Grundlagen-17: Dienste in der Gemeinde

Grundlagen des Evangeliums

Arbeitsblatt 17

 

 Einleitung

Nachdem die Gemeinde in Jerusalem gegründet worden war, wuchs sie zu einer anschaulichen Grösse und verbreitete sich durch die Verkündigung des Evangeliums sehr schnell in den umliegenden Regionen und auf der ganzen Welt (Apg 2,41; 6,7; 12,24; 19,20). Dies führte zu einigen organisatorischen Angelegenheiten, die der Heilige Geist auf verschiedene Weise regelte.

Im Gegensatz zur irrtümlichen Meinung vieler lehrt uns die Bibel nichts von einer demokratischen Gemeinde, wie das oft in der Politik der Fall ist, wo die Mehrzahl der Stimmen gewählter „Abgeordneter“ über alle Fragen entscheidet. Auf dieser Basis entstanden sämtliche Konsilien, Synoden und andere Körperschaften, die immer wieder versuchten, Gesetze auf Grund eines Mehrheitsbeschlusses zu erlassen oder zu ändern. Diese Praxis ist jedoch falsch und entspricht nicht der neutestamentlichen Ordnung, denn die Gemeinde Christi ist eine absolute Monarchie (= Regierungsform, bei der alle gesetzgebende, richterliche und ausführende Gewalt in einer Person vereinigt ist). Die Stimme Jesu Christi, der das Haupt seiner Gemeinde ist (Eph 1,22), entscheidet allein, was mit ihr geschieht und wie sie organisiert sein soll. Kein Mensch und keine Gruppe von Menschen, selbst nicht mit überwältigender Mehrheit, hat das Recht, auch nur das kleinste Gebot des allmächtigen Königs aufzuheben (1Tim 6,13-16; Offb 22,18-19).

Gleichzeitig muss auch betont werden, dass im NT nichts von einem Klerus (Sonderstellung eines „Geistlichen“ gegenüber den Laien = Unmündigen) die Rede ist. Vielmehr wird uns von einer grossen Palette verschiedener Gnadengaben berichtet, die für den Dienst der neutestamentlichen Ordnung in der Gemeinde nötig waren und zum Teil heute noch nötig sind (1Kor 12,2f.; Röm 12,6f.; Eph 4,11-13). Dabei ist es von entscheidender Bedeutung zu erkennen, dass nur die zwölf berufenen Apostel eine Sonderstellung im Reiche Gottes einnehmen (Lk 22,30), denn sie bilden zusammen mit den neutestamentlichen Propheten das Fundament der Gemeinde Jesu (Eph 2,20; 3,5).

Als Bevollmächtigte Jesu Christi wurden die Apostel durch den Heiligen Geist in alle Wahrheit geführt (Joh 16,13-14). Erst nach und nach wurde diese Wahrheit in schriftlicher Form niedergelegt. Da die Apostel ja nicht gleichzeitig in allen Gemeinden lehren und predigen konnten, ergab sich die Notwendigkeit einer geistlichen Leitung, bis die ganze Wahrheit jedermann in den Schriften des Neuen Testaments zugänglich war. Es muss deshalb gut unterschieden werden, zwischen den Gnadengaben von damals, die der Gründung und dem Aufbau der Gemeinde dienten, bis dass der Wille Gottes „ein für allemal“ schriftlich überliefert war (Jud 3), und den bleibenden Diensten in der Gemeinde:

• Die Apostel hatten keine Nachfolger mehr, denn nur Justus und Matthias erbrachten die Voraussetzungen als Apostel gewählt zu werden (Apg 1,15-23).

• Auch die Propheten hatten keine Nachfolger mehr, denn die frohe Botschaft Gottes (NT) wurde als vollendete Wahrheit niedergeschrieben, durch das nun alle gerettet werden können (1Kor 13,8; Jak 1,21).

 

 Evangelisten oder Prediger

Im neuen Bund tritt der Evangelist (Euangelistés = Verkündiger der frohen Botschaft) an die Stelle des Propheten. Während der Prophet die Botschaft direkt von Gott erhielt, ist der geistliche Evangelist der, welcher sich allein an das überlieferte Evangelium hält. In der Übergangsphase gab es einige Evangelisten und Propheten (wie Timotheus), als auch Diakone (wie Philippus). Es besteht kein Zweifel, dass ein Prediger des Wortes Gottes auch verheiratet sein konnte (1Tim 4,3; 1Kor 9,5).

Eigenschaften:

- Rein oder keusch (1Tim 5,22).

- Das Evangelium bewahrend ohne Wortgezänk (1Tim 6,20).

- Ein Vorbild der Gläubigen (1Tim 4,12) und einen guten Ruf habend bei den Brüdern (Apg 16,1-3). Fleissig, friedsam, geschickt zum Lehren, sanftmütig (2Tim 2,15-16.22-26).

- Willig für das Evangelium zu leiden (2Tim 1,8; 2,3).

Aufgaben:

- Verkündigung des Evangeliums und Taufe der Gläubiggewordenen (Apg 8,5.12.35. 38).

- Mit Geduld die Gemeinde belehren (Tit 1,13; 2,1-5) überführen, zurechtweisen und ermahnen (2Tim 4,2-5; 1Tim 5,19-20).

- Wo es noch keine Ältesten gibt: Einsetzen von Ältesten (Tit 1,5), Evangelisten und Lehrern (2Tim 2,2).

- Die örtliche Gemeinde vor falschen Lehrern bewahren (1Tim 1,3; 4,1-7).

 

 Bischöfe, Älteste oder Hirten

Nach Gottes Wort war jede Gemeinde von der andern unabhängig (autonom) und hatte ihre Ältesten, Bischöfe oder Hirten (immer in der Mehrzahl: Apg 14,23). Diese Leiter oder Vorsteher einer örtlichen Gemeinde werden im Neuen Testament mit verschiedenen Ausdrücken bezeichnet, die sich jedoch alle auf ein und denselben Dienst beziehen (Apg 20,17.28; Tit 1,5.7):

- Bischof (Episkopos = Aufseher, Hüter, Beschützer: Apg 20,28; Tit 1,7; 1Tim 3,1-2; Phil 1,1).

- Ältester (Presbüteros = älter, Ältester: Apg 14,23; 20,17; 1Tim 5,17; Tit 1,5).

- Hirte (Poimén = Pastor, Hirt, Hüter: Eph 4,11; Apg 20,28; 1Petr 5,1-2).

Eigenschaften:

- Willig (1Petr 5,2).

- Erfahren (1Tim 3,4-6).

- Unbescholten, untadelig, einen guten Ruf besitzend (Tit 1,7; 1Tim 3,7).

- Der Heilige Geist lehrt uns, dass nicht jedermann Ältester sein kann, es sei denn, er erfüllt die Anforderungen des Herrn (1Tim 3,1-7; Tit 1,5-9).

- Entgegen dem heutigen Verständnis eines Pastors oder Bischofs sagt die Bibel, dass er verheiratet sein soll und Kinder haben soll, die gläubig sind (1Tim 3,4-5).

Aufgaben:

- Nicht Gesetzgeber, sondern Ausführende des göttlichen Willens (Jak 4,12).

- Sie leiten die Gemeinde als Diener und Vorbilder, nicht als Herrscher (1Petr 5,1-3).

- Sie tragen grosse Verantwortung für die Gemeinde des Herrn (Apg 20,28-32) und entscheiden in allen Dingen der Gemeindearbeit.

- Sie sollen Seelsorger und Lehrer des wahren Glaubens sein, die die Gemeinde vor Irrlehrern und Störenfrieden bewahren (Tit 1,9), denen auch alle andern Gemeindeglieder gehorchen sollen (Hebr 13,17).

- Sie sind Ausführende der Gemeindezucht, sowie Tröster der Schwachen und Kleinmütigen (1Thess 5,12-15).

- Das Neue Testament lehrt uns nirgends, dass ein einziger Bischof einer oder gar mehreren Gemeinden vorstand und gleichzeitig auch den Dienst eines Predigers verrichtet. Die Bibel macht einen Unterschied zwischen einem Pastor und einem Prediger oder Evangelisten.

- Es wird auch nirgends von einem weiblichen Bischof, Ältesten, Hirten oder Pastor gesagt. Diese und ähnliche Aufgaben im öffentlichen Dienst gab Gott immer nur dem männlichen Geschlecht. Wir lesen auch nirgends von weiblichen Aposteln oder sonst dergleichen.

 

 Diakone, Diener oder Helfer

Allgemeiner Gebrauch. Grundsätzlich ist zu bemerken, dass der Begriff Diakon (Diakonos = Diener, Gehilfe, Helfer) ganz allgemein in der Bibel gebraucht wird:

- Jesus wird Diener (Diakon) genannt (Röm 15,8).

- Paulus nannte sich und Apollos Diener (Diakon, 1Kor 3,5).

- Paulus nennt den Evangelisten Timotheus Diener (Diakon, 1Tim 4,6).

- Paulus nennt sogar die Schwester Phöbe eine Dienerin (Röm 16,1).

- Christus nennt alle seine Nachfolger Diener (Joh 12,26).

Es muss auch unterschieden werden zwischen den sieben Diakonen, die nur vorübergehend eingesetzt wurden (Apg 6,1-6) um einen notwendigen Dienst auszuführen und den Diakonen, die später in den Gemeinden eingesetzt wurden (Phil 1,1).

Eigenschaften:

Für diesen Dienst gelten fast dieselben Erfordernisse, wie die eines Ältesten (1Tim 3,8-13).

Aufgaben:

Unter der Leitung und Anweisung der Ältesten dienen sie der Gemeinde mit ihren Gaben und Fähigkeiten, sammeln ihre Erfahrungen und bereiten sich so auf den eventuellen Dienst als Älteste vor.

 

 Priester, Heilige oder Jünger

„Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ (1Petr 2,9).

Wie der oben zitierte Vers erklärt, so gibt es im neuen Bund keine Priester mehr, die zwischen dem gläubigen Volk und Gott stehen. Alle Gläubigen bilden vielmehr die königliche Priesterschaft und haben somit direkten Zugang zum allmächtigen Gott.

Auch einen materiellen Tempel gibt es nicht mehr, vielmehr ist unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes, der nicht uns selbst gehört, sondern Gott (1Kor 6,19).

Demzufolge tragen alle Glieder eine grosse Verantwortung und dienen der Einheit der neutestamentlichen Gemeinde durch die empfangenen Gaben in unterschiedlicher Weise (Eph 4,14-16).

Vielfältigkeit der Dienste in der neutesta-mentlichen Gemeinde (gemäss Römer 12,6-8):

PROPHETISCHE REDE. Sie wurde damals aufgrund der direkten Eingebung Gottes ausgeübt. Seit der Wille Gottes jedoch für uns aufgeschrieben wurde, empfängt ihn heute jeder, der das Evangelium predigt, aus der Bibel (Lk 10,16). Um öffentlich in der örtlichen Gemeinde zu predigen oder zu lehren, muss man nicht als Evangelist oder Ältester eingesetzt worden sein.

DIENSTLEISTUNG. Auch die Dienstleistung beschränkt sich selbstverständlich nicht nur auf die eingesetzten Diakone, sondern wird von Männern und Frauen unterschiedlichsten Alters ausgeübt. Das Ziel jeder Dienstleistung ist die Verherrlichung Gottes (1Petr 4,9-11).

LEHRE. Nebst den eingesetzten Hirten und Predigern, gibt es auch Lehrer in der Gemeinde, die die besondere Fähigkeit besitzen, Bibelklassen oder Hausbibelkreise zu leiten und die Glieder als auch Suchende im Wort zu belehren (Hebr 5,11; 6,3; Apg 18,26).

ERMAHNUNG. Der Dienst der Ermahnung geschieht in seelsorgerlicher Art und Weise, so dass vor allem die Schwächeren im Glauben gestärkt werden (1Thess 3,1-8; Hebr 10,25).

GEBEN. Es ist eine besondere Gnade, wenn es in einer Gemeinde Glieder gibt, die freiwillig und freudigen Herzens mehr als andere von der Habsucht frei geworden sind (2Kor 9,6-8).

VORSTEHER, LEITER. Ob Älteste, ein Evangelist oder andere Männer der Gemeinde vorzustehen haben, wichtig ist, dass die Leitung mit viel gesundem Eifer ausgeübt wird (Mt 18,20).

BARMHERZIGKEIT. Ob verheiratet oder unverheiratet, ob Mann oder Frau, jeder kann sich in der Barmherzigkeit und am innigen Mitgefühl für andere freudig üben, weil der Herr allen grosse Barmherzigkeit erwiesen hat (Röm 11,32).

 

 Ergänzungen

Das sind bleibende Dienste in der neutestamentlichen Gemeinde, die mit der folgenden Gesinnung, die Jesus schon seinen Jüngern lehrte, ausgeübt werden sollen: „Der Grösste unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener“ (Lk 22,24-30).

Über die Einzelheiten der Einsetzung (Ordination) von Evangelisten, Ältesten und Diakonen in der Gemeinde gibt uns das NT keinen Aufschluss; es ist unserer Weisheit überlassen.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Rolle der Frau in den Gemeindeversammlungen. Die Bibel lehrt unmissverständlich, dass die Frauen „schweigen“ sollen, „denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt“  (1Kor 14,34-37). In der heutigen Zeit sind viele dafür, dass die Frauen auch in der christlichen Gemeinde eine führende Rolle übernehmen sollen, falls sie dazu fähig sind. Es geht jedoch nicht um die Frage, ob die Frauen die erforderlichen Fähigkeiten haben und körperlich, geistig und gefühlsmässig dazu in der Lage sind, sondern darum, ob es ein Teil des Planes Gottes ist. Nicht alle Begabungen sollen in der Versammlung eingesetzt werden (1Kor 12-14). Wenn Frauen und andere Glieder der Gemeinde auf ihren „Rechten“ bestehen, um etwas tun zu dürfen, was sie gerne tun möchten, dann haben sie bestimmte Grundwahrheiten als Christen aus den Augen verloren (Gal 2,20). Denn wenn Christus auf seinen „Rechten“ bestanden und sich Gott nicht unterworfen hätte, gäbe es für uns nicht die geringste Hoffnung (Phil 2,5-11). Auch im 1. Timotheus 2,8-15 erklärt Paulus seinem Mitarbeiter die Ordnung Gottes in den Versammlungen. Doch das Verbot des Lehrens für die Frau ist nicht absolut und gilt nicht in jeder Situation. An einer anderen Stelle wird z. B. den älteren Frauen geboten, die jüngeren zu belehren (Tit 2,3). Eine verantwortungsvolle Aufgabe lastet bereits auf den Schultern der Frauen im Kindergebären (1Tim 2,15).