Zeichen und Wunder
EINLEITUNG
Wie so viele biblische Begriffe ist auch das Wort „Wunder“ entstellt worden. Heute versteht jeder etwas anderes. Die Einen sprechen vom Wunder des neugeborenen Säuglings. Die Anderen sprechen von einem Wunder, wenn bei einem schweren Autounfall die Insassen unverletzt blieben. Wieder andere sehen darin ein Wunder, dass sie das nötige Geld für ein bestimmtes Projekt aufbringen konnten, usw.
Die heutige Verwirrung in Bezug auf ein Wunder rührt oft daher, dass wir das Wort in einen ganz anderen Zusammenhang stellen, als dies ursprünglich in neutestamentlicher Zeit der Fall war. Der ursprüngliche Gebrauch dieses Wortes hat mit der Bedeutung des Neuen Testamentes zu tun. Die Wunder des Neuen Testaments haben einzigartige Eigenschaften und sind übernatürlich. Während das heutige Verständnis im volkstümlichen Sinn auf etwas ganz Normales schliesst.
Neutestamentliche Begriffe
Im NT werden vier griechische Begriffe verwendet:
1. Zeichen (σημεῖον);
2. Wunder (τέρας);
3. Kraft, Wundertat, Machttat (δύναμις);
4. Wunderwerk oder Wundertat (δύναμις).
Es gibt im NT zwei Bibelstellen, die drei dieser Begriffe zusammen aufführen:
Apg 2,22: „... Jesus von Nazaret, einen Mann, der sich vor euch als Gesandter Gottes ausgewiesen hat durch machtvolle Taten und Wunder und Zeichen, die Gott - wie ihr selbst wisst - mitten unter euch durch ihn getan hat ...“ Der Apostel Petrus versucht die Menge zu Pfingsten zu überzeugen, dass Jesus der von Gott gesandte Christus ist. Um das zu beweisen weist er auf seine Taten, Wunder und Zeichen.
Hebr 2,4: „... und zugleich von Gott bestätigt durch Zeichen und Wunder und vielerlei machtvolle Taten und Gaben, die der heilige Geist nach seinem Willen austeilt ...“ Hier wird gesagt, dass die Heilsbotschaft von Gott bestätigt wurde durch Zeichen, Wunder und machtvolle Taten. Der Zweck der Verkündigung geschah, um Zeugnis von Jesus und seiner göttlichen Botschaft abzulegen.
Das Wort, das mit „Zeichen“ übersetzt wird, ist semeion (σημεῖον). Es konzentriert sich auf den Zweck des Wunders und nicht auf sich selbst. Die Wundervorfälle sind Hinweise auf die vorangekündigte Zeit, in der Gott seine Diener aussendet, um allen Menschen das Evangelium Christi zu überbringen (Hebr 2,3-4). Jesus ist der verheissene Prophet, auf den die Menschheit hören soll (Dtn 18,15; Joh 1,45; Apg 3,22-24). Jesus wurde von Gott bestätigt durch grosse Zeichen (Joh 3,2; 7,31).
Das Wort, das mit „Wunder“ übersetzt wird, ist teras (τέρας). Die Bedeutung dieses Wortes bezieht sich auf die Reaktion der Zeugen, die damals übernatürliche Wunder erlebten. Es löste Ehrfurcht, Schrecken, Entsetzen und Fassungslosigkeit aus (Lk 4,36; 5,26; 9,43; Apg 3,10; 9,21). Auf die Wunder Jesu reagierten die Menschen mit Ehrfurcht und Fassungslosigkeit (Mt 17,6): „... Als die Jünger das hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr ...“
Ein weiteres Wort, das mit „Wunder“ übersetzt wird, ist dunamis (δύναμις). Es bedeutet Kraft, Wundertat oder Machttat. Der Schwerpunkt dieses Wortes liegt auf der Kraftquelle (Dünamit). Im Neuen Testament ereignen sich Wunder nicht durch Zufälle. Sie werden durch die Kraft Gottes verursacht. Diese Kraft ist übernatürlich und kann alle Naturgesetze auszuschalten. Diese übernatürliche Kraft kommt von Gott und ist die Voraussetzung, um ein Wunder zu vollbringen. Die Apostel erhielten diese Kraft, als sie von Jesus ausgesandt wurden (Mt 10,1) und als der Heilige Geist am Pfingsttag über sie kam (Apg 1,8; 2,1ff.). Der Zauberer Simon erkannte diese übernatürliche Kraft und wollte sie mit Geld erkaufen (Apg 8,19).
Das vierte Wort, das im Neuen Testament für „Wunder“ verwendet wird, ist ergon (ἔργον). Es wird mit „Werk“ oder „Wunderwerk“ übersetzt. Dieses Wort wird bei Johannes ausführlich für die von Jesus vollbrachten Wunder eingesetzt (Joh 5,20; 9,4; 10,25.32.37-38; 14,10-12; 15,24).
Es gilt zu beachten, dass diese Begriffe neutral sind und an anderen Stellen vorkommen können, ohne dass sie mit Wundern zu tun haben. In unserem Studium spiegeln die Wunder verschiedene Aspekte wider. Sie zeugen von übernatürlicher Macht.
Drei Arten von Ereignissen
Die Wunder des Neuen Testaments sind einzigartig, weil sie über die natürlichen Gesetze des Universums hinausgehen, z. B.:
1. Auf dem Wasser zu gehen;
2. einen Blindgeborenen zu heilen;
3. einen vierzigjährigen Behinderten auf die Beine zu stellen;
4. einen Toten nach drei Tagen auferstehen zu lassen.
Das alles sind keine normalen Ereignisse.
Die irdischen Ereignisse können in drei Kategorien eingeteilt werden:
Erstens gibt es übernatürliche Wunder, die nur durch Gottes Eingreifen möglich sind. Sie unterscheiden sich von den natürlichen Gesetzen, weil sie weit darüber hinausgehen und nicht erklärt werden können. Zu dieser Kategorie zählen die Wunder des Neuen Testaments.
Zweitens gibt es das normale oder natürliche Ereignisse, die wir Menschen als Wunder bezeichnen. Dabei handelt es sich um normale Naturgesetze, die sich immer gleich verhalten und deshalb auch als Grundlage für die Entwicklung wissenschaftlicher Methoden gelten. Diese Naturgesetze wurden von Gott bei der Erschaffung der Welt ins Leben gerufen und sind beständig und vorhersehbar. Wir Menschen sind immer mehr in der Lage Ursache und Wirkung zu verstehen und zu erklären. Z. B. ein Samenkorn einer Sonnenblume wird nie zu einer Rose heranwachsen.
Drittens gibt es das Paranormale. Das kann ein Ereignis sein, das von den uns bekannten Naturgesetzen begleitet wird, aber im Endergebnis davon abzuweichen scheint. Das sind aber keine Wunder, nur weil sie uns übernatürlich vorkommen und nicht den bekannten Naturgesetzen widersprechen. Weil die Ursache und Wirkung nicht genau erklärt werden kann und wir das Endergebnis nicht verstehen, handelt es sich nicht um ein Wunder im biblischen Sinne.
Hypnose ist z. B. ein solches Phänomen, das als paranormal eingestuft werden kann. Sie widerspricht keinem der bekannten Naturgesetze. Trotzdem gibt es dafür keine hundertprozentige Erklärung. Manche Menschen lassen sich leichter hypnotisieren als andere.
Schlussfolgerung
Ein biblisches Wunder ist ein Ereignis, bei dem Gott in seine physikalischen Gesetze der Schöpfung eingreift, um einen göttlich gesandten Menschen oder seine Botschaft zu beglaubigen. Das heisst; biblische Wunder sind von Gott und reichen weit über die physikalischen Gesetze hinaus, die der Herr geschaffen hat. Biblische Wunder sind übernatürlich und unerklärbar. Biblische Wunder können wissenschaftlich nicht belegt oder bewiesen werden.
Die meisten Wunder der Bibel geschahen nicht immer wieder, sondern nur ein einziges Mal in der Geschichte. Sie erfüllten damit den göttlichen Zweck der Beglaubigung. Sie wurden nicht nur von den Freunden Gottes als echt anerkannt, sondern auch von den Feinden.
Warum lehnen Ungläubige die Wunder der Bibel ab?
1. Sie haben sie nicht erlebt und können sie auch nicht beweisen.
2. Sie lehnen die Bibel als Zeugnis Gottes für die Menschheit ab.
3. Viele lehnen sogar Gott als Schöpfer dieser Welt ab.
Der Gläubige ist von den Wundern der Bibel überzeugt.
1. Sie sind fester Bestandteil seines Glaubens (1Kor 15).
2. Sie dienten alle einem ganz bestimmten göttlichen Zweck.
3. Nur wenige wurden für uns in der Bibel aufgezeichnet, damit alle Generationen, die das lesen, an Jesus glauben (Joh 20,30-31).
4. Jesus sagte zu Marta (Joh 11,25-26): „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?”