Gemeinschaft-04: Wie wird die Einheit gefördert?

Gemeinschaft

 

 

 Einleitung

Der Epheserbrief spricht von der Gemeinde und enthält zwei Hauptteile:

Einen dogmatischen Teil mit dem Titel - das Geheimnis Christi (Kap. 1-3).

Einen praktischen Teil mit dem Titel - die Einheit des Glaubens (Kap. 4-6).

Paulus ruft die örtliche Gemeinde auf zur Einheit im Geist und in der Liebe: Epheser 4,1-6.

 

 I.   Würdig (ἀξίως) der Berufung wandeln

Unser Zustand vor der Bekehrung: Wir waren verwaiste Kinder der Strasse. Wir waren Kinder des Fluchs, ohne Hoffnung, ferngehalten vom Bürgerrecht und von den Verheissungen Gottes (2,12).

Unser Zustand heute als Gerettete: Wir sind adoptierte Kinder Gottes geworden und leben nun im königlichen Palast, gewaschen und mit neuen Kleidern angezogen. Wir dürfen teilnehmen am grossen Hochzeitsfest, das in Kürze stattfinden wird. Wir sind Erben des Himmelreichs geworden und bereiten uns auf den wunderbaren Bräutigam vor, mit Perlen, wohlriechendem Parfüm und Öl. Wir werden mit Ruhm und Ehre gekrönt, d. h. mit der Krone des Lebens auf der geschrieben steht: Sieger. Wir leben mit dem Herrn vereint zusammen, wo es keine Korruption, kein Leid und keinen Tod mehr gibt, sondern ewige Freude und Liebe.

Mit diesem Hintergrund ermahnt (παρακαλέω) Paulus die Epheser und uns alle, indem er sagt: „Wandelt würdig eurer Berufung!“ Ermahnen setzt immer ein Vorwissen voraus, an das erinnert wird, mit dem Ziel, es zu befolgen. Wer einer Gemeinschaft beitritt, verpflichtet sich zu einer bestimmten Lebensweise. Paulus gibt uns Aufschluss über diese neue Lebensweise, indem er sagt: „Ihr seid jetzt Kinder des Königs und Erben des Reiches Gottes!“ Also benehmt euch nicht mehr wie verwaiste Kinder der Strasse. Es heisst nicht, „wandelt, damit ihr würdig werdet“! Sondern: „wandelt, würdig eurer Berufung“ (als Weise: Eph 5,15).

„Lebt so, wie es sich für Menschen gehört, die Gott in seine Gemeinde berufen hat“ (Eph 4,1; GN). Wir tragen wunderschöne und saubere Hochzeitskleider und benehmen uns königlich und würdig. Wir tragen den kostbaren Kleidern sorge und gehen mit ihnen nicht mehr auf die staubigen Strassen oder gar auf eine Baustelle.

Wir sind Bevorzugte und besitzen ein riesiges Vorrecht: Hebräer 12,22-24a. Wer sich zu Christus bekehrt hat, der ist in seine heilige Gemeinde eingetreten und somit in die himmlische Stadt Jerusalem. Sie ist fest und unerschütterlich und der Ort wo der lebendige und ewige Gott wohnt. Sie bietet genügend Platz für alle Gläubigen und ist wunderschön. Sie ist das neue Jerusalem, das wie eine Braut zur Vermählung bereit ist (Offb 21,2). Alle Gläubigen, die sich in der Gemeinde befinden, sind Teil des Leibes Christi (Eph 1,22-23), sind auch im Reich Gottes (Mt 3,2; 4,17; 10,7; Mk 9,1; Kol 1,13; Hebr 12,28), sie sind nun Bürger der himmlischen Stadt (Phil. 3,20; Eph. 2,12). Unsere Namen stehen im Buch des Lebens (Lk 10,20; Phil 4,3; Offb 21,27).

Wir sind zur festlichen Versammlung im Himmel hingetreten, wo zehntausende von Engeln mit uns den Sieg Christi feiern (Offb 5,11-12). Diese Engel dienen uns, den Erben des Heils (Hebr 1,14). Engel sind unsichtbar, aber sie sind uns ganz nah und freuen sich über jeden Sünder, der umkehrt (Lk 15,7.10).

Wir sind zur Gemeinde der Erstgeborenen hinzugetreten. Wir sind die „Klesis“ (Berufenen), „Ek-kaleo“ (die Herausgerufenen), und bilden die „Ekklesia“ (die Gemeinde Jesu Christi). Im AT wurde jede Erstgeburt Gott geweiht (Ex 13,11ff.), sowie die Erstlingsfrucht der Ernte (Ex 23,16). In Israel war der Erstgeborene der Haupterbe und erhielt die Hauptverantwortung über die ganze Familie (Lk 2,23).

Wir sind zu Gott, dem Schöpfer und Richter aller Menschen hingetreten (2Kor 5,10). Wir Gläubigen dürfen dem Tag des Gerichts mit grosser Zuversicht entgegensehen (1Joh 4,17). Dieses Endgericht hat der Vater ganz dem Sohn übergeben (Joh 5,22).

Wir sind zu den Geistern der vollendeten Gerechten hingetreten. Das könnten sehr gut die Gläubigen des alten Bundes sein, die starben ohne die Verheissung erlangt zu haben (Heb. 11,39), die nun mit uns zur Vollendung geführt werden (Hebr 11,40). Es ist unvorstellbar, was mit uns alles geschehen ist durch unsere Bekehrung!

Philipper 1,27-28: In einem Geist gefestigt sein.
Wir werden aufgerufen, würdig gemäss dem Evangelium Christi zu wandeln. Das Evangelium Christi beinhaltet die Bestätigung der königlichen Würde, die wir von Gott empfangen haben. Während wir gemeinsam uns waschen und schmücken für das königliche Hochzeitsfest, sollen wir mit derselben Gesinnung zusammenstehen. Wir sollen uns von den Gegnern in keiner Weise einschüchtern lassen, auch dann nicht, wenn wir für unseren Glauben leiden müssen. Wir sollen vielmehr zusammenhalten und einen einheitlichen Teamgeist pflegen!

 

 II.   Die Einheit des Geistes bewahren

Es ist unmöglich, Einheit selbst schaffen zu wollen! (= erzwungene und künstliche Einheit). Wir können nur die Gesinnung in uns tragen, die für die Einheit förderlich ist. Welche Gesinnung ist denn förderlich für die Einheit in der Gemeinde?

Demut: „Seid demütig und denkt von euren Geschwistern höher als von euch selbst“ (Eigenzitat-Phil 2,3).

Sanftmut: „Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige durch seinen guten Lebenswandel seine Werke, in weiser Bescheidenheit!“ (Jak 3,13).

Langmut: „So bekleidet euch nun als von Gott auserwählte Heilige und Geliebte mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut und Geduld! Ertragt euch gegenseitig und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat“ (Kol 3,12-13a).

Liebe: „Die Liebe hat den langen Atem, […] sie eifert nicht, […] sie ist nicht taktlos, sie sucht nicht das ihre, […] sie rechnet das Böse nicht an, […] sie trägt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles. Die Liebe kommt niemals zu Fall“ (1Kor 13,4-8).

Friede: „Jaget dem Frieden nach mit allen und der Heiligung ohne die niemand den Herrn schauen wird“ (Hebr 12,14).

Die Einheit kann nur dann in der Gemeinde bewahrt werden, wenn jeder Gläubige dieses königliche Vorrecht, Teil des Leibes Christi sein zu dürfen, verstanden hat. Dieses Vorrecht gilt es um jeden Preis festzuhalten. Dieses Vorrecht kann nur durch die Einheit in der Gemeinde festgehalten werden. Als Gläubige sind wir Glieder des Leibes Christi, berufen zum Frieden und zur Einheit (Kol 3,15). Wer nicht verstanden hat, dass er zum einen Leib Christi berufen wurde und damit als Glied einer örtlichen Gemeinde verpflichtet ist, der wird auch die Einheit nie verstehen, die es gilt festzuhalten. Die Einheit ist so etwas kostbares und herrliches, weil sie uns einen Vorgeschmack auf die himmlische Vollendung gibt (Ps 133,1)! Die Einheit des Geistes ist so schnell zerstört von streitsüchtigen, herrschsüchtigen und besserwisserischen Menschen.

Deshalb frage ich heute Morgen: Welchen Beitrag kannst Du leisten, um die Einheit in der örtlichen Gemeinde zu fördern?

1. Übe dich in derselben Gesinnung und Meinung der Heiligen (1Kor 1,10)!
Diese Stelle wird leicht missverstanden. Es geht nicht darum, dass wir alle genau gleich denken, in allen Angelegenheiten des Lebens. Wir sind alle so unterschiedlich und sollen vielmehr einander stehen lassen in unserer Andersartigkeit. Es geht darum, dass wir in der Liebe und der Gemeinschaft, in der Erkenntnis und der Lehre vereint bleiben durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Darum, lasst uns diesen Geist der Einheit pflegen, so oft wir können!

2. Sei ein Friedensstifter (Römer 14,4-5)!
In den neutestamentlichen Gemeinden mussten Juden und Heiden miteinander lernen zusammen zu leben (zwei sehr unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichsten religiösen Auffassungen). Trotzdem rief Paulus beide Gruppen zur Einheit des Geistes und zur Gemeinsamkeit auf (Röm 15,5-6). Eine örtliche Gemeinde kann nur solange bestehen, als die Gläubigen einander gegenüber tolerant sind in Bezug auf den unterschiedlichen sozialen Stand, die verschiedenen Charaktertypen und den kulturellen Hintergrund. Es ist ein und derselbe Gott, der uns alle bewusst so unterschiedlich schuf. Nur in Christus ist es möglich, dass Schweizer und Italiener, Chinesen und Brasilianer miteinander in Einheit und Frieden in der Gemeinde leben!

3. Segne, weil du dazu berufen bist (1Petr 3,8-9)!
Wenn Glieder einander Böses zufügen, dann zerstören sie den Geist der Einheit und sündigen gegen den Leib Christi. Wir fördern die Einheit, indem wir das Gute suchen und die Gemeinsamkeiten in unseren Glaubensgeschwistern! Nicht die Streitpunkte und die Unterschiedlichkeiten! Nicht das was Misstrauen und Trennung schafft! Wir fördern die Einheit, indem wir nichts Böses über unsere Geschwister denken und bei andern sagen (Jak 4,11-12), sondern dem nachdenken was lobenswert ist (Phil 4,8) und allezeit bereit sind zur Versöhnung. Wir fördern die Einheit in der Gemeinde, indem wir segnen und füreinander beten (Jak 5,16)!

Dort, wo sich jedes Glied bemüht die Gesinnung Christi zu pflegen, da entsteht ein wunderbares und warmherziges Klima, wo die Frucht des Geistes gedeiht (Phil 2,1-5). Die Einheit einer Gemeinde ist die beste Werbung für Aussenstehende. Die Einheit in der Gemeinde stärkt unseren Glauben an Christus Jesus. Die Einheit ist dem Sohn Gottes ein grosses Anliegen, deshalb bittet er auch den Vater vor seinem Weggang in seinem hohenpriesterlichen Gebet (Joh 17,20-26).

 

 III. An den Sieben Grundpfeiler der Einheit festhalten

Ein Leib (σῶμα):
Wie damals die Epheser, so bilden wir Gläubigen in der Ortsgemeinde mit Christus einen Leib. Christus ist das Haupt seiner Gemeinde und jeder von uns ist Teil des Leibes Christi (Eph 1,22). „Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle Glieder mit; wenn einem Glied Herrliches zuteil wird, so freuen sich alle Glieder mit“ (1Kor 12,26).

Ein Geist (πνεῦμα):
„Denn wir alle, Juden wie Griechen, Menschen im Sklavenstand wie Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden“ (1Kor 12,13). Der heilige Geist Gottes wohnt in uns allen durch die Taufe. Diesen guten Geist wollen wir keinesfalls betrüben oder gar hindern durch Streit und Uneinigkeit, sondern wir wollen ihn vielmehr in uns wachsen und entfalten lassen. Wir wollen im Geist wandeln und die Frucht des Geistes hervorbringen (Gal 5,22)!

Eine Hoffnung (ἐλπίς):
Wir alle besitzen dieselbe Hoffnung auf das ewige Leben im Reich Gottes. Gott hat es uns versprochen durch sein Wort, deshalb hoffen wir auf seine Gnade. Lasst uns also gemeinsam dieses himmlische Ziel vor Augen halten und darauf achten, dass niemand zurückbleibt oder dieses Ziel verpasst!

Ein Herr Jesus Christus (κύριος):
Es gibt nur einer, der für die Menschheit am Kreuz gestorben und am dritten Tag auferweckt wurde, der Herr Jesus Christus. Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden (Mt 28,18). Wir wollen nicht nur „Herr, Herr“ sagen, sondern Jesus beim Wort nehmen und ihm gemeinsam dienen mit unseren besten Kräften (Mt 7,21).

Ein Glaube (πίστις):
Der Glaube ist uns ein für allemal durch das von den inspirierten Aposteln und Propheten niedergeschriebene Wort Gottes überliefert worden (Jud 3). Wir brauchen keine zusätzlichen Bücher und auch keine neuzeitlichen Apostel oder Propheten für unser Heil! Gott führt uns allein durch sein Bibelwort zur Einheit des Geistes Gottes!

Eine Taufe (βάπτισμα):
Wir wollen auch an der einen biblischen Taufpraxis festhalten, die uns durch Jesus und seine Apostel unmissverständlich überliefert wurde. Jesus befahl seinen Aposteln vor seiner Himmelfahrt (Mt 28,19): „Daum geht hin und macht alle Völker zu Jüngern indem ihr sie tauft …“ Als die Apostel hingingen, da verkündigten sie zu Pfingsten in Jerusalem das Evangelium und ordneten einstimmig folgendes an (Apg 2,38): „Tut Busse, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, damit ihr den Heiligen Geist empfangt.“ Nirgends wird in den apostolischen Briefen von einer Kindertaufe, von einer Besprengung als Taufpraxis oder von einer zusätzlichen Erfahrung für bereits Gerettete geredet! Darum, lasst uns an der Einheit Christi festhalten und nicht an menschlich aufgestellten Lehren!

Ein Gott und Vater (θεός καί πατήρ):
Es gibt nur einen Gott, „der allein Unsterblichkeit besitzt, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch je gesehen hat und kein Mensch jemals sehen kann“ (1Tim 6,16). Ihm allein gehört Ehre und Dank, Anbetung und Lobpreis jetzt und in alle Ewigkeit! Er ist es, der uns alle einst vor seinem Thron versammelt und uns offenbart, was wahre Einheit ist.

 

 Schlussfolgerungen

Die Liebe, die Freude und die Gemeinschaft blieb nicht bei Jesus und auch nicht bei den Aposteln, sondern sie wurde hinausgetragen in alle Welt, damit auch wir heute uns mit ihnen vereinen dürfen im Geist. Darum, lasst uns dankbar sein und würdig unserer Berufung wandeln! Lasst uns die Einheit des Geistes bewahren in Christus Jesus! Lasst uns an den sieben Grundpfeilern der Einheit festhalten!

Wenn wir uns für die Einheit in der Gemeinde einsetzen, dann zeigen wir unsere dankbare Gesinnung als königliche Kinder und der Gott des Friedens wird mit uns sein, bis zum Tag des grossen Hochzeitsfestes.