Lukas-01: Das Buch der tausend Sprachen

Jesus, der Menschensohn

Arbeitsblatt

 

 

Sie stehen am Beginn eines Studiums, das sich mit dem ungewöhnlichsten Buch der Welt befasst. Einige seiner hervorragendsten Merkmale werden in dieser ersten Lektion betrachtet. Der Lehrgang, der zehn Lektionen umfasst, soll Ihnen ausserdem einen interessanten und lehrreichen Einblick in das Leben des aussergewöhnlichsten Menschen aller Zeiten vermitteln.

 

 I.   SEIN UNVERGLEICHLICHER EINFLUSS

Eine der erstaunlichsten Tatsachen über das zu betrachtende Buch ist seine BEISPIELLOSE, WELTWEITE VERBREITUNG. Übersetzungen dieses Buches bestehen zur Zeit in über 1100 Sprachen und Dialekten! Wahrlich, es ist „Das Buch der tausend Sprachen“. Ganze oder zumindest teilweise Übersetzungen dieses Buches sind für etwa neun Zehntel aller Menschen vorhanden. An weiteren Übersetzungen wird gearbeitet.

Dieses Buch ist nicht nur in der Muttersprache des grössten Teiles der Erdbevölkerung erhältlich, sondern es wird auch in allen Ländern verteilt. Dieses Buch regiert seit Jahrhunderten als unbestrittener „Bestseller“ unter allen Büchern. Es wird geschätzt, dass pro Jahr 35 Millionen Bibeln verkauft werden.

„In die Tausende gehen die Auflagen, in die Millionen, ja, Milliarden, die Einzelexemplare. Die Zahlen gewinnen astronomische Ausmasse: 1’250’000’000! Das ist die Bilanz... in aller Welt seit dem Jahre 1804!“ (Wegener, 6000 Jahre und ein Buch, S. 179)

Ein anderer Umstand hat dazu beigetragen, dem Buch diese weltweite Verbreitung zu geben: seine UNIVERSALE ANZIEHUNGSKRAFT UND SEIN WESEN. Viele bekannte Bücher, die ursprünglich in deutscher Sprache geschrieben wurden, fanden kein Interesse, nachdem sie in eine andere Sprache übersetzt wurden. Doch so verhält es sich mit diesem Buch nicht. Es ist in der Hütte des Armen wie im Palast des Königs zu Hause. Es gehört zur Literatur der Gelehrten, färbt aber auch die allgemeine Umgangssprache. Kurzum, es spricht zu den Herzen aller Menschen, ohne Rücksicht auf Rasse oder Sprache. Ein Buch, das solchen Anklang findet, kann bestimmt kein gewöhnliches Buch sein.

Beachtenswert ist auch die TIEFGRÜNDIGE WIRKUNG AUF DIE ZIVILISATION, die von diesem Buch ausgeht. Das Buch schenkte der Welt den Begriff der Bruderschaft aller Menschen. Seine Lehren haben unermesslich viel dazu beigetragen, die Stellung der Frau zu heben. Seine Lehren haben bei der Ausrottung der Sklaverei grösseren Erfolg gehabt als alle menschlichen Bestrebungen. Durch dieses Buch wurde die Gründung wohltätiger Einrichtungen angeregt, die unterentwickelten und hilfsbedürftigen Menschen zu einer besseren Existenz verhelfen. Die Lehre des Buches verhalf der Menschheit zur politischen Freiheit. Wo dieses Buch verbreitet ist und häufig gelesen wird, wird die Freiheit der Menschen weitgehend geachtet. Immer wieder kann der Einfluss dieses Buches auf die Menschen in Europa, Amerika oder anderen Teilen der Welt festgestellt werden, wenn es von vielen fleissig gelesen wird.

Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, als dieses Buch als erstes Buch von der Druckerpresse Gutenbergs kam, hat es einen ähnlichen EINFLUSS AUF DIE LITERATUR der westlichen Welt. Goethe, Schiller, Milton, Shakespeare und andere spiegeln in ihren Werken den Stil, die Sprache und die Wahrheiten dieses Buches wieder. Kein zweites Buch hat so viele Schriftsteller angeregt.

Der EINFLUSS AUF DIE SCHÖNEN KÜNSTE, den dieses Buch ausgeübt hat, ist ebenfalls beachtlich. Ein Besucher der berühmten Kunstgalerien der Welt wird entdecken, dass die Mehrzahl der Motive für die Meisterstücke von den Persönlichkeiten und Lehren dieses Buches herrühren. Die Welt besitzt keine schöneren Gemälde als die eines Michelangelo, Raphael, Van Dyck, Rubens, Murillo, Leonardo da Vinci, Hoffmann und vieler anderer, deren beste Arbeiten von diesem Buch beeinflusst wurden. Im Bereich der Musik wirkt dieses Buch inspirierend. Einige der grössten Werke von Händel, Mendelsson, Haydn und die Passionsmusik von Bach - alle wurden sie durch dieses Buch angeregt. Man muss zu dem Schluss kommen, dass dieses Buch eine höchst wichtige Rolle bei der Gestaltung unserer Kultur gespielt hat. In der Tat: dies ist das ungewöhnlichste Buch, das es je gegeben hat.

 

 II.   SEINE SENSATIONELLE GESCHICHTE

Vielleicht besitzen Sie ein Exemplar der Bibel - „Des Buches der tausend Sprachen“. Vielleicht haben Sie zumindest einmal die Gelegenheit gehabt, eine Bibel durchzublättern oder kurz ihren Inhalt zu betrachten.

Die Bibel ist EINES DER ÄLTESTEN BÜCHER DER WELT. Der jüngere Teil der Bibel wurde vor mehr als 1800 Jahren geschrieben - der ältere ist zumindest 3000 Jahre alt. Der erste Teil der Bibel wurde ursprünglich auf Hebräisch geschrieben, der zweite Teil auf Griechisch. Es braucht nicht erst erwähnt zu werden, dass es zur Zeit der Entstehung der Bibel noch keine Bücher im heutigen Sinne gab. Man schrieb mit Feder und Tinte. Entweder auf Pergament (zusammengenähte Tierhäute) oder auf Papyrusrollen. Die Rollen wurden aus dem Mark der Papyrusstaude unter Zusatz von Klebstoff hergestellt. Da dieses Schreibmaterial nicht von langer Haltbarkeit war, konnten die ursprünglichen Handschriften keine endgültigen Urkunden darstellen. Aus diesem Grunde wurden von den Originalen Abschriften angefertigt und die Abschriften wieder vervielfältigt. All diese Arbeit musste mit der Hand getan werden, da die Kunst des Druckens zu jener Zeit noch nicht erfunden war.

Von Anbeginn ihrer Geschichte sah sich die Bibel oft UNERBITTLICHEN VERFOLGUNGEN ausgesetzt. Immer wieder zogen heidnische Barbaren durch die Länder, in denen die Bibel heimisch geworden war. Einige der mächtigsten römischen Kaiser verordneten ihre Vernichtung. Die Bibeln wurden oftmals zusammen mit ihren Besitzern verbrannt. Wohl kein anderes Buch hätte eine derartige Vernichtungswelle überstanden. Die meisten Bücher gleichen Alters sind schon längst vergangen und vergessen.

„Von den berühmten griechischen Dichtern wie Aeschylos oder Sophokles ist beinahe nichts übriggeblieben. Sophokles z.B. soll 123 Stücke verfasst haben, wovon 72 preisgekrönt wurden. Es blieben uns nur sieben, alles Übrige ist verloren gegangen.“ (B. Decorvet, Über der Welt, über den Jahrhunderten - EIN BUCH, S. 4).

Die Tatsache, dass über 1100 hebräische und mehr als 4000 griechische Handschriften der Bibel entdeckt wurden, ist wahrhaft erstaunlich!

Trotz ihres Alters und der vielen Schwierigkeiten, die sie durchzustehen hatte, lebt die Bibel weiter und versetzt die Welt in Erstaunen über ihre ÜBERNATÜRLICHE ERHALTUNG. Im Jahre 1948 wurde eine der wichtigsten Entdeckungen aller Handschriften bekanntgegeben. Diese Handschriften wurden in einer Höhle der judäischen Wüste nahe der nordwestlichen Spitze des Toten Meeres gefunden. Sie waren sorgfältig und sicher in grossen Krügen aufbewahrt. Eine der Rollen vom Toten Meer war ein vollständiges hebräisches Manuskript eines Teils der Bibel mit der Bezeichnung „Jesaja“. Mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden zur Zeitbestimmung haben die Gelehrten festgestellt, dass diese Manuskripte mindestens 2000 Jahre alt sind! Die älteste hebräische Handschrift, die man vor 1948 besass, stammte aus dem 10. Jahrhundert nach Christus. Welch eine grosse Überraschung, dass der jüngst entdeckte „Jesaja“ - Text nur ganz unwesentliche Abweichungen von dem des 10. Jahrhunderts aufweist! Wahrlich, eine ausserordentliche Anerkennung für die Zuverlässigkeit der biblischen Abschreiber, die ihre Arbeit mit peinlicher Sorgfalt und grossem Verantwortungsbewusstsein getan haben. Wenn eine moderne Übersetzung der Bibel ins Hebräische und Griechische rückübersetzt würde, so haben wir allen Grund anzunehmen, dass die ursprünglichen Schreiber ihre jeweiligen Schriften als ihre eigene Arbeit erkennen würden, abgesehen von einigen unbedeutenden Abschreibfehlern.

Eine wichtige und interessante Frage ist: WIE WURDE DIE BIBEL IN UNSERE SPRACHE ÜBERSETZT? Noch ehe die ganze Bibel fertiggestellt war, wurde der ältere Teil bereits ins Griechische, Syrische und in andere alte Sprachen übersetzt. Nicht lange nachdem die gesamte Bibel vollendet war, wurde sie ins Lateinische, Koptische, Gotische, Äthiopische und Armenische übersetzt. Die erste germanische Übersetzung war die gotische von Bischof Wulfila (310-383 n. Chr.). Er ersann an Hand der griechischen und lateinischen Buchstaben ein Alphabet für die gotische Sprache und übersetzte die Bibel in die Zunge seines Volkes. Im Gotischen lautet das „Vaterunser“ wie folgt:

„Atta unsar thu himinam, veihnai namo thein; quimai thiudinassus theins; vairthai vilja theins, sve in himina jah ana airthai; hlaif unsarana thana sintheinan gif uns himma daga; jah aflet uns thatei skulans sijaima, svasve jah veis afletam thaim skulam unsaraim; jah ni briggais uns in fraitstubnjai; ak lausei uns af thamma ubilin; unte theina ist thiudangardi jah mahts jah vulthus in aivins. Amen.“

Ehe im Mittelalter die Druckkunst erfunden war, wurden bereits Übersetzungen in die meisten Landessprachen Europas angefertigt. Neuentdeckte Manuskripte in deutscher Sprache, die vor dem 15. Jahrhundert geschrieben worden waren, erhöhen die Anzahl der gefundenen Dokumente auf 203 Stück. Die grossartige Erfindung der Buchdruckerkunst brachte die erste gedruckte Ausgabe im Jahre 1466. Von diesem Zeitpunkt an bis zu Martin Luther gab es bereits 18 Auflagen der ganzen Bibel, neben 34 Auflagen verschiedener Teile der Bibel. Luther übersetzte auf der Wartburg (1521-1522) den griechischen Teil der Bibel ins Deutsche. Luthers Arbeit kennzeichnet einen bedeutsamen Zeitabschnitt in der Geschichte der Bibel in der deutschen Sprache, in der Literatur und in der Volksgeschichte. Zu jener Zeit besass jeder Stamm und jeder Staat seinen eigenen Dialekt, was eine Verständigung untereinander fast unmöglich machte. Luther wählte den breiten, allgemein anerkannten Dialekt Südsachsens, der am weitesten verbreitet war. Er goss seinen eigenen Geist und sein Gefühl in diesen Dialekt, bereicherte ihn und schmückte ihn aus, und schuf daraus die massgebende und vereinheitlichte deutsche Sprache. „Über drei Jahrhunderte lang war sie das unlösliche Band, das die zerfallende Nation zusammenhielt, und somit dem Volkstum zum Volksbesitz von unschätzbarem Wert wurde.“ (Priest, Kurze Geschichte der Deutschen Literatur, S. 76)

Eine weitere, bekannte deutschsprachige Übersetzung ist die von Zwingli, die im Jahre 1530 in Zürich gedruckt wurde. Neuere Übersetzungen sind die von F. E. Schlachter, Hermann Menge, L. Albrecht, Riessler und Storr (katholische Übersetzung), Die Gute Nachricht als Gemein-schaftsausgabe aller deutschsprachigen Bibelwerke und anderen, deren Ziel es war, die Bibel in die moderne Sprache von heute zu übersetzen. Doch das ist nicht das Ende - die Arbeit der Übersetzer geht weiter! Es gibt heute in der zivilisierten Welt kaum mehr eine Sprache, in der die Bibel nicht erhältlich wäre.

Man wird zugeben müssen, dass die Bibel eine unvergleichliche Stellung in der Weltgeschichte einnimmt. Es kann somit ohne Übertreibung gesagt werden, dass „Das Buch der tausend Sprachen“ das ungewöhnlichste Buch der Welt ist!