Begriffe1-18: Kataggelein – das Wort der Vollmacht

Griechische Begriffe 1

18.  Kataggelein = Ankündigen

von William Barclay

 

Das Wort kataggellein bedeutet ankündigen, bekannt machen; aber der wichtigste Gedanke darin ist, dass etwas mit Autorität verkündigt wird. Im klassischen Griechisch wurde dieses Wort benutzt, um Kriege zu erklären oder Feste anzukündigen.

In den Papyri lesen wir von einer Witwe, die in einer amtlichen Erklärung jemand beauftragt, ihre Interessen wahrzunehmen. Es wird benutzt, um eine Thronbesteigung bekannt zu geben. Dem Wort haftet immer eine Bedeutung von Gewicht und Autorität an.

Im NT kommt das Wort fünfzehnmal vor. Die Propheten benutzen es für die Ankündigung des Messias und für die Ereignisse, die mit der Gründung des Reiches Christi zusammenhingen (Apg 3,24). Paulus lobt damit den Glauben der römischen Christen, von dem in aller Welt geredet wird (Röm. 1,8). Mit der Feier des Abendmahls verkündigen die Christen den Tod Christi (1 Kor 11,26). Die interessanteste Anwendung des Wortes ist die für predigen. In Apg 15,36 wird uns erzählt, dass Paulus und Barnabas die Gemeinden wieder besuchen wollten, denen sie das Wort verkündigt - kataggellein hatten. Nun ist es natürlich wichtig zu wissen, was sie gepredigt haben, denn das sind die Dinge, die mit Vollmacht verkündigt werden.

Was haben die ersten Christen mit Vollmacht kundgetan? Was haben die Prediger in der ersten Zeit des Christentums mit Autorität gepredigt? Was haben sie mit grösster Bestimmtheit als unveränderliche, massgebende Botschaft verkündigt?
1. Sie bezeugten das Wort Gottes. In Apg 13,5 heisst es, dass Paulus und Barnabas das Wort Gottes in den Synagogen der Insel Zypern predigten. In Beröa predigte Paulus das Wort Gottes (Apg 17,13). Predigen ist nicht das Kundtun der eigenen Meinung des Predigers, noch weniger ist es die öffentliche Bekanntgabe seiner Zweifel, sondern es ist die Proklamation des Wortes Gottes. Goethe sagte einmal: „Erzähle mir von deinen Gewissheiten, Zweifel habe ich selbst genug.“

2. Sie predigten Christus. Paulus kümmerte sich nicht sehr um die Beweggründe zum Predigen, er hielt es für die Hauptsache, dass Christus verkündigt wurde (Phil 1,16-18). Es ist Christus, den er selbst verkündigte (KoI 1,28). Die ersten Christen befassten sich nicht mit den Randfragen des Glaubens, sie verkündigten das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu Christi. Ihr vornehmstes Ziel war es, die Menschen mit Christus zu konfrontieren.

3. In Jesus Christus verkündigten sie die Auferstehung von den Toten (Apg 4,2). Die Botschaft der Prediger war die Überwindung des Todes. Sie predigten den auferstandenen Christus und ein unzerstörbares ewiges Leben.

4. Sie verkündigten Jesus als den Messias. Es war die Botschaft des Apostels Paulus, dass „dieser Jesus, den ich euch verkündige, der Christus ist“ (Apg 17,3). Es war die Botschaft aller Prediger der frühchristlichen Zeit, dass sich in diesem Menschen Jesus, die Verheissungen Gottes erfüllten, dass die Ewigkeit in die Zeit eingedrungen und die Herrschaft Gottes angebrochen war.

5. Sie verkündigten, dass der Weg nun offen war zu Gott, den die Menschen schon immer gesucht, aber nicht gefunden hatten. Paulus predigte den Athenern die gute Botschaft des Gottes, den sie bis dahin nicht gekannt hatten (Apg 17,23). Die Zeit der Unsicherheit und des Tastens war vergangen, jetzt war die Zeit der Gewissheit gekommen. Das Suchen hatte ein Ende, sie hatten gefunden. George Borrow erzählt uns, dass er einmal auf einer seiner Reisen von einer Menge Zigeunern umringt wurde, die alle riefen: „Gib uns Gott! Gib uns Gott!“ Er wusste nicht, was er tun sollte, griff in seine Tasche und warf eine Hand voll Geldstücke unter die Menge. Aber sie missachteten das Geld. „Nicht dein Geld“, riefen sie, „Gib uns Gott!“ Es war Gott, den die Prediger des ersten Jahrhunderts den Menschen brachten.

6. Sie verkündigten ein Evangelium. Es war die frohe Botschaft, die sie proklamierten (1 Kor 9,14). Jede Verkündigung, die den Menschen in seiner Niedergeschlagenheit lässt, ist verkehrt. Ein Prediger kann damit anfangen, dass er die Herzen der Zuhörer zerschlägt, um sie zur Erkenntnis ihrer Sünde zu bringen, aber dann muss er sie zur Liebe, Vergebung und Gnade Gottes führen.

Kataggellein zeigt auch, dass die ersten Christen sich nicht scheuten zu predigen, sie ver-schleierten und verdunkelten auch nichts durch Zweifel und Ungewissheiten. Sie predigten mit Vollmacht. Und was sie predigten, ist auch heute noch die Grundlage aller rechten Verkündigung.