Gottes Plan-06: Der Schlüssel zur Ehe

Gottes Plan für die Ehe

 

 Einleitung

Wer heiratet, der möchte eine dauerhafte Ehe führen. Um diesen Zustand zu erreichen, ist Entschlossenheit notwendig. Beide Partner müssen fest entschlossen sein, ein lebenslanges Ehebündnis miteinander eingehen zu wollen. Je entschlossener sie ihr Bündnis angehen, desto besser können später Probleme überwunden und gelöst werden. Die Ehe ist eine Entscheidung für die Liebe.

Das heisst: Der Schlüssel zur Ehe ist die Liebe! Wer sich für eine Ehe entscheidet, der entschliesst sich für die Liebe. Die Griechen hatten vier Begriffe für die Liebe, die vier unterschiedliche Eigenschaften beinhalteten. Eros, Storge, Philia und Agape. Alle diese Eigenschaften sind wichtig für eine glückliche Ehe.

 

 Eros (ἐράο-ἔρως) = Sexuelle Liebe

Eros finden wir heute in unserem Begriff „Erotik“ wieder. Dieses Wort kommt im Neuen Testament kein einziges Mal vor. Die Idee von Eros finden wir jedoch im 1. Korinther 7,9, wo Paulus rät, dass es besser ist zu heiraten, als sich von der brennenden Lust verzehren zu lassen. Im Neuen Testament wird erotische Liebe nicht verurteilt, wenn sie auf das Ehebett beschränkt ist. Im Alten Testament (im Hohenlied) wird die erotische Liebe geradezu zelebriert. Tatsache ist, dass Gott uns Menschen als sexuelle Wesen geschaffen hat. Weil Satan die gesunde Sexualität verdorben hat, erscheint sie leider heute all zu oft im Zusammenhang mit Sünde. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass die Sexualität in der Ehe genossen werden darf! Für die, welche jung verheiratet sind, spielt die sexuelle Liebe oft einen wichtigen Teil in ihrer Beziehung. Erotik ist ein wichtiger Teil, der die Einheit in der Ehe fördert.

Leider ist es so, dass in den meisten Ehen die Erotik irgendwann einmal langweilig wird. Die Rollenaufteilung, wer der aktivere und wer der passivere Teil ist, kann zur Routine werden. Nach einigen Ehejahren neigen Paare dazu, weniger sexuelle Befriedigung zu erlangen. Was kann dann getan werden? In der Welt würde man spätestens dann scheiden, weil die Beziehung ja auch auf anderen Gebieten mittlerweile Mängel aufweist. In Christus gibt es zwei Dinge, die Paare tun können:

1. Sie sollten ihre sexuelle Beziehung pflegen!
Die Erotik ist nur eine der vielen Herausforderungen einer Ehe. Auch sie muss zuerst gelernt werden, wie alles andere im Leben. Nur wenn beide entschlossen sind ihre romantische Liebe zu kultivieren, wird auf dieser Ebene keine Lustlosigkeit eintreten. Der Mann sollte nie aufhören, seine Frau zu umwerben. Die Frau sollte sich unaufhörlich bemühen, ihrem Mann zu gefallen und ihn anzuziehen. Wenn ein Ehepaar sich um ihre Erotik so bemüht, wie sie sich um alle andern Dinge im Haushalt bemüht (z. B. putzen, kochen, Wäsche waschen), dann gibt es keinen Grund, warum diese Art von Liebe abnehmen muss.

2. Sie sollten zur Sexualität eine neue Ansicht entwickeln!
Das heisst, mit den Jahren sollte eine andere Art von Erotik entstehen. Eine Eros, in der es nicht mehr so gierig und unbeherrscht zugeht, wie in den jungen Jahren. Eine Eros, die vielleicht nicht mehr so häufig stattfindet, aber wenn, dann dafür umso gemütlicher und entspannender ist. Aus den drei Minuten werden dann vielleicht dreissig Minuten oder mehr! Zudem haben dann vielleicht beide gelernt einander so zu dienen, wie jeder auf seine Kosten kommt. Mit den Jahren sollten sich aber auch noch andere Eigenschaften von Liebe entwickeln, die zu einer dauerhaften Ehe beitragen.

 

 Storge (στοργή) = Familiäre Liebe

In der weltlichen Literatur wurde diese Art von Liebe vorwiegend gebraucht, um die Loyalität zu einem Herrscher, zum Staat und zu den Götzen auszudrücken. Im Neuen Testament finden wir diesen Begriff „Storge“ nur dreimal: zweimal wird er im negativen Sinn gebraucht (lieblos im Röm 1,31; herzlos im 2 Tim 3,3), und einmal kommt er im positiven Sinn vor (geschwisterliche Liebe in Röm 12,10), wobei er dort mit einem weiteren Begriff verbunden wird (philostorgos). Mit andern Worten, alleine finden wir Storge im NT nicht. Wir sind also auf andere griechische Literaturen in der Welt angewiesen, um den Gebrauch dieser Art von Liebe zu verstehen.

Aus Wörterbüchern erfahren wir, dass Storge die Zuneigung in der Familie betraf. Storge war die liebende Fürsorge von den Eltern zu ihren Kindern. Sie bedeutete auch die geborgene Liebe der Kinder zu ihren Eltern. Weil Mann und Frau ein Teil einer Familie sind, kann Storge auch auf die Ehe übertragen werden. Diese Liebe drückte sich in Form von Zugehörigkeit und Identität aus. Sie bedeutete eine gesunde und natürliche Nähe ohne sexuelle Intimität.

In jeder langjährigen Ehe sollte sich eine solche Art von Zuneigung entwickeln. Das ist die Langzeit-Liebe. Von dieser geschwisterlichen Liebe spricht auch Paulus in Römer 12. Damit deutet er an, dass die christliche Gemeinschaft keine Gesellschaft ist, sondern eine Familie Gottes. Doch in der Ehe gibt es noch weitere Formen der Liebe, die gepflegt werden sollten.

 

 Philia (φιλία) = Freundschaftliche Liebe

In der griechischen Sprache waren Philia und philein die gebräuchlichsten Bezeichnungen für die Liebe, deshalb sind sie im Neuen Testament auch öfters zu finden, zum Beispiel:

Johannes 5,20: Der Vater liebt den Sohn ...

Johannes 12,25: Wer sein Leben liebt, verliert es …

Johannes 16,27: Der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich lieb gewonnen habt …

Johannes 21,17: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? … du siehst doch, dass ich dich lieb habe.

Philia war im griechischen Sprachgebrauch der höchste Ausdruck für die Liebe. Sie wurde für die Freundesliebe als auch für die Liebe der Ehegatten gebraucht. Sie beschrieb eine innige, enge und zärtliche Gemeinschaft des Körpers, der Seele und des Geistes. Das heisst, sie schloss auch die körperliche Liebe mit ein, denn das Verb philein konnte auch küssen oder liebkosen bedeuten (z. Bsp. der Kuss des Judas). Doch unter Philia verstand man weit mehr als körperliche Liebe. Sie wurde für die Wertschätzung und tiefe Freundschaft zweier Menschen gebraucht. Sie ist die Team-Liebe.

Was bedeutet Philia für zwei Menschen, die verheiratet sind? Sie geben sich einander hin in jeder Beziehung. Sie sorgen füreinander und pflegen die Liebe durch ihre herzliche Zuneigung usw. Das bedeutet: sie verbringen die nächsten 50 Jahre oder mehr zusammen. Das heisst: Ihr geht miteinander ins Bett und wacht am Morgen zusammen wieder auf. Dein Ehepartner wird die letzte Person sein, die du siehst, bevor du deine Augen schliesst und die erste Person, die du siehst, wenn du deine Augen wieder öffnest. Wenn Gott es zulässt, dass ihr lebt, dann teilt ihr vielleicht täglich zwei Mahlzeiten; das wären insgesamt über 36'000 Mahlzeiten zusammen! Das ist Philia-Liebe, die unbedingt in jede Ehe gehört.

Philia beschreibt zwar die höchste menschliche Zuneigung, aber das Licht dieser Liebe kann flackern und ihre Wärme nachlassen. Denn diese Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Mit andern Worten: Philia ist beschränkt. Deshalb gibt es eine weitere Art der Liebe, die unbedingt in einer Ehe gepflegt werden muss.

 

 Agape (ἀγάπη) = Göttliche Liebe

Agape war in der säkularen Literatur ziemlich farblos. Aber Jesus und die inspirierten Schreiber des Neuen Testaments verwandelten Agape in einen Schlüsselbegriff für das Christentum. Den Gläubigen wird nun befohlen, einander zu lieben mit der Agape-Liebe. Zum Beispiel:

Johannes 13,34-35: „Ein neues Gebot gebe ich euch: dass ihr einander liebt …“

1. Johannes 4,7: „Ihr Lieben, lasst uns einander lieben! ...“

Matthäus 22,39: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

 

 Was ist Agape-Liebe?

- Sie ist nicht nur ein menschliches Gefühl, noch wird sie von Gefühlen bestimmt.

- Sie wird mehr vom Willen als von den Gefühlen bestimmt.

- Sie ist nicht eine Liebe, die unbedingt erwidert werden muss.

- Sie ist auch nicht nur für die da, die ihre Zuneigung verdient hätten.

- Sie ist keine Liebe, die sich selbst dient.

- Sie ist eine Liebe, die sich selbst gibt und das Beste sucht für den Nächsten (Röm. 15,2): „Jeder von uns lebe dem Nächsten zu Gefallen, ihm zum Wohl, um ihn aufzubauen.“

Agape ist die Liebe, die Gott zu uns Menschen hat, unabhängig davon, ob wir ihn lieben oder nicht (Joh 3,16). „Gott jedoch zeigt seine Liebe zu uns gerade dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Röm. 5,8). In seinem Sohn hat Gott uns seine Liebe kundgetan (Gal 2,20). Mit dieser Agape soll ein Mann seine Ehefrau lieben (Eph 5,25-33).

Agape und Philia unterscheiden sich in mindestens zehn Faktoren voneinander:


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 Unterschiede zwischen Philia und Agape erklärt

1. menschlich – göttlich:
Philia ist rein menschlichen Ursprungs und hat auch menschliche Eigenschaften.

Agape ist göttlichen Ursprungs und hat daher göttliche Eigenschaften.

2. natürlich und ohne Training - gelernt, antrainiert:
Philia muss nicht geübt oder trainiert werden, weil sie sich natürlich oder fleischlich entwickelt. Sie kann sich z. B. verlieben. Doch Verliebt sein ist keine besondere Tugend, sondern es geschieht einfach.

Agape muss als Mensch hart antrainiert und gelernt werden, da sie nicht unserem fleischlichen Wesen entspricht. Sie kann immer und überall angewandt werden.

3. geknüpft an Bedingungen – bedingungslos:
Philia kann nur dann lieben, wenn etwas ihren Vorstellungen und Wünschen entspricht.

Agape kann Meinungsverschiedenheiten erdulden und mit unerfüllten Vorstellungen und Wünschen leben. Sie ist die Einstellung, die sagt: „Egal, was ein Mensch mir tut, ich will ihm nie Schaden zufügen, ich will mich nie rächen, sondern immer sein Bestes im Sinn haben.

4. macht Unterschiede – macht keine Unterschiede:
Philia macht Unterschiede in Bezug auf die Person, die ihr gegenübersteht. Das heisst, sie kann nicht alle gleich lieben.

Agape macht keine Unterschiede in Bezug auf das Gegenüber. Sie liebt alle gleich.

5. gründet sich auf den Gefühlen – gründet sich auf dem Willen:
Philia ist auf persönliche Gefühle beschränkt und deshalb ist ihre Intensität stark von ihrer eigenen Stimmung abhängig.

Agape ist stark mit dem Willen durchdrungen, mit dem sie ihre Entscheidungen unter allen Umständen durchzieht.

6. einander mögen und nett finden – einander hochhalten, wertschätzen:
Philia ist eher oberflächlich und findet jemand heute nett und morgen nicht mehr.

Agape hält eine Person hoch und zeigt dauerhafte Wertschätzung.

7. beschränkt – unbeschränkt:
Philia ist sehr beschränkt in ihrer Ausübung.

Agape kennt keine Einschränkungen, sondern ist unermüdlich gegenwärtig.

8. abhängig – unabhängig:
Philia und Agape sind zwar gleich in Bezug auf die Leidenschaft und Hingabe, aber nicht in Bezug auf die Abhängigkeit. Philia ist abhängig von der Reaktion des andern.

Agape kann gar nicht anders, als den andern lieben und ist unabhängig von der Reaktion des andern. Agape kann ihr Herz selbst vor dem grössten Feind nicht verschliessen (Mt 5,44).

9. vergänglich – unvergänglich (ewig):
Philia kann plötzlich spurlos verschwinden.

Agape ist unaufhörlich.

10. nicht die grösste Liebe – die grösste Form (oder Art) der Liebe:
Philia ist zwar eine grosse menschliche Liebe, doch sehr limitiert.

Agape ist die uneingeschränkte und unübertreffliche Liebe Gottes. Es gibt keine grössere Liebe!

 

 Schlussfolgerung

Aus all dem Gesagten sehen wir: der Schlüssel zur Ehe ist die Liebe. Um eine dauerhafte Ehe führen zu können braucht es alle vier Eigenschaften der Liebe:

1. Eros (sexuelle Liebe)

2. Storge (familiäre Liebe)

3. Philia (freundschaftliche Liebe)

4. Agape (göttliche Liebe)

Die Agape Liebe ist die grösste Liebe unter diesen vier. Sie ist der Schlüssel zur erfolgreichen Ehe. Wenn die erotische Liebe nachlässt, wenn die Verpflichtungen zur Familie in den Hintergrund gedrängt wird, wenn die freundschaftliche Liebe ins Stocken gerät, dann kann nur die göttliche Liebe helfen und eine Ehe zusammenhalten, egal was für Umstände die Situation bestimmen.

Nur die göttliche Liebe ist unerschütterlich und beständig in ihrer Art, weil sie mehr um den andern besorgt ist, als um sich selbst. Deshalb kann nur die göttliche Liebe den Anforderungen des Lebens standhalten. Ein Mangel an göttlicher Liebe kann zur Scheidung führen. Um eine beständige Ehe führen zu können, muss unsere fleischliche Natur abgelegt werden und die göttliche Natur angezogen werden (2 Petr 1,4). Wie werden wir immer mehr in die göttliche Natur verwandelt? – Durch den unermüdlichen Glauben an Jesus Christus! Wo lernen wir mit dem Schlüssel der Liebe umzugehen? – In der Gemeinde! Wer in der Liebe nicht abstumpfen sondern wachsen will, der sollte sich möglichst viel mit diesen und andern Sinn- und Sachverwandten Themen auseinandersetzen. So wie wir das in der Gemeinde regelmässig tun. Denn nur so hat unsere Ehe eine Überlebenschance!

Die bekannteste Bibelstelle, in der von der Agape die Rede ist, finden wir im 1. Korinther 13. Sie kann auf verschiedene Arten gelesen werden, zum Beispiel; in verschiedenen Übersetzungen mit dem Zusatz: „Gottes Liebe ist …“ Sie kann aus der Perspektive eines Ehemannes oder einer Ehefrau gelesen werden (1 Kor 13,4-8): „Ein Mann, der seine Frau liebt ist geduldig …“