Lukas-06: In Galiläa, Erfolg und Widerstand (Teil 2)

Jesus, der Menschensohn

Arbeitsblatt

WIEDERHOLUNG: Mit Lektion 5 begannen Sie eine Betrachtung der öffentlichen Lehrtätigkeit Jesu - jenem Abschnitt in seinem Leben, in dem er sich als der verheissene Erlöser offenbarte. Besondere Aufmerksamkeit wurde seinen Worten und auch seinen Werken gewidmet. „Erfolg und Widerstand“, die Reaktion der Menschen auf Jesus, stellten einen weiteren Hauptteil des Textes dar. Diese Lektion ist nun eine Fortsetzung der Betrachtung von Jesu Lehrtätigkeit in Galiläa.

Die nachstehende Übersicht über den zweiten Teil von Jesu Wirken in Galiläa (nach Lukas) zeigt, wie Jesus sich weiterhin in Wort und Tat offenbarte:

E.  Offenbarung seiner unbegrenzten Macht (7,1 - 8,56)

1.  Jesus heilt den Knecht eines Hauptmanns (7,1-10)

2.  Jesus erweckt den Sohn einer Witwe (7,11-17)

3.  Jesus preist Johannes (7,18-35)

4.  Jesus wird von einer Sünderin gesalbt (7,36-50)

5.  Jesus wird von Frauen bedient (8,1-3)

6.  Jesus lehrt in Gleichnissen (8,4-18)

7.  Jesus und seine Verwandten (8,19-21)

8.  Jesus stillt den Seesturm (8,22-35)

9.  Jesus heilt einen Besessenen (8,26-39)

10. Jesus auferweckt die Tochter des Jairus und heilt eine unheilbare Krankheit (8,40-56)

F.  Fortgesetzte Offenbarung seiner göttlichen Autorität (9,1-27)

1.  Jesus sendet die zwölf Apostel aus (9,1-9)

2.  Jesus speist Fünftausend (9,10-27)

3.  Jesus sagt seinen Tod voraus (9,18-27)

G.  Offenbarung seiner göttlichen Herrlichkeit

1.  Jesus wird verklärt (8,26-36)

2.  Jesus heilt einen besessenen Knaben (9,37-45)

3.  Jesus lehrt wider Ehrgeiz und Unduldsamkeit (9,46-50)

 

 I.   DIE BARMHERZIGKEIT JESU

Die grenzenlose Barmherzigkeit, die Jesu Tätigkeit charakterisiert, wird im ganzen Lukas-evangelium offensichtlich. Der Lobgesang des Zacharias (1,67-79) galt den herrlichen Heilstaten Gottes, die im Messias erfüllt werden würden. Im Vers 78 weist Zacharias auf die Quelle dieses Segensstromes hin - „wegen der mitleidsvollen Barmherzigkeit unseres Gottes“ - Die von Jesus gelesene Stelle aus dem Propheten Jesaja (4,18-19), sagt die barmherzige Natur in Jesu Wirken voraus. Jesu Gemeinschaft mit Zöllnern und Sündern (5,29-31) beweist seine Sorge um alle Menschen. Die Grundsätze, nach denen Bürger des Reiches zusammenleben sollen (6,27-36), wurzeln in echter Liebe. Diese Belehrungen erreichen ihren Höhepunkt in Vers 36 - „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“

Der zweite Teil der Tätigkeit in Galiläa fliesst in besonderem Masse über von Hinweisen auf die Barmherzigkeit Jesu. In der Tat, einige Bibelkritiker haben diesen Abschnitt als DAS WIRKEN DER BARMHERZIGKEIT bezeichnet.

- Kapitel 7,11-17 berichtet davon, dass Jesus von dem stummen Appell der mensch-lichen Betrübnis bewegt wird. Beachten Sie besonders die Verse 13 & 17.

- Kapitel 7,36-50 berichtet über Jesu Besuch im Hause Simons, eines Pharisäers. Während des Essens kauerte eine Sünderin hinter ihm und salbte seine Füsse. Jesus antwortete auf Simons Kritik an ihrem Tun mit einem Gleichnis. Das Gleichnis, und auch die von Jesus im Vers 47 gegebene praktische Anwendung weisen darauf hin, dass Jesus der Frau schon früher begegnet war und ihr vergeben hatte. Der Friede und die Gewissheit, die er ihr verlieh, zeigen deutlich seine göttliche Barmherzigkeit.

- Kapitel 8,22-56 enthält den Bericht über vier Wunder. Sie zeigen Jesu Mitleid und sein Bestreben zu helfen.

- Kapitel 9,11 zeigt Jesu Reaktion auf die Menschenmenge, die ihm folgte, als er und seine Apostel sich alleine nach Bethsaida zurückziehen wollten. Die folgenden Verse (12-17) zeigen, wie Jesus auf wunderbare Weise für ihre körperlichen Bedürfnisse sorgte.

- Kapitel 9,37-43 offenbart die Ausschüttung von Jesu liebreicher Gnade über einen Vater und seinen leidenden Sohn.

 

 II.   DIE AUTORITÄT JESU

DER HERVORRAGENDE ANSPRUCH, den Jesus in diesem Teil seines Wirkens in Galiläa stellt, ist der Anspruch auf höchste Macht. Dasselbe Thema beherrscht auch die anderen Teile des Lukasevangeliums sowie das ganze Neue Testament.

Beachten Sie auch die Hinweise auf JESU ANSPRÜCHE auf Autorität. Seine Auslegung und Anwendung der Schriften des Alten Testaments beinhalten eine unübersehbare Autorität. Er traf persönliche Entscheidungen mit Endgültigkeit (7,28). Jesus behauptete die Fähigkeit zu haben, vollkommenen Frieden, Trost und Gewissheit zu geben. Er lehrte mit Macht über seine wahren Verwandten, seine wahre Grösse und seine wahre Demut. Er sagte, dass sein Werk Gottes Werk ist (8,39). Jesus beanspruchte sogar die göttliche Macht, Sünden zu vergeben.

In diesem Zusammenhang soll auch den WUNDERN JESU besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Er heilte schwere Krankheiten, manchmal sogar aus der Ferne (7,1-10) und erweckte selbst Tote. Die Blinden erhielten ihr Augenlicht wieder, die Tauben hörten wieder. Jesus zeigte seine Macht über die Elemente (8,22-25; 9,10-17). Die von Dämonen Besessenen wurden frei. Der Text weist auch darauf hin, dass diese wunderbaren Taten zahlreich waren.

Aber was sollten diese Wunder eigentlich darstellen? Sie halfen natürlich den Menschen, aber dies war nicht ihr oberster Zweck. Es sollte wohl beachtet werden, dass der tatsächliche Wert der Wunder weniger in ihrem übernatürlichen Wesen als in ihrer geistlichen Bedeutung zu suchen ist. Sie waren ebenso Zeichen als auch Wunder. Sie wurden niemals selbstsüchtig oder gedankenlos gewirkt. Ihr Zweck war nicht, Unterwerfung durch Effekthascherei zu erzwingen. Sie waren nicht nur Darstellungen irdischer Macht, sondern Zeichen, die Jesus wirkte, um seine eigene Person und Allmacht zu bezeugen. Die Wunder sollten beglaubigen, dass er der verheissene Messias war.

Die abschliessenden Ereignisse seines Wirkens in Galiläa stellen einen GROSSARTIGEN HÖHEPUNKT für die Auseinandersetzung über die Macht Jesu dar.

- Kapitel 9,18-22: Das Bekenntnis des Petrus, der es für alle Apostel aussprach, stellte eine menschliche Anerkennung Jesu als „Gottes Messias“ dar.

- Kapitel 9,28-36: Diese Szene zeigt den geheimnisvollen Höhepunkt von Jesu fortschreitender Offenbarung seiner selbst. Gott gab nicht nur Zeugnis für Jesus als dem vollkommenen CHARAKTER, sondern auch als dem vollkommenen GESANDTEN. „Dies ist mein auserwählter Sohn, auf ihn höret!“ Von nun an brauchte er sich nicht mehr an Moses, das Symbol für das Gesetz des Alten Bundes, oder Elia, das Symbol der Propheten des Alten Bundes, zu wenden.

- Kapitel 9,37-45: Diese Wunder sind eine abschliessende Darstellung der unbesiegbaren Macht und Autorität, die Jesus besass. Es ist erwähnenswert, dass jedes dieser drei Ereignisse von einem Hinweis auf Jesu bevorstehende Leiden, Tod und Auferstehung begleitet ist.

 

III. DIE FORDERUNGEN JESU

Die Ereignisse, die im Lukasevangelium aufgezeichnet sind, stellen mehr dar als blosse Vorkommnisse im Leben Jesu. Der Lernende sollte beachten, dass sie in einer solchen Form festgehalten sind, dass ein bestimmter Punkt ganz klar hervortritt - die einzigartige, vollkommene Macht Jesu. Jedes Detail der Erzählung scheint ihn herauszustellen und die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, einschliesslich der Stimme vom Himmel selbst.

Von dieser Grundlage ausgehend muss man die Forderungen betrachten, die Jesus an alle stellte, die seine Nachfolger sein wollten. (Bitte wiederholen Sie in diesem Zusammenhang auch zwei Stellen aus der letzten Lektion: Kapitel 5,27-28; 6,20-49).

- Kapitel 8,4-21: Hier stellt Jesus klar fest, dass die Wirkung der Wahrheit von dem geistlichen Zustand des Hörers abhängt. Die grosse Botschaft dieses Abschnitts wird im Vers 18 zusammengefasst: „Gebet nun acht, wie ihr hört!“ Es ist ein grosses Vorrecht, das Evangelium Christi zu hören, aber es beinhaltet auch eine grosse Verantwortung - „Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und tun.“

- Kapitel 9,23-27: Die Einladung durch Jesus ist einzigartig darin, dass er die Menschen zu sich und nicht zu einer Sache beruft. Diese Stelle weist auch darauf hin, dass es keine Halbheiten gibt in der Hingabe, die er verlangt. Das Kreuz des Nachfolgers umfasst jene Dinge, die man entweder erleiden oder verlieren muss im Dienste für Jesus - Ablehnung, Verfolgung und Leiden auf der einen Seite und Selbstverleugnung auf der anderen.

VORSCHAU: Lektion 7 trägt den Titel: „Wanderungen und Erlebnisse“ (1. Teil). Der Text dazu finden Sie in Lukas 9,51 - 13,21.