Im Glauben wachsen
Jesus begegnet den zehn Aussätzigen
Gemäss Lukas war Jesus schon das dritte Mal unterwegs nach Jerusalem (Lk 9,51; 13,22). Er reiste im Grenzgebiet zwischen Samarien und Galiläa, wo ihm zehn Aussätzige entgegenkamen. Die Juden wollten mit den Samaritern nichts zu tun haben. Denn sie waren Abgefallene des Volkes Gottes (1Kön 12). Trotzdem befand sich unter den Aussätzigen mindestens ein Samariter (V. 16). Das ist ein Beispiel für ein wichtiges Gesetz im Leben: Gemeinsames Unglück lässt die Unterschiede zwischen Menschen und Nationalität vergessen. Sie hatten vergessen, dass sie Juden und Samariter waren, sondern empfanden nur noch, dass sie Menschen in Not waren.
Aussatz ist eine schlimme Krankheit, die innert zwei Jahren zum Tod führt. Es gab verschiedene Arten von Aussatz. Es gab zum Beispiel einen Aussatz, bei dem die Glieder langsam abstarben und die Knochen zerfressen wurden. Die Haut wird zuerst rosarot, dann braun und schliesslich schwarz. Es sieht am Ende aus wie bei einem Bergsteiger, der an den Fingern oder Zehen Erfrierungen aufweist. Das Schlimmste bei diesem Aussatz ist, dass das körperliche Alarmsystem für Schmerzen nicht mehr funktioniert. Das heisst; ein solcher Aussätziger empfindet keine Schmerzen mehr, er ist gefühlslos geworden. Alles was er berührt, muss er mit grosser Sorgfalt tun, damit er sich nicht verletzt, weil der Körper gefühlslos ist. Aussätzige lebten in Höhlen und Klüften, abgeschieden von der Zivilisation (Lev 13,45-46; Num 5,2-3). Wenn sie schliefen waren Ratten und andere Tiere aktiv, die ihnen oft ganze Zehen oder Finger abbissen, ohne dass sie es merkten.
Aus ungefähr 50 Meter Entfernung rufen nun zehn Aussätzige Jesus zu und versuchen seine Aufmerksamkeit zu gewinnen (V. 13b): „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“ Sie wissen, dass das Gesetz ihnen verbietet, näher zu den Gesunden zu gehen. Denn keiner will mit dieser Krankheit angesteckt werden. Jesus, der umgeben ist von seinen Jüngern und anderen Menschen, die ihm folgen, sieht plötzlich diese Kranken am Zaun der Stadt. Wir wissen, dass Jesus schon früher einen Aussätzigen heilte (Lk 5,13).
- Er streckte die Hand aus und berührte ihn.
- Dann befahl er ihm: „Geh, zeig dich dem Priester, und bring für deine Rei¬nigung ein Opfer dar, wie Mose es angeordnet hat …“ (Lk 5,14; Lev 14,2-32).
- Die Priester waren damals die Gesundheitsinspektoren.
- Wenn ein Priester entschied, dass ein Aussätziger geheilt war, dann durfte der Geheilte wieder in die Gesellschaft integriert werden.
- Nach einem Opfer durfte er nach Hause gehen zu seiner Familie, seinen Verwandten usw.
- Er durfte wieder Arbeiten und den Tempel besuchen (Apg 3,2).
Diesmal schickte Jesus die Aussätzigen direkt zum Priester. Vermutlich wollte er damit ihren Glauben testen. Auf dem mehrstündigen Marsch nach Jerusalem wurden sie geheilt (V. 14c).
Was für ein Gefühl musste das gewesen sein für diese Aussätzigen?
Bei jedem Schritt ging es ihnen besser. Sie fühlten die Steine immer mehr unter ihren Füssen. Ihre Stimme verlor allmählich den heiseren Ton, so dass sie wieder normal sprechen konnten. Langsam wurde auch ihre Haut wieder gesund und die Knochen wieder stark. Sie erfuhren etwas Seltsames und Wunderbares, das mit ihrem Körper geschah. Bestimmt tanzten und schrien sie vor Freude! Sie waren endlich befreit von dieser grausamen und demütigenden Krankheit.
Was für ein aussergewöhnlicher Moment im Leben dieser Zehn, die etliches gemeinsames verband:
1. Alle waren aussätzig und warteten abgeschieden von Menschen auf den Tod.
2. Alle riefen verzweifelt Jesus zu, weil sie glaubten, dass Jesus sie heilen konnte.
3. Alle gehorchten Jesus und machten sich auf den Weg zum Priester.
4. Alle wurden geheilt auf dem Weg dorthin.
5. Doch hier hören die Gemeinsamkeiten auf, denn nur einer kehrte zu Jesus zurück und „pries Gott mit lauter Stimme“ (V. 15). Im Griechischen wird in Vers 16 für danken die durative Zeitform gebraucht; Partizip Präsens, euchariston (εὐχαριστῶν). Damit wird darauf hingedeutet, dass der Geheilte nicht nur einmal seinen Dank aussprach, sondern fortwährend Jesus dankte.
6. Der nächste Satz ist fast ein Schock (V. 16c): „Und das war ein Samariter.“ Ausgerechnet ein Samariter, ein Abtrünniger! Oft ist es so, dass wir eine Wertschätzung von jemandem erhalten, von dem wir es nie erwartet hätten. Hingegen von denen wir etwas erwartet haben, werden unsere Bemühungen oft für selbstverständlich gehalten.
Ein englischer Kommentator schreibt:
- Einer wartete, um zu sehen, ob er wirklich geheilt war.
- Einer wartete, um zu sehen, ob die Heilung auch von Dauer sei.
- Einer wartete mit der Begründung, dass er Jesus später noch danken werde.
- Einer behauptete, dass er gar nie aussätzig war.
- Einer behauptete, dass er eines Tages von selbst gesund geworden wäre.
- Einer gab dem Priester die Ehre, der ihn gesund machte.
- Einer sagte: „Jesus hat ja gar nichts getan. Er hat uns ja nur von weitem zugerufen wir sollen zum Priester gehen.“
- Einer sagte: „Jeder andere Rabbi hätte das auch tun können.“
- Einer sagte, dass er sich sowieso schon auf dem Weg der Besserung befand.
Jesus fragte traurig (V. 17): „Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind die übrigen neun?“ Ist keiner der Anderen zurückgekehrt, „ausser diesem Fremden?“ Das Wort „Fremder“ wurde auf dem Verbotsschild benutzt. Es hing an einem Eingang vom Vorhof der Heiden. Darauf stand: „Allen Nichtjuden [Fremden] ist der Eintritt zum Tempel unter Todesstrafe untersagt.“ Dieser Samariter hatte also keinen Zugang zum inneren des Tempels. Doch er hatte Zugang zu Jesus und lag ihm anbetend zu Füssen. Jesus segnete ihn mit den Worten (V. 19): „Dein Glaube hat dich gerettet.“ Mit anderen Worten (Lk 19,9): „Heute ist dir und deinem Haus Heil widerfahren.“ Deine Dankbarkeit hat dich nicht nur körperlich, sondern auch geistig gerettet.
Undankbare Haltung in der heutigen Zeit
2. Timotheus 3,1-5:
Diese Tage sind längst angebrochen, von denen Paulus hier spricht. Und wir fragen uns zurecht: „Wenn es zu Jesu Zeiten bloss einer von Zehn war, der dankbar war, also 10%, wieviel sind es dann heute?“ Lassen wir uns doch von der Welt nicht anstecken! In der Welt gibt es viele unzufriedene Menschen, weil sie eine undankbare Haltung an den Tag legen. Doch Undankbarkeit ist Sünde und Sünde zerstört unser Leben (Röm 6,23)! Alles ist selbstverständlich und vieles wird erwartet. Es ist selbstverständlich, dass unsere Eltern für uns viele Jahre gesorgt haben. Dabei gibt es im Leben eines jeden Menschen Zeiten, in denen eine Woche Vernachlässigung seinen Tod bedeutet hätte. Von allen Lebewesen braucht der Mensch die längste Zeit, bis er selbstständig ist und den wichtigsten Anforderungen des Lebens gewachsen ist. Viele Jahre lang sind wir in allem von unseren Eltern völlig abhängig. Den wenigsten jungen Erwachsenen kommt es in den Sinn, ihren Eltern zu vergelten, was sie ihnen verdanken. Im Gegenteil! Es wird noch mehr erwartet.
Je grösser unsere Erwartungshaltung, desto mehr werden wir im Leben enttäuscht.
Viele Menschen sind auch undankbar Gott gegenüber, weil er nicht genügend ihre Bedürfnisse und Wünsche erfüllt.
Röm 1,21: „Denn obwohl sie Gott erkannten, haben sie ihm nicht die Ehre gegeben, die Gott gebührt, noch ihm Dank gesagt, sondern sie verfielen mit ihren Gedanken dem Nichtigen, und ihr unverständiges Herz verfinsterte sich.“
Die Schöpfung allein ist ein klarer Hinweis auf den unsichtbaren Gott (Röm 1,20). Alle Menschen können Gott erkennen und ihm Ehre und Dank erweisen. Doch die meisten Menschen sind auf das Weltliche und Vergängliche fixiert. Sie holen sich alles, was es zu holen gibt in diesem Leben. Für sie ist es selbstverständlich,
dass die Sonne jeden Morgen aufgeht;
dass die Bäume Früchte tragen und die Erde junges Grün sprossen lässt (Gen 1,11);
dass die Erde bewohnbar ist für uns Menschen und so wunderschön.
Viele danken Gott nicht einmal vor dem Essen (1Tim 4,4). Sie atmen die Luft ein, die Gott schuf und vergessen, dass sie nur Leben, weil der Herr sie ins Leben gerufen hat und sie leben lässt.
Alles was wir sind und haben stammt von Gott, dem Vater. Er allein bestimmt unser Anfang und unser Lebensende. Er gibt uns die Kraft und die Fähigkeit zu denken und zu arbeiten.
Alles scheint so selbstverständlich zu sein. Ob unsere Erwartungen und Ziele erfüllt werden oder nicht, hängt nur vom allmächtigen Gott und Schöpfer ab. Ihm allein gebührt Ehre, Lob und Dank!
Der König David hat das erkannt. Deshalb schreibt er in Psalm 103,1-5: „Lobe den HERRN, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Der all deine Schuld vergibt und alle deine Krankheiten heilt, der dein Leben aus der Grube erlöst, der dich krönt mit Gnade und Erbarmen, der dich mit Gutem sättigt dein Leben lang. Dem Adler gleich erneuert sich deine Jugend.“
Es gibt immer einen Grund dankbar zu sein
Jeder schuldet seinen Mitmenschen grossen Dank. Es sind Freunde, Brüder und Schwestern im Herrn. Es sind vielleicht Doktoren, die unser Leben durch eine Operation wieder lebenswert machten oder gar retteten. Es sind vielleicht Menschen, die uns mögen und denen wir viel bedeuten. Haben wir ihnen danke gesagt? Sind wir ihnen dankbar, dass es sie gibt und dass wir eine Beziehung zu ihnen haben dürfen?
Paulus schreibt dem Timotheus (1Tim 2,1): „Insbesondere bitte ich euch, vor Gott einzutreten für alle Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung.“ Christen werden aufgerufen dem Herrn zu danken für ihre Mitmenschen, Arbeitskollegen, Staatsbürger usw. Christen pflegen eine dankbare Haltung gegenüber allen Mitmenschen, indem sie für sie beten.
Es gibt immer einen Grund dankbar zu sein! Eine Geschichte von einem dankbaren Menschen erzählt von einem schrecklichen Schneesturm. Die Strassen waren vereist und die Elektrizität ging aus. An einem Abend versammelten sich ein paar Gläubige zum Gebet. Der Eine betete: „Herr, wir danken dir, dass das Wetter nicht immer so ist wie heute.“ Selbst in dieser Situation fand er ein Wort des Dankes.
Im Internet habe ich die folgenden Zeilen gefunden. Ich bin dankbar;
für die Steuern, die ich zahle, weil das bedeutet, ich habe Arbeit und Einkommen.
für die Hose, die ein bisschen zu eng sitzt, weil das bedeutet, ich habe genug zu essen.
für das Durcheinander nach der Feier, das ich aufräumen muss, weil das bedeutet, ich war von lieben Menschen umgeben.
für den Rasen, der gemäht, die Fenster, die geputzt werden müssen, weil das bedeutet, ich habe ein Zuhause.
für die laut geäusserten Beschwerden über die Regierung, weil das bedeutet, wir leben in einem freien Land und haben das Recht auf freie Meinungsäusserung.
für die Parklücke, ganz hinten in der äussersten Ecke des Parkplatzes, weil das bedeutet, ich kann mir ein Auto leisten.
für die Frau in der Gemeinde, die hinter mir sitzt und falsch singt, weil das bedeutet, dass ich gut hören kann.
für die Wäsche und den Bügelberg, weil das bedeutet, dass ich genug Kleidung habe.
für die Müdigkeit und die schmerzenden Muskeln am Ende des Tages, weil das bedeutet, ich bin fähig, hart zu arbeiten.
für den Wecker, der morgens klingelt, weil das bedeutet, mir wird ein neuer Tag geschenkt.
für den Weisheitszahn, der mir gezogen wurde, weil das bedeutet, dass ich mir einen Zahnarzt leisten kann, der mich von künftigen Schmerzen erlöst hat.
Wie hoch ist mein DQ? Wie hoch ist mein Dankbarkeits-Quotient? (statt IQ)
Die schwierigste Rechenkunst ist die Fähigkeit, all unsere Segnungen zu zählen, die Gott uns täglich zukommen lässt. Viele erhaltenen Segnungen übersehen wir, weil wir so vieles für selbstverständlich halten. Deshalb sollten wir uns immer wieder die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, für was wir alles dankbar sein können. Zähle deine Segnungen!
Die Bibel betont die Wichtigkeit der dankbaren Haltung eines Christen.
Kol 2,6-7: „Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so lebt nun auch in ihm: verwurzelt in ihm und aufgebaut auf diesem Fundament, gefestigt im Glauben, so wie ihr unterrichtet worden seid, und voller Dankbarkeit.“
Kol 3,15: „Und der Friede Christi regiere in euren Herzen; zum Frieden seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Und dafür sollt ihr dankbar sein.“
Kol 4,2: „Haltet fest am Gebet, wachen Sinnes und voller Dankbarkeit!“
1Thess 5,18: „In allem sagt Dank; das ist der Wille Gottes, in Christus Jesus, für euch.“
Angenommen, es wird uns tatsächlich nicht viel Gutes gegönnt auf dieser Welt. Trotzdem gibt es den überschwänglichen geistlichen Segen, der über uns ausgegossen worden ist in Jesus Christus und uns hoffen lässt, dass alles besser wird.
Hebr 12,28: „Darum wollen wir, die wir ein unerschütterliches Reich empfangen, dankbar sein und Gott dienen, wie es ihm gefällt, mit Scheu und Ehrfurcht.“
Paulus sagt zurecht (2Kor 9,15 NGÜ): „Dank sei Gott für das unbeschreiblich grosse Geschenk, das er uns gemacht hat.“ Damit meint er die Gnade in Jesus Christus, die über uns ausgeschüttet wurde. Sie ist unsere Hoffnung und unser Lebenssinn. Sie ist unser Trost in Leid und Not. Sie gibt uns die Kraft, selbst wenn alles ziemlich aussichtslos scheint.
Paulus tröstet die Gläubigen mit den Worten (Phil 4,6): „Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allen Lagen eure Bitten durch Gebet und Fürbitte mit Danksagung vor Gott laut werden.“
Es gibt immer einen Grund zu danken! Selbst unsere Bitten sollen mit Danksagung vor den Herrn gebracht werden. Denn wer sich nicht dankbar zeigt für das was er hat, muss nicht neues erbitten. Unser Gott hat uns auf eine völlig andere Schiene gesetzt, als die der Welt. Statt zu murren, was alles schief läuft im Leben, üben wir uns in Dankbarkeit. Statt habgierig nach mehr zu streben, sind wir genügsam und dankbar in Christus (Eph 5,3-4). Ja, wir pflegen und kultivieren die Dankbarkeit geradezu!
Schlussfolgerungen
Wie pflegen wir die Dankbarkeit in unserem Leben als Christen?
Wir pflegen die Dankbarkeit z. B. am Sonntagmorgen, wenn wir zur Anbetung zusammenkommen. Unsere ganze Anbetung wird von der Dankbarkeit gegenüber Gott getragen. Wir versammeln uns regelmässig am 1. Tag der Woche, um immer wieder zurück zu kommen zum Herrn wie der eine geheilte Aussätzige. Wir sagen Gott immer wieder Dank, dass er uns geheilt hat vom seelischen Aussatz der Sünde.
Wir pflegen die Dankbarkeit mit all unseren Gedanken und Zielen im Leben.
Wir sind Erlöste, die glücklich sind, weil sie die himmlische Erbschaft angetreten haben. Ohne Dankbarkeit können wir im Glauben nicht wachsen. Ohne Dankbarkeit für das, was wir bereits erhalten haben, kann uns Gott nicht weiter beschenken.
1Sam 12,24: „So fürchtet den HERRN und dient ihm in Treue von ganzem Herzen; seht, was er bei euch Grosses vollbracht hat.“
Links:
-Herzkrankheit-03: Undankbarkeit
-Hoffnung-09: Bitte einen Schuss Dankbarkeit!