Grundlagen-13: Der Heilige Geist

Grundlagen des Evangeliums

Arbeitsblatt 13

 

 Einleitung

Wenn wir in der Bibel etwas über das Wirken des Heiligen Geistes lesen, dann müssen wir uns immer zuerst fragen, in welchem Zeitalter dies stattfand. Der Heilige Geist wirkte zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich. Als die Zeit abgelaufen war, da der Geist Gottes durch die Propheten redete, begann die Zeit, in der Gott durch seinen Sohn sprach (Hebr 1,1-2). Wir dürfen vom Geist nicht erwarten, dass er auch heute noch im selben Masse wirkt, wie er dies zur Zeit Jesu tat, oder gar zur Zeit des Alten Testaments. Vielleicht könnte man den Geist mit einem Koch vergleichen, der zu unterschiedlichen Zeiten für verschiedene Gäste ganz unterschiedliche Mahlzeiten zubereitet. Sicher ist es nicht ganz so einfach, da Gott vor Grundlegung der Welt mit der Menschheit einen genauen Plan hatte (Eph 1,4), den er von Anfang bis zum Ende auch durchführen wollte (Offb 21,5-7). Dieser Plan wurde schrittweise bis zum heutigen Tag verwirklicht. Deshalb gab es eine Zeit (AT), in der die Menschheit keinen Erlöser hatte, weil Jesus noch nicht auf diese Welt gekommen und gestorben war. Dann gab es eine Zeit, in der die Menschen den Erlöser selbst sehen, hören und betasten konnten. Dieses Vorrecht haben wir heute leider nicht mehr. Dafür haben wir andere Vorrechte, die die Menschen damals nicht hatten. Genauso verhält es sich mit dem Heiligen Geist, der damals in einer ganz anderen Form wirkte als heute. Obwohl immer derselbe Heilige Geist am Wirken ist, so tut er dies auf vielerlei Weise genau nach Gottes Plan. Dabei spielt das Umfeld und der Zeitabschnitt eine wichtige Rolle. (Siehe "Der Heilige Geist".)

Eine weitere wichtige Voraussetzung für diese Lektion ist die Erkenntnis, dass der Heilige Geist eine Person ist. Wie Gott, der Vater, und Christus, der Sohn, so trägt auch der Heilige Geist nach den Aussagen des Neuen Testaments die Wesensmerkmale einer Person. Wie wir von einem Gott und einem Herrn lesen, gibt es ebenso einen Geist (Eph 4,4-6). Dieser Geist ist Teil der Gottheit (Dreieinigkeit). Obwohl das Wort „Dreieinigkeit“ nirgends in der Bibel vorkommt, besteht kein Zweifel, dass in den Schriften immer wieder vom Vater, Sohn und vom Heiligen Geist die Rede ist. Diese Drei bilden zusammen eine einzige Gottheit (Mt 28,19 und 2. Korinther 13,13):

- Der Vater ist Gott (1Kor 8,6).

- Der Sohn ist Gott (Phil 2,6).

- Der Heilige Geist ist Gott (Apg 5,3-4).

Jesus selbst benutzte für den Heiligen Geist das männliche Fürwort „Er“, indem er ihn als „Tröster“, „Beistand“ und „Fürsprecher“ bezeichnete (Joh 15,26; 16,7.13-14). Zudem kann der Heilige Geist leiten und hören (Joh 16,13), lehren und erinnern (Joh 14,26), überführen und verherrlichen (Joh 16,8.14) usw.

 

 Der Heilige Geist im AT

Der Heilige Geist wirkte schon im AT durch verschiedene Menschen wie Joseph (Gen 41,38), Mose (Num 11,25), David (2 Sam 23,2), Jesaja (Jes 61,1), Hesekiel (Ez 11,5) und viele andere. Er war sogar schon bei der Schöpfung aktiv dabei (Gen 1,2.26). Trotzdem kann man feststellen, dass der Heilige Geist im AT nur vereinzelt wirkte und nicht in allen Gläubigen bleibend wohnte. Im Buch der Richter zum Beispiel lesen wir, dass der Geist Gottes Männer mit übernatürlichen Kräften und Führungsqualitäten ausrüstete. Namen wie Gideon, Jephta und Simson sind uns aus diesem Zeitabschnitt bekannt. Sie alle haben gemeinsam, dass „der Geist des Herrn über sie kam“, damit sie ihre mächtigen Taten zur Befreiung des Volkes Israel vollbringen konnten (Ri 6,34; 11,29; 14,6; 15,14). Nachdem sie aber ihren Auftrag ausgeführt hatten, verliess sie dieser Geist auch wieder. Obwohl Gott also den Menschen zu gewissen Zeiten ein bestimmtes Mass an Heiligem Geist zukommen liess, wohnte dieser Geist nicht in ihnen. Mit anderen Worten: sie waren deswegen nicht wiedergeboren und im bleibenden Besitz des Heiligen Geistes. Durch den Propheten Hesekiel versprach Gott den Menschen einen neuen Bund, der sie mit einem neuen Geist ausstatten werde (Ez 36,26-27). (Siehe "Der Heilige Geist".)

 

 Der Heilige Geist im NT

Das Zeitalter des Heiligen Geistes begann mit dem Geist jedoch noch nicht in seiner endgültigen Form gekommen (Joh 7,37-39). So wie er durch Hesekiel verheissen wurde und er uns im neuen Bund begegnet, gab es ihn damals noch nicht. Trotzdem wirkte er auch schon zur Zeit Jesu in wunderbarer Weise:

- Maria wurde vom Heiligen Geist schwanger (Lk 1,35-37).

- Jesus wurde bei seiner Taufe mit dem Heiligen Geist gesalbt (Lk 3,21-22; 4,18).

- Jesus wurde vom Heiligen Geist in die Wüste geführt (Lk 4,1-2).

- Mit der Kraft des Heiligen Geistes trieb Jesus Dämonen aus (Mt 7,29).

- Der Heilige Geist auferweckte Jesus auch von den Toten (Röm 8,11).

Jesus lehrte seine Jünger zu seinen Lebzeiten, dass sie den Heiligen Geist erfahren werden, wie ihn die Menschen nicht erfahren können, weil sie nicht als Apostel bestimmt sind (Joh 14,16-17.26). Diese und ähnliche Bibelstellen auf alle heutigen Leser zu beziehen, wäre ein Missbrauch des Wortes Gottes. Jesus versprach nur seinen 12 Aposteln, die er für diesen Dienst sorgfältig ausgesucht hatte, dieses spezielle Mass des Heiligen Geistes. Die Ausgiessung, auch „Taufe des Heiligen Geistes“ genannt, die von Johannes dem Täufer angekündigt wurde (Mt 3,11), finden wir im ganzen NT nur zwei Mal.

 

 Die Ausgiessung des Heiligen Geistes in Jerusalem und Cäsarea

Die Taufe mit dem Heiligen Geist war ausser-gewöhnlich in ihrer Art und ereignete sich nur zwei Mal:

• Erstens zu Pfingsten in Jerusalem, als der Heilige Geist sich über die Zwölf ausgoss (Apg 2,1-4), wie es Jesus seinen Aposteln mehrmals verheissen hatte (Joh 14,26; Lk 24,49; Apg 1,2-8). Jesus selbst bereitete seine Jünger ganz speziell auf dieses einzigartige Ereignis zu Pfingsten vor, von dem auch der Prophet Joel sprach (Joel 2,28-32). Der Heilige Geist hatte die Aufgabe, durch das besondere Ereignis zu Pfingsten die beginnende Heilszeit für die Juden anzukündigen.

• Zweitens in Cäsarea im Hause des Kornelius (Apg 10,44-48) als Zeichen dafür, dass auch alle Heiden vor Gott berechtigt sind, das Heil in Christus Jesus anzunehmen.

Diese zwei Ereignisse waren in der Geschichte einzigartig. Sie werden in der Bibel als Taufe des Heiligen Geistes bezeichnet und müssen von der Wassertaufe des Johannes (Mk 1,4), dem Leidenskampf Jesu (Mk 10,37-40) und der Taufe, die zur Bekehrung und Wiedergeburt im neuen Bund notwendig ist, unterschieden werden. In der Bibel gibt es mehrere Begriffe, die wiederholt vorkommen, jedoch nicht immer dasselbe bedeuten. Der Heilige Geist, der zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich wirkte, muss immer im jeweiligen Zusammenhang betrachtet werden und kann nicht auf jede Situation und Person im gleichen Sinne angewandt werden. Paulus sagte den Korinthern: „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter (Dienstleistungen); aber es ist ein Gott, der da wirkt in allen“ (1Kor 12,4-6). Die zitierte Bibelstelle zeigt, dass der Geist nicht jedem Menschen das gleiche Mass zukommen liess. Es ist auch nicht so, dass man dem Heiligen Geist befehlen konnte, seine verschiedenen Gaben zu einem gewissen Zeitpunkt auszuteilen. So teilte der Geist aus wie er wollte und wann er wollte (1 Kor 12,11). Oft waren die Menschen überrascht und erstaunt, da der Geist unerwartet über sie kam. Obschon zwar die Apostel Christi befähigt waren, besondere Gaben durch Handauflegung zu vermitteln (Apg 6,6-8; 8,14-18; 19,6), hörten diese Gnadengaben nach dem Tod des letzten Bevollmächtigten auf. Somit können die Ausgiessungen zu Pfingsten in Jerusalem und in Cäsarea sowie andere Gnadengaben des Geistes zur damaligen Zeit nicht auf die heutige Zeit übertragen werden. Der Heilige Geist wirkte damals anders als heute. Sein Wirken war schrittweise bis er im neuen Bund zur Vollendung kam. Wie wirkt denn der Heilige Geist heute?

 

 Der Heilige Geist heute

Der Herr versprach durch die Propheten einen neuen Geist (Ez 11,19). Wann ist denn dieser neue Geist gekommen? Am Pfingsttage, als die Apostel Christi durch die Taufe mit dem Heiligen Geist zu ihrem einzigartigen Zeugendienst ausgerüstet wurden, begannen sie ihren Zuhörern die Botschaft von Jesus Christus und seinem in Kraft getretenen neuen Bund zu verkündigen (Apg 2,36; Hebr 9,16-17). Dabei bekräftigten sie diese Botschaft durch Wunder und Zeichen (Apg 2,43). An diesem Tag ist auch der neue Geist gekommen. Was ist das für ein Geist? Petrus sagte in seiner Predigt zu Pfingsten: „Tut Busse, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi, zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen, die Gabe des Heiligen Geistes“ (Apg 2,38). Hat diese Gabe mit Zungenreden oder mit übernatürlichen Kräften zu tun? Nein! Es ist der Geist der Sohnschaft, den alle Menschen seit diesem Tage empfangen können, wenn sie sich zu Christus bekehren und sich auf den Namen Jesu zur Vergebung ihrer Sünden taufen lassen. Das ist der neue Geist, den Gott uns bei der Taufe schenkt (Gal 4,4-6)! Dieser Geist verlässt uns nicht mehr, wenn wir ihn nicht betrüben, sondern dem Herrn treu dienen (Eph 4,30; Hebr 6,4-6). Nur unter dem neuen Bund, wie er seit dem Tode Jesu bis heute in Kraft ist, kann man den Geist der Sohnschaft empfangen, der in unseren Herzen bleibend Wohnung nimmt (Röm 8,11-16).

So ist das neue Leben in Christus ein Wandel im Geist. Wir lernen, uns vom Geist, der in uns wohnt, führen zu lassen (Gal 5,13-26).

Sind denn die Geistesgaben heute abgetan? Folgende Illustration soll helfen, diese Frage zu beantworten: Wenn wir ein Haus bauen, brauchen wir ein Gerüst, damit die Bauleute die Mauern und den Rohbau erstellen können. Doch wenn das Haus vollendet ist, wird das Gerüst wieder abgebaut. Genauso verhält es sich mit den Geistesgaben. Wozu dienten denn diese besonderen Geistes- oder Gnadengaben? Sie dienten zur Beglaubigung des Evangeliums von Christus (Mk 16,15-20). Da die Gemeinde des Herrn im ersten Jahrhundert nur das hebräische Alte Testament als einziges Dokument verfügbar hatte und allein auf die mündliche Verkündigung des Evangeliums angewiesen war, bedurfte es in jenen Tagen einer direkten Bestätigung durch Gott. So gab Gott Zeugnis durch Zeichen und Wunder und „Gnadengaben des Geistes“ (griechisch: Charisma), um das gepredigte Wort als Wort Gottes für die Zuhörer zu bestätigen (Hebr 2,2-4). Während das Lehrgebäude der göttlichen Offenbarung unter der Leitung des Heiligen Geistes durch inspirierte Männer aufgerichtet wurde, war es notwendig, dass dieser Offenbarungsprozess von wunderwirkenden Geistesgaben begleitet wurde. Doch als die Offenbarung des göttlichen Willens vollendet wurde und damit der Glaube „ein für allemal den Heiligen überliefert“ (Jud 3) worden war, geschah mit den Geistesgaben, was mit jedem Baugerüst geschieht: sie verschwanden. Dabei zählt der Aposteldienst ebenfalls zu den besonderen Gnadengaben (Eph 3,7; 4,11; 1 Kor 12,28-29). Die Notwendigkeit dieser Gaben ergab sich aus der besonderen Situation der Urgemeinde.

Als Bevollmächtigte Jesu Christi wurden die Apostel durch den Heiligen Geist in die ganze Wahrheit geführt (Joh 16,13-14). Erst nach und nach wurde diese Wahrheit in schriftlicher Form niedergelegt. Da die Apostel ja nicht gleichzeitig in allen Gemeinden lehren und predigen konnten, ergab sich die Notwendigkeit einer geistlichen Leitung, bis die ganze Wahrheit jedermann in den Schriften des NTs zugänglich war. Diese Gaben waren deshalb nur vorübergehend, bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatten (1Kor 13,8-12). Die Apostel wurden vom Heiligen Geist direkt in die ganze Wahrheit geführt, während wir heute durch das niedergeschriebene Wort der Apostel im Neuen Testament die Wahrheit Gottes erkennen können! Wenn ich also heute predige, dann masse ich mir nicht die Inspiration an, die damals den Aposteln Christi vom Heiligen Geist gegeben wurde. Ich predige vielmehr das inspirierte Wort Gottes, das uns durch die Bibel erhalten und sicher überliefert worden ist (2Thess 2,15). Auch meine Zuhörer können das inspirierte Wort Gottes, das bereits gegeben worden ist, in ihrer Bibel selbst lesen. Auch Sie, lieber Leser, haben heute die Möglichkeit, wie jene edel gesinnten Menschen in Beröa, die Schriften zu erforschen, ob die Dinge, die gepredigt und gelehrt werden, „sich so verhalten“ (Apg 17, 11b). Folglich bedarf es keiner Gnadengabe mehr, um das Wort zu bestätigen, denn das Wort wurde ja bereits beglaubigt, vom Herrn bezeugt und als göttlicher Wille im Neuen Testament niedergeschrieben (Joh 20,30-31). Wir brauchen also bloss die Bibel aufzuschlagen und all die machtvollen Zeichen und Wunder nachzulesen, um in unserem Glauben gestärkt und auferbaut zu werden. “Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen“ (2Kor 5,7).

 

 Das Streben nach den grössten Geistesgaben

In der Gemeinde zu Korinth gab es auch im Hinblick auf die Gnadengaben, wie leider auf vielen anderen Gebieten, Missstände, die der Apostel Paulus zu beheben versuchte. Er sagte: „Strebt aber nach den grösseren Gaben! Und ich will euch einen noch besseren Weg zeigen“ (1Kor 12,31). Was ist denn der bessere Weg und was sind die grösseren Gnadengaben? Woran erkennt man einen Jünger Jesu? Am Zungenreden, an Krankenheilungen oder am Reden aus Eingebung? Nein. Der Jünger Christi wird allein an der Liebe erkannt (Joh 13,35). Alle Geistesgaben von damals hörten auf und wurden abgetan (sie begleiteten eine noch nicht vollständige Offenbarung), während die Liebe für immer bleibt (1Kor 13,8-13). Die Liebe soll das Endziel jeder Verkündigung sein (1Tim 1,5). Denn der Heilige Geist will in uns heute bewirken, dass wir die Werke des Fleisches ablegen und die Frucht des Geistes hervorbringen und so Christus ähnlich (das heisst: gleichgestaltet) werden (Röm 8,29; Phil 2,5-8).

„Die aber Christus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt, samt den Leidenschaften und Begierden. Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln“ (Gal 5,24-25).