Lukas-09: Jesus in Jerusalem

Jesus, der Menschensohn

Arbeitsblatt

 

 

WIEDERHOLUNG: Die Lektionen 7 und 8 betitelten sich „Wanderungen und Erlebnisse.“ Sie berichteten von Jesu Weggehen von Galiläa und seinen WANDERUNGEN nach Jerusalem. ERLEBNISSE auf dem Weg vermittelten dem Meisterlehrer verschiedenartigste Gelegenheiten zu lehren. Viele der schönsten Gleichnisse Jesu fanden sich in diesen Lektionen.

Die vorliegende Lektion ist eine Erweiterung des folgenden Überblicks:

 I.  Die letzten Abschnitte der Wanderung (Fortsetzung) (18,31 - 19,27)

A.  Jesus sagt neuerlich seinen Tod voraus (18,31-34)

B.  Jesus heilt einen Blinden (18,35-43)

C.  Jesus besucht Zachäus (19,1-10)

D.  Jesus erzählt das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (19,11-27)

 II.  Die abschliessende Tätigkeit in Jerusalem (19,28 - 21,38)

A.  Jesus zieht in Jerusalem ein (19,28-44)

B.  Jesus reinigt den Tempel (19,45-48)

C.  Jesus bringt die Oberen zum Schweigen (20,1-8)

D.  Jesus erzählt das Gleichnis vom Weinberg (20,9-18)

E.  Jesus lehrt über weltliche Autorität (20,19-26)

F.  Jesus bringt die Sadduzäer zum Schweigen (20,27-40)

G.  Jesus stellt eine Frage (20,41-44)

H.  Jesus warnt vor falschen Führern (20,45-47)

I.  Jesus lobt die Gabe der armen Witwe (21,1-4)

J.  Jesus sagt die Zerstörung Jerusalems voraus (21,5-24)

K.  Jesus lehrt über sein zweites Kommen (21,25-28)

L.  Jesus erzählt das Gleichnis vom Feigenbaum (21,29-33)

M.  Jesus ermahnt zur Wachsamkeit (21,34-38)

 

 I.   DIE REISE NACH JERUSALEM

Lukas betont weiterhin die Tatsache, dass die Reise nach Jerusalem JESU FREIWILLIGER ENTSCHLUSS war. Schon ziemlich früh begann er während seiner Tätigkeit über das Schicksal zu reden, das er in Jerusalem zu erfüllen hatte (9,31). Dieses Thema wiederholte sich, als Jesus ausrief, dass es undenkbar war, dass ein Prophet irgendwo anders als in Jerusalem den Tod finden sollte (13,33). Als die Zeit sich näherte, da er in den Himmel aufgenommen werden sollte, berichtet Lukas, „richtete er sein Angesicht nach Jerusalem, um dorthin zu reisen“ (9,51). Eingestreut in den Bericht über die Lehren Jesu finden sich immer wieder Hinweise darauf, dass er „auf der Wanderung nach Jerusalem“ war und „[längs der Grenze] zwischen Samarien und Galiläa hinzog“ (17,11).

Dieser Abschnitt, von dem Lukas erzählt, beginnt mit dem ALLERLETZTEN AUFENTHALT AUF DER WANDERUNG nach Jerusalem. Jesus nahm die Zwölf beiseite und sprach: „Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und alles wird vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des Menschen hin geschrieben ist“ (18,31). Beachten Sie bitte die folgenden Ereignisse auf diesem Weg:

- Kapitel 18,31-34: Das ist der vierte und eingehendste Hinweis auf Jesu heran-nahende Leiden und seinen Tod (siehe 9,22.44; 13,33). Jesus erklärte jedoch mit ausgesprochener Entschiedenheit, dass er am dritten Tage auferstehen würde. Mit dreifachem Nachdruck beschreibt Lukas die schwerfällige Aufnahmefähigkeit der Jünger.

- Kapitel 18,35-43: Dieses Wunder war ein Beweis göttlicher Macht und ein Ausdruck menschlicher Zuneigung. Beachten Sie, dass Jesu Tat eine Belohnung für den Glauben des Mannes war, der sich darin gezeigt hatte, dass er ihn mit dem messianischen Titel angeredet hatte. Solche barmherzige Wunder erfreuen die Herzen aller.

- Kapitel 19,1-10: Zachäus hatte ungewöhnliche Sehnsucht danach, Jesus zu sehen. Jesus antwortete auf ungewöhnliche Weise, indem er sich selbst bei Zachäus einlud. Die Folge war eine mächtige Veränderung im Leben des Zachäus und das Heil für sein Haus! - „Denn der Sohn des Menschen ist gekommen, um das Verlorene zu suchen und zu retten“ (Vers 10).

- Kapitel 19,11-27: Die Ursache für dieses Gleichnis war ein irriger Glaube in der Menge (Vers 11). Die folgenden Lehren können aus Jesu Worten gezogen werden:

1. Die endgültige Offenbarung der überragenden Herrschaft Gottes soll nicht sogleich erfolgen.

2. Jedem Jünger ist die grosse Verpflichtung auferlegt, gläubig zu arbeiten bis Jesus wiederkommt.

3. Die endgültige Offenbarung des Reiches Gottes wird sich nicht als Triumph des Judentums, sondern als das Endgericht erweisen.

 

 II.   SEINE TÄTIGKEIT IN JERUSALEM

Jesu triumphaler Einzug in Jerusalem stellte den Anbruch der LETZTEN TAGE SEINES ÖFFENTLICHEN WIRKENS dar. Voll ENDGÜLTIGKEIT offenbart er sich nochmals abschliessend als der verheissene Erlöser. Jesus ist Gottes letztes Wort an die Menschheit. Der Richterspruch über alle, die ihn weiterhin ablehnten und sich ihm widersetzten, war bereits gefällt. Sogar der oberflächlichste Leser wird bemerken, dass die letzten Tage in Jerusalem sich zu einem HÖHEPUNKT zuspitzten. Jesu Beliebtheit auf der einen Seite nahm zu, seine Ablehnung auf der anderen Seite wurde immer heftiger. Seine messianischen Behauptungen und Handlungen waren klar und offen. Ganz natürlich führten diese Kräfte zu einer ausserordentlichen KRISE.

Es ist klar, dass die BELIEBTHEIT JESU auf dem Weg nach Jerusalem zunahm. Offen-sichtlich wurden er und seine Jünger von einer grossen Menge erregter Menschen gefolgt. Der Blinde von Jericho wurde veranlasst zu fragen, was los wäre, als er die Menschenmenge vorbeiziehen hörte. Wegen dieser Menschenmenge stieg Zachäus auf einen Baum, um Jesus sehen zu können. Beim Einzug in Jerusalem erreichte Jesu Popularität zweifellos ihren Höhepunkt. Als Jesus sich der Stadt näherte, begann die ganze Schar seiner Jünger in ihrer Freude laut das Lob Gottes zu singen für all die Dinge, die sie gesehen hatte:

„Gepriesen sei, der da kommt, der König, im Namen des Herrn!
Im Himmel Friede und Ehre in den Höhen!“

Nach seinem triumphalen Einzug blieb Jesus weiterhin der Anziehungspunkt der Massen in Jerusalem. Es war diese Popularität, welche die üblen Anschläge der Schriftgelehrten und Hohenpriester verzögerte (20,19). In den geschichtlichen Randbemerkungen, womit Lukas die Lehrtätigkeit Jesu in Jerusalem einleitet und schliesst, berichtet er: „das ganze Volk hing ihm an und hörte auf ihn“ (19,48).

Es wird auch augenscheinlich, dass der WIDERSTAND GEGEN JESUS immer heftiger wurde. Dieser Abschnitt beginnt mit einer Voraussage von Jesu Leiden und Sterben durch die Hände seiner Feinde. Im Gleichnis von den Pfunden beschrieb Jesus seine Feinde als seine Mitbürger, die ihn hassten und ablehnten. Während seines triumphalen Einzugs in Jerusalem gaben einige Pharisäer ihm einen Vorgeschmack der heftigen Ablehnung, die ihn erwartete, indem sie sagten: „Meister, verweise es deinen Jüngern!“ (19,39) Gleich am Anfang von Jesu Tätigkeit in Jerusalem stellt Lukas fest, dass „die Hohenpriester und die Schriftgelehrten und die Vornehmsten des Volkes suchten ihn ins Verderben zu bringen“ (19,47). Lukas berichtet von den folgenden Zusammenstössen zwischen Jesus und seinen Widersachern in Jerusalem:

- Kapitel 20,1-8. Die jüdischen Oberen traten zu Jesus und sprachen ihn an. Jesus brachte seine Feinde zum Schweigen, indem er ihnen eine Frage stellte, die sie in ein Dilemma versetzte.

- Kapitel 20,9-18: Dieses Gleichnis beschrieb die Sündhaftigkeit der religiösen Führer und zeichnete das Gericht, das sie erwartete, auf.

- Kapitel 20,19-26: Die Oberen nutzten die Gelegenheit und sandten im Geheimen Leute, um Beweismaterial zu sammeln, damit sie Jesus dem Statthalter übergeben könnten. Jesus antwortete auf ihre Zwiespältigkeit, indem er lehrte, dass die Ansprüche Gottes und die des Staates einander nicht ausschliessen.

- Kapitel 20,27-40: Einige Sadduzäer setzten ihm einen hypothetischen Fall vor, in der Absicht, die Auferstehung als töricht erscheinen zu lassen. Jesus antwortete, dass sie weder das auferstandene Leben noch die Schriften des Mose verstünden. Sie aber, „wagten nicht mehr, ihn etwas zu fragen.“

- Kapitel 20,45-47: Indem er seine Jünger warnte, sprach Jesus ein vernichtendes Urteil über die jüdischen Oberen aus, und zwar wegen ihrer Eitelkeit, grausamen Habgier und schändlichen Heuchelei.

Jesus bewies sich noch klarer als Gottes endgültige Offenbarung durch ausgesprochene MESSIANISCHE ANSPRÜCHE UND TÄTIGKEITEN. Ohne Zurückhaltung sagte Jesus seine Auferstehung von den Toten voraus. Er gab in der Öffentlichkeit einem Blinden das Augenlicht wieder. Er beanspruchte das göttliche Vorrecht, das Heil zu vermitteln, für sich. In Gleichnissen zeigte sich Jesus als überragender König und Richter. Er duldete es, dass seine Nachfolger ihn mit dem messianischen Namen anredeten. Er beanspruchte die Vollmacht, in das religiöse Leben der Juden auf drastische Weise einzugreifen und es zu reformieren. Er wendete die Schriften des Alten Testaments freizügig für sein eigenes Leben und seinen Auftrag an. Den Höhepunkt aller Ansprüche Jesu bildete die Tatsache, dass er den Messias nicht bloss als den fleischlichen Sohn Davids darstellte, sondern als Gottheit selbst, der Fleischesgestalt annahm.

 

III. DIE ZERSTÖRUNG JERUSALEMS

Lukas beschreibt, wie Jesus zum jüdischen Volk kam, immer wieder zur Menge predigte, die widerspenstigen jüdischen Oberen tadelte und auf mächtige Weise verkündigte, dass er der Messias war. Seine Verfolger lehnten ihn jedoch nach wie vor ab. In einer ABSCHLIESSENDEN PROPHETISCHEN REDE verkündigte Jesus den Untergang Jerusalems und die Zerstörung des Tempels durch die römische Armee. Offensichtlich ist das kurz bevorstehende Ereignis mit bildlichen Ausdrücken und symbolischer Ausdrucksweise geschmückt. Da Jesus in diesem Kapitel von zwei Ereignissen sprach und nicht bloss von einem, ist die richtige Einteilung seiner Rede äusserst schwierig und muss deshalb mit grosser Vorsicht betrachtet werden. Der Zweck dieser Rede ist Warnung der bevorstehender Verfolgung und zuversichtliche Erwartung des zweiten Kommens Jesu und seinem endgültigen Triumph.

Die folgende Einteilung muss mit Vorsicht betrachtet werden und zeigt einen ALLGEMEINEN ÜBERBLICK über diese Prophezeiungen:

- Kapitel 21,5-7 nennt uns den Anlass der Rede.

- Kapitel 21,8-11 werden die Vorzeichen der Zerstörung Jerusalems erwähnt.

- Kapitel 21,12-19 warnt Jesus seine Jünger über die bevorstehende Verfolgung.

- Kapitel 21,20-24 sagt die Belagerung und die Zerstörung Jerusalems voraus.

- Kapitel 21,25-33 beschreibt mit symbolischer Sprache den Untergang der jüdischen Nation und beantwortet die Frage von Vers 7. „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen sein wird“. Dies bezieht sich auf die damals lebende Generation, die leben sollte, um die schreckliche Verwüstung Jerusalems zu sehen, die sich im Jahre 70 n. Chr. erfüllte.

- Kapitel 21,34-36 ermahnt zur Wachsamkeit und zum Gebet im Hinblick auf die Wiederkunft Christi am Ende der Welt.

Diese Voraussagen sollen nicht die menschliche Neugier über den Ablauf der Jahrhunderte stillen. Jesus brachte vielmehr EINE BOTSCHAFT FÜR DAS PRAKTISCHE LEBEN der damals lebenden Generation. Dabei unterstrich er die Gewissheit der bevorstehenden Ereignisse. Wenn wir bedenken, mit welcher Genauigkeit sich die Prophezeiungen über Jerusalem erfüllten, so können wir gewiss sein, dass die bedeutenderen Ereignisse über das Ende der Welt mit gerade solcher Genauigkeit und in all ihrer verheissenen Herrlichkeit auch erfüllt werden (siehe dazu die Gleichnisse in Mt. 24,45 - 25,46). Jesus betonte auch eindringlich, dass nur ernsthafte Einsicht über die Sünde und gläubiges Ausharren auf diese kommenden Ereignisse uns vor dem Tag des endgültigen Gerichts bewahren werden. Diese Botschaft fordert uns alle dringend auf, wachsam und bereit zu sein für diesen grossen Tag. Für Gläubige sind diese prophezeiten Tatsachen ein gewaltiger Trost, die sie mit freudiger Hoffnung erwarten!

VORSCHAU: Die Lektion 10, „Der letzte Konflikt“, ist eine Betrachtung der letzten drei Kapitel des Lukasevangeliums. Diese Lektion wird den Tod, das Begräbnis, die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu umfassen.