Jesus, der Menschensohn
Arbeitsblatt
ÜBERBLICK: Die erste Lektion mit dem Titel „Das Buch der tausend Sprachen“ stellte uns die Bibel als das ungewöhnlichste Buch der Welt vor. Die zweite Lektion, eine Betrachtung über den Ursprung, den Plan und den Zweck der Bibel, schloss mit der Feststellung: „Wir können mit Gewissheit behaupten, dass die Bibel der Wille Gottes an die heutigen Menschen ist.“ Die vorliegende Lektion behandelt den eigentlichen Inhalt der Bibel.
I. DAS THEMA DER BIBEL
Das Hauptthema der Bibel ist die ERLÖSUNG. Die Bibel beginnt mit dem Bericht des Sündenfalls der Menschheit und schliesst mit dem Ausblick auf die Vernichtung aller Sünde. Vom Anfang bis zum Ende befasst sich die Bibel mit dem einen Thema: der Entwicklung eines Planes zur Errettung von der Sünde, d. h. mit der Erlösung. Gesetze, Geschichte, Lebens-beschreibungen, Prophezeiungen, Gedichte und Briefe tragen alle dazu bei, die Geschichte der Erlösung zur überwältigendsten und immer zeitgemässen Geschichte in der ganzen Literatur zu machen.
Das Alte und das Neue Testament enthüllen uns durch ihre Titel einen Gott, der bereit ist, mit den Menschen ein LEBENSWICHTIGES ABKOMMEN zu schliessen. Die Bibel ist die Offenbarung der Persönlichkeit Gottes und des Verhältnisses zwischen ihm und seinen Geschöpfen. Seine grosse Anteilnahme und die mit grosser Sorgfalt gefassten Pläne für die Menschheit kommen in einem festgelegten Verhältnis, dem Bund oder Testament, zum Ausdruck.
Gott hat nicht tatenlos der Entwicklung der Menschheit zugeschaut, noch hat er sich rein zufällig eingeschaltet. Vielmehr hat er die Menschen stets überwacht und es so geregelt, damit sie seine Absicht erfüllen. Dazu schloss Gott mit den Menschen verschiedene Abkommen oder Bünde. Die Verheissungen, die er in diesen Abkommen machte, gründen sich auf die Bedingung des Gehorsams. Die Bibel hat nur dann Bedeutung, wenn man die Wichtigkeit der Tatsache einsieht, dass der lebendige Gott sich selbst und seine Absichten in einem Bund auf Gegenseitigkeit offenbart hat.
Das Neue Testament offenbart uns das VORHABEN GOTTES, Jesus Christus als Erlöser der Menschheit zu senden. Jesus sollte die Menschen mit Gott versöhnen und sie wieder in die Gemeinschaft zurückführen, die sie vor dem Sündenfall besessen hatten. Der Sohn Gottes hat auch für die Menschheit die ewige Seligkeit in der himmlischen Heimat erschlossen. Das Alte Testament zeigt uns die Entwicklung dieses göttlichen Heilsplans. „Jesus Christus - der Gekreuzigte“ ist das Herzstück der neutestamentlichen Offenbarung (1. Kor. 2,2). Auf ihn weist das Alte Testament hin. Es zeigt uns wiederholt die Verheissung eines Erlösers bis zum Kommen Christi. Das Neue Testament zeigt uns dann die Erfüllung und lädt uns ein, an der Erlösung durch Jesus Christus teilzuhaben.
II. DIE BOTSCHAFT DER BIBEL
Die ersten elf Kapitel des ERSTEN BUCHS MOSE berichten uns von der Schöpfung, vom Beginn der Ehe, vom Aufkommen der Sünde und vom Abfall der Menschen von Gott, vom ersten Mord, von der Sintflut und von verschiedenen Familien- und Geschlechtsregistern. Das zwölfte Kapitel hat die Verheissung zum Inhalt, die Gott einem gerechten Mann mit Namen Abraham gab: „Ich will dich zum grossen Volk machen und will dich segnen und dir einen grossen Namen machen, und sollst ein Segen sein... und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“ (1. Mos. 12,1-3). Von dieser Stelle an ist DIE GESCHICHTE DER BIBEL DIE GESCHICHTE DIESER VERHEISSUNG. Der übrige Teil des ersten Buches Mose erzählt uns von Abraham, der im versprochenen Lande Kanaan wohnte, sowie von seinen Nachkommen Isaak, Jakob und Joseph. Durch die Hilfe Gottes erlangte Joseph in Ägypten eine hohe Stellung, die ihn in die Lage versetzte, seinen Vater samt Familie nach Ägypten zu holen, als in Kanaan eine grosse Hungersnot herrschte. Diese Geschichte zeigt uns, wie Gott die Nachkommen Abrahams bewahrte.
Das ZWEITE BUCH MOSE zeigt uns zu Beginn, wie sehr sich die Israeliten (Nachkommen Abrahams) inzwischen vermehrt hatten. Die ersten neunzehn Kapitel berichten von der erbarmungslosen Knechtschaft der Israeliten unter den Ägyptern, von ihrer Befreiung aus der Sklaverei und ihrer Wanderung zum Berge Sinai unter ihrem Führer Mose. Vom ZWEITEN BUCH MOSE Kapitel 20 bis zum FÜNFTEN BUCH MOSE erfahren wir Näheres über das Gesetz Mose (durch welches Gott die Israeliten ca. 1500 Jahre leitete), über die Wüstenwanderung der Israeliten bis zum Einzug ins Land Kanaan und über den Tod Mose. JOSUA und RICHTER verzeichnen die Eroberung des Landes Kanaan und die Geschichte der Israeliten während der folgenden 450 Jahre. Die Hauptperson des Buches RUTH, eine der bewegendsten Liebesgeschichten der Literatur, lebte zur Zeit der Richter.
Die Geschichte der Israeliten findet ihre Fortsetzung im 1. und 2. Buch SAMUEL, im 1. und 2. Buch der KÖNIGE und im 1. und 2. Buch der CHRONIK. In diesen Büchern erfahren wir auch Näheres über die vom Volk geforderte Abänderung der Regierungsform von den Richtern zu den Königen und über die Teilung der Nation in zwei Königreiche. Das nördliche Reich geriet dann in die Hand der Assyrer, die es total und endgültig vernichteten, während die Bevölkerung des Südreichs später in die babylonische Gefangenschaft verschleppt wurde. ESRA und NEHEMIA berichten über die Geschichte ihrer Rückkehr in das Land Kanaan, um dort Jerusalem, das Gesetz und den Tempel wiederherzustellen.
Die Ereignisse, über die das Buch ESTHER berichtet, ereigneten sich während der babylonischen Gefangenschaft. In diesem Buch erfahren wir vom Aufstieg einer gefangenen israelitischen Magd zur persischen Königin. Sie war die rechte Person, am rechten Ort, zur rechten Zeit. Durch ihre Stellung gelang es, eine Verschwörung aufzudecken, die ein böser Beamter angezettelt hatte, um dadurch alle Juden (Israeliten) im gesamten Königreich zu vernichten. Dieses Buch beweist erneut die göttliche Erhaltung der Nachkommenschaft Abrahams.
Das Buch HIOB erzählt vom Unglück eines Mannes namens Hiob und von seinen erschütternden Fragen nach der Ursache aller menschlichen Leiden. Die PSALMEN, die SPRÜCHE, der PREDIGER und das HOHELIED SALOMOS vermitteln uns fundamentale und praktische Lebensweisheiten, meist in dichterischer Sprache.
Die prophetischen Bücher von JESAJA bis MALEACHI gehören in die Zeit der Könige Israels. Die Propheten fordern das Volk zur Rückkehr zu Gott auf und erinnern dabei immer wieder an den verheissenen Messias (Erlöser). Diese Bücher beschreiben den kommenden Erlöser mit einer solchen Deutlichkeit, dass Jesus Christus im Neuen Testament an Hand des alttesta-mentlichen Bildes als der verheissene Retter erkannt werden kann.
Etwa 400 Jahre nach dem Abschluss der Geschichte des Alten Testaments eröffnet das Neue Testament seine Erzählung mit dem Bericht über die Juden in Palästina unter der römischen Herrschaft. MATTHÄUS, MARKUS, LUKAS und JOHANNES beschreiben das Leben Jesu, des verheissenen Erlösers. Matthäus legt besonderen Wert auf die Art und Weise, in welcher Jesus die alttestamentlichen Prophezeiungen erfüllt. Markus dagegen beschäftigt sich mehr mit der grossen Macht Jesu, die in seinen Wundern zum Ausdruck kommt. Die gelehrte Sorgfalt, mit der Lukas schreibt, scheint für seine griechischen Mitbürger bestimmt zu sein. Johannes wiederum befasst sich mit den Ansprüchen, die Jesus in bezug auf sich selbst erhebt.
Die APOSTELGESCHICHTE berichtet von der Gründung der verheissenen Gemeinde des Herrn und ihren ersten Erfahrungen. Die apostolischen Briefe - RÖMER bis JUDAS - beschreiben die christliche Lehre und ermuntern zu christlichem Leben. Die OFFENBARUNG, in der Hauptsache in symbolischer und prophetischer Sprache geschrieben, malt uns Ereignisse vor Augen, die „in Kürze eintreffen werden“ (Off. 1,1) und beschreibt die Herrlichkeit des Himmels.
III. DAS EVANGELIUM NACH LUKAS (Lk. 1,1-4)
Jesus Christus ist DER WAHRE MITTELPUNKT der Bibel. Weil er kommen sollte, wurde das Alte Testament geschrieben. Weil er gekommen ist, wurde das Neue Testament geschrieben. Jesus Christus ist die HAUPTPERSON der Weltgeschichte. Weil er kam, teilt die Welt die Zeit in Jahre v. Chr. (vor Christus) und n. Chr. (nach Christus) ein. Kein anderer Mensch hat je solch eine hervorragende Stellung eingenommen!
Die folgenden Lektionen werden sich in der Hauptsache mit dem LEBEN JESU CHRISTI beschäftigen, so wie es uns im „Evangelium nach Lukas“ berichtet wird. Von den vier neutestamentlichen Berichten des Evangeliums (Evangelium = „Frohe Botschaft“) wurde das des Lukas gewählt, weil es einen ausführlicheren und geschichtlicheren Überblick über das Leben Jesu bietet als die anderen drei Evangelien.
Schlagen Sie bitte in ihrer Bibel das Lukasevangelium auf und lesen Sie die EINLEITUNG (Lk. 1,1-4). Das Buch ist an Theophilus geschrieben, dessen Namen übersetzt „Freund Gottes“ heisst. Lukas erwähnt, dass Theophilus schon über die Geschichte des Evangeliums unterrichtet ist.
Der Text bestätigt, dass zu jener Zeit bereits VERSCHIEDENE BERICHTE über das Leben Christi existieren. Lukas bestätigt, dass diese Berichte sich auf das stützen, was wahre „Augenzeugen weitergegeben“ haben.
Lukas zählt dann drei Tatsachen auf, die mit der AUFFASSUNG SEINES BERICHTES eng verbunden sind.
1. Seine VORBEREITUNG schliesst genaue Untersuchungen und Erkundigungen mit Fleiss ein.
2. Sein PLAN ist es, „der Reihe nach“ alles aufzuschreiben, was sich da über Jesus zugetragen hat.
3. Sein ZIEL ist es, all jenen die Zuverlässigkeit der Dinge“ zu bestätigen, die bereits unterrichtet worden sind und sich mit dem Evangelium beschäftigen werden, besonders Theophilus.
VORSCHAU: Die vierte Lektion „Das Kommen des Messias“ behandelt die Geburt Jesu und seine Jugend in Nazareth. Der Text zu dieser Lektion ist Lk. 1,5 - 4,13. Die Bibelstelle, die am Anfang jeder Lektion angegeben ist (z. B. Lk. 1,1-4), wird als Text für das jeweils folgende Studium dienen. Bitte lesen Sie deshalb immer zuerst den angegeben Bibeltext sorgfältig, bevor Sie sich mit dem weiteren Studium beschäftigen.