Lukas-07: Wanderungen und Erlebnisse (Teil 1)

Jesus, der Menschensohn

Arbeitsblatt

 

 

WIEDERHOLUNG: Die Lektion 5 bildete die Einleitung zu einer Betrachtung der öffentlichen Lehrtätigkeit Jesu, zu jenem Abschnitt in seinem Leben, in dem er sich selbst als der verheissene Erlöser offenbarte. Diese Offenbarung erreichte einen Höhepunkt in Lektion 6, als Jesus zu Mose und Elia über das Schicksal sprach, das er in Jerusalem zu erfüllen hatte (9,28-36). Die vorliegende Lektion berichtet nun von seiner Wanderung nach Jerusalem. Bitte, vergessen Sie nicht, die der Lektion 4 beiliegende Landkarte weiterhin zu gebrauchen.

Kapitel 9,51 - 18,30 ist in mancherlei Hinsicht der wichtigste Teil des Lukasevangeliums, weil der Grossteil dessen in den übrigen Berichten über das Leben Jesus nicht vorkommt. In diesem Augenblick betont Lukas die Tatsache, dass Jesus freiwillig den Weg nach Jerusalem eingeschlagen hatte. Er deutete auch an, dass Jesus seinen kommenden Tod und auch seine herrliche Himmelfahrt klar vor Augen sah, dass er aber unerschrocken den Leiden, die seiner Kreuzigung vorausgehen sollten, entgegenging. Ausserdem finden sich auch einige der schönsten Gleichnisse Jesu in diesen Kapiteln. Die vorliegende Lektion sollte vielleicht nach dem folgenden Überblick betrachtet werden:

 I.  Die Botschaft der Erlösung (9,51 - 10,37)

A.  Jesu Abschied von Galiläa (9,51-56)

B.  Jesu Ansprüche für die Jüngerschaft (9,57-62)

C.  Jesu Aussendung der Siebzig (10,1-20)

D.  Jesu Abhandlung über den Heiligen Geist (10,21-24)

E.  Jesu Auslegung des Begriffs „Nächster“ (10,25-37)

 II.  Anweisungen über Dienen und Beten (10,38 - 11,13)

A.  Jesu Anerkennung des Wichtigen (10,38-42)

B.  Jesu Abhandlung über das Gebet (11,1-13)

 III.  Warnungen für Nachfolger und Feinde (11,14 - 13,21)

A.  Jesus verwirft Gleichgültigkeit (11,24-26)

B.  Jesus verlangt Gehorsam (11,27-36)

C.  Jesus verwarnt die Pharisäer und Schriftgelehrten (11,37-54)

D.  Jesus verpönt Heuchelei (12,1-12)

E.  Jesus verwirft die Habgier (12,13-21)

F.  Jesus verscheucht die Sorgen (12,22-34)

G.  Jesus lehrt über sein zweites Kommen (12:35-48)

H.  Jesus vertritt seine göttliche Macht (12:49-59)

I.  Jesus verlangt Busse (13:1-9)

J.  Jesus verhilft einer Verkrüppelten zur Gesundheit (13,10-17)

K.  Jesus vergleicht das Königreich (12,18-21)

 

 I.   JESUS UND SEINE WIDERSACHER

Dieser Abschnitt vom Bericht des Lukas über das Leben Jesu ist besonders reich an Aufzeichnungen SEINER TATSÄCHLICHEN AUSSPRÜCHE. Es scheint, als ob seine Worte an drei verschiedene Gruppen gerichtet waren - seine Widersacher, seine Jünger und seine zukünftigen Jünger. Der Leser möge sich aber erinnern, dass diese Lehren am gewinn-bringendsten betrachtet werden können, wenn man die Göttlichkeit des Lehrers und seine Macht (vgl. Lektion 6) beachtet.

Von Anfang an war es klar, dass Jesu Lehrauftrag eine heftige VERURTEILUNG DES BÖSEN enthielt. Sowohl das vorbereitende Predigen des Johannes (3,7-14), als auch seine Beschreibung des Wirkens des kommenden Messias (3,16-17) weisen klar auf diesen Teil von Jesu Mission hin. Seine ständige Forderung nach Busse und seine schonungslose Verurteilung allen Übels, wo immer er es auch fand, zeigen, wie ernst dieser Gedanke genommen werden muss.

Wie man ja erwarten kann, gab es welche, die Jesus ABLEHNTEN UND IHM ENTGEGEN-TRATEN. Beachten Sie die folgenden Gelegenheiten, bei denen Er zu dieser Kategorie von Menschen sprach:

- Kapitel 10,13-16: Hier spricht Jesus den immer gültigen Gedanken aus, dass unge-wöhnliche Möglichkeiten auch ungewöhnliche Verantwortung mit sich bringen. Er betonte die Ernsthaftigkeit der Ablehnung seiner Sendboten. Er lehrte: Wer seine Boten ablehnt, lehnt in Wirklichkeit ihn selbst ab, und wer Jesus ablehnt, lehnt den Vater ab, der ihn gesandt hat.

- Kapitel 11,14-36: Es ist augenscheinlich, dass der Hass der Juden immer heftiger wurde. In dieser Stelle antwortete Jesus auf die Anklage, dass er Dämonen durch Beelzebub austriebe und antwortete auch auf die Forderung nach einem „Zeichen vom Himmel“. Er wies auch auf die Unmöglichkeit hin, in dem Konflikt zwischen dem göttlichen Reich des Lichts und des Lebens einerseits und dem satanischen Reich der Finsternis andererseits neutral zu bleiben. Schliesslich zeigte Jesus noch, dass, wenn das geistliche Blickfeld durch Unglauben und Hartnäckigkeit getrübt ist, man das klare, helle Licht, das durch ihn und seine Selbstoffenbarung verbreitet wird, nicht sehen kann.

- Kapitel 11,37-54: Der Konflikt zwischen Jesus und seinen Gegnern erreicht hier seinen Höhepunkt. Er tadelt ihre Heuchelei und spricht sechs feierliche Ver-wünschungen über sie aus. Seine Worte sind voll von Warnungen für alle Menschen seither.

1) Religion neigt immer dazu, eine Formsache und ein Ritus zu werden, und

2) Heuchelei ist oftmals unbewusst und wird überall auf der ganzen Welt ausgeübt.

- Kapitel 12,54-59: Jesus ermahnt jeden, Frieden mit Gott zu suchen so lange die Gnadenzeit noch andauert.

- Kapitel 13,1-9: Jesus unterstreicht die dringende Notwendigkeit zeitgerechter Busse. Das Gleichnis vom dürren Feigenbaum warnt alle, dass dieselbe unabänderliche Vernichtung jedes Wesen befallen wird, das freiwillig unbekehrt bleibt.

 

 II.   JESUS UND SEINE JÜNGER

Der grösste Teil der Worte Jesu, die wir aufgezeichnet haben, waren an seine Nachfolger gerichtet. Beachten Sie bitte, dass seine Aussprüche als ERMAHNUNGEN, WARNUNGEN und BELEHRUNGEN für ein Leben der wahren Jüngerschaft gedacht sind. Es ist offensichtlich, dass seine Lehren immer eindringlicher wurden, da „sich die Tage vollendeten, dass er in den Himmel emporgehoben werden sollte“ (9,51).

- Kapitel 9,51-56: Jesus lehrte, dass es unter denen die ihm nachfolgten keinen Platz für Ärger, Unduldsamkeit oder Rache gäbe. Er war ja nicht gekommen, die Menschen durch seine göttliche Macht zu vernichten, sondern sie zu erretten.

- Kapitel 10,1-2: Der Auftrag, den Jesus hier gab, bezog sich nur auf eine bestimmte Zeit, und der Dienst der Siebzig war zeitlich begrenzt. Trotzdem deutet Jesus in seinen Anweisungen viele Grundsätze für das Leben an, die für seine Nachfolger zu allen Zeiten gültig sind.

- Kapitel 10,38-42: Es ist möglich, dass ein Jünger Jesu so sehr mit dem tätigen Dienen an ihm beschäftigt ist, dass er mit seinen Gefährten in der Jüngerschaft und sogar mit dem Meister unzufrieden ist, und so sehr in äusserliche Dinge verwickelt wird, dass er dabei das Allerwichtigste vernachlässigt. Jesus lehrte, dass es das Bedürfnis des Menschen ist, zu seinen Füssen zu sitzen und seinen Willen zu erfahren.

- Kapitel 10,17-24: Jesus teilte den Jubel mit denen die ihm nachfolgten. Diese Stelle ist von höchster Wichtigkeit wegen der Einsicht, die sie in die enge Beziehung, die zwischen Jesus und seinem himmlischen Vater besteht, bietet.

- Kapitel 11,1-13: Hier erfüllte Jesus die Bitte der Jünger: „Herr, lehre uns beten.“ Mit Hilfe zweier Gleichnisse lehrte er die Jünger, in vollem Vertrauen zu beten, dass das Gebet vom himmlischen Vater beantwortet werden würde.

- Kapitel 12,1-2: Jesus warnte vor der Versuchung der Heuchelei aus Furcht vor den Menschen. Nur Gott soll gefürchtet und verehrt werden, denn ihm allein gehört alle Macht zu vernichten und zu bestrafen. Eigentlich gibt es gar keinen Grund zur Heuchelei, denn mit dem Vater, der alles bereitet und sich um alles kümmert (Vers 6-9), mit Jesus, der Fürbitte tut (Vers 8), und mit dem Geist, der lehrt (Vers 12), ist der Jünger völlig vorbereitet für ein aufrechtes und furchtloses Leben in seinem Dienst.

- Kapitel 12,22-34: Jesus ermunterte seine Jünger, Angst und Sorge durch das Vertrauen auf Gott zu bannen. Es gibt jedoch eines, wofür der Jünger eine tiefe Sorge fühlen sollte - und zwar das Reich Gottes.

- Kapitel 12,35-48: Hier nötigt Jesus seine Jünger zur Wachsamkeit. Er meint damit auch, dass sie von der Weise der Welt und von ihren Sorgen abgehalten und ihm eifrig dienen würden, wenn sein Kommen ihre Gedanken erfüllte.

- Kapitel 12,49-53: Jesu Kommen in die Welt brachte Zwiespalt und Streit. Glücklich sind jene, die seine Aufgabe verstehen und sich ihm im Glauben und in der Busse zuwenden, ehe die Tage der Gnade und Barmherzigkeit vorübergehen!

 

III. JESUS UND DIE ZUKÜNFTIGEN JÜNGER

Jesus richtet weiterhin BERUFUNGEN, AUFFORDERUNGEN und BEDINGUNGEN an alle, die ihm folgen und „das ewige Leben ererben“ wollen. Schon allein die Art seiner Anforderungen erregt oft Anstoss. Er appelliert nicht an die Selbsteinschätzung oder den Verstand des Menschen; er ruft nicht zu heldenhaften Taten auf; er gebietet nicht, dass man sich durch irgendeine besondere Leistung in Gottes Augen rechtfertigen solle. Jesus ermutigt in keinerlei Weise gedankenlose Anwärter auf die Jüngerschaft. Er schickte unverantwortliche Enthusi-asten mit leeren Händen weg. Jesus vereinfachte niemals seine Massstäbe und änderte auch nicht seine Bedingungen, nur um seinen Ruf anziehender zu machen. Er verhüllte niemals die Tatsache, dass mit der wahren Jüngerschaft sowohl eine Anforderung als auch eine Einladung verbunden ist.

In seiner einfachsten Form lautet der Ruf des Herrn: „FOLGE MIR NACH!“ Er bittet Männer und Frauen um ihre persönliche Ergebenheit. Er lädt sie ein, alles von ihm zu erfahren, seinen Worten zu gehorchen und ihm ähnlich zu werden. Jesu Forderung für die Jüngerschaft ist EINE BEDACHTE UND VÖLLIGE HINGABE.

- Kapitel 9,57-62: Diese drei Ereignisse zeigen, wie sorgfältig Jesus jene siebte, die seine Jünger werden wollten. Das Vorrecht und die Ernsthaftigkeit der Nachfolge Jesu sind von solch ungeheurer Grösse, dass für Entschuldigungen, Kompromisse und Unentschlossenheit kein Platz ist.

- Kapitel 10,25-37: Jesus wies darauf hin, dass unser Nächster nicht nur der ist, der uns „nahe steht“, sondern jeder, der unsere Hilfe braucht, und auch jeder, der uns hilft. Er verwies auf die Wahrheit, dass das Gebot der Liebe weder durch Rang, Stand, Rasse oder Glauben eingeschränkt ist. Es ist auch nicht auf den Menschen beschränkt. Man muss auch Gott aus ganzem Herzen lieben, und dadurch auch den Sohn lieben und ihm dienen, in dem die Liebe Gottes vollkommen gemacht ist.

- Kapitel 12,13-21: Jesus liess sich sogar herab, sich in Angelegenheiten des öffentlichen Lebens einzumischen und äusserte eine Warnung gegen Habsucht, gefolgt vom Gleichnis vom reichen Kornbauer. Jesus verurteilt nicht den Besitz von weltlichen Gütern an sich. Er missbilligt aber sicherlich die habgierige und fleischliche Einstellung, das Vertrauen auf irdischen Reichtum, auf weltliche Güter statt auf Gott zu setzen, und das Versäumnis, seine Besitzungen als gnädige Gaben Gottes zur Verherrlichung seines Namens zu gebrauchen.

VORSCHAU: Die nächste Lektion lautet: „Wanderungen und Erlebnisse“ (2. Teil). Sie ist eine Fortsetzung der Betrachtung von Jesu Reise nach Jerusalem. Der Text für die Lektion 8 ist im Lukas 13,22 - 18,30.