Lukas-05: In Galiläa, Erfolg und Widerstand (Teil 1)

Jesus, der Menschensohn

Arbeitsblatt

 

 

ÜBERBLICK: Die vorhergehenden Lektionen befassten sich mit der Geburt und den Jugend-jahren Jesu (Lk. 1,4 - 4,13). In diesem Abschnitt des Berichts von Lukas liegt eine besondere Betonung auf das göttliche Eingreifen in die Menschheitsgeschichte in Verbindung mit dem Kommen des Messias. Während Lukas von Jesus berichtet, macht er uns auch gleichzeitig mit einigen anderen Menschen bekannt. In dieser Lektion sehen wir ebenfalls, welche Bedeutung Lukas dem Charakter der Menschen beimisst, durch die Gott bei der Sendung des Messias wirkt. Vergessen Sie bitte nicht, die Landkarte aus Lektion 4 weiterhin zu benützen.

 

 I.   DIE LEHRTÄTIGKEIT JESU

Alle vier Evangelien beschäftigen sich in der Hauptsache mit einem kurzen Lebensabschnitt Jesu, nämlich seiner öffentlichen Lehrtätigkeit. Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Zeit, in der Jesus SICH SELBST ALS DER VERHEISSENE ERLÖSER OFFENBART. Das Wesen seiner Lehrtätigkeit besteht in den fesselnden und eindrucksvollen öffentlichen Reden. Ausserdem tut er Zeichen und Wunder, um damit seine Worte zu bekräftigen. Die folgende Aufgliederung des ersten Teils der galiläischen Lehrtätigkeit (nach Lukas) zeigt uns, wie Jesus sich fortschreitend in Wort und Tat offenbart.

A. Verkündigung seiner messianischen Aufgabe (4,14-30)

B. Offenbarung seiner göttlichen Autorität (4,31 - 5,26)

1. Macht über böse Geister (4,31-37)

2. Macht über körperliche Leiden (4,38-44)

3. Macht über Naturgewalten (5,1-11)

4. Macht über unheilbare Krankheiten (5,12-16)

5. Macht der Sündenvergebung (5,17-26)

C. Verkündigung seiner Mission (5,27-32)

D. Einführung der neuen Ordnung (5,33 - 6,49)

1. Jesus lehrt über das Fasten (5,33-39)

2. Jesus ist auch Herr über den Sabbat (6,1-11)

3. Jesus beruft seine Apostel (6,12-16)

4. Jesus verkündigt das Gesetz seines Reiches (6,17-49)

Der Text betont die Tatsache, dass Jesus während seines Wirkens ZU DEN MENSCHEN GEHT. Nachdem Jesus von Nazareth nach Kapernaum gegangen ist, sagt er: „Auch den andern Städten muss ich das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigen; denn dazu bin ich gesandt“ (4,43). Sein Eifer, die Menschen zu lehren, wird daraus ersichtlich, dass er oft in die Synagogen ging. Bei anderen Gelegenheiten lehrte er vom Boot aus, dann in Privathäusern, auf den Feldern und von den Hügeln. Seine Aufgabe führte ihn sowohl zu den „Pharisäern und Gesetzeslehrern“ in den Synagogen, als auch zu den „Zöllnern und Sündern“ wie etwa im Haus des Matthäus.

Deutlich können wir erkennen, dass JESUS IN SEINEM WIRKEN NICHT ALLEIN WAR. Schon die ersten Worte des Textes bezeugen, dass Jesus nach Galiläa kam „in der Kraft des Geistes“ (4,14). Dieselbe Wahrheit wird in seiner Erfüllung der Schriftstelle aus Jesaja 61,1 ausgedrückt: „Der Geist Gottes des Herrn ruht auf mir, dieweil mich der Herr gesalbt hat.“ Lukas berichtet weiterhin, dass Jesus sich gelegentlich zurückzog „in einsame Gegenden“, um zu beten (5,16). Ehe Jesus seine Apostel auswählte, verbrachte er die Nacht im Gebet. Seine Lehrtätigkeit war wahrhaftig ein himmlisches Wirken.

Besonders sollten die Schriftstellen beachtet werden, die genauere Auskunft über den ZWECK DER IRDISCHEN LEHRTÄTIGKEIT JESU geben.

• „Er hat mich gesandt, den Armen frohe Botschaft zu bringen, den Gefangenen Befrei¬ung zu verkündigen und den Blinden das Augenlicht, die Zerschlagenen zu befreien und zu entlassen, ein angenehmes Jahr des Herrn zu verkündigen.“ (Lk. 4,18-19)

• „Auch den andern Städten muss ich das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigen; denn dazu bin ich gesandt.“ (Lk. 4,43)

• „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Busse.“ (Lk. 5,32)

 

 II.   DIE LEHREN JESU

Viele Bücher sind über die Lehrtätigkeit Jesu geschrieben worden. Er war in der Tat DER MEISTERLEHRER. Es besteht kein Zweifel darüber, dass viele Menschen ihm nachfolgten, um Heilung von ihren körperlichen Gebrechen zu erlangen. Dennoch müssen wir erkennen, dass viele Menschen zu ihm kamen, um das Wort Gottes zu hören. „ ...und eine grosse Volksmenge kam zusammen, um ihn zu hören...“ (5,1.15; 6,17-18).

Die Lehren Jesu waren GEKENNZEICHNET DURCH IHRE EINFACHHEIT. Er gebrauchte Wörter, die die Ungebildeten verstehen konnten, und Beispiele, mit denen sie vertraut waren (6,43-45). Wenn Jesus mit den Pharisäern und anderen Juden sprach, berief er sich auf das Alte Testament (6:3). Viele Grundsätze legte er in GLEICHNISSEN fest (5,35-39; 6,39-40). Jesus machte ebenfalls wirksamen Gebrauch von FRAGEN (5,23; 6,9.41). Manchmal lehrte Jesus durch sein persönliches VORBILD (5,29-32).

Selbstverständlich ist der INHALT SEINER LEHRE weit wichtiger als seine Lehrmethoden. Er lehrte die Menschen einen völlig neuen Weg des Lebens. Nachstehend finden Sie eine kurze Zusammenfassung einiger Hauptlehren aus unserem Text:

- Kapitel 4,16-30: In der Synagoge zu Nazareth wies Jesus nicht nur auf die Seg-nungen seiner Lehrtätigkeit hin, sondern auch auf deren weltweite Anwendung. Er kam, um die ganze Menschheit von ihren Nöten zu befreien.

- Kapitel 5,33-39: In dieser Schriftstelle spricht Jesus vom Nutzen des Fastens, wenn es Ausdruck eines echten, religiösen Gefühls ist. Doch wenn es nur getan wird um eines Gebots oder einer Formsache willen oder wenn es getan wird mit Hinter-gedanken, sich die Seligkeit zu verdienen, dann ist es absurd und vergeblich. Jesus betont, dass die Anbetung, die er lehrte, sich vollständig von der Anbetungslehre der Nachfolger des Johannes und der Pharisäer unterschied. Das Leben der Freiheit und Freude, welches Jesus anbot, durfte nicht an engstirnige Formen und Riten des Judentums gefesselt werden.

- Kapitel 6,1-11: Das Gesetz Mose erlaubte das Ährenessen auf dem Feld für den sofortigen Verzehr (5. Mos. 23,24-25). Selbst an einem Sabbat war dies möglich und galt auch nicht als Diebstahl. Die Jünger Jesu brachen nur menschliche Traditionen, die von Pharisäern aufgestellt und von ihnen als genauso wichtig wie das Gesetz Mose erachtet wurden. Jesus legte ihnen das Beispiel von David und seinen Soldaten vor, die auf der Flucht von Saul an einem Sabbat sogar ins Heiligtum Gottes hingeingingen und ihren Hunger mit den geweihten Schaubroten stillten (1. Sam. 21,2-7). Keiner verdammte je diese Tat, obschon sie wesentlich weiter ging, als das Ährenessen der Jünger Jesu. Zudem ist Jesus der Sohn Gottes und hat die Vollmacht zu bestimmen, auf welche Weise der Sabbat gehalten werden soll.

- Kapitel 6,20-49: Diese Predigt nimmt allgemein den ersten Platz unter allen Reden der Welt ein. Jesus beginnt seine Predigt, indem er seinen Nachfolgern Segnungen verheisst und denjenigen, die ihn ablehnen, Verdammnis androht (6,20-26). Durch diese Seligpreisungen und Strafen bezeichnet Jesus das Wesen seiner rechten Jünger. Der Hauptteil der Predigt (6,27-45) beschreibt das Leben eines wahren Jüngers als von Liebe durchdrungen. Anstelle der Rache setzt Jesus die goldene Regel: „Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, ebenso sollt auch ihr ihnen tun“ (6,31). Gegen die Selbstsucht, die oft fälschlich als Liebe gedeutet wird, wies Jesus auf das vollkommene Beispiel Gottes und seiner Gnade hin. Im zweiten Teil lehrt Jesus wider den Fehler des unbarmherzigen Richtens. Wahre Hilfsbereitschaft kann nur aus einem mit Liebe erfüllten Herzen kommen. Um die Jünger anzuspornen seine Gebote zu halten und um diejenigen zu warnen, die das Gesetz der Liebe nicht beachteten, schloss Jesus seine Predigt mit dem Gleichnis von den zwei Häusern (6,47-49).

 

III. DIE WUNDER JESU

Kein Studium der Lehrtätigkeit Jesu wäre vollständig ohne die besondere Betrachtung der Wunder Jesu. Lukas deutet an, dass Jesu Berühmtheit nicht nur auf seiner Lehre beruhte, sondern auch auf den Werken, die er vollbrachte. Ausser den SECHS AUSDRÜCKLICH ERWÄHNTEN WUNDERN enthält der Text noch einige andere Hinweise auf seine vielen anderen Taten (4,40-41; 5,17; 6,18-19).

- Kapitel 4,31-37: Bisher hat Lukas Jesus als den gesalbten Messias (bei seiner Taufe), als den Sieger über die Versuchung des Teufels (in der Wüste), und als einen, der mit höchster Autorität sprach (zu Nazareth) dargestellt. Nun zeigt er uns, dass Jesus Macht hatte, Dämonen auszutreiben.

- Kapitel 4,38-39: Im Hause des Simon offenbarte Jesus seine Macht über Krankheiten des Körpers.

- Kapitel 5,1-11: Lukas fährt fort, uns die allumfassende Machtfülle Jesu aufzuzeigen. Diese Schriftstelle zeigt, dass er auch Macht über die Fische des Meeres hat.

- Kapitel 5,12-16: Jesus bewies auch, dass er die Macht besass, Krankheiten zu heilen, die menschlich gesehen unheilbar waren.

- Kapitel 5,17-26: Bei der Heilung eines gelähmten Mannes offenbarte Jesus auf ein-drucksvolle Weise sein Recht und seine Macht, Sünden zu vergeben.

- Kapitel 6,6-11: Durch Heilung des Mannes mit dem verdorrten Arm verlieh Jesus seiner Lehre über das Halten des Sabbats Nachdruck.

 

IV. DAS VERHALTEN DER MENSCHEN ZU JESUS

Gleich zu Beginn der Lehrtätigkeit Jesu heisst es: „Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen umliegenden Landschaft. (4,14.37) Und er lehrte in ihren Synagogen, von allen gepriesen“ (4,15). Der Text ist erfüllt von Berichten über das ZUSTIMMENDE VERHALTEN der Menschen seinen wunderbaren Worten und Werken gegenüber. Nach einem Sabbat in Kapernaum wurde er von einer bewundernden Menge umringt, die ihn suchte und zu ihm kam, „... und sie wollten ihn zurückhalten, damit er nicht von ihnen wegginge“ (4,42). Das fünfte Kapitel beginnt mit den Worten: „...als das Volk sich zu ihm drängte und das Wort Gottes hörte...“ Andere Schriftstellen berichten: „Aber die Rede über ihn breitete sich noch mehr aus... (5,15) Und Staunen ergriff alle, und sie priesen Gott und wurden voll Furcht und sagten: Wir haben heute unglaubliche Dinge gesehen“ (5,26).

Lukas schreibt, dass Jesus von zwei Gruppen ABGELEHNT wurde. Nachdem die Menschen in Nazareth sein Wort der Gnade gehört hatten und es ablehnten, erklärte Jesus ihre Haltung, indem er zwei Sprichwörter zitierte. Ihr Unglaube verwandelte sich in Hass, als Jesus zwei Beispiele aus dem Alten Testament gab, die andeuteten, dass die Heiden bereitwilliger waren seine Lehre zu empfangen als seine eigenen Landsleute. Dieser ernsthafte Tadel versetzte seine Hörer in eine derartige Wut, dass sie ihn zur Stadt hinaus stiessen (4,28) und versuchten ihn zu töten.

Der Zorn der Schriftgelehrten und Pharisäer wurde dadurch geweckt, dass Jesus behauptete, Sünden vergeben zu können (5,20-24). Ausserdem entrüstete Jesus sie durch die Art und Weise, mit der er die Sünder behandelte. Schliesslich wurde ihr Hass durch die Einstellung, die Jesus dem Sabbat gegenüber einnahm, auf die Spitze getrieben. Von dieser Zeit an „unterredeten sie sich miteinander, was sie Jesus wohl antun könnten“ (6,11).

Am Schluss seiner Predigt über die Liebe beschreibt Jesus die RETTENDE ANNAHME seiner Lehre. Als Abschluss zu dieser Lektion bitten wir Sie, Lukas 6,46-49 noch einmal nachdenklich und mit Gebet zu lesen. Sind auch Sie zu ihm gekommen, haben Sie seine Worte gehört und sind Sie wirklich bereit zu tun, was er sagt?

VORSCHAU: Die nächste Lektion ist eine Fortsetzung des Berichts über die Lehrtätigkeit Jesu in Galiläa. Der Text für Lektion 6 ist Lukas 7,1 - 9,50.