Hebräer-00e: Worte der Ermutigung

Christus ist besser als der alte Bund

 

 

 Entmutigt?

Die meisten Menschen fühlen sich von Zeit zu Zeit entmutigt. Bsp. Ich war sehr entmutigt, als wir in die neue Wohnung umgezogen sind, und ich feststellen musste, dass die Nachtruhestörung noch schlimmer war als am alten Ort.

Wir beginnen ein Studium von einem Buch, das uns helfen soll, unsere Entmutigungen zu überwinden. Es ist das Buch an die Hebräer. Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, dass dieses Buch viele Ermutigungen enthält. Tatsache ist, dass ein Ziel dieses Buches die Ermutigung ist.

In Hebräer 13,22 lesen wir: „Ich rede euch aber zu, liebe Brüder und Schwestern, nehmt das Wort der Ermutigung an. Ich habe euch ja nur kurz geschrieben.“

Das griechische Verb für „Ermutigung“ ist parakaleo (παρακαλέω). Parakaleo bedeutet herbeirufen, zu sich rufen, neben sich rufen (para-kaleo). Das Wort kann auch trösten bedeuten (1Thess 4,18): „So tröstet einander mit diesen Worten.“

In Hebräer 10,25 wird es mit Zuspruch übersetzt: „Wir wollen die Versammlung der Gemeinde nicht verlassen, wie es bei einigen üblich geworden ist, sondern einander mit Zuspruch beistehen, und dies umso mehr, als ihr den Tag nahen seht.“

Eigentlich müsste es hier als Verb übersetzt werden (zusprechen). In älteren Übersetzungen heisst es hier ermahnen. Parakaleo enthält zwei Komponente: einerseits den Zuspruch, die Ermutigung, den Trost, andererseits die Ermahnung, die Bitte.

Der Schreiber des Hebräerbriefs ermutigt und tröstet seine Leser einerseits und gleichzeitig motiviert er sie, mit mahnenden Worten das Gute zu tun. Aus dem Hebräerbrief entnehmen wir (Hebr 12,5.7), dass Gott uns wie ein Vater erzieht und uns manchmal Trost spendet, manchmal aber auch ermahnt.

 

 I.   Empfänger, Verfasser und Inhalt

Empfänger: Wer braucht Ermutigung?
Wie der Titel des Buches schon sagt, geht es an die Hebräer. Die Juden sprachen hebräisch und wurden Hebräer genannt. Demzufolge geht dieser Brief an jüdische Christen. Nicht jüdische Christen auf der ganzen Welt, sondern ganz spezifische jüdische Christen (13,17). Christen, die der Verfasser persönlich kannte (13,18.19.23). Das Buch war nicht an eine ganze Gemeinde gerichtet, sondern an eine spezifische Gruppe in der Gemeinde (13,17.24).

Wir wissen nicht genau, wer diese jüdischen Christen waren und in welcher Gemeinde sie lebten (es wird vermutet, dass sie in Jerusalem oder Rom lebten). Trotzdem verrät der Text einige Details über sie:

a)  Sie waren Christen der zweiten Generation (2,3), die vor einiger Zeit dem Evangelium gehorsam wurden (5,12; 10,32).

b)  Sie begannen ihr christliches Leben mit viel Eifer und grosser Hingabe, aber sie liessen sich entmutigen (6,10; 10,33-34).

c)  Bei einigen wurde es sogar zur Gewohnheit, dass sie den Versammlungen der Gemeinde fernblieben (10,25).

d)  Sie waren offenbar auch unwillig den Ältesten, die die Gemeinde leiteten, zu folgen und zu gehorchen (13,17).

e)  Sie standen in grosser Gefahr vom Glauben abzufallen (2,1.3; 6,1-6; 10,26-31).

Von welchen weltlichen Einflüssen liessen sie sich entmutigen?
Ein Faktor könnte sehr wohl die Verfolgung gewesen sein (10,32). Die Verfolgungen wurden immer schlimmer (12,4). Vermutlich standen sie auch unter dem Druck wieder in das alte Judentum zurückzufallen (vielleicht durch Juden, die gegen den christlichen Glauben sprachen). Denn die Argumente, die die Juden offenbar gegen das Christentum einzuwenden hatten waren: „das Christentum kennt keine Priester und Hohe Priester, kein Opfersystem, und keine Stadt wie Jerusalem.“ Doch der Schreiber des Hebräerbriefs antwortet darauf mit den Worten: „doch, das Christentum hat das alles auch, das Christentum ist viel besser als der Alte Bund“ (Schlüsselwort „besser“).

Da wir nun keine jüdische Christen sind, fragen wir uns vielleicht zu Recht:

„Bezieht sich dieser Brief auf uns?“
Natürlich beziehen sich die Worte im Hebräerbrief auch auf uns! Vielleicht haben auch wir unseren christlichen Glauben mit viel Eifer und grosser Hingabe begonnen, doch wir sind mit der Zeit müde geworden. Die Welt flüstert uns ins Ohr, dass wir viel Spass verpassen könnten. Vielleicht sind wir versucht in die Welt zurückzugehen und die alte Lebensweise wieder aufzunehmen. Eine überzeugende Botschaft des Hebräerbriefs ist es uns Gläubigen aufzuzeigen, dass der Segen des christlichen Lebens viel grösser und das Leben viel besser ist als alles, was die Welt zu bieten hat.

Verfasser: Wer schenkt Ermutigung?
Wir wissen es nicht, da der Autor sich nicht zu erkennen gibt. Nur die Empfänger kannten den Verfasser des Hebräerbriefs ganz genau (13,19). Einige Stellen erinnern uns an die Art und Weise wie Paulus sich ausdrückte (13,22-25). Auch wenn Paulus für uns die einzige Person ist, die in Frage kommen könnte, so gibt es dafür keine sicheren Beweise. Drei Jahrhundertelang hielt man Paulus für den Verfasser des Hebräerbriefs (z. B. KJV). Doch in den letzten Jahren haben immer mehr Stimmen Paulus als Verfasser des Hebräerbriefs in Frage gestellt. Eine Person kann mit Sicherheit ausgeschlossen werden und das ist Timotheus (13,23).

Über die Person des Verfassers entnehmen wir aus dem Brief folgende Angaben:

Der Verfasser ist ein hellenistischer Jude mit guter Ausbildung, das heisst einer, der das Alte Testament auch in Griechisch (LXX) gründlich kennt. Das Hellenistische Judentum war eine Bewegung in der griechisch sprachigen jüdischen Zerstreuung (Diaspora). Sie versuchte die griechische Kultur mit der hebräisch-jüdischen Volksreligion zu beeinflussen.

Der Verfasser ist überzeugter Christ, der auf Gott vertraut (4,7; 13,5), er ist frei vom mosaischen Gesetz und von den jüdischen Traditionen.

Er ist ein ausgezeichneter Prediger, wenigstens in schriftlicher Form (1Kor 2,3), denn der ganze Brief sieht nach einer einzigen Predigt aus.

Er bemüht sich wie ein Vater um den Zustand seiner geistlichen Kinder.

Er ist ein enger Freund des Timotheus, mit dem er die Gemeinden besuchen möchte (13,23).

Die wichtigste Tatsache in Bezug auf die Verfasserschaft ist, dass der Brief vom Heiligen Geist Gottes inspiriert wurde (3,7). Wer auch immer der Heilige Geist benutzt hat, um diesen Brief aufzusetzen, spielt nicht so eine Rolle. Viel wichtiger ist, dass wir uns bewusst sind, dass der allmächtige Gott um unseren Glaubensstand interessiert ist. Gott selbst will uns mit dem Hebräerbrief stärken und ermutigen. Der Herr möchte nicht, dass wir uns im Glauben entmutigen lassen.

Inhalt: Wie werden wir ermutigt?
Das Format des Buchs ist einzigartig. Es beginnt wie ein Psalm, fährt fort wie eine Predigt, und endet wie ein Brief mit persönlichen Grüssen (13,20-25).

In der Predigt wechselt der Verkündiger ab, zwischen Belehrung und Anwendung, d. h. Ermahnung.

Das erste Argument lautet: Christus ist besser als die Propheten und die Engel (1,1-14). Darauf folgt die erste Lektion mit den Worten (2,1-4): „Darum lasst uns an das Gehörte glauben, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben!“

Das zweite Argument lautet: Christus ist besser als die Engel und als Mose (2,5 - 3,6). Dann folgt die zweite Schlussfolgerung (3,7 - 4,16): „Darum, verhärtet eure Herzen nicht wie die Israeliten das in der Wüste taten und dabei ums Leben kamen!“

Das dritte Argument: Christus ist ein besserer Hohe Priester - Teil 1 (5,1-10). Darauf folgen die Worte (5,11 - 6,20): „Darum lasst uns im Glauben erwachsen werden und die Anfangslehren von Christus ablegen, indem wir im Eifer nicht ermüden das Gute zu tun!“

Schliesslich, das vierte Argument: Christus ist ein besserer Hohe Priester - Teil 2 (7,1 - 10,18). Darauf folgt die Aufforderung (10,19 - 13,25): „Lasst uns nicht feig zurückweichen, sondern mit Ausdauer laufen und hinblicken auf den Anfänger und Vollender unseres Heils!“

Diese entmutigten Gläubigen brauchten zwei Dinge:

Erstens, eine starke Verkündigung in der Lehre Christi, um ihre Zweifel zu besiegen.

Zweitens, grosse Ermutigungen und Zusprüche, die sie aus ihrer Lethargie herausholten und ihnen neue Motivation im Glauben schenkten.

Ein Schlüssel des Problems, weshalb sie sich nicht weiter entwickelten im Glauben war, dass sie das Wort Gottes vernachlässigten und nicht studierten (5,12-14).

 

 II.   Schlussfolgerung

Auch uns Christen fehlt in der heutigen Zeit die Ausdauer und der nötige Biss Gottes Wille zu tun. Lassen wir uns doch vom Geist des Hebräerbriefs motivieren im Kampf gegen die Sünde bis aufs Blut zu widerstehen! Denn auch auf uns wartet eine herrliche Belohnung im Himmel. Wir verpassen nichts auf dieser Welt und leiden nicht mehr im Leben als die übrigen Menschen.

Lassen wir uns doch vom Herrn züchtigen und erziehen und achten auf das Gehörte, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben! So macht unser Leben Sinn in Jesus Christus, der für uns eine viel bessere Heimat bereithält.

 

 Link:

- Hebräer 1Die Herrlichkeit Christi