Grundlagen-16: Neutest. Anbetung (Teil 2)

Grundlagen des Evangeliums

Arbeitsblatt 16

 

 Einleitung

„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“ (Apg 2,42).

Was bedeutet das „in der Lehre der Apostel“ zu bleiben? Es bedeutet, dass die ersten Christen sich an der Lehre der Apostel, die von Jesus ausgebildet wurden, festhielten. Was lehrten denn die Apostel? Sie lehrten den ganzen Ratschluss Gottes, so wie es Jesus ihnen geboten hatte (Mt 28,20). Deshalb ist es auch unsere Pflicht, auf das apostolische Vorbild zu achten (1Joh 4,6). Was Gott von uns heute erwartet, lernen wir nicht in jedem Fall aus einem direkten Gebot, sondern auch aus dem Vorbild, d. h. aus der Praxis der Urgemeinde, die unter der Leitung der Apostel stand. Was also die Apostel damals den Gemeinden angeordnet hatten, entsprach dem Willen Gottes und blieb bis heute für uns bindend.

 

 Der biblische Tag der öffentlichen Anbetung Gottes

Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus ...“ (Apg 20,7).

Der erste Tag der Woche (wörtlich: „am ersten Tag nach dem Sabbat“ = Sonntag) war der Tag, an dem die Gemeinde sich versammelte. Dieser erste Tag der Woche hat für die Gemeinde des Neuen Testaments eine besondere Bedeutung:

- Die Auferstehung Jesu geschah an einem ersten Tag der Woche, an dem der Herr auch den versammelten Jüngern erschien (Joh 20,19.26).

- Es war an einem ersten Tag der Woche (Pfingsten = 50, 7x7+1), als Christus seinen Heiligen Geist auf die zwölf auserwählten Apostel ausgoss, Petrus erstmals das Evangelium verkündigte und die Gemeinde Jesu Christi gegründet wurde.

- Der erste Tag der Woche steht ganz im Zeichen Jesu; so dass dieser Tag in der Offenbarung als „Tag des Herrn“ bezeichnet wird, als Tag, der dem Herrn gehört, wie es eigentlich wörtlich übersetzt heisst (Offb 1,10). Noch heute heisst deshalb unser „Sonntag“ im Französischen „Dimanche“ = Tag des Herrn.

Es ist falsch, den ersten Tag der Woche an die Stelle des jüdischen Sabbats zu setzen. In der Bibel ist nirgends von einem „christlichen Sabbat“ die Rede. Zwischen dem jüdischen Sabbat und dem christlichen Tag der Anbetung besteht ein grosser Unterschied:

- Der Sabbat war ein Tag absoluter Ruhe (Ex 20,8-11; 3,12-17) und Teil des jüdischen Gesetzes im Alten Testament.

- Der erste Tag der Woche ist im neuen Bund ein besonderer Tag der Anbetung Gottes und wurde von den Aposteln angeordnet (Apg 20,7; Hebr 10,25).

Im Jahre 321 n. Chr. erklärte Kaiser Konstantin den Sonntag zum staatlichen Feiertag. Damit erhoffte er sich mehr Macht und Einfluss auch auf der Seite der Gläubigen. Nach jahrzehntelanger Verfolgung konnten die Christen endlich aufatmen und sich frei versammeln. Sie erhielten dafür sogar vom Staat den arbeitsfreien Sonntag. Dieser Beschluss bedeutet jedoch keineswegs, dass Christen im neuen Bund ein biblisch begründetes Anrecht auf einen wöchentlichen Ruhetag haben, wie ihn die Juden im Alten Testament mit dem Sabbat hatten. Die Parallele zum jüdischen Sabbat finden wir im neuen Bund in der himmlischen Ruhe für alle Gläubigen (Hebr 4,1-11).

 

 Das Herrnmahl oder Abendmahl

Der Mittelpunkt christlicher Anbetung am ersten Tag der Woche ist das Herrnmahl, oder auch Abendmahl genannt. In den neutestamentlichen Gemeinden war der Sonntag der Grund, sich regelmässig zu versammeln, um das Mahl zu nehmen, oder „das Brot zu brechen“ (Apg 20,7).

„Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis“ (Lk. 22,19).

- Jesus gebrauchte bei der Einsetzung des Abendmahls ungesäuertes Brot (welches für Reinheit steht, 1Kor 5,7a) und lehrte seine Jünger, dass es ein Symbol seines Leibes ist, der für die Sünden der Welt dahingegeben wird.

- Die Parallele zur alljährlichen Passafeier der Juden, die sie an die wundersame Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten erinnerte (Ex 12), ist unübersehbar. „Denn auch wir haben ein Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist“ (1Kor 5,7b).

- Jesus ordnete seinen Jüngern an, das Abendmahl zu seinem Gedächtnis zu feiern. Wie oft die ersten Christen dieses Mahl feierten, entnehmen wir z. B. aus dem Brief an die Gemeinde in Korinth (1Kor 11,17-34). Offenbar gab es Missbräuche bezüglich der wöchentlichen Gedenkfeier, so dass ihnen die Anbetung zum Schaden gereichte (V. 17).

- Paulus betont, dass er dieses Gebot der Einhaltung des Gedächtnismahls den Gemeinden deshalb verkündige, weil er es vom Herrn Jesus empfangen hat. Die Korinther mussten lernen, als sie am ersten Tag der Woche zusammenkamen um das Brot zu brechen, dies in würdiger Weise zu tun (1Kor 11,27-29).

„Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!“ (Lk 22,20).

- Der Kelch, der die Frucht des Weinstocks enthält, ist ein Symbol des für unsere Sünden vergossenen Blutes Christi (Mt 26,28-29).

- An die Stelle des jüdischen Passafestes tritt nun Jesus als das wahre Passalamm (Hebr 9,11-15). Mit seinem unschuldigen und unbefleckten Blut hat er damit den neuen Bund eingeweiht (1Petr 1,19).

- Mit einem einzigen Opfer vermochte Jesus die Tieropfer unter dem alten Bund zu ersetzen (Hebr 10,4), alle Menschen in den vergangenen und kommenden Generationen zu heiligen (Hebr 10,10-11) und zur himmlischen Vollendung zu führen (Hebr 10,14).

- Der Begriff „Brot brechen“ bezieht sich ganz allgemein auf das Abendmahl, an dem auch der Kelch miteinbezogen ist (er kann sich jedoch auch auf eine gewöhnliche Mahlzeit beziehen, Apg 2,46).

Der Tod Jesu ist nicht bloss eine rein historische Angelegenheit, an die wir uns erinnern sollen, sondern er hat ganz persönlich mit uns zu tun: Es geschah um meiner Sünde willen! (Röm 4,25). Deshalb muss ich mich beim Abendmahl prüfend fragen: Welchen Platz hat das Opfer Jesu in meinem Leben? Wie gross ist meine Hingabe? Bin ich bereit, Jesus ganz nachzufolgen und zu dienen? (Mt 16,24-28).

Die Sehnsucht Christi nach Gemeinschaft mit seinen Jüngern prägt das Wesen des Abendmahls (Lk 22,15). Diese Gemeinschaft mit Gott, Christus und mit allen Gläubigen im Heiligen Geist (1Kor 10,14-17), ist ein Ausdruck der Verbundenheit mit dem Tod und der Auferstehung Jesu (Röm 6,3-11) durch die Taufe. Der rechtmässige Platz des Abendmahls ist nicht in der Welt, sondern im Reiche Gottes, d.h. in der Gemeinde (Lk 22,29-30). Darum haben nur die eine wirkliche Veranlassung, das Brot zu brechen, die im Reiche Gottes, aus Wasser und Geist, von neuem geboren sind (Joh 3,5; Ex 12,48). So schenkt uns diese Gemeinschaft im Abendmahl neue Kraft, weil wir wissen, dass wir nicht allein sind, sondern einer unzählbar riesigen Schar von Gläubigen angehören (Offb 7,9; 19,9). Mit dem Herrnmahl verkündigen wir den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (1Kor 11,26), und bereiten uns zugleich auf diesen grossen Tag vor (Mt 25,1-13).

Im Gegensatz zu allen anderen Elementen der christlichen Anbetung (Wortverkündigung, Gebet, Lobgesang, und Gaben), gehört das Herrnmahl allein in die Versammlung am ersten Tag der Woche. Alle anderen Anbetungsarten können von Christen auch an anderen Tagen ausserhalb der Versammlung in irgendeiner Weise ausgeübt werden.

 

 Die Wortverkündigung

„Am ersten Tag der Woche aber, als wir ver-sammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus ...“ (Apg 20,7).

Neben dem Herrnmahl war die Verkündigung der Lehre des Herrn ein wesentlicher Bestandteil der Sonntagsversammlung der frühen Gemeinde. Um ein erfülltes und sinnvolles Leben in Christus zu führen, kommt es darauf an, in der Lehre der Apostel zu bleiben (Apg 2,42). So wie der natürliche Leib regelmässig Nahrung braucht, bedarf der geistliche Leib (die Gemeinde, Kol 1,18) zu seiner Stärkung die unverfälschte geistliche Speise (1Petr 2,2). „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi“ (Röm 10,17). Damit die Gemeinde weiter leben kann, muss auch heute das Wort Jesu gepredigt werden, wenn die Gläubigen zur Anbetung Gottes zusammenkommen. Die inspirierten neutestamentlichen Schreiber betonen immer wieder die Notwendigkeit der Verkündigung (1Kor 1,18-24; 2Tim 4,1-5).

Nicht menschliche Weisheit, Philosophie oder Ideologie, sondern allein die Heilige Schrift ist wesentlich zur Belehrung, Ermahnung und Erbauung der Gemeinde (Kol 2,8-9). Paulus erinnert die Gemeinde in Korinth, dass er nicht mit hohen Worten menschlicher Weisheit zu ihnen gekommen ist, sondern mit der Weisheit Gottes, damit ihr Glaube auf Gottes Kraft beruhe (1Kor 2,1-5). Allegorische und geheimnisvolle Auslegung, unnüchterner Umgang mit der Schrift, sentimentales Schwelgen usw. verstellt uns die dargebotene Hilfe des Wortes Gottes und hält uns davon ab, seinen Willen klar zu erkennen und auf unser Leben praktisch anzuwenden.

In der Lehre der Apostel zu bleiben heisst, nicht dem jeweiligen Zeitgeist zu folgen oder das Wort Gottes zur Unterstützung eigener Ansichten und Dogmen zu missbrauchen. Das heisst vielmehr, kein anderes Evangelium als das Biblische zu verkündigen (Gal 1,6-10). Dabei ist die Verkündigung des Wortes Gottes nach dem Vorbild des Neuen Testaments nicht beschränkt auf besonders bevollmächtigte oder „ordinierte“ geistliche Amtsträger (wie Priester, Pfarrer oder Prediger), sondern der Auftrag dazu gilt allen fähigen Männern der Gemeinde. Massgebend ist nur, dass es Männer sind (1Kor 14,33b-35; 1Tim 2,11), dass sie das Wort des Herrn kennen und verstehen und dass sie es in ihrem Leben praktizieren, indem sie geistlich gesinnt sind und sich bei der Verkündigung an das Wort halten und es verständlich weitersagen können.

Der zweifache Zweck aller Wortverkündigung ist es, Menschen zu Christus zu bringen und sie dann im allerheiligsten Glauben zur geistlichen Mündigkeit zu erziehen (Mt 28,19-20; 2Tim 3,16-17). Die Predigt des Wortes soll dahin führen, dass Christen nicht mehr Unmündige sind, von jedem Wind falscher Lehre oder durch das betrügerische Spiel der Irrlehrer umhergetrieben. Sie sollen vielmehr in der Wahrheit gegründet werden und an Christus festhalten und dadurch an geistlicher Gesinnung und christlicher Lebensführung und Wirksamkeit wachsen (Eph 4,14-16). Das Endziel jeder Predigt aber soll „die Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben“ sein (1Tim 1,5). Dies alles ist aber nur dann möglich, wenn die Gläubiggewordenen – wie die ersten Christen – beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft der Gemeinde bleiben!

 

 Das gemeinsame Gebet

„Sie blieben aber .... im Gebet (Apg 2,42).

Als die ersten Christen zur regelmässigen Anbetung zusammenkamen, da fehlte das Gebet nicht. Es war in der Tat eine betende Gemeinde. Gerade die Verfolgungen und der Druck, dem die ersten Christen ausgesetzt waren, hatten einen grossen Einfluss auf das Gebetsleben der Gläubigen inn- und ausserhalb der Versammlungen (Apg 4,31; Eph 6, 18). Auch da waren es nur die Männer, die in den Gemeindeversammlungen das Gebet vor allen sprachen (1Tim 2,8). Solches Beten geschah jedoch nicht in ungeordnetem Durcheinanderreden. Vielmehr richtete jeweils ein Mann der Gemeinde (oder mehrere nacheinander) die Anliegen aller in verständlicher Sprache an Gott (1Kor 14,16.33.40).

Ein wichtiges Prinzip des Gebets ist die Aufrichtigkeit, nicht förmlich oder formell. Die Gedanken müssen aus einem echten Gefühl der Sehnsucht und aus dem Bedürfnis des Herzens kommen (Phil 4,6-7). Sie dürfen nicht aus einem Gebetsbuch abgelesen werden oder auswendig gelernte, bedeutungslose Formulierungen sein. Auch darf der, der das Gebet vor mehreren Personen spricht, nicht versuchen grosse Worte zu machen oder „unnützes Geschwätz“ (Mt 6,7-8). Mit dem Gebet richtet man sich an Gott und nicht an Menschen wie z. B. bei der Predigt.

Das Gebet ist der Atem unseres geistlichen Lebens und soll sich deshalb nicht nur auf die öffentliche Anbetung beschränken, sondern einen festen Platz in unserem täglichen Leben einnehmen (1Thess 5,17), denn das Vorrecht des Gebets ist hauptsächlich für Christen bestimmt. Dies heisst jedoch nicht, dass Nichtchristen nicht zum allmächtigen Gott beten dürfen oder sollen! Es geht jedoch aus der Schrift klar hervor, dass gewisse Voraussetzungen erfüllt werden müssen, damit das Gebet vor Gottes Thron aufsteigt und Erhörung findet: „Wir wissen, dass Gott die Sünder nicht erhört; sondern den, der gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den erhört er“ (Joh 9,31). Wer also nur „Herr, Herr sagt“ (Mt 7,21), aber nicht den Willen des Herrn tun will und sich bekehren lässt, der ist unaufrichtig und dessen Gebete sind nichtssagend vor Gott. Leider hat sich der weit verbreitende Irrtum eingeschlichen, dass ein Gebet genüge, um wiedergeborene Christen zu werden. Dies wird oft mit der Stelle aus Apg 2,21 begründet. Die Bibel erklärt aber später (Apg 22,16) durch den Mund des Paulus, was mit dem „Namen des Herrn anrufen“ verbunden ist.

Beim Gebet soll Gott der Vater angerufen werden und nicht Jesus der Sohn. Als Jesus seine Jünger beten lehrte, begann er mit den Worten: „Unser Vater im Himmel!“ (Mt 6,9) Jesus lehrte nirgends, dass wir die Gebete an ihn adressieren sollen, sondern seine Aufgabe war es, zwischen Gottvater und den Men-schenkindern, zu vermitteln (Mt 6,6.8; Joh 4, 23). Gott versöhnte durch seinen Sohn die Welt mit sich selbst (2Kor 5,18-21). So ist Jesus unser Beistand oder Fürsprecher beim Vater geworden (1Joh 2,1). Deshalb ist uns geboten, in seinem Namen, d. h. in seiner Vollmacht zum Vater zu beten (Joh 14,6; 16,23-26).

 

 Der Lobgesang

„... lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen“ (Kol 3,16).

Aus dem NT erfahren wir, dass Gott im Gesang verherrlicht und gleichzeitig auch die Gemeinde dadurch belehrt und ermahnt wurde. Die äussere Harmonie spielte dabei nicht so eine grosse Rolle, als vielmehr die innere Einstellung, dass all die Versprechungen, Ehre und Dankerweisungen, aus dem innersten Herzen dem Herrn dargebracht wurden. Gott ist Geist. Er will, dass wir ihn anbeten, aber in Geist und Wahrheit. Im Lobgesang geht es darum, dass unser Geist den Geist Gottes erreicht.

Obwohl der jüdische Tempelgottesdienst neben unbegleitetem Gesang auch Instrumentalmusik einsetzte, so benutzten doch die ersten Christen keine Instrumente mehr als Begleitung. Die Instrumentalmusik, der Tempel, die Opfer und die Priestergewänder usw. waren Bestandteile des alttestamentlichen Gesetzes, das in Christus seine Bedeutung verlor (Röm 10,4). Das geistliche, verinnerlichte Wesen der neutestamentlichen Anbetung in „Geist und Wahrheit“ bedurfte solcher Äusserlichkeiten nicht mehr. Das Instrument im NT ist allein das von Gott geschaffene menschliche Herz (Eph 5,19).

Auch im heidnischen Götterkult fanden Musikinstrumente reiche Verwendung. Das gab den Christen jedoch keine Veranlassung, Instrumente bei der Anbetung Gottes zu benutzen. In allen Schriftstellen des Neuen Testament über die Musik zur Anbetung Gottes ist allein von Gesang die Rede:

• Jesus und die Apostel in Gethsemane (Mt 26,30).

• Paulus und Silas in Gefangenschaft (Apg 16,25).

• In der Gemeinde soll mit dem Verstand gesungen werden (1Kor 14,15).

• Der Gesang soll von Herzen geschehen (Eph 5,18-19).

• Singen in der Gemeinde (Hebr 2,12).

• Singen zu Hause usw. (Jak 5,13).

Unvoreingenommene Geschichtsschreiber sind sich einig, dass in den ersten sechs Jahrhunderten des Bestehens der christlichen Kirche keine Instrumentalmusik im Gottesdienst benutzt wurde. Auch nach dieser Zeit war der Gebrauch eines Musikinstrumentes nur eine Ausnahme, die oft heftige Auseinandersetzungen hervorrief. Luther sagte: „Man hat durch die Orgelmusik und verschiedene Arten von Gesängen eine gewisse Befriedigung der Sinne gefunden, aber nichts für den Geist, der eher durch deren Aufreizung gelöscht wird.“

Unsere Anbetung muss sich nach Gottes Geboten richten. Es ist uns nicht freigestellt, nach unserem eigenen Ermessen den Herrn anzubeten. Sein Wille und Wohlgefallen sind allein entscheidend. Die Instrumentalmusik ist eins der vielen Dinge, die im Laufe der Jahr-hunderte von Menschen hinzugefügt wurden. Für den aus dem Herzen kommenden Gesang gibt es keinen Ersatz!

 

 Die Gaben

„An jedem ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch bei sich etwas zurück und sammle an, soviel ihm möglich ist ...“ (1Kor 16,2).

Auch die Kollekte war Teil der sonntäglichen Zusammenkunft der ersten Christen. Der Zweck der Sammlung in den frühen Gemeinden war, den bedürftigen Christen in Jerusalem in der dort herrschenden Hungersnot zu helfen (Apg 11,29-30). Dieses Anliegen brachte Paulus auf seinen Missionsreisen immer wieder vor die Gemeinden (Röm 15,25-26). Die nordgriechischen Gemeinden stellte er den Korinthern als Vorbild im Geben hin (2Kor 8,1-5). Trotz ihrer grossen Armut und in all der Trübsal und Verfolgung haben die Christen in Philippi und Thessalonich sogar über ihr Vermögen freiwillig gespendet. Sie sahen es als ein Vorrecht an, sich an der Hilfeleistung für die Christen in Jerusalem beteiligen zu dürfen. Ihre völlige Hingabe an den Herrn machte es ihnen möglich, so zu handeln.

Wenn Paulus vom Geben spricht, gebraucht er nirgends den Begriff „Opfer“, wie es heutzutage mancherorts üblich ist. Diese Sammlung war auch keine gesetzliche Steuer, sondern eine freiwillige Liebesgabe (2Kor 9,7). Anderseits besteht die Kollekte aber auch nicht aus Almosen, nämlich dem, was man gerade übrig hat. Wesentlich beim Geben ist für den Christen das Bewusstsein der wahren Besitzverhältnisse. Wenn wir begriffen haben, dass all unser Besitz in Wirklichkeit Gottes Eigentum ist, wird sowohl unsere Haltung beim Geben als auch das Mass unserer Gabe richtig und Gott wohlgefällig sein. Weil wir nur seine Haushalter sind (1Petr 4, 10), hat Gott den rechtmässigen Anspruch auf alles, was wir sind und haben (1Chr 29,13-14).

Im Alten Bund galt der Zehnte gemäss dem mosaischen Gesetz (d. h. 10% des Einkommens gehörten dem Herrn, Lev 27,26-30). Im neuen Bund gibt es keine derartigen Forderungen mehr, die unsere Gaben in Höhe und Qualität festlegen. Es geht vielmehr um unsere innere geistige Einstellung. Das allerwichtigste Prinzip allen Gebens ist, dass es aus wirklicher Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen geschieht (1Kor 13,3).