Apostelgeschichte-01: Die Apostel in Jerusalem

Gründung und Wachstum der Gemeinde

Arbeitsblatt

 

Sie fangen jetzt an, ein Buch der Bibel zu betrachten, das fast vergessen worden ist - die Apostelgeschichte. Bibelleser übersehen die Apostelgeschichte oft, dennoch ist die Botschaft des Buches von grosser Wichtigkeit für Menschen aller Zeitalter. Unser Kurs besteht aus 10 Lektionen. Wir verwenden dabei den Text der Zürcher-Übersetzung; eine andere gute Übersetzung ist aber genauso geeignet. Unsere Betrachtung ist so aufgebaut, dass sie Ihnen einen interessanten Überblick über die geschichtlichen Ereignisse gibt, die in der Apostelgeschichte berichtet werden. Ausserdem ziehen wir aus dem Text immer wieder praktische Schlussfolgerungen, die der Leser auf seine persönliche Lebenssituation anwenden kann.

I. GLIEDERUNG DES NEUEN TESTAMENTS

In der Reihenfolge der neutestamentlichen Bücher gibt es eine Ordnung, wie die folgende Gliederung illustriert:

DIE BIOGRAPHISCHEN BÜCHER (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes)
Diese Bücher sind Darstellungen des Lebens Jesu Christi. Sie sind geschrieben worden, damit wir glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist (Joh. 20,30-31). Jeder, der unvoreingenommen die in ihnen enthaltenen Beweise kennenlernt, wird bekennen müssen: „Dieser ist wahrlich Gottes Sohn gewesen!“

DAS GESCHICHTSBUCH (Apostelgeschichte)
Ehe der Herr in den Himmel zurückkehrte, gebot er seinen Aposteln, in alle Welt zu gehen und die frohe Botschaft der ganzen Schöpfung zu verkündigen (Mt. 28,19; Mk. 16,15). Nach der Himmelfahrt Jesu empfingen die Apostel den verheissenen Heiligen Geist, der sie alles lehren (Joh. 14,26) und sie in alle Wahrheit leiten sollte (Joh. 16,13). Die Apostelgeschichte ist der Bericht der Verkündigung der Apostel durch den Heiligen Geist. Sie erzählt uns, wie Menschen unter dieser Verkündigung Vergebung der Sünden empfingen und wie sie der Gemeinde des Herrn hinzugefügt wurden. Die Apostelgeschichte kann darum auch als „das Buch der Bekehrungen“ bezeichnet werden. Aus der Apostelgeschichte können wir lernen, wie Gemeinden gegründet und aufgebaut wurden. Das Buch berichtet uns, wie manche wichtigen Fragen entschieden wurden. Es ist eine Anleitung für kommende Zeiten. Zu unserer Ermutigung wird uns von den besten Taten der ersten Jünger berichtet, aber auch manches Schlechte zu unserer Warnung genannt.

DIE BRIEFE (Römer bis Judas)
Diese Bücher wurden geschrieben, um einzelnen Christen und Gemeinden bei der Nachfolge Jesu zu helfen. Sie zeigen die Beziehung der Christen zu Christus, zu seiner Gemeinde und zur Welt.

DAS PROPHETISCHE BUCH (die Offenbarung des Johannes)
Dieses Buch ermöglicht uns einen Blick hinter die Kulissen. Es zeigt die geistigen Kräfte, die im Weltall miteinander kämpfen. Es berichtet vom zukünftigen Sieg des Volkes Gottes und vom Himmel, auf den es wartet.

II. DER TITEL: APOSTELGESCHICHTE

In der griechischen Sprache, dem Urtext des Neuen Testaments, heisst unser Buch „Aposteltaten“. Dieser Titel könnte dazu Anlass geben zu denken, dass das Buch die Taten aller oder doch der meisten der Apostel berichtet. In Wirklichkeit befasst es sich nur mit manchen Taten einiger von ihnen, während die Handlungen der Mehrheit der Apostel nicht erwähnt werden.
Dieses göttliche Buch enthält in der Hauptsache den Bericht der Taten des Petrus und Paulus. Weil Petrus und Paulus die Hauptgestalten dieses faszinierenden Dramas aus den ersten Tagen der Gemeinde sind, ist das Buch von manchen in zwei Teile eingeteilt worden:

- DIE TATEN DES PETRUS (Kapitel 1 - 12).

- DIE TATEN DES PAULUS (Kapitel 13 - 28).

III. DER VERFASSER DER APOSTELGESCHICHTE

Der eigentliche Verfasser der verschiedenen Bücher der Bibel sowie der Apostelgeschichte ist der Heilige Geist. Doch der Geist hat Menschen zum Schreiben benutzt.

Es wird allgemein angenommen, dass Lukas der Verfasser der Apostelgeschichte ist, weil sie an Theophilus gerichtet ist. Lukas hatte bereits früher für denselben Empfänger eines der Evangelien geschrieben (vgl. Lk. 1,1-4 mit Apg. 1,1-2). Demzufolge ist die Apostel-geschichte die Fortsetzung des Berichts, den Lukas in dem Buch begonnen hat, das seinen Namen trägt.

Der Schreiber der Apostelgeschichte war auch einer der Begleiter des Paulus. Deswegen war er für viele der von ihm beschriebenen Ereignisse ein Augenzeuge (Apg. 16,10-17; 20,1-16.27-28).

IV. ZEIT UND ORT DER ABFASSUNG

Die Apostelgeschichte endet mit dem zweiten Jahr der Gefangenschaft des Apostels Paulus in Rom (Apg. 28,30). Das war wahrscheinlich im Jahre 63 nach Christus, wie auf folgende Weise festgestellt werden kann: Im Jahre 60 nach Christus wurde Festus römischer Prokonsul der Provinz Judäa - als Nachfolger des Felix. Eine seiner ersten Amtshandlungen war eine Entscheidung im Fall Paulus. Zu dieser Zeit war Paulus schon zwei Jahre lang im Gefängnis gewesen (Apg. 24,27). Als Paulus sich auf den Kaiser berief - dazu hatte er als römischer Bürger das Recht - bestimmte Festus, dass er nach Rom geschickt würde (Apg. 28,11-12). So begann Paulus kurz vor dem Ausbruch des Winters seine Reise nach Rom.

Das Schiff, auf dem sich Paulus befand, ging in einem Sturm unter. Aber er und alle seine Begleiter retteten sich auf die Insel Malta (Kapitel 27 und 28). Hier verbrachten sie drei Wintermonate und hatten dann Gelegenheit, im Frühjahr des Jahres 61 nach Christus mit einem Schiff die Reise nach Rom fortzusetzen. Paulus war dann zwei Jahre lang als Gefangener in Rom, und dies bringt uns zum Jahre 63 nach Christus (Apg. 28,30).

Da die Apostelgeschichte in Rom abbricht und nichts weiteres über das Schicksal des Paulus und über seinen Prozess berichtet, schliesst man daraus, dass sie, noch ehe der Prozess begann, gegen das Ende der ersten zwei Gefangenschaftsjahre abgeschlossen wurde. Es ist unvorstellbar, dass Lukas uns nichts über den Ausgang des Prozesses mitgeteilt hätte - habe er nun zu einer Verurteilung oder zu einem Freispruch geführt - wenn der Prozess bei der Abfassung schon abgeschlossen gewesen wäre. Dieser Prozess ist der Höhepunkt, dem die letzten vier Kapitel des Buches zustreben. Sie erweckt unser Interesse und unsere Neugier. Eine mögliche Annahme ist die, dass Lukas den letzten Satz der Apostelgeschichte schrieb, noch ehe der Kaiser sich den Fall des Paulus angehört hatte.

Im Kapitel 28, Vers 16 erwähnt Lukas seine Ankunft in Rom. Da er mit keinem Wort seine Abreise aus dieser Stadt erwähnt, wird angenommen, dass er die Apostelgeschichte in Rom geschrieben hat.

V. KURZE GLIEDERUNG DER APOSTELGESCHICHTE

Ein Inhaltsverzeichnis für das Buch findet sich im Kapitel 1, Vers 8. Hier beauftragt Jesus die Apostel, seine Zeugen zu sein in Jerusalem, Judäa, Samarien und bis an das Ende der Erde. Die Apostelgeschichte folgt den Bemühungen der Apostel, wie sie diesen Evangeli-sationsplan ausführen, wie folgende Gliederung des Buches deutlich macht:

- Ursprung, Wachstum und Zerstreuung der Gemeinde in Jerusalem (Kapitel 1,1 - 8,4).

- Ausbreitung des Evangeliums in Judäa und Samaria (Kapitel 8,5 - 12,25).

- Ausbreitung des Evangeliums bis an das Ende der Erde (Kapitel 13,1 - 28,31).

VI. DER AUFBAU DER APOSTELGESCHICHTE

Kapitel 1 zeigt die wartenden Apostel. Das nächste Kapitel berichtet von der Bekehrung der Dreitausend, es folgen mehrere Bekehrungen im Kapitel 3. Die nächsten vier Kapitel befassen sich mit den Verfolgern der Apostel und der Gemeinde. Die Kapitel 8, 9 und 10 berichten von den Bekehrungen des Hofbeamten aus Äthiopien, des Saulus und des Kornelius. Die Gründung der Gemeinde in Antiochien wird im Kapitel 11 erzählt, während das zwölfte Kapitel von einer weiteren Verfolgung berichtet. Die restlichen Kapitel sind hauptsächlich Paulus und seinen Missionsreisen gewidmet. Auf diesen Missionsreisen wurden viele, wie z.B. Lydia und der Kerkermeister in Philippi, zu Christus bekehrt. Anderen aber wurde das Evangelium umsonst verkündigt. Denken wir an Menschen wie Felix und Agrippa.

Fraglos wurde die Apostelgeschichte geschrieben, um eine Vielzahl von Bekehrungen unter der Verkündigung geistgeleiteter Männer als Beispiel für uns heute hinzustellen!

Wer heute andere auf den Weg des Heils führen will, muss sie so führen, dass sie den Vorbildern entsprechen, die uns Lukas hinterlassen hat. Und jeder, der sich für einen rechten Christen hält, kann seine Bekehrung mit den Vorbildern der Apostelgeschichte vergleichen.

VII. DER ZWECK DER APOSTELGESCHICHTE

Der unmittelbare Zweck der Apostelgeschichte ist es, durch diesen zweiten Bericht an Theophilus die Fortsetzung des ersten zu geben. Wer die Bibel als von Gott inspiriert betrachtet, der wird auch die Apostelgeschichte nicht nur als vergangene Geschichte studieren, sondern in allem Gesagten genauste Anleitungen für den Weg des Heils und das geistliche Leben im neuen Bund erkennen. Denn alles was der allmächtige Gott in seiner Weisheit durch den Heiligen Geist aufschreiben liess, ist zu unserer Belehrung geschrieben worden, damit auch wir als künftige Generationen „zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet“ sind (2. Tim. 3,14-17). Diese Belehrung geschieht durch verschiedene Lehrmethoden. Grundsätzlich gibt es drei Lehrmethoden (die wir uns merken sollten), die die Grundlage jeder Bibelauslegung bilden:

1 Die direkte Aussage.

2. Das anerkannte apostolische Vorbild.

3. Die notwendige Folgerung.

Während wir uns mit dem Text der Apostelgeschichte beschäftigen, werden wir immer wieder auf eine dieser drei Lehrmethoden stossen. Dazu später mehr.

Angesichts der Wichtigkeit dieses Buches ist es ein grosses Unglück, dass Menschen das Lesen der Apostelgeschichte vernachlässigen. Chrysostomus, der im fünften Jahrhundert lebte, hat gesagt: „Viele gibt es, die nicht einmal wissen, dass dieses Buch existiert, oder die den Namen des Verfassers nennen könnten.“ Vielleicht haben Menschen dieses Buch deswegen missachtet, weil ihre Lehren und Handlungen den Lehren der Apostelgeschichte nicht immer entsprochen haben.

Die Apostel in Jerusalem (Apg. 1,1-26)
Schon vor der Kreuzigung hat Jesus seinen Aposteln mehrmals versprochen, dass der Heilige Geist auf sie kommen wird, um sie alles zu lehren und an alles zu erinnern, was er ihnen gesagt hatte (Joh. 14,26; 15,26-27; 16,7.13). Dieser Geist der Wahrheit oder Beistand (wörtlich „Paraklet“), „den die Welt nicht empfangen kann“ (Joh. 14,15-18), ist ein besonderes Mass, das nur für die auserwählten Apostel bestimmt war. Bevor jedoch der Heilige Geist sie mit diesem „Auftrag“ einsetzte (Apg. 1,2), mussten sie in Jerusalem auf „die Verheissung des Vaters“ warten (Lk. 24,49). Das erste Kapitel der Apostelgeschichte beschreibt diese Wartezeit. (Siehe Der Heilige Geist, Lektion 5: Die Taufe mit dem Heiligen Geist)

VORWORT UND AUFTRAG DER APOSTEL (Kapitel 1,1-3)
Dieser zweite Bericht des Theophilus (auf deutsch: „Einer, der Gott liebt“), beginnt mit der Auferstehung Jesu und setzt „die Zuverlässigkeit der Dinge“ fort (Lk. 1,4), denen Doktor Lukas nicht nur genau nachgegangen ist, sondern die er zum Teil auch selbst miterlebt hat (deshalb die Wir -Form ab Kapitel 16 - 28). Lukas war ein Mitarbeiter des Paulus (Kol. 4,14; Phil. 24;
2. Tim. 4,11).

Bevor Jesus in den Himmel emporgehoben wurde, gab er seinen auserwählten Aposteln „durch den Heiligen Geist“ (Vers 2) den Auftrag zur Verkündigung des Evangeliums (Mk. 16,15-16). Dieser Auftrag begann zu Pfingsten, als sie alle mit dem heiligen Geist erfüllt wurden (Kapitel 2). Obschon dieser Auftrag auch für uns heute noch gilt, so müssen wir unterscheiden zwischen der Stellung der auserwählten Apostel und uns. Die Verkündigung des Evangeliums nahm seinen Anfang beim Herrn Jesus und wurde durch die von Gott inspirierten Apostel uns sicher überliefert (Heb. 2,3). Sie bilden das Fundament des geistigen Tempels im Herrn (Eph. 2,20). Alles, was wir also heute wissen müssen, tat Jesus seinen Aposteln kund, um die Wahrheit den kommenden Generationen zu offenbaren (Joh. 15,15-16). Wer also Gott erkennen will, der muss auf das Wort der Apostel hören (1. Joh. 4,6).

DIE TAUFE MIT DEM HEILIGEN GEIST (Kapitel 1,4-5)
In Vers 4 sehen wir, dass „die Verheissung des Vaters“ an Lk. 24,49 anknüpft, wo Jesus nur zu seinen Jüngern redet.

Seine auserwählten Zeugen, die von Anfang an bei ihm waren, sollten zu diesem aussergewöhnlichen und einmaligen Dienst ausgerüstet werden (Joh. 15,26-27). Deshalb verspricht der Auferstandene ihnen „die Kraft aus der Höhe“ (Lk. 24,49), wenn der Heilige Geist auf sie kommt. Diesen Vorgang bezeichnet Jesus als die Erfüllung der göttlichen Verheissung, die Johannes der Täufer als „Taufe mit dem Heiligen Geist“ voraussagte (Mt. 3,11). Hier gilt es, drei Taufen zu unterscheiden, von denen durch Johannes den Täufer die Rede ist:

1. Die vorbereitende Johannestaufe mit Wasser.

2. Die Taufe mit Feuer. Damit ist das „unauslöschliche Feuer“ des göttlichen Strafgerichts gemeint (Mt. 3,10+12).

3. Die Taufe mit dem Heiligen Geist, die Jesus nur an seinen auserwählten Aposteln vollzog, und die auch „die Ausgiessung des Heiligen Geistes“ genannt wird (Apg. 2,33).

Vor den schlichten Aposteln stand eine ungeheure Aufgabe. Sie mussten als Gesandte Christi den Menschen mündlich und schriftlich das Evangelium, die Lehre Jesu, sicher und zuverlässig überliefern (wie wir in Hebräer 2,3-4 lesen können). Dazu mussten sie ganz besonders fähig sein, sich an alles zu erinnern, was Jesus sie gelehrt hatte (Joh. 14,26). Ein konkretes Beispiel dazu finden wir in Johannes 2,22.

DIE WIEDERHERSTELLUNG DES REICHES ISRAEL (Kapitel 1,6-8)
Was ist damit gemeint? Die Ausgiessung des Heiligen Geistes steht in engem Zusammenhang mit der Wiederherstellung des Reiches für Israels. Die Apostel teilten aber mit den Juden ihrer Zeit die Ansicht, dass der Messias Israel von der Unterdrückung der Römer, die zu dieser Zeit Palästina beherrschten, befreien würde, indem er das irdische Königreich Israel wieder aufrichtete. Jesus sagte jedoch schon zu Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt...“ (Joh. 18,36). Obwohl mit dem Auftreten Jesu der König und das Reich Gottes nahe zu den Menschen gekommen war (Mt. 4,17), begann die eigentliche Herrschaft Christi erst zu Pfingsten. Deshalb sagte Jesus in seiner Antwort den neugierigen Jüngern, dass der Vater Zeit oder Stunde nicht mitteile, sondern dass das Reich Gottes mit Macht kommen werde (Mk. 9,1), wenn der Heilige Geist über sie kommen wird. Dann gab Jesus ihnen den Auftrag, dass sie, wenn sie den versprochenen Beistand, die Kraft von oben, empfangen haben, hinausgehen und der ganzen Welt bezeugen sollen:

1. dass Jesus der verheissene Gesalbte Gottes ist (2,36),

2. dass Jesus die ewige Herrschaft angetreten hat (2,30-31),

3. dass alle überall Busse tun und sich unter die Herrschaft Christi stellen sollen (3,18-26; Lk. 1,32-33).

In Apostelgeschichte 2,33-35 sehen wir, dass die Apostel zu Pfingsten begannen, den Auftrag Jesu auszuführen. Dabei galt es zuerst, das eigene Haus, das die Schriften kannte, von der Erfüllung der prophetischen Aussagen zu überzeugen. Es galt, den Juden klar zu machen, dass David in Psalm 110 nicht von sich selbst sprach, sondern von Jesus, dem ewigen König, der zu Pfingsten seine Herrschaft angetreten hat.

DIE HIMMELFAHRT JESU (Kapitel 1,9-11)
Nachdem Jesus die letzten Worte zu seinen Jüngern beendet hatte, wurde er vor ihren Augen in den Himmel emporgehoben. Die Apostel starrten dem Herrn nach, bis sich eine Wolke zwischen ihnen und dem Herrn schob, so dass sie ihn nicht länger sehen konnten. Dann erschienen ihnen zwei Engel, die den Aposteln versicherten, dass der Herr so wiederkommen wird, wie sie ihn bei der Himmelfahrt gesehen hätten. In diesem Zusammenhang wird die Stelle in Psalm 24,7-10 als eine Vorhersage der Himmelfahrt angesehen.

DIE JÜNGER WARTEN IN JERUSALEM (Kapitel 1,12-14)
Wie der Herr es ihnen befohlen hatte (1,4), kehrten die Jünger nach Jerusalem zurück, wo sie in dem Obergemach eines Hauses warteten. Es war zweifellos in einem Privathaus und kann der Ort gewesen sein, wo die Jünger mit Jesus das letzte Passamahl eingenommen hatten (siehe Lk. 22,7-12). Die, welche sich dort im Gebet aufhielten, waren die elf Apostel, einige nicht namentlich genannte Frauen, Maria, die Mutter Jesu, und seine Brüder. Diese Stelle zeigt, dass Jesus Brüder hatte, und widerlegt die verbreitete Ansicht, dass Maria ausser Jesus keine weiteren Kinder hatte (siehe auch Mk. 6,3).

MATTHIAS ERSETZT JUDAS (Kapitel 1,15-26)
Als nächstes richtet der Verfasser unseren Blick auf den Tod des Judas und die Wahl seines Nachfolgers. Es waren damals 120 Jünger beieinander. Wir dürfen aber nicht annehmen, dass dies die Gesamtzahl der Jünger des Herrn gewesen war, denn bei einer anderen Gelegenheit erschien Jesus über 500 Brüdern auf einmal (1. Kor. 15,6). Petrus zeigte die Notwendigkeit eines Nachfolgers für Judas, indem er Vorhersagen Davids zitierte (Psalm 69,26; 109,8). Obgleich sich diese Stellen ursprünglich nicht auf Judas selbst bezogen haben, dürfen wir doch sagen, dass diese Worte ihn zusammen mit vielen anderen bösen Menschen meinen.

Petrus macht klar, dass als Nachfolger für Judas im apostolischen Dienst nur jemand in Frage kommen kann, der ein Augenzeuge Christi gewesen ist, und zwar von der Taufe an bis zur Himmelfahrt. Da diese notwendige Voraussetzung, den Herrn lebend auf Erden gesehen zu haben, niemand erfüllen kann, besteht jeder Anspruch auf ein apostolisches Amt zu Unrecht. Interessant ist auch, dass keine Frauen zur Wahl standen, obschon doch etliche vom Beginn der Wirksamkeit Jesu bis zu seiner Auferstehung alles mitangesehen hatten.

Nur zwei Namen wurden genannt, um die freigewordene Stelle unter den zwölf Aposteln zu füllen, wahrscheinlich, weil sie die einzigen Menschen mit den notwendigen Qualifikationen waren. Dann beteten alle zum Herrn, damit er seine Wahl kundgebe. Sie warfen das Los und Matthias wurde auf diese Weise zum Apostel bestimmt. In der Folge erfahren wir nichts weiter über Matthias, ausser, dass er zu den anderen Aposteln gezählt wurde (1,26).

VORSCHAU: In der nächsten Lektion betrachten wir die erste Predigt des Petrus, die zu Pfingsten stattfand, und was sie unter dem jüdischen Volk in Jerusalem auslöste (Apg 2,1-36).