Gottes Plan-08: Unterschiedliche Ehepaare

Gottes Plan für die Ehe

 

 Einleitung

Gottes unermessliche Grösse und seine unbeschränkte Kreativität ist an der riesigen Vielfalt seiner Schöpfung zu erkennen. Nichts, was Gott geschaffen hat, gibt es zweimal. Kein Stein gleicht dem andern. Kein Tier ist eine Kopie eines andern. Keine Pflanze ist eine Kopie einer andern. Es gibt nur einzigartige Originale auf dieser Welt und im Himmel. Genauso gibt es nur einen Gott und Schöpfer. Es gibt nur einen Erlöser; Jesus Christus und es gibt nur einen Geist (Eph 4,4).

Auch wir Menschen unterscheiden uns in jeder Hinsicht voneinander. Zum Teil sind wir wie Tag und Nacht. Jeder von uns hat sein ganz persönliches Merkmal und ist ein unverwechselbares Original. Dabei spielt die Geburt und die Erziehung im Elternhaus eine wesentliche Rolle. Die ganze Gesellschaft um uns herum ist an unserer Charakterbildung stark beteiligt. Zudem kommen körperliche Unterschiede, wie Geschlecht, Hautfarbe, Gesundheit, Talente usw. dazu, die jedem von uns das persönliche Merkmal schenkt. Wen verwundert es da noch, dass wir so viele Kommunikationsschwierigkeiten haben? Jeder Mensch sieht Situationen und Beziehungen in einem andern Licht. Jeder von uns entwickelt emotional, sozial, geistig und geistlich ganz individuelle Verhaltensmuster.

Je mehr wir dieser Vielfalt und Individualität unserer Mitmenschen bewusst sind, desto vorsichtiger gehen wir mit ihnen um. Gerade die Person, die uns am nächsten ist braucht unsere besondere Aufmerksamkeit, um sie besser verstehen zu können. Es ist falsch etwas anzunehmen oder vom andern zu erwarten. Gott hat es so eingerichtet, dass wir vieles im Leben tausendmal absprechen und durchgehen müssen bis es richtig funktioniert. Jede zwischenmenschliche Beziehung hängt eigentlich nur von einem Faktor ab: Wie sehr ist jeder bereit, die Andersartigkeit des Nächsten zu verstehen und sich in ihn hineinzuversetzen? Im Streit geht es gerade um das Gegenteil. Jeder rechtfertigt seine Position und will sich nicht mit der Position des andern auseinandersetzen. Es geht nur um unsere Bereitschaft; denn die Unterschiede liegen klar auf der Hand. Je länger eine Beziehung dauert, desto klarer machen sich die Unterschiede bemerkbar. Die Frage ist: Mit welchen Unterschieden sind wir bereit zu leben? Das Verrückte, das bei der ganzen Sache hinzukommt, ist: Gott hat es so eingerichtet, dass sich Gegensätze noch anziehen!

 

 Extreme Beispiele von Gegensätzen

Totes Meer und plätschernder Bach
Das Wasser des Toten Meeres fliesst nirgends ab: Es gibt Menschen, die nehmen alles in sich auf; Gedanken, Emotionen, Erfahrungen. Sie sind wie ein grosses Reservoir. Sie sind glücklich, wenn sie nichts von sich hergeben müssen.

Das entgegengesetzte Extrem ist der plätschernde Bach: Das sind die Menschen, die während dem Reden vieles verarbeiten. Alles, was sie mit ihren Ohren wahrnehmen und mit den Augen sehen, muss kommentiert werden.

Es kommt nicht selten vor, dass ein Totes Meer einen plätschernden Bach heiratet. Doch nach fünf Jahren Ehe wird die Plaudertasche sagen: „Ich kenne meinen Mann oder meine Frau kaum, obschon wir schon so lange verheiratet sind.“ Der Schweigsame aber stellt das Gegenteil fest: „Ich kenne sie oder ihn in- und auswendig.“ „Wenn es doch nur einmal eine Pause gäbe, um in Ruhe über alles nachzudenken.“

Frühaufsteher und Nachtmensch
Der Frühaufsteher ist mit der Drossel zu vergleichen. Die Drossel lebt nach dem Motto: „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ Dafür liegt sie abends um zehn bereits im Bett, so dass nicht mehr
geht.

Der Nachtmensch hingegen wird erst so gegen 10 aktiv. Während der Frühaufsteher voller Tatendrang, wie ein Känguru aus dem Bett hüpft, zieht sich der Nachtmensch noch einmal die Decke über den Kopf und denkt: „Das kann doch nicht wahr sein!“ „Wer ist denn mitten in der Nacht so unruhig!“

Sauberkeitsfanatiker und Schmutzfink
Die am häufigsten gestellte Frage des Schmutz Finks lautet: „Wo ist denn nur ...?“ Aufräumen und Putzen sind für den Schmutzfink ein Fremdwort. Ja, er fühlt sich sauwohl in seiner Unordnung und rechtfertigt sich noch damit, dass er auf diese Art viel besser zu Recht komme im Leben.

Das Lebensmotto des Saubermanns jedoch lautet: „Ordnung ist das halbe Leben.“ Bevor nicht alles genau an seinem Ort steht, kann nicht weitergearbeitet werden. Der zu extreme Saubermann verliert oft wertvolle Arbeitszeit. Zudem nörgelt und beschimpft er gerne den Schmutzfink. Was in einer Ehe am Anfang ein gegenseitiger Anziehungspunkt war ist nun zum Ärger und Streitfall geworden.

Macher und Konsument
Es gibt Menschen, die lesen über die Geschichte, andere machen sie. Gerade diese beiden Typen heiraten oft. Der Eine definiert sich über die Arbeit, während das Lebensmotto des andern lautet: „Geniesse das Leben!“

Beide Extreme sind ungesund. Zuviel Genuss kann zur Faulheit führen. Zuviel Arbeit kann zu seelischen Nöten führen, in denen die zwischenmenschlichen Beziehungen zu kurz kommen.

Planer und Abenteurer
In vielen Ehen ist einer der Planer und einer der spontane Abenteurer. Der Planer brütet lange vor sich hin, bis er Entscheidungen fällt. Das kann für so manchen Abenteurer am Anfang sehr anziehend wirken. Er ist stolz darauf, dass vieles in seinem Leben eine Ordnung bekommt. Der Planer hingegen ist stolz auf sich, dass so manche spontane Entscheidung sich im Nachhinein als keine gute Idee erwiesen hatte. Beide waren am Anfang glücklich in eine neue Welt einzutauchen und das Leben einmal von einer andern Seite anzugehen. Was am Anfang anziehend war und Stolz und Bewunderung auslöste, kann sich mit den Jahren zum Gegenteil entwickeln.

Kopf- und Bauchmensch
Ähnlich verhält es sich beim Kopf- und Bauchmenschen. Beim Kopfmenschen muss alles gründlich durchdacht sein, bevor gehandelt wird. Der Bauchmensch hingegen entscheidet aus reinem Lustprinzip, was eben Spass macht und gerade passt. Er muss nicht immer wissen, warum er etwas tut. Vor der Hochzeit waren beide Menschentypen glücklich miteinander. Doch je länger eine Beziehung dauert und je extremer die Unterschiede sich bemerkbar machen, desto grösser wird die Herausforderung für jeden einzelnen.

Leseratte und der Fernsehliebhaber
Die Leseratte wird niemals verstehen, wie man seine kostbare Freizeit vor dem Fernseher vergeuden kann. Während der Fernsehliebhaber die stille Zurückgezogenheit des Bücherwurms verachtet. Wenn aber beide gerne Fernsehen, dann kommt oft ein anderes Problem zum Tragen indem zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen. Der Eine schaut sich am liebsten Beziehungskisten an, während der Andere mehr auf Actionfilme steht. So unterschiedlich sind wir Menschen. Beide Filmtypen können gut oder schlecht sein. Genauso kann auch ein Buch einen Quatsch beinhalten, oder bereichernd sein. Die Frage ist nur: Wer beurteilt das schon richtig? Wenn Paare unterschiedliche Interessen haben, ist es oft schwierig, Verständnis für die Freizeitbeschäftigung des andern aufzubringen.

Grosszügiger und Geizhals
Wer den Luxus liebt, der muss immer das Beste vom Besten haben koste es was es wolle. Zum Beispiel er trinkt lieber keinen Wein wenn er billig ist. Wenn er Zug fährt, dann nur erste Klasse.

Der Schnäppchenjäger dagegen sucht nur eine günstige Gelegenheit, um zuzuschlagen und tüchtig zu sparen (das macht ihn glücklich). Dafür nimmt er auch gerne Leiden in Kauf. Ihm ist es egal, ob er dreissig Minuten in eine Stadt hineinspazieren muss, wenn er dafür die teuren Parkgebühren gespart hat.

 

  Aus den Unterschieden Kapital schlagen

Unterschiede können zerstörerisch sein für eine Ehe. Sie können zu grossen Konflikten und zu endlosen Streitigkeiten führen. Im schlimmsten Fall können sie sogar zur Trennung oder Scheidung führen.

Als Christen leben wir gern mit der Überzeugung, meine Art gefalle Gott ganz bestimmt besser als die meiner Mitmenschen. Wenn ich mir dann auch noch einrede, lesen sei heiliger als fernsehen, dann blicke ich allzu leichtfertig auf meinen Partner herab, der das Bildmedium lieber mag, als das gedruckte Wort. Die entscheidende Frage ist jedoch, was ich mir anschaue und was ich lese!

Unterschiede können aber auch Gewinn bringen. Vielfalt gehört zu unserem Menschsein. Es wird niemals Ehepaare ohne Unterschiede geben. Gott hat uns so gemacht, damit wir lernen einander zu ergänzen. Gott will nicht, dass wir all gleich werden, sondern dass Ehepaare eins werden!

Wie können wir aus den Unterschieden Kapital schlagen?

1. Indem wir über die Unterschiede nachdenken und fragen:
Welche Unterschiede führen immer wieder zu Konflikten? Was stört mich an der Tatsache, dass er zum Beispiel - kein Frühaufsteher ist wie ich? - keine spontanen Entscheidungen fällen kann? - ein plätschernder Bach ist? - ein Sauberkeitsfanatiker ist? Wie können wir aufeinander Rücksicht nehmen?

„Wie immer ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so geht auch mit ihnen um! ...“ (Mt 7,12a). Je genauer ich sagen kann, was mich stört, desto grösser ist die Chance, eine Lösung für das Problem zu finden.

Wie gross die Unterschiede auch sein mögen, Gottes Wort lehrt uns ein wichtiges Grundprinzip: „Einer achte den andern höher als sich selbst!“ (Phil 2,3) Es wird nirgends in der Bibel davon gesprochen, dass die Unterschiede des andern verurteilt und verdammt werden sollen. Unterschiede müssen nicht sündhaft sein! Wenn ich jedoch abends spät ins Bett gehe und dabei jeden Morgen zu spät an die Arbeit komme, dann kann ich mich natürlich nicht damit entschuldigen, dass ich halt ein Nachtmensch bin.

2. Indem wir miteinander reden!
Leider wollen sich Paare einander die Unterschiede oft mit Wut, Gewalt und Missachtung austreiben. Das ist nicht der Weg, den uns Christi Geist lehrt! Die Sprüche lehren (Spr 18,21): „Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge, und wer sie liebevoll gebraucht, nährt sich von ihrer Frucht.“ Wir sollen zwar ehrlich sein, aber nicht wütend, verurteilend und abwertend. Jeder soll die Freiheit haben, anders zu denken, zu fühlen und zu handeln.

In der Ehe geht es darum, dass jeder sich bemüht den andern zu verstehen. Das heisst, ein ehrliches Gespräch ist nur dann möglich, wenn beide bereit sind aufeinander einzugehen und einander zu zuhören. In den Sprüchen heisst es (Spr 18,13): „Wenn einer Antwort gibt, bevor er zugehört hat, ist das töricht und schändlich für ihn.“

Wenn wir uns erklären, dann sollten wir „Ich-Sätze benutzen!“ „Ich bin gestern mit meinem Verhalten über das Ziel hinausgeschossen.“ „Ich möchte meinen Teil einsehen und daraus lernen, um es das nächste Mal besser zu machen.“

Aus den Sprüchen lernen wir weitere Weisheiten: „Der Dumme hat kein Gefallen an Erkenntnis …“ (Spr 18,2). „Die Lippen eines Dummen bringen Streit …“ (Spr 18,6). „Eine sanfte Antwort beschwichtigt die Erregung, aber ein kränkendes Wort steigert den Zorn“ (Spr 15,1).

3. Indem wir uns gegenseitig anpassen und voneinander lernen!
Es geht nicht darum, dass Ehepaare versuchen, sich einander die Unterschiede auszutreiben. Es geht vielmehr darum, dass wir lernen die Andersartigkeit zu akzeptieren und so weit wie möglich uns zu arrangieren. Es ist hier nicht die Rede von Unterschieden, die sündhaft sind!

Wenn beide ihr Bestes geben, dann werden sich beide in verschiedener Hinsicht verbessern und auch gegenseitig angleichen. Angleichungen geschehen jedoch nicht mit Forderungen. Forderungen lösen meistens Trotzreaktionen aus. Deshalb ist es wichtig, dass wenn wir dringend etwas anbringen müssen (weil es uns zu sehr stört oder gar verletzt), dann immer auf der Basis einer Bitte! (Der Andere hat die Freiheit, die Bitte zu erfüllen!) Ich kann vom andern nicht erwarten, dass er sich mir anpasst. Vielleicht kann ich aber meine Anschauungen oder meine Gefühle so darstellen, dass der Andere mich versteht und sich freiwillig bemüht. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ (1 Kor 16,14). „Die Liebe fügt dem Nächsten nichts böses zu“ (Röm 13,10). Lernen kann der Mensch am besten in einer Atmosphäre der Wärme, der Nähe, der Liebe und des Friedens! (Jak 3,18)

4. Indem wir die Unterschiede schätzen und geniessen lernen!
Wenn wir die Andersartigkeit richtig bewerten und kreativ nutzen, dann kann sie sich zum Segen entwickeln.
Ein wichtiger Schritt dazu ist, dass ich sage: „Ich akzeptiere, dass du im Gegensatz zu mir ein Nachtmensch, Geizhals, Abenteurer usw. bist.“ Damit haben wir einen Riesenschritt zur Ruhe und zum Frieden geleistet. Befreit von Hass und Ärger kann so gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Möge der Herr uns dazu die nötige Weisheit schenken (Jak 1,5): „Wem es unter euch aber an Weisheit fehlt, der erbitte sie von Gott, der allen vorbehaltlos gibt und niemandem etwas zum Vorwurf macht: Sie wird ihm zuteil werden.“

Die grosse Frage, um die es in der Ehe geht lautet: „Wie kann ich dir das Leben erleichtern?“ So kann z. B. die Drossel ihr Gezwitscher am frühen morgen einstellen und damit auf die Nachteule ein bisschen Rücksicht nehmen. Oder der Sauberkeitsfanatiker ist z. B. nicht zu pedantisch, sondern schenkt dem Schmutzfink auch seinen Lebensraum.

Unsere Wesensart darf bestehen bleiben, aber manchmal müssen wir gewisse Verhaltens-weisen ändern, um miteinander auszukommen. Unterschiede können aber auch unser Kapital sein, wenn wir bereit sind voneinander zu lernen: Das tote Meer kann z. B. vom plätschernden Bach lernen in bestimmten Situationen die richtigen Worte zu finden (oder umgekehrt - zu schweigen und zuzuhören). Der spontane Abendteurer kann z. B. vom Planer lernen, wie man zuerst überlegt und dann handelt (oder umgekehrt - spontaner zu sein). Unterschiede können auch Spass machen!

5. Indem wir uns mit Güte und Treue schmücken, wie mit einer Halskette!
„Güte und Treue sollen dich nicht verlassen. Binde sie dir um den Hals, schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, und finde so Gunst und Anerkennung in den Augen Gottes und bei den Menschen. Vertraue auf den Herrn mit deinem ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen eigenen Verstand“ (Spr 3,3-5).

Es ist viel leichter, sich aus allen möglichen Gründen voneinander zu trennen, statt voneinander zu lernen. Gott will, dass wir voneinander lernen und uns in Liebe und Treue üben. Paulus sagt den Römern (Röm 15,7): „Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“

 

 Schlussfolgerung

Wenn wir einander mit unseren Unterschieden annehmen, dann bedeutet das Wachstum:

- Wachstum in unserem geistlichen Leben!

- Wachstum in unseren Beziehungen, besonders in der Ehe!

Darum, lasst uns gemeinsam wachsen, sei es Privat oder sei es in der Gemeinde, damit die Andersartigkeit für uns zur Quelle der Freude und des Segens wird wie es Gott gefällt!