Hoffnung-11: „Rache ist süss“, sagt man

Hoffnung in schweren Zeiten

Gedanken zusammengefasst und ergänzt,
aus dem Buch von Max Lucado: Du wirst es schaffen.

 

 

Genesis 44: Die letzte Prüfung der Brüder Josefs
Neun von zehn Brüdern wurden wieder aus dem Gefängnis entlassen und durften zurück ins Land Kanaan reisen. Josef erwies sich gnädig, weil er Gott fürchtete (Gen 42,18) und kehrte die Zahlen um; nicht einer musste den Jüngsten holen, während die übrigen neun gefangen in Ägypten zurück blieben (Gen 42,16), sondern neun durften ins Land Kanaan zurück, um den Jüngsten zu holen und einer blieb zurück (Gen 42,19). Simeon (2) diente als „Pfand“ und musste als Gefangener in Ägypten bleiben, bis sie Benjamin aus Kanaan geholt hatten; das war die gekürzte Auflage, die Josef ihnen neu machte. Ruben (1), der Älteste unter ihnen erkannte sofort, dass nun die Zeit gekommen war, an denen Gott ihre Bluttat einforderte (Gen 42,22). Als sie auf dem Heimweg in einer Herberge Halt machten, da öffnete einer von ihnen den Sack, um seinem Esel Futter zu geben und entdeckte das Geld, mit dem das Korn hätte bezahlt werden müssen. Die Brüder erschraken, sahen einander mutlos an und sagten (Gen 42,28c): „Was hat Gott uns angetan?“

Zuhause in Kanaan angekommen, erzählten sie dem Vater Jakob alles, was geschehen war. Sie waren zutiefst bekümmert und Jakob machte ihnen grosse Vorwürfe, sie würden ihn seiner Kinder berauben (Gen 42,36). Doch dann liess er sie Wohl oder Übel mit Benjamin ein weiteres Mal nach Ägypten ziehen und sagte (Gen 43,14): „El-Schaddai erweise euch Erbarmen vor dem Mann ...“ Ruben verbürgte sich mit seinem Leben für den Jüngsten (Gen 43,9). Denn es lag nun an ihnen zu beweisen, dass sie wirklich „ehrliche Leute“ waren. Josef erwartete sie schon sehnsüchtig in Ägypten, um es ihnen noch einmal richtig zu zeigen.

Buch, Kapitel 11: Rache ist süss, aber …
Tut es nicht gut endlich zu sehen, dass auch Josef nur ein Mensch war? Bis dahin verhielt er sich so gut, dass es fast schon wehtat. Er ertrug die Sklaverei, war in einem fremden Land erfolgreich, erlernte eine neue Sprache, widerstand sexuellen Verführungen und erduldete zu Unrecht eine jahrelange Gefängnisstrafe. Josef war ein Mustersträfling und der perfekte Ratgeber für seinen König. Er hatte schon fast einen Heiligenschein verdient, wenn er nicht seine Brüder so hart angegangen wäre, als er sie seit Jahren zum ersten Mal wieder sah. Endlich verstehen wir ihn wieder sehr gut mit seinem Verhalten und denken vielleicht: „Ja, gib es ihnen, Josef, denn sie haben es verdient.“ Tatsache ist, dass es zur schwersten Aufgabe zählt, solchen Blödmännern zu vergeben. Es ist leichter, alle Menschen auf der ganzen Welt zu lieben, als solche Strolche. Es ist leichter, Almosen für die Armen zu sammeln, als dem Nächsten die Hand zur Versöhnung zu geben. Solche Ungerechtigkeiten zu ertragen und dann bereit zu sein, sofort zu vergeben, das wäre ja übermenschlich. Deshalb tut es gut, Josef zu sehen, wie er mit sich ringt und dabei von Vergeltung und Erbarmen hin und hergezogen wird.

In der Welt heisst es, „Rache ist süss“, aber in Gottes Augen ist Rache alles andere als süss. Rache bedeutet Hass und Hass nimmt unsere Seelen gefangen. Wer von Hass geknechtet wird, kann keine klaren Gedanken mehr fassen. Hass und Bitterkeit machen uns Menschen auf die Dauer krank. Gott lässt uns durch sein Wort sagen, dass wir IHM die Rache überlassen sollen.

Römer 12,17: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Bemüht euch um ein vorbildliches Verhalten gegenüber jedermann.“

Römer 12,19: „Rächt euch nicht selbst, liebe Freunde, sondern überlasst die Rache dem Zorn Gottes. Denn es heisst in der Schrift: ‚Das Unrecht zu rächen ist meine Sache, sagt der Herr; ich werde Vergeltung üben.’“

Mit anderen Worten: „Kümmert euch nicht um das Böse, damit ihr nicht krank werdet, sondern sucht das Gute und Gott Wohlgefällige! Ich nehme mich eurer Sache schon an und werde euer Unrecht rächen. Darauf könnt ihr euch verlassen.“ Wir dürfen dem Herrn völlig vertrauen und innerlich den Menschen vergeben, die uns Böses angetan haben. Wir dürfen sogar für sie beten, denn Gott wird eingreifen. Vergebung schmälert nicht Gottes Gerechtigkeit, sondern es bedeutet nur, dass wir die Gerechtigkeit Gott überlassen. Egal, ob es erst am Tag des grossen Gerichts sein wird oder schon in diesem Leben; der Herr wird vergelten, denn alles kommt auf uns zurück. Paulus sagt das so (Gal 6,7): „Macht euch nichts vor! Gott lässt keinen Spott mit sich treiben. Was der Mensch sät, das wird er auch ernten.“ Jesus bestätigt uns (Mt 25,40): „Ich sage euch: Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt - und wäre er noch so gering geachtet gewesen -, das habt ihr für mich getan.“ Darum lasst uns Gutes säen in unserem Leben und dem Herrn vertrauen, denn er wird uns von allem Bösen erlösen!

Genesis 38: Der Fall Juda
Gott wird mit allen Judas fertig. Im Gegensatz zu uns gibt Gott niemanden auf. Das beweisen die seltsamen Ereignisse in Kapitel 38. Damit in Jakobs Familie etwas Gutes geschehen konnte, musste irgendjemand aus der Sippe erwachsen werden. Die ersten drei Söhne (Ruben1, Simeon2, Levi3) hatten das Vertrauen des Vaters verspielt. Deshalb verbürgte sich Juda4 beim Vater mit seinem Leben für den jüngsten Benjamin, damit sie endlich losziehen konnten (Gen 43,9-10). Offenbar hatte Juda viel gelernt. Was ist geschehen?

Nachdem Juda seinen Bruder Josef nach Ägypten verkauft hatte, verliess er das Vaterhaus samt seinen Brüdern und heiratete eine Kanaaniterin (Gen 38,1-5). Mit Schua zeugte er drei Söhne: Ehr, Onan und Schela. Alle drei Söhne fanden kein Wohlgefallen vor dem Herrn bis am Ende die Schwiegertochter Judas ohne Nachkommen dastand. „Ehr“ verstarb und machte Tamar zur kinderlosen Witwe. Onan wollte Tamar keine Nachkommen verschaffen. Als Schela alt genug war, um seiner Verantwortung nachzukommen, liess er unnötig Zeit verstreichen, bis auch er verstarb.

Nachdem Judas Frau verstarb, schmiedete die Schwiegertochter Tamar einen ungeheuren Plan, um doch noch ein Kind zu bekommen. Sie verkleidete sich in eine Hure und bot sich Juda auf der Strasse an. Sie wusste, dass Juda der sexuellen Versuchung kaum widerstehen konnte. Das jährliche Fest, an dem gefeiert und viel getrunken wurde, bot dazu eine günstige Gelegenheit. Damit wollte Tamar ihre Schande abwenden als unbedeutende und kinderlose Witwe einmal zu sterben (das war damals eine Schande, 1Sam 1,5). Juda hatte ungenügend dafür gesorgt, dass sein dritter Sohn ihr Nachkommen verschaffte, wie es sich gehörte. Mit diesem listigen Plan übernahm sie eine wichtige Aufgabe in Bezug auf die messianische Linie.

So liess es Gott zu, dass Juda auf der Strasse entlang ging, wo Tamar auf ihn wartete. Tamar verhandelte wie eine Hure und fragte nach einem Pfand. Da gab Juda ihr seinen Siegelring mit der Schnur und seinen Stab (eine Identitätskarte). Anschliessend ging Juda nichts wissend zu Tamar und schwängerte seine Schwiegertochter.

Nach etwa drei Monaten wurde Juda gemeldet, dass seine Schwiegertochter Tamar schwanger sei. Nach den damaligen Gesetzen hätte Tamar die Todesstrafe verdient, weil sie schwanger war, ohne verheiratet zu sein. Deshalb ordnete Juda an, dass Tamar verbrannt werden sollte. Doch Tamar liess ihrem Schwiegervater ausrichten, dass der Mann dem Siegelring, Schnur und Stab gehörte, der Vater des Kindes sei. Juda musste zugeben, dass er Unrecht begangen hatte und so wurde Tamar nach den damaligen Gesetzen freigesprochen.

Buch, Kapitel 11: Rache ist süss, aber …
Gott erzog Juda und brachte ihm ein paar ganz grosse Lebenslektionen bei. Juda, der Jakob belogen hatte, wurde selbst belogen. Juda, der Josef eine Falle gestellt hatte, sass nun selbst in der Falle. Juda, der an Josefs Demütigung mitgewirkt hatte, war jetzt selbst gedemütigt worden. Gott sorgte dafür, dass Juda seine wohlverdiente Strafe erhielt.

Bevor Juda mit Josef in Ägypten versöhnt werden konnte, musste er verstehen, was Gnade und Vergebung ist. In Hebräer 12,15 lesen wir: „Achtet darauf, dass niemand sich selbst von Gottes Gnade ausschliesst! Lasst nicht zu, dass aus einer bitteren Wurzel eine Giftpflanze hervorwächst, die Unheil anrichtet; sonst wird am Ende noch die ganze Gemeinde in Mitleidenschaft gezogen.“ Der Herr führte Juda in seiner Weisheit auf einem Umweg zur Besinnung und machte ihn später zu einem wahren Führer in der auserwählten Familie Gottes (Gen 49,8-12). Juda bildete den Königsstamm, aus dem unser Herr Jesus Christus hervorging.

Es dauert seine Zeit, aber Gott wirkt selbst dann noch bei andern, wenn wir die Sache längst vergessen haben. Gott erforscht das Gewissen, weckt Schuldgefühle und wirkt immer auf Erlösung hin. Sollen wir die Feinde zurechtbiegen? Nein! Das ist Gottes Aufgabe. Sollen wir vergeben? Ja, denn so geben wir dem Versucher keine zusätzliche Gelegenheit (Eph 4,26-27): „Wenn ihr zornig seid, dann versündigt euch nicht. Legt euren Zorn ab, bevor die Sonne untergeht. Gebt dem Teufel keinen Raum in eurem Leben.“ Das griechische Wort für „Raum“ ist topos (heutiger Begriff Topographie). Topos bedeutet „Ort“, „Stelle“ oder eben „Raum“. Wut soll dem Teufel keinen Ort geben, an dem er wirken kann. Bitterkeit erlaubt ihm, einen Raum in unseren Herzen zu besetzen. Mit anderen Worten, so lassen wir ihn einziehen, wie ein Mieter und er wird den Ort verpesten. Wutausbrüche, Verleumdungen und Bitterkeit geben dem Teufel die Gelegenheit in unseren Herzen ein Nest zu bauen. Dafür gibt es nur eine Lösung: Gib dem Teufel keine Gelegenheit! Wenn er bereits in deinem Herzen ist, dann schmeiss ihn raus! Er soll seine sieben Sachen packen und sich vom Acker machen! Wie?

Schlussfolgerungen
Setze den Prozess der Versöhnung und Vergebung in Gang! Führe nicht über alles Buch, was man dir angetan hat (1Kor 13,5d: „Die Liebe trägt keinem etwas nach“). Bete für deine Gegner, statt Pläne zu schmieden gegen sie! Richte deine Aufmerksamkeit nicht auf das, was andere dir angetan haben, sondern auf das, was Jesus für dich getan hat!

Erleichtert diese Erkenntnis den Prozess der Vergebung? Nein. Vollzieht sich dieser Prozess von heute auf morgen? Nein. Nur selten geht es schnell. Ist dieser Prozess schmerzlos? Nein, auch nicht für Josef. Josef wusste nicht, was er tun sollte. Als sie mit Benjamin aus Kanaan zurückkamen, hiess er seine Brüder willkommen. Er weinte im Stillen für sich und lud sie zu einem grossen Essen ein. Dann legte er sie mit dem Becher im Sack herein (Gen 44,2). Josef kämpfte mit sich. Diese Brüder hatten seine älteste und tiefste Wunde wieder aufgerissen. Er wollte lieber sterben, als sich noch einmal von ihnen verletzen zu lassen. Auf der anderen Seite waren dies seine Brüder, und er wollte lieber sterben, als sie noch einmal zu verlieren.

Vergebung reisst uns hin und her. Sie kommt in Schüben und stagniert wieder. Sie hat gute und schlechte Tage. Sie durchläuft sämtliche Gefühle, von Hass bis Liebe. Sie macht manchmal gute Fortschritte in uns und dann biegen wir wieder falsch ab. Wir kommen vorwärts und dann fallen wir wieder zurück. Aber das ist in Ordnung und wir brauchen uns nicht zu schämen dafür. Was Vergebung angeht, sind wir alle Anfänger. Niemand hat dafür ein Geheimrezept und niemand behauptet, dass es einfach ist. Wichtig ist nur, dass wir immer wieder versuchen zu vergeben. Erst wenn wir es nicht mehr versuchen, dann nimmt die Bitterkeit, der Hass und der Zorn Wohnung in uns. Darum, halte durch! Der Herr erzieht dich und seine Gnade wird immer mehr dein Herz einnehmen, wenn du nicht aufgibst.

Epheser 4,31: „Bitterkeit, Aufbrausen, Zorn, wütendes Geschrei und verleumderisches Reden haben bei euch nichts verloren, genauso wenig wie irgendeine andere Form von Bosheit. Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid mitfühlend und vergebt einander, so wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat.“