Grundlagen-07: Die Apostel

Grundlagen des Evangeliums

Arbeitsblatt 7

 

 Begriffserklärung

Der Begriff „Apostel“ kommt aus dem Griechischen (apóstolos) und bedeutet: Gesandter, Bote, Reisender. Apóstolos wurde wörtlich ins Lateinische, Deutsche, Englische und anderen Sprachen übernommen, weil dafür kein treffenderes Wort, das gleichviel aussagen würde, zur Verfügung stand. Im Griechischen wurde dieser Begriff keineswegs auf den religiösen Bereich beschränkt, sondern konnte jede Art von Gesandten bedeuten. Besondere Bedeutung erlangte die Bezeichnung apóstolos in der Bibel, wo sie in verschiedenen Zusammenhängen verwendet wird:

1. Jesus, der Apostel Gottes, Hebräer 3,1. Hier bezieht sich der Begriff auf die Tatsache, dass Jesus von Gott gesandt wurde (als Verb: Joh 3,17.34; 8,42).

2. Verschiedene Menschen werden im Neuen Testament als Apostel bezeichnet, weil sie als Beauftragte einer Gemeinde ausgesandt wurden (2Kor 8,23): Jakobus, der Bruder Jesu (Gal 1,19). Barnabas und Paulus (Apg 14,14). Silvanus oder Silas (1Thess 1,1; 2,7). Das Neue Testament spricht auch von falschen Aposteln, die sich als „Apostel Christi“ ausgaben (2Kor 11,13).

3. Die zwölf Apostel und Paulus. Sie sind uns als Apostel Christi bekannt. Mit ihnen werden wir uns noch speziell auseinandersetzen.

Es muss betont werden, dass die Ausdrücke „Amt, Amtsmann“ oder „Amtsleute“ im Neuen Testament nicht vorkommen. Im Gegensatz zur Politik gibt es in der Gemeinde keine Amtsträger, sondern es ist nur von Dienern mit verschiedenen Funktionen die Rede. Demzufolge darf der Begriff „Apostel“ im Neuen Testament nicht zweckentfremdet werden, indem er zur Etikette eines einzigen „Amtes“ oder Dienstes gemacht wird. Das Wort apóstolos war ein allgemeiner Begriff (wie z. B. das Wort Beamter) und hatte unterschiedliche Funktionen, die nicht miteinander verwechselt oder gleichgestellt werden dürfen.

 

 Die Erwählung der zwölf Apostel und Paulus

Da Jesus um seinen frühen Tod wusste, suchte er sich sehr bald zwölf Männer aus, die nach besonderer Vorbereitung seine Lehre und das Zeugnis seiner Auferstehung in die ganze Welt tragen sollten. Dabei ist wichtig festzustellen, dass die Apostel sich nicht selbst empfahlen, sondern Jesus erwählte unter Fasten und Beten aus seinen Jüngern (d. h. Lernende) zwölf Männer (Lk 6,12-13). Diese wurden einzeln mit Namen speziell als Apostel Christi zu einem ganz bestimmten Zweck berufen und ausgesandt (Mt 10,1-5).

Diese Zwölf, die als Apostel bezeichnet wurden, nehmen in der Geschichte der Gemeinde und des Reiches Gottes eine ganz besondere Stellung ein und unterscheiden sich von allen anderen Menschen in der Bibel (Mt 19,28; Lk 22,29-30). Sie gehören zum Fundament der Gemeinde (Eph 2,20; Offb 21,14). Die Stelle des Verräters Judas Ischarioth nahm Matthias ein, der erst nach der Himmelfahrt Jesu als Apostel Christi eingesetzt wurde (Apg 1,15-26).

In der Apostelgeschichte lesen wir von einem weiteren Mann, der von Jesus selbst zum Apostel erwählt wurde: Saulus (Apg 9,13-19; 22,6-16; 26,9-23). Er verfolgte in seiner Unwissenheit die Christen (1Tim 1,12-13) und übergab sie der Behörde in Jerusalem. Nach seiner Bekehrung, empfing Saulus „der auch Paulus heisst“ (Apg 13,9), durch die Offenbarung Jesu Christi den Auftrag, als Apostel den Heiden (Ungläubigen) das Evangelium zu verkünden. Dadurch unterschied er sich von den übrigen 12 Aposteln (Gal 1,11-20; Röm 1,1).

 

 Ihre Eigenschaften und Aufträge

Was für Eigenschaften musste ein Apostel Christi besitzen?

Er musste Jesus gesehen haben, Augen- und Ohrenzeuge seines Wirkens, sowie Zeuge seiner Auferstehung gewesen sein. Diese Voraussetzungen waren unabwendbar für den apostolischen Dienst (Joh 15,27; Apg 1,21-22; 2Petr 1,16). Hier begreifen wir auch, warum die Berufung des Paulus oft bezweifelt wurde und er sich mit den Worten verteidigte: „Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unseren Herrn Jesus gesehen?“ (1Kor 9,1). Dabei wies er darauf hin, dass er ihn als letzter gesehen hatte und bezeichnete sich selbst als Fehlgeburt (1Kor 15,8-9).

Er musste auch vom Herrn selbst auser-wählt und beauftragt worden sein. Bei den ursprünglichen Zwölf war dies selbstver-ständlich (Lk 6,13). Aber auch Matthias war keine Ausnahme, denn durch das Los wurde er von Gott erwählt (Apg 1,26; Spr 16,33). Auch Paulus ist durch den Herrn selbst berufen worden (Apg 9,15; 22,14).

Schliesslich gehörte zur notwendigen Eigenschaft eines Apostels, dass er die Gabe der Eingebung (Inspiration) besass (Mt 10,18-20; 1Kor 2,12-13) und die Fähigkeit hatte, Wunder zu tun (Mk 16,17-20; Hebr 2,4).

Die Apostel wurden vom Heiligen Geist in die ganze Wahrheit geleitet (Joh 14,26; 16,12-13), damit sie die vielfältigen Aufgaben, die in ihrer Art jedoch einmalig waren, ausführen konnten. Ihre Aufgaben bestanden darin:

- Sie mussten für Christus Zeugnis ablegen (Lk 24,48; Apg 1,8; 26,16). Das Zeugnis der Apostel von Jesus beruhte also nicht einfach auf ihren Eindrücken und Erinnerungen, sondern auf der Leitung des Heiligen Geistes.

- Sie mussten den göttlichen Heilsplan der Welt ein für allemal offenbaren (Mt 28,19-20).

- Sie mussten alle notwendigen Ordnungen Jesu für die Gemeinde aufstellen. Man kann nicht Christ sein, ohne in der Lehre der Apostel zu verharren (Apg 2,42).

- Sie mussten ihre göttliche Sendung und ihre Vollmacht als Verkünder des Willens Gottes aufzeigen (Lk 24,49; Apg 1,8).

- Sie mussten durch Handauflegung anderen Jüngern besondere Geistesgaben übertragen (Apg 8,14-20; 19,6; 2Tim 1,6).

Der Auftrag der Apostel bestand darin, mündlich und schriftlich von Jesus Christus Zeugnis abzulegen, nachdem sie die Kraft vom Heiligen Geist empfangen hatten. Dazu mussten sie in Jerusalem warten, bis sie „die Verheissung des Vaters“ (Apg 1,4) von oben empfangen hatten. „Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). Dieser Auftrag erstreckte sich über drei Etappen, auf der auch die ganze Apostelgeschichte aufgebaut ist:

- Zeugen in Jerusalem (Apg 1,1 – 8,4).

- Zeugen in Judäa und Samarien (Apg 8,1 – 12,25).

- Zeugen bis ans Ende der Welt (Apg 13,1 – 28,31).

 

 Kann es heute noch Apostel geben?

Wer damals die oben genannten Eigenschaften nicht besass, durfte sich nicht als Apostel Christi ausgeben. Die biblischen Qualifikationen können nur in den zwölf Aposteln und Paulus gefunden werden. Es gibt heute keine Augen- und Ohrenzeugen mehr (1Joh 1,1-4), noch könnte jemand behaupten, Zeuge der Auferstehung Christi gewesen zu sein. Die Handauflegung zur Übertragung von Geistesgaben konnte nur durch die von Jesus eingesetzten Apostel geschehen. Mit dem Tod des letzten Apostels hörten diese Gaben auf. Wer sich dennoch so nennt, ist ein falscher Apostel, und sein Anspruch auf apostolische Vollmacht ist eine Anmassung. Falsche Apostel hat es schon immer gegeben. „Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. Darum ist es nichts Grosses, wenn sich auch seine Diener verstellen, als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird sein nach ihren Werken“ (2Kor 11,14-15).

Obwohl auch wir vom Geist in die ganze Wahrheit geleitet werden (Apg 20,20.27), so geschieht das nur noch auf indirekte Weise, nämlich durch die Lehre der Apostel, die für uns niedergeschrieben wurde. Das Fundament wurde gelegt durch die Apostel und Propheten (Eph 2,20; 4,11-16). Wer Gottes Wille erkennen will, muss auf die Worte der Apostel hören (1Joh 4,6). Wenn auch die Apostel heute nicht mehr in leiblicher Gestalt die Gemeinde leiten, so wirken sie doch immer noch durch ihr Wort (das Neue Testament), das den Willen Gottes für alle Menschen enthält (2Petr 1,3; Jud 3). Sie tun dies bis zur Wiederkunft des Herrn und dem Ende aller Dinge. Ihre Vollmacht ist in der Gemeinde heute genauso bindend, wie damals in der Urgemeinde. „Ich bitte aber nicht allein für sie (Apostel), sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit sie alle eins seien. Wie du Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (Joh 17, 20-21).

 

 Links:

- Das Leben Jesu-12: Einsetzung der zwölf Apostel

- Heiliger Geist-05: Die Taufe mit dem Heiligen Geist