohne Sünde (Joh 8,46). Jesus ist uns gleich geworden und schämt sich nicht uns Brüder und Schwestern zu nennen (Hebr 2,11-18). Er wurde Mensch wie wir Menschen (Hebr 2,14). Er wurde versucht wie wir Menschen, aber blieb ohne Sünde (Hebr 4,15). Er war ein Freund der Menschen (Mt 9,11-13; 11,19). Jesus steht über allen Menschen (auch Hohe Priester) und Engeln im Himmel (Hebr 1,4). Alles ist IHM unterworfen (Eph 1,22-23). Sein Platz ist hoch über dem höchsten Himmel. Durch seine Auferstehung und Himmelfahrt hat er den Zugang zur Herrlichkeit Gottes erhalten. Jesus regiert mit Gott im Himmel und ist deshalb „höher als die Himmel.“ Vielleicht denken wir, dass der Hohe Priester nur einmal im Jahr, am Jom Kippur opferte (Lv. 16). Sicher war es so dass an manchen Tagen die andern Priester für die Opferungen zuständig waren. Doch Philo bestätigt, dass der Hohe Priester täglich Gebete und Opfer darbrachte für die ganze Nation. Der Punkt ist, dass das Opfer Jesu keine Wiederholung braucht. Er wurde „ein einziges Mal geopfert“ (hapax: Hebr 9,27-28). Er ging „ein für alle Mal“ mit seinem eigenen Blut ins Heiligtum (efapax: Hebr 9,12; 10,10). Hapax und Efapax sind die griechischen Schlüsselbegriffe im Hebräerbrief. Das Besondere bei diesen Opferungen ist: Der Hohe Priester musste sie wiederholen und sogar für seine eigene Sünde opfern (Lev 16,6.11). Jesus opferte sich selbst ein für alle Mal.

Ein vollkommener Priester (7,28)
Das alles macht Jesus Christus zum vollkommenen Hohen Priester für unsere Sünden. Das Priestergesetz am Sinai bestimmte Menschen die mit Fehlern behaftet waren. Doch der allmächtige Gott setzte seinen eigenen Sohn mit einem Eidschwur ein zum ewigen Hohen Priester. Gottes Eid kam lange nach dem Gesetz Mose und gilt nun in alle Ewigkeit.

Schlussfolgerungen:
Es geht nicht darum, dass wir äusserlich heilig, unschuldig und unbefleckt dastehen vor andern Menschen, sondern dass unser Herz vor Gott Gefallen findet (Mk 7,21-23). Es kann niemals sein, dass ein Gläubiger sagt: „Ich will und kann mich nie ändern.“ Christen sind Jünger Jesu, d. h. ständig Lernende. Jeder Wiedergeborene hasst die Sünde und will Christus täglich ähnlicher werden (Mt 5,48; 2Petr 1,5-11). Auch wir sollen die Sünder lieben, aber nicht die Sünde, indem wir es ihnen gleich tun. Manchmal ist es sogar nötig, dass wir uns räumlich von Sündern trennen (1Kor 6,18; Gen 39,12). Der grosse Trost ist, dass Jesus unermüdlich beim Vater einsteht für uns.

 

 Link:

- Hebräer 8:  Das neue Priestertum und der neue Bund