Hebräer-11: Die Helden des Glaubens

Christus ist besser als der alte Bund

 

 

 I.   Was bedeutet Glaube? (V. 1-3)

Hebräer 11 wurde nicht bloss geschrieben, um die starken Glaubenshelden aufzulisten. Die Empfänger waren im Glauben schwach geworden und entmutigt. Sie waren an dem Punkt angelangt, an dem sie im Glauben aufgeben wollten. Deshalb brauchten sie neue Glaubenskraft (10,38). Vielleicht dachten sie: „Wir glauben an Gott und trotzdem haben wir Probleme!“ Deshalb zeigt der inspirierte Schreiber an den Beispielen, was starker Glaube ist. Dieses Kapitel könnte auch betitelt werden: Gottes Rezept für Entmutigte.

Zuerst wird das Wesen des Glaubens definiert. Wer die Frage stellt: „Was ist Glaube?“ der erhält in diesem Kapitel eine klare Antwort. Glaube ist die Gewissheit, Grundlage, Garantie, eine feste Zuversicht dessen, was man hofft (3,14; 2Kor 9,4; 11,17). Das zusammengesetzte Wort (ὑπόστασις) bedeutet, darunter stellen, d. h. mit Gewissheit und Zuversicht sich unter Bedrängnisse stellen und sie ertragen.

Der Glaube ist kein blinder Optimismus, keine Leichtgläubigkeit, Einbildung oder Wunschvorstellung, kein Aberglaube und kein Gefühl, das heraufbeschwört werden kann! Glaube beruht nicht nur auf Beweismitteln! Der Glaube ist eine innere Überzeugung und Gewissheit, die auf einen äusseren Beweis verzichten kann. Der Glaube ist die feste Überzeugung von Dingen, die existieren, für die es jedoch auch Beweise gibt. Doch diese Beweise sind nicht zu vergleichen mit materialistischen Dingen. Z. B. Wenn ich einen Stein berühre, dann ist das ein Beweis, dass es diesen Stein gibt. Gott kann weder berührt noch gesehen werden, aber es gibt andere Beweise für unseren Glauben.

Die Heiligen Schriften sind ein wichtiges Beweismittel (AT & NT). Die Prophezeiungen und Erfüllungen sind wichtige Beweise. Die Archäologie und die vielen schriftlichen Ausführungen durch die antiken Schreiber, liefern zusätzliche Beweise. Das Judentum mit seiner ganzen Geschichte ist ein Beweis. Die Tatsache, dass Jesus auf dieser Erde gelebt hat, ist ein Beweis (durch die Jahreszählung „nach Christus“ wird das bestätigt). Die Auferstehung Christi ist ein wichtiger Beweis für unseren Glauben (1Kor 15,12-19). Biblischer Glaube ist das Gegenteil vom allgemeinen Sprachgebrauch in der Welt: „Aber hier, wie überhaupt, kommt es anders als man glaubt“ (Wilhelm Busch). In der Welt wird Glaube als Wahrscheinlichkeit hingestellt. Ich glaube heisst in der Welt, es könnte sein, ich nehme an usw. Der Glaube wird in der Bibel in erster Linie mit einer Beziehung ausgedrückt. An wen oder an was glaubst oder vertraust du? Glauben bedeutet, Gott beim Wort nehmen (d. h. Glaube wächst aus dem Wort Gottes, z. B. aus der Verkündigung: Mk 1,15; Röm 10,17). Glauben bedeutet, Vertrauen ohne zu sehen (2Kor 5,7). Glauben bedeutet Gehorsam (Joh 3,36; 1Petr 2,7-8; Hebr 11,8).

Der Glaube an Gott existiert nur durch die Hoffnung. Es gibt keine Hoffnung ohne Glauben und keinen Glauben ohne Hoffnung (Röm 8,24-25). Der Glaube ist unsere Garantie für die Hoffnung, die wir haben (Kol 1,4-5). Glaube und Hoffnung sind fast auswechselbare Begriffe im Hebräerbrief.

Ein weiterer wichtiger Begriff ist der Beweis oder die Überzeugung (ἔλεγχος). Wir sind überzeugt von Dingen, die existieren in der unsichtbaren Welt. Wir sind so sehr überzeugt, dass wir mit den Augen unseres Herzens sehen können (Eph 1,18; 2Kön 6,16). Der Auftrag des Paulus war es, den Heiden die Augen zu öffnen, für das Heil in Jesus Christus (Apg 26,16-18). Der Glaube basiert also auf dem sicheren Zeugnis Gottes. Das Wort „Glaube“ kommt in verschiedenen griechischen Formen insgesamt 24x vor, in Hebräer 11. Drei Mal wird der griechische Begriff „besser“ benutzt:

- Durch unseren Glauben besitzen wir eine bessere Heimat (V. 16).

- Durch unseren Glauben haben wir eine bessere Auferstehung (V. 35).

- Durch unseren Glauben streben wir nach einem besseren Ziel (V. 40).

- Durch unseren Glauben wissen wir, dass Gott alles zum Guten werden lässt (Röm 8,28; 1Joh 2,20; 3,2; 4,18-20; 2Tim 1,12).

Übersetzungsvarianten: Es ist aber der Glaube die Vergewisserung dessen, was man erhofft, ein Überführtsein von Wirklichkeiten, die man [jetzt] noch nicht sieht. Es ist aber der Glaube ein Beharren auf dem, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht (Schlachter). Der Glaube aber ist eine Verwirklichung dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht (Elberfelder). Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man sieht (Luther). Es ist aber der Glaube eine Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht (alte Zürcherübersetzung). Der Glaube aber ist die Grundlegung dessen, was man erhofft, der Beweis für Dinge, die man nicht sieht (Zürcherbibel). Der Glaube ist die Grundlage unserer Hoffnung und der Beweis für die unsichtbare Welt (eigene freie Übersetzung).

In der Zürcher Übersetzung finden wir 21x die Aussage „Durch Glauben“ oder „Aufgrund des Glaubens“. Tatsächlich finden wir die Aussage „Durch Glauben“ (Pistei: πίστει) nur 18x im Griechischen:

- Durch Glauben erkennen wir, dass die Welt erschaffen ist ...

- Durch Glauben brachte Abel Gott ein besseres Opfer dar ... als Kain ...

- Durch Glauben wurde Henoch entrückt ...

- Durch Glauben baute Noah ... eine Arche ...

- Durch Glauben gehorchte Abraham1 ... und brach auf ...

- Durch Glauben wanderte er2 aus ins Land der Verheissung ...

- Durch Glauben empfing auch Sara als Unfruchtbare ... Nachkommenschaft ...

- Durch Glauben hat Abraham3 den Isaak dargebracht ...

- Durch Glauben segnete Isaak den Jakob und den Esau ...

- Durch Glauben segnete Jakob vor seinem Tod jeden der Söhne Josefs ...

- Durch Glauben dachte Josef ... was mit seinen Gebeinen zu geschehen habe.

- Durch Glauben wurde Mose nach der Geburt ... von seinen Eltern versteckt ...

- Durch Glauben weigerte sich Mose ... als Sohn einer Tochter des Pharao zu gelten.

- Durch Glauben verliess er Ägypten ...

- Durch Glauben hat er das Passa ... angeordnet ...

- Durch Glauben zogen sie [die Israeliten] durch das Rote Meer ...

- Durch Glauben fielen die Mauern von Jericho ...

- Durch Glauben ist die Dirne Rahab nicht ... umgekommen ...

Unser Glaube gründet sich auf historischen Ereignissen, d. h. auf dem Zeugnis (μαρτυρέω) der Alten. Trotz vieler Fehler und Mängel, werden diese Vorfahren (Presbüteroi), d. h. die Väter als Vorbilder des Glaubens hingestellt. Sie erhielten von Gott ein vorbildliches Zeugnis für ihren Glauben, der sich von vielen andern unterschied. Sie wurden von Gott bestätigt und für ihren Glauben anerkannt. Sie empfingen von Gott direkte Anweisungen (oder Offenbarungen), wir dagegen nicht mehr, sondern nur noch durch Sein Wort (= die Bibel). Durch die bewährten Patriarchen gibt Gott auch uns ein starkes und ausreichendes Zeugnis für unseren Glauben (2Petr 1,3). Dieser vorbildliche Glaube sollte die Empfänger des Hebräerbriefs (wie auch uns) inspirieren und motivieren, um in Gottes Augen Wohlgefallen zu finden (Ps 33,18). Die Vorfahren aus dem AT sind Glaubenshelden, an denen wir uns ein Vorbild nehmen wollen.

Das erste Mal (von 18x), in der diese Aussage vorkommt: „Durch Glaube ...“ (V. 3).
Der Glaube lässt uns den Unsichtbaren (Schöpfergott) sehen. Der Heilige Geist beginnt seine Aufzählung über die Vorbilder mit dem Schöpfer. Was wir mit unseren physischen Augen sehen, ist eine Welt voll von Sorgen und Problemen. Mit unseren Glaubensaugen sehen wir jedoch die Herrlichkeit Gottes hinter der Kulisse. Wir können Gott erkennen und wissen, wer die Welten (plural) geschaffen hat. Weshalb steht das Wort Welt (αἰώνας) im Plural? Aion (αἰών) das ist der Äon, die Weltzeit, Weltdauer, lange Zeit, Zeitdauer, Ewigkeit und aionios bedeutet ewig, für immer (αἰώνιος). Hier sind die vielen Leben auf dieser Welt gemeint. Gott hat vielmehr als eine Welt geschaffen! Jedes Leben hat seine Welt und lebt für eine beschränkte Zeit. Es gibt tausende von Welten und Lebensformen.

Die Bibel sagt uns nicht, wie die Welt geschaffen wurde, sondern vielmehr, wer sie geschaffen hat. An eine göttliche Schöpfung zu glauben, muss nicht im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen! Die Wissenschaft gibt viele nützlichen Erklärungen zur irdischen Zusammensetzung und zu chemischen Reaktionen, aber sie kann nichts beweisbares liefern, über den Ursprung der Erde. Alle auch noch so überzeugenden Erklärungsversuche über die Entstehung der Welt, sind reine Hypothesen und Philosophien. Die Evolutionstheorie (vom Urknall) wird von vielen Wissenschaftlern nicht als erwiesene Tatsache anerkannt noch gelehrt. Und wenn schon, wäre Gott nicht auch im Stande die Welt durch einen Urknall entstehen zu lassen? Das griech. Wort für erschaffen, ordnen, bereiten (καταρτίζω) wird auch für das Instandsetzen, Reparieren, Herstellen von Fischernetzen gebraucht (Mt 4,21; Mk 1,9). Gott ist es, der vollendet (1Kor 1,10), ausrüstet (Hebr 13,21), zurechtbringt (Gal 6,1).

Die Frage ist vielmehr: Ist Gott die Quelle aller Dinge oder ist es die Materie? Die Philosophie kann nicht mehr sagen, als „von nichts kommt nichts.“ Der Gläubige hingegen geht viel weiter, indem er erklärt: „Durch Gottes Wort wurden die Welten erschaffen, aus dem Nichts.“ Es war eine creatio ex nihilo (lat.), d. h. eine Schöpfung aus dem Nichts. Das wird zwar nicht wörtlich so gesagt in diesem Vers, aber es beinhaltet diesen Gedanken. Der Hebräerbrief versucht nicht zu beweisen, dass Gott die Macht besitzt, die Welten zu schaffen. Vielmehr bezeugt uns der Heilige Geist diese Tatsache, wie es Mose tat in Genesis 1,1 und der Psalmist (Ps 33,6-9). Der Beweis für die Schöpfung liefert uns allein das Wort Gottes. Interessant ist, dass hier für das Wort Gottes nicht Logos (λόγος), sondern Rhema (ῥῆμα) gebraucht wird. Im NT wird Logos für die Verkündigung oder die christliche Lehre gebraucht, während Rhema sich eher auf einzelne Worte oder Aussprüche bezieht. Bsp. Und Gott sprach und so geschah es (Gen 1).

Schlussfolgerungen:
Der Glaube besteht nicht aus dem Schauen (Röm 8,24-25; 2Kor 5,7) und er braucht auch keine Beweise, obschon es genügend Beweise gibt (Röm 1,19-20). Unser Glaube gründet sich auf den historischen Ereignissen des ATs. Die Glaubenshelden im AT sind unsere Vorbilder. Durch unseren Glauben sehen wir das Unsichtbare, wie Mose (Hebr 11,27). Alles Sichtbare ging aus dem Nichts hervor. Gott sprach und es geschah nach seinem Wort. Wer die Wahrheit aufrichtig sucht, wird sie finden (Joh 7,17). Es ist viel leichter an den lebendigen Schöpfergott zu glauben, als an einen Urknall und die Evolution mit den vielen dazugehörenden, ständig revidierten Theorien. Wer Gott sucht, wird ihn finden (Mt 7,7). Wer von ganzem Herzen nach Gott fragt, wird ihn finden (Jer 29,13).

 

 II.   Glaube in Aktion (V. 4-7)

Zuerst Vers 6: „Ohne Glauben ist es unmöglich Gott zu gefallen.“
Henoch gefiel Gott, weil er an ihn glaubte, d. h. weil er Gott vertraute. Im vertrauenden Gehorsam wandelte Henoch mit Gott. Es gibt keinen Glauben ohne den Wandel mit Gott (Jak 2,17). Wer Gott gefallen will, der muss zwei Dinge glauben: dass Gott existiert, denn ohne Gott gibt es keinen Glauben (Joh 1,3; Ps 14,1), dass Gott die belohnt, die ihn suchen. Wer Gott aufrichtig sucht, ist überzeugt, dass Gott gut ist (Lk 18,19). Glaube bedeutet im Hebräerbrief ein eifriges Bemühen Gott zu finden. Glaube bedeutet eine Beziehung zu haben, zum lebendigen Gott (Joh 17,3).

Wer sich Gott nähern will, der bemüht sich nach Gottes Willen zu leben. Er lässt sich nicht von seinem Fleisch dominieren (Röm 8,7-9; Ps 34,5-6). Glaube bedeutet, sich „der Gestalt der Lehre“ gehorsam zu übergeben (Röm 6,17). Glaube bedeutet Werke tun, die Gott gefallen (Joh 6,29), nicht Eigenwerke.

Die Betonung der folgenden Aufzählung liegt nicht bei den Menschen, sondern bei ihren besonderen Glaubenstaten: Die erste Gruppe spricht von Gläubigen, die so wandelten, dass sie Gottes Gerechtigkeit erlangten (V. 4-7; Abel, Henoch und Noah). Die zweite Gruppe spricht von Gläubigen, die im Gehorsam umherzogen (V. 8-16; Abraham, Isaak, Jakob und Sara). Die dritte Gruppe spricht von Gläubigen, die durch Leiden geprüft wurden (V. 17-28; Abraham, Isaak, Jakob, Josef und Mose).

Abel: Glaube durch Anbetung ausgedrückt (V. 4)
Weshalb brachte Abel dem Herrn ein besseres Opfer dar als Kain (Gen 4)? Aus dem Text geht nicht genau hervor, was Kain opferte und was Gott ihm geboten hatte zu opfern. Wir wissen nur, dass Kain „von den Früchten des Ackers ein Opfer darbrachte“ (Gen 4,3). Was für Früchte waren das? Der unbestimmte Artikel „ein“ lässt darauf schliessen, dass es ein unbedeutendes Opfer war. Vermutlich brachte er nebenbei dem Herrn schnell ein Opfer dar, nach dem was er für das Beste hielt.

Das bessere (πλείων) Opfer bedeutet grösser, zahlreicher, reichlicher. „Durch Glauben ...“ an den lebendigen Gott brachte Abel sein Opfer dar. Er brachte ein Opfer dar „von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett“ (Gen 4,4). Es wird detailliert geschildert, was Abel darbrachte und wie er das tat. Nur das Beste war gut genug für den Herrn. Zudem tat er das mit viel Liebe und Hingabe. Damit wird unmissverständlich auf seine gerechte Herzenshaltung hingewiesen. Wer darf El-Schaddai anbeten? (Ps 24) Wer reine Hände hat und ein lauteres Herz (Ps 24,4; 145,18) und nicht hochmütig ist wie Kain. Wer rechtschaffen ist, d. h. aufrecht, geradlinig, gutgesinnt, gerecht (Spr 15,8), nicht wie Gottlose, die böses verüben (1Petr 3,12). Wer Gottes Anordnungen gehorsam befolgt (1Sam 15,22), nicht wie Nadab und Abihu, die ein eigenwilliges Opfer darbrachten (Lev 10; Spr 28,9). Wer Gott liebt von ganzem Herzen (Mk 12,33; 2Chr 16,9; Ps 86,6-7), nicht wie Salomo, der im Alter halbherzig wurde (1Kön 11,4).

Abel erhielt ein Zeugnis (μαρτυρέω) von Gott. Wie geschah das? Wir wissen nicht wie das geschah! Vielleicht ging Feuer aus vom Himmel und verzehrte das Opfer wie bei Elischa (1Kön 18,38). Vielleicht sprach der Herr zu Abel: „Gut so, du treuer Knecht! Deine Opfergabe, die du aus Glauben mir dargebracht hast, hat bei mir Wohlgefallen gefunden.“ Das Opfer Abels offenbart uns die Ernsthaftigkeit seines Herzens.

Gottes Bestrafung gegenüber Kain war barmherzig, indem er einfach weg sah (Gen 4,5). Denken wir an Nadab und Abihu, die sofort sterben mussten (Lev 10). Trotzdem empfand Kain die Ablehnung Gottes zu hart. Sie offenbarte die Gerechtigkeit Abels und Kains Ungerechtigkeit (1Joh 3,12). Es war schon immer so: Das Böse hasst das Gute. Deshalb tötete Kain seinen Bruder aus lauter Hass und Eifersucht.

Schlussfolgerung:
Abels Blut schreit heute noch vom Ackerboden (Gen 4,10). Hier erfüllt sich, was geschrieben steht (Offb 14,13): „... denn ihre Werke begleiten sie“ oder: ihre Werke folgen ihnen nach, weit über ihren Tod hinaus. Im Fall Abels lehren sie: „Durch Glauben wurde ich gerettet. Wer immer das liest und gerettet werden will, der handle ebenso.“ Es gibt Menschen, die haben nach ihrem Tod mehr zu sagen, als während ihres ganzen Lebens.

Abels vorbildlicher Glaube spricht heute noch zu uns im 21. Jahrhundert, durch die Heiligen Schriften (Lk 11,51; Hebr 12,24). Sein Blut schreit nach Rache und Gerechtigkeit am jüngsten Tag. Doch das Blut Jesu ruft nach Gnade und Vergebung. Es bedeutet das Ende von aller menschlichen Rache (Röm 12,17-21). Abel ist somit ein Schatten, der auf Jesus Christus hinweist.

Abels Opfer steht für die Anbetung im Neuen Bund, in der wir dem Herrn unsere Liebe erwidern (Mt 23,35). Auch wir wollen dem Herrn nur das Beste opfern, d. h. unser ganzes Herz, wenn wir zusammenkommen am Sonntagmorgen, um IHN anzubeten (Spr 3,9-10). Dies beginnt schon bei der Vorbereitung, wenn wir aufstehen und uns bereit machen für die Versammlung. Wir beten Gott an in der Gemeinde der Heiligen und versprechen dem Herrn unser Leben neu. Dazu benötigen wir keine Instrumentalmusik. Wir gehen nicht zur Anbetung, um zu empfangen, sondern um zu dienen. Als Priester dienen wir am Heiligtum Gottes (egal ob wir einen Putzdienst zu versehen haben oder eine Kurzansprache).

Henoch: Glaube durch den Wandel mit Gott ausgedrückt (V. 5).
Auch Henoch erhielt ein gutes Zeugnis (μαρτυρέω) von Gott, bevor er entrückt wurde. Deshalb liess der Herr ihm die besondere Ehre zukommen, dass er nicht den Tod sehen musste (d. h. sterben musste). Der Tod ist der Feind des Menschen (1Kor 15,26) und es ist eine besondere Gnade, dem Tod durch sanftes Einschlafen zu entgehen oder durch eine Entrückung wie Henoch.

Während seiner Lebenszeit von 350 Jahren, zeugte er Söhne und Töchter (Gen 5,21-24). Henoch zeugte Metuschelach, der älteste Mensch auf Erden (969 Jahre, Gen 5,27; Ex 20,12; Dtn 5,16). Henoch wandelte mit Gott und erzog seine Kinder im Glauben (Spr 22,6). Er war ein Prediger der Gerechtigkeit, wie Noah (2Petr 2,5). Von ihm wurden uns wenige Worte durch Judas überliefert (Jud 14-15).

Henoch erfuhr keinen fleischlichen Tod, sondern wurde entrückt (μετατίθημι) und in die geistige Welt verwandelt. In jedem Zeitalter gibt es einen Menschen auf Erden, der entrückt wurde: Im patriarchalischen Zeitalter war es Henoch (Gn. 5). Im mosaischen Zeitalter war es Elia (2. Kön. 2). Im christlichen Zeitalter war es Jesus (Apg. 1). (Siehe Tabelle Zeitalter!)

Schlussfolgerung:
Am jüngsten Tag werden wir auf ähnlich Weise entrückt und verwandelt werden „im Nu“ (1Kor 15,51-52; 1Thess 4,13-18). „Henoch lebte mit Gott“ (Gen 5,25). Das ist der Schlüssel zum Wandel im Glauben. Wer mit Gott eine innige Beziehung pflegt, der wird den Herrn sehen (1Joh 1,6-7; 3,2-6). Eine Beziehung zu Gott pflegen wir durch die Anbetung, durch unsere Gebete, durch unseren Glaubenswandel, d. h. Vertrauen und Gehorsam.

Noah: Glaube durch Werke ausgedrückt (V. 7).
Noahs Glaube war wirklich eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht (V. 1). Er nahm die göttliche Warnung ernst und deshalb baute er eine Arche. Es mag sein, dass der Bau 120 Jahre lang dauerte, von der ersten Warnung bis zur Flut (Gen 6,3). Tatsache ist, dass Noah für die Menschen Gegenstand zu Spott und Hohn wurde. Wie konnte jemand auf dem Land eine so grosse und schwere Arche bauen, die von riesigen Wassermassen getragen werden musste, um zu schwimmen?

Noah geht in die Geschichte ein, als Prediger der Gerechtigkeit (2Petr 2,5; Gen 6,9). Mit Wort und Tat warnte er die Menschen Jahrzehnte lang vor der zerstörenden Flut. Doch niemand wollte ihn hören und vom bösen Wandel umkehren.

Schlussfolgerung:
Die Flut ist bloss ein Schatten auf den grossen Gerichtstag Gottes (Mt 24,37-39; 2Kor 6,2). Noah ist ein wunderbares Beispiel dafür, was Ehrfurcht vor Gott bedeutet. Wer Gott fürchtet, der hört auf sein Wort und meidet das Böse (Spr 1,7; 3,7). Hat Noah sich durch Werke seine Rettung verdient? Nein! Noah wurde Gott gehorsam, denn Glaube bedeutet Gehorsam (Joh 3,26). Wir werden alle einmal gerichtet, auf Grund unserer Glaubenstaten (2Kor 5,10). Natürlich ist auch der Glaube eine Tat (Joh 6,28-29; 1Joh 5,4).

Noah tat ganz wie Gott es ihm geboten hatte (Gen 6,22). Was wäre passiert, wenn Noah das Schiff 301 Ellen lang gebaut hätte (Gen 6,15)?  Vermutlich wäre es wie ein Stein gesunken! Später lehrte Gott dem Volk durch das Gesetz Mose, wie eng er das sieht mit seinen Geboten (Dtn 4,2). Wenn Gott etwas gebietet, dann will er, dass wir uns ganz genau daran halten (Mt 7,24-27). Gehorsam darf nicht immer mit falscher Gesetzlichkeit verurteilt werden. Denn der Glaube erweist sich durch eine tatkräftige Liebe (Gal 5,6). Ein Glaube ohne Werke ist tot (Jak 2,26). Wir werden nicht ohne Werke, aufgrund eines persönlichen Auswahlverfahrens von Gott, bedingungslos errettet! Rettung geschieht dadurch, dass wir uns im Geist heiligen lassen und an Gottes Wahrheit glauben. Ein gutes Beispiel dazu finden wir in 2. Thessalonicher 2,13-14 (Vorsicht vor falscher Übersetzung wie NGÜ). Wer dem Evangelium Christi glaubt, zählt zu den Erwählten. Wie Noahs Glaubensgehorsam zu seiner Rettung führte, so ist es auch mit uns heute, wenn wir Gott gehorchen und seinen Willen tun.

 

 III. Glaube durch Vertrauen in Gott (V. 8-12)

Wir haben von Glauben in Aktion gesprochen: Glaube wurde durch die Anbetung Gottes ausgedrückt (Abel). Glaube wurde durch den Wandel mit Gott ausgedrückt (Henoch). Glaube wurde durch den Bau einer Arche ausgedrückt (Noah). In diesem Abschnitt wird der Glaube durch das Vertrauen in Gott ausgedrückt.

Abraham: Glaube vertraut Gott (V. 8-10)
Abraham wurde von Gott berufen, auszuziehen aus seinem Heimatland, in ein für ihn unbekanntes fremdes Land (Gen 12,1). Er zog aus, ohne zu zögern (ausziehen = exerchomai), als ob er die Stimme Gottes noch hören konnte während er auszog. Er zog aus, ohne zu wissen in welches Land es ging, denn er vertraute Gott.

Einschub: Abrahams Berufung.
Gemäss Genesis 11,31 wird gesagt, dass Terach, der Vater Abrahams, aus Ur in Kasdäa auszog, um ins Land Kanaan zu ziehen. Das würde bedeuten, dass Gott Abram nicht aus Ur in Kasdäa berief, sondern aus Charan, wo sich sein Vater niederliess und schliesslich starb (Gen 11,32). Doch in der englischen NIV wird durch die Übersetzung darauf hingewiesen, dass Gott in Genesis 12,1-3 das zweite Mal zu Abraham sprach, er solle ausziehen. Zudem wird dieser Aufruf Gottes an Abraham in Genesis 15,7, aus Ur in Kasdäa auszuziehen, wiederholt (siehe auch Neh 9,7; Apg 7,2-4).

Weil er dem Herrn vertraute und mit seinem ganzen Hab und Gut auszog, wurde es ihm als Gerechtigkeit angerechnet. Abraham war sein ganzes Leben lang ein Pilger ohne festen Wohnsitz, selbst im verheissenen Land (Apg 7,2-5). Abraham kam als Fremdling (παροικέω) in ein Land, das nicht ihm, sondern erst seinen Nachkommen versprochen war. Er besass kein Land „nicht einmal einen Fuss breit“ (Apg. 7,5). Um seine Frau Sara zu begraben, kaufte er die Höhle Machpela (Gen 23,6-9), doch eine Grabstätte wurde nicht als Landbesitz betrachtet. Er besass keine Rechte als Ausländer, die schon damals von Einheimischen unterdrückt und oft vertrieben wurden.

Die Verheissungen Gottes beziehen sich jedoch nicht nur auf das Land, sondern auch auf den Nachkommen, Jesus, mit allen seinen Segnungen für uns (Her. 6,13-17; Gal 3,16). Abraham wohnte in Zelten, weil er wusste, dass dies nur für eine beschränkte Zeit war. Denn er glaubte an die himmlische Stadt, die vor Grundlegung der Welt allen Gläubigen bereitet wurde (Mt 25,34). Er glaubte an den göttlichen Architekten, Erbauer, Techniker (τεχνίτης). „Er ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden“ (Mt 22,32). Abrahams Streben wurde nicht befriedigt auf dieser Welt, denn sein Ziel war die himmlische Stadt, „die Stadt mit den festen Fundamenten“. Das heisst, die ewige, unzerstörbare Stadt (Ps 125,2; Offb 21). Die Stadt, die nicht durch eine Flut oder durch Kriege zerstört werden kann. Genau das ist es, auf was wir Gläubigen auch heute noch hoffen (Röm 15,4).

Seine Lebensgeschichte wird uns im ersten Mose erzählt (Gen 12-25). In den folgenden drei Lebenssituationen bewies Abraham besonderen Glauben an den lebendigen Gott:

1.  Pilgerschaft: Als er berufen wurde aus seinem Heimatland auszuziehen (Gen 12; Apg 7,2-5).

2.  Nachkommenschaft: Als Gott ihm Nachwuchs wie Sand am Meer versprach (Gen 15; Gal 3,17-24; Röm 4,9-25).

3.  Opferbereitschaft: Als er seinen Sohn opfern sollte (Gen 22; Jak 2,21-23).

Abraham war aber nicht sündlos:

- Er vertraute Gott zu wenig, als er seine Frau als Schwester ausgab (Gen 12,10-20; sie war seine „Halbschwester“ gem. Gen 20,12).

- Er vertraute Gott zu wenig, als er mit der Magd Hagar ein Kind zeugte (Gen 16).

- Er vertraute Gott zu wenig ,als er lachte, dass er als Hundertjähriger noch Nachwuchs erhalten sollte (Gen 17,15-19).

Abrahams Glauben gilt auch für uns:
Trotz allen Fehlern wird Abraham in der Bibel zu Recht „Vater des Glaubens“ genannt, weil er im Glauben an den allmächtigen Gott liebte (Röm 4,11). Abraham wird auch zu Recht „Freund Gottes“ genannt, weil er Gott seinen einzigen Sohn nicht vorenthielt (Jak 2,21-23). Genauso werden auch wir heute aus Glauben gerecht gesprochen, wenn wir festhalten an dem, was der Herr uns durch seine Gnade geschenkt hat. Gott sei Dank, dass der Herr einmal – nicht sagen wird: Gut so, du perfekter Diener! sagen wird (Mt 25,23): „Gut so, du treuer Diener!“

Sara: Glaube vertraut Gott (V. 11-12)
Einschub: Saras Abstammung.
Es wird nirgend gesagt, dass Sarai die Tochter Terachs war. Es wird auch nicht gesagt, wer Sarais Mutter war. Es wird nur gesagt, dass sie die Tochter von Abrahams Vater war, sie wäre dann seine Halbschwester (Gen 20,12).

Zuerst war Sara skeptisch, als der Engel ihr Nachwuchs versprach (Gen 18,9-15). Es heisst „Sara lachte bei sich“ und wurde dafür zurechtgewiesen (Gen 18,12-15). Als Abraham lachte, wurde er nicht zurechtgewiesen (Gen 17,17). Doch Saras Zweifel wandelte sich in Glaube und sie gestand später, dass Gott ihr ein Lachen bereitet hat (Gen 21,6: Isaak = Lacher).

Sara war 90 Jahre alt, als sie Isaak gebar (Gen 17,17). Paulus spricht von diesem Ereignis (Röm 4,18-21). Es heisst, Abrahams Leib war wie der eines Toten. Trotzdem hielt Gott sein Versprechen und schenkte Abraham Nachkommen wie Sand am Meer (Gen 22,17). Gott hielt auch das Versprechen, indem er die geistliche Nachkommenschaft aus Abraham hervorgehen liess - durch Jesus Christus (Gal 3,16), durch alle Gläubigen an Jesus (Gal 3,26-29).

Es ist interessant, wie Gott immer wieder im letzten Moment seine Verheissung durch eine Nachkommenschaft sicher stellte: Die Geburt Isaaks war fast wie eine Auferstehung (Gen 21,1-8). Durch die Sünde von Juda und Tamar konnte die messianische Linie doch noch weitergeführt werden (Gen 38). Atalja (siebte Herrschaft in Juda) versteckte Joasch oder Jehoasch (achte Herrschaft in Juda, 835-796 v. Chr.), der als einziger männlicher Nachfolger übriggeblieben war, aus der Nachkommenschaft Davids (2Kön 11). Esra erkannte, dass allein Gottes Erbarmen es zuliess, dass ein Rest seines Volkes wieder in ihr Land zurückkehren durfte (Esr 9,8). Schliesslich Jesus, der als einziger Säugling den Kindermord des Herodes im Land überlebte (Mt 3,16-18).

Schlussfolgerung:
Darum, lasst uns dem Herrn vertrauen wie Abraham und Sara! Sie verliessen den Götzendienst und zogen aus ihrem Heimatland (Jos 24,2). Auch wir sind aus dem Land der Sünde ausgezogen und befinden uns auf dem Weg ins verheissene Land (Phil 3,20).

Abraham und Sara lebten fast 2000 Jahre vor Christus und schauten gläubig auf den verheissenen Erlöser. Wir leben nun über 2000 Jahre nach Christus und schauen ebenso gläubig auf unseren Erlöser, der bald wiederkommen wird (2Petr 3,8-13).

Durch den Glauben an Jesus Christus, der vor über 2000 Jahren starb, sind wir nun Abrahams Nachkommen, d. h. Erben der himmlischen Verheissung (Gal 3,26-29) und folgen dem schmalen Weg, der zum ewigen Leben führt (Mt 7,13-14).

 

 IV. Gläubige Pilger (V. 13-16)

Alle diese aufgezählten Patriarchen starben im Glauben, ohne die Verheissungen erlangt zu haben (V. 13).
Welche Verheissungen? Die Verheissungen, die Gott dem Abraham gab (Joh 8,56-58). Die Verheissungen vom himmlischen Land und der bleibenden Stadt (Hebr 13,14).

Sie konnten die Verheissungen von ferne sehen, aber wie? Nicht mit ihren physischen Augen. Sie sahen die Verheissungen mit ihren Glaubensaugen (Eph 1,18).

Die Verheissungen Gottes enthielten viel mehr, als weltlich begrenzte Segnungen durch Kinder oder Landbesitz, oder dadurch, dass der Herr ihr Gott sein würde. Durch Abrahams Samen sollten alle Völker auf Erden gesegnet werden (Gen 12,3; 22,18). Denn der geistliche Nachkomme Abrahams war Christus (Gal 3,16). Somit war Abraham der Vater von zwei Familien: eine fleischliche Familie, eine geistliche Familie (Gal 3,26-29).

Abraham und Jakob fühlten sich als „Gäste und Fremdlinge“ auf Erden. Abraham fühlte sich nicht zu Hause in Kanaan (Gen 23,4). Jakob erkannte, dass er ein irdischer Fremdling war und dass seine Zeit kürzer war als die seiner Vorfahren (Gen 47,9).

Die Patriarchen waren ihr Leben lang auf der Suche nach dem Heimatland (V. 14).
Abrahams und Jakobs Aussagen haben wir nachgelesen. Sie bezeugen uns unmissverständlich, dass es eine himmlische Heimat gibt. Auf dieser Welt fanden sie keine bleibende Heimat.

Wenn ihre Heimat das Land war, aus dem sie gekommen sind, so hätten sie ja wieder dorthin zurückkehren können (V. 15).
Abraham hätte genügend Zeit gehabt, wieder nach Ur in Kasdäa zurückzukehren. Jakob hätte, nachdem die Hungersnot vorbei war, nach Kanaan zurückkehren können. Doch beiden Patriarchen war das irdische Heimatland zweitrangig.

Sie streckten sich „nach einer besseren Heimat“ aus (V. 16).
Der Herr war stolz auf seine treuen Patriarchen, weil sie die himmlische Heimat höher schätzten als ihre irdische. Deshalb schämte sich Gott ihrer nicht (Ex 3,6). Gott lässt sich so sehr mit den Patriarchen ein, dass er sich vor den Menschen mit ihrem Namen identifizierte, als Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs. Gott kann sich auch schämen für uns Menschen (Mk 8,38; Lk 9,26). Jesus schämt sich nicht, alle Gläubigen seine Brüder und Schwestern zu nennen (Hebr 2,11-12). Gott hat ihnen im Himmel eine ewige Stadt bereitet!

Schlussfolgerung:
Werden wir die Verheissungen erlangen, wenn wir sterben? Wer im Herrn stirbt, der ist gesegnet (Offb 14,13). Trotzdem werden auch wir warten müssen (im Hades) bis zum jüngsten Tag um die endgültigen Verheissungen Gottes zu ererben (1Thess 4,15-17).

Für uns Gläubige ist jedes Land ein „Heimatland“ und jedes Heimatland ist ein fremdes Land! Das heisst: Wir könnten eigentlich überall wohnen, weil dies nicht so wichtig ist für die beschränkte Lebenszeit auf Erden. Überall, wo wir unseren Wohnsitz eingerichtet haben und uns zu Hause fühlen, ist nicht unsere ewige Heimat, sondern es ist ein fremdes Land, so wie es damals für die Väter war.

Jeder Gläubige fühlt sich heute noch als Fremdlinge hier auf Erden (1Petr 2,11-12). Wir halten alles Irdische für wertlos, im Vergleich zur himmlischen Heimat, die wir in Christus gefunden haben (Phil 3,8-9). Wir sind fest davon überzeugt, dass für uns ein Haus bereitsteht, das nicht von Menschen erbaut wurde und deshalb auch unvergänglich sein wird (2Kor 5,1). Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet (1Joh 5,4). Deshalb streben wir gemeinsam nach unserem himmlischen Heimatland.

 

 V.   Glaubenstest (V. 17-19)

Wir beginnen hier den dritten Abschnitt, der von den Gläubigen spricht, die durch Leiden geprüft wurden (V. 17-28).

Alles, was Abraham erfuhr in seinem Leben, war nichts, im Vergleich zur Opferung seines Sohnes Isaak. Abraham wurde berufen, aus seinem Heimatland auszuziehen, um in ein unbekanntes Land zu ziehen (Gen 12). Abraham musste Ismael und seine Mutter mit ein wenig Brot und Wasser aus seinem Lager vertreiben (Gen 21). Doch als Abraham seinen Sohn opfern sollte, da wurde er auf die höchste Probe gestellt (Gen 22). Er hätte allen Grund gehabt Gott zu fragen, was das jetzt sollte. Es war ein (übernatürliches) Wunder, dass er und Sara in hohem Alter noch einen Sohn bekamen (Röm 4,19). Weshalb sollte dieser einzige Sohn nun getötet werden?! Gottes Gebot war ein direkter Widerspruch zu seiner Verheissung (Gen 15; 21,12).

Abraham glaubte dem Herrn und vertraute darauf, dass Gott die Macht besitzt Isaak wieder in das physische Leben zurück zu rufen (Röm 4,17). Deshalb war er bereit, seinen einzigen Sohn dem Herrn zu opfern (Gen 22,5). Er war fest davon überzeugt, dass bei Gott alles möglich ist (Mt 19,26). Er wusste, dass Gott sogar aus Steinen Kinder auferstehen lassen kann (Lk 3,8). So wurde Isaak zum Schatten für Jesus Christus (siehe Schatten #6). Isaak ist ein Gleichnis oder Sinnbild (παραβολή) für die Auferstehung Christi geworden (Röm 6,4.9). Gott erlaubte Abraham nicht, seine Opferung zu vollenden, denn er hatte ja etwas Besseres vorgesehen, indem er seinen eigenen Sohn hingab am Kreuz. Abraham erkannte schon damals, dass Gott sich das Lamm für das Opfer selbst aussuchen wird und das war Jesus Christus (Gen 22,8; 1Petr 1,19).

Schlussfolgerung:
Der Herr wird auch uns auferstehen lassen, wie Isaak und Jesus. Diese herausfordernde Prüfung brachte Abrahams Glaube nicht ins Wanken, sondern stärkte sein Vertrauen noch mehr in den lebendigen Schöpfer, dem nichts unmöglich ist. Deshalb haben auch wir allen Grund festzuhalten an der Hoffnung, die ein sicherer Anker unserer Seelen ist (Hebr 6,18-19). Darum wollen auch wir auf das Unsichtbare schauen und nicht auf das Sichtbare (2Kor 4,16-18). Alle Prüfungen und Leiden dienen zu unserem Besten und lehren uns den Gehorsam (Hebr 5,8).

 

 VI. Glaube, der vorwärts schaut (V. 20-22)

Isaak: Durch seinen Glauben bereitete er dem Herrn die Zukunft Israels vor (V. 20).
Auf ihn wurde die Segnung seines Vaters (Abraham) übertragen (Gen 28,1-5). So segnete auch Isaak seine Söhne; Esau und Jakob (Gen 27,26-40). Aus der Geschichte wissen wir, dass Isaak bei der Segnung getäuscht wurde. Mit der Hilfe seiner Mutter (Rebekka) erschlich sich Jakob den Erstgeburtssegen seines Vaters. Esau, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht bereits an seinen Bruder verkauft hatte (Gen 25,29-34), musste nun die bittere Wahrheit akzeptieren. Der Herr enthüllte der Mutter (Rebekka) schon bei der Geburt, dass der Ältere dem Jüngeren dienen werde (Gen 25,19-23). Weil der Jüngere bei der Geburt die Ferse seines älteren Bruders hielt, wurde er Jakob genannt (d. h. Fersenhalter, Gen 25,24-28). Auch wenn es bei dem Erstgeburtsrecht nicht mit „rechten Dingen“ zu und her ging, war es zweifellos Gottes Wille, dass Jakob der Nachkomme der messianischen Linie war. Vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet müsste dies Esau sein, denn er war der ältere, stärkere und sportlichere von Beiden. Doch Gott schaut nicht auf das, was Menschen schauen, sondern ER beurteilt nach dem Herzen (1Sam 16,7).

Am Anfang sah es aus, als ob die Nachkommen Esaus (Edomiter) mehr gesegnet waren. Später eroberten Saul und David die Edomiter und machten sie sich untertan (1Sam 14,47; 2Sam 8,14). Schliesslich eroberte Johannes Hyrkanos I., der während der Makkabäerzeit Israel regierte (135-104 v. Chr.), die Edomiter und zwang sie sich zu beschneiden und zum Judentum zu bekehren (siehe Josephus Altertümer 15,7.9).

Jakob: Durch seinen Glauben vertraute er in Gottes Zukunftspläne für sein Volk (V. 21).
Am Anfang seines Lebens hatte er Mühe dem Herrn zu vertrauen (Gen 25,26; 27,19). Doch dieser Vers reflektiert seinen herangewachsenen Glauben, kurz vor seinem Tod. Er adoptierte die Söhne Josefs und stellte sie vor seine eigenen (Gen 48,5). Ruben, der Erstgeborene hatte es mit seinem Vater verspielt (Gen 35,22; 37,29-34; 42,24). Auch Simeon und Levi erwiesen sich als schlechte Anführer ihrer Brüder (Gen 34,25.30). Nur Juda zeigte Charakter und war bereit, sein Leben hinzugeben für seinen jüngsten Bruder Benjamin (Gen 44,33). Damals war er mit seinen Brüdern in Ägypten und stand vor Josef, kurz bevor dieser sich ihnen zu erkennen gab. Deshalb wurde Juda zum Träger der messianischen Linie, aus der schliesslich Jesus Christus hervorging.

Jakob segnete Efraim und Manasse mit besonderem Mass, so dass sie zu Führern in Israel heranwuchsen (Gen 48,5-20). Dabei kreuzte er bei der Segnung seine Armeüber den Köpfen, sodass der Jüngere (Efraim) gegenüber dem Älteren (Manasse) den Vorrang bekam (Gen 48,20b-22). Propheten bezeichneten manchmal die Nordstämme Efraim (Hos 11,1-3.8.9). Auch diese Segnung war Gottes Wille und deutete auf die Zukunft der einzelnen Stämme Israels hin (Gen 49).

Jakob betete den allmächtigen Gott an, der ihm erschienen war (Gen 48,3-4). Deshalb beugte er sich über die Spitze seines Stabes. Der Stab ist das Zeichen seiner Wanderschaft. Die Spitze des Stabes, der ihm hier auf Erden gedient hatte, zeigte nach oben, d. h. auf das Ziel seiner Wanderschaft.

Josef: Durch seinen Glauben nahm er Anteil am Plan Gottes für sein Volk (V. 22).
Er vertraute den Aussagen seines Vaters (Gen 48,3-4), der ihm Gottes Verheissung weitergab. Deshalb liess er seine Söhne schwören, dass seine Gebeine nach Kanaan gebracht werden sollten (Gen 50,24-25). So wurde sein Körper mumifiziert, für die Zeit des Exodus (Ex. 13,19). Seine Gebeine wurden in Schechem begraben (Jos 24,32). Er bewies in allen seinen Lebensprüfungen grossen Glauben und deshalb heisst es: „Aber Gott war mit ihm“ (Apg 7,9-10). Er verbrachte fast sein ganzes Leben in Ägypten. Siebzehn Jahre jung war er, als er nach Ägypten kam. Doch Ägypten war nicht seine Heimat. Sein Vater erzählte ihm sehr wohl von einer bleibenden Wohnstätte. Deshalb wusste er, dass Ägypten nicht das Endziel für das Volk Gottes war (Gen 15,13-16).

Dieses Beispiel zeigt, dass der Glaube auf Dinge hofft, „die man nicht sieht“ (Hebr 11,1). Josef schaute im Glauben hin auf den grossen Tag des Auszugs (Ex 12). Er starb mit 110 Jahren (Gen 50,26), 1806 vor Christus. Der Exodus fand 360 Jahre später statt, 1446 vor Christus. Der Exodus bildet den Schwerpunkt in der jüdischen Geschichte (1Kor 10,1-2). Die Geschichte Josefs zeigt, dass Gott die grössten Niederlagen in einen Sieg verwandeln kann und die traurigsten Ereignisse zu einem Segen für viele Menschen!

 

 VII. Gläubige Eltern (V. 23)

Hier wird der Glaube von Moses Eltern hervorgehoben, die sich vor dem Befehl des Pharaos nicht fürchteten, sondern mutig widersetzten. Die Namen der Eltern waren Amram (Stamm Levi) und Jochebed (Ex 6,20). In 2. Mose wird der Glaube der Mutter Jochebeds hervorgehoben (Ex 2,1-10). Durch den Begriff „Eltern“ wird in unserem Text auch der Glaube des Vaters Amram betont. Es kann gut sein, dass Gott sich den Eltern von Mose offenbarte und ihnen dabei mitteilte, ihr Sohn werde einen göttlichen Auftrag in seinem Leben zu erfüllen haben. So jedenfalls bestätigt es uns der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, der vorwiegend in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus wirkte und sich bemühte, Israel möglichst im positiven Licht darzustellen. Laut Josephus hatte Amram eine nächtliche Gotteserscheinung.

Bestimmt hatten die Eltern als Hebräer von den Verheissungen Gottes an Abraham gehört und vom Befreier, den der Herr dem Volk senden werde. Fest entschlossen trotzten die Eltern dem Befehl des Königs (d. i. der Pharao), weil sie in ihrer Gottesfurcht dem Herrn mehr gehorchten als Menschen (Apg 5,29). Egal, was auch passieren würde und ob sie dafür sterben mussten. Sie setzten mutig alles daran, das Leben ihres neugeborenen Kindes zu retten.

In unserem Text sieht es aus als ob das Kind drei Monate lang vor dem Pharao und seinen Truppen versteckt wurde, weil es äusserlich so schön war. Josephus bestätigt das in seinem fünften Kapitel seiner Geschichtsschreibung. Es kann sich nicht bloss um eine äussere Schönheit handeln, sondern um das Zeichen göttlicher Erwählung, das die Eltern in ihrem Kind sahen (1Sam 9,2; 16,12). Ähnlich wie Gott Wohlgefallen gefunden hatte an seinem Sohn (Lk 3,22). Auch Mose war in Gottes Augen anmutig, angenehm (Apg 7,17-22). Asteios (ἀστεῖος) kann im Griechischen bedeuten: städtisch, urban, fein, schön, gebildet; witzig, zartfühlend.

Nach drei Monaten gaben die Eltern das Kind in Gottes Hand. Die Mutter flocht einen wasserfesten Korb „aus Papyrus und verklebte ihn mit Asphalt und Pech“ (Ex 2,3). Sie musste damit rechnen, dass der Wind den Korb ins offene Meer hinaus blies. Sie musste damit rechnen, dass die Truppen des Pharaos den Korb entdeckten und das Kind doch noch getötet wurde. Doch es kam alles ganz anders, weil Gottes Hand im Spiel war (Ex 3,9). Gegen Gottes Ratschluss kann man auch nicht mit tausend ersonnen Listen ankämpfen. Gott fügte es so, dass die Tochter des Pharaos (Thermutis) und der Pharao selbst vom Kindlein angetan waren und es nicht töteten, trotz den warnenden prophetischen Stimmen im Land. Auch Mirijam, die Schwester Mose trug ihren Teil bei, indem sie der Tochter des Pharaos vorschlug, eine hebräische Amme zu rufen, die das Kind stillen konnte (Ex 2,7). Dieser unerschütterliche Glaube der Eltern Mose ist uns zum Vorbild geworden.

 

 VIII. Der Glaube Moses (V. 24-29)

Mose: Fünf Beweise für den Glauben Mose (V. 24-28).

1.  Glaube, der sich weigert (V. 24).
Mose hätte als Prinz in einem wunderschönen Palast leben können. Vielleicht wäre ihm sogar noch die Herrschaftskrone gegeben worden. Tatsache ist, dass er in einer der grössten Nationen der damaligen Welt lebte. Er hätte es sich dort gut gehen lassen können. Doch er weigerte sich zum Leben im Luxus, weil er an Gott glaubte.

2.  Glaube, der sich entscheidet (V. 25).
Es ist leicht, sich von der Sünde betrügen zu lassen (Hebr 3,13). Mose hatte die Gelegenheit, die Ägypter oder die Israeliten zu führen. Mose hätte sagen können: „Als Josef nach Ägypten kam, erlebte er einen grossartigen Aufstieg im Haus des Pharaos und blieb im Land bis er starb. Dabei konnte er gleichzeitig auch Gott und seinem Volk dienen. Warum sollte ich nicht auch dasselbe tun?“ Mose sah genügend in Ägypten, seinem vergänglichen Reichtum und seinem unmoralischen Lebensstil. Doch mit unwiderruflichem Entscheid liess er seine Privilegien in Ägypten fallen und wählte die Schmach und Schande für das Volk Gottes zu ertragen.

3.  Glaube, der die Schmach Christi für grösseren Reichtum hält (V. 26).
Der Reichtum Ägyptens war weit bekannt in der Welt. 1922 wurde an einer Grabkammer sechs Jahre lang gegraben. Es blieb für 3500 Jahre unentdeckt und gut verschlossen. Der Inhalt des Grabes verrät den ungeheuren Reichtum des alten Ägyptens. Mose und der ausgegrabene Pharao lebten hundert Jahre auseinander. Die Erinnerung an diese beiden Männer könnte unterschiedlicher nicht sein. Das Grab Mose wurde nie gefunden und trotzdem gibt es bis heute kaum jemand, der noch nie etwas von ihm gehört hat. Das Leben dieses Pharaos zeigt wie vergänglich Ruhm und Reichtum ist. Das Leben, das Mose wählte, enthielt trotz Schmach, einen viel grösseren Reichtum. Obschon Mose Jesus noch nicht kannte, erduldete er die Schmach Christi, indem er dieselbe Schande über sich ergehen liess (Hebr 13,13). Bis zu einem gewissen Grad werden alle Gläubigen leiden in ihrer Nachfolgschaft (2Tim 3,12). Paulus betrachtete sein früheres Leben ohne Christus als Verlust (Phil 3,7-10).

4.  Glaube, der seinen Blick auf die grosse Belohnung richtet (V. 26b und 27).
Mose entschied sich im Glauben für Gott und sein Volk, weil er auf die himmlische Belohnung schaute. Seine Entscheidung, das Haus des Pharaos zu verlassen, verstand niemand im Hof, so dass er dafür vermutlich noch gehänselt wurde. Es wäre, als ob wir als Sohn oder Tochter eines Milliardären unseren eigenen Weg gehen würden, ohne von dem gesicherten und üppigen Leben im Reichtum zu profitieren. Wer möchte nicht schon ein Promi sein und VIP Status haben? Wenn jemand es zum Erfolg und Reichtum gebracht hat, dann wird gesagt: „Der hat es geschafft.“ Viele wünschen sich reich und berühmt zu sein, doch für die Meisten bleibt es ein lebenslanger und unerfüllter Wunsch. Mose war reich und berühmt. Er besass alle Vorrechte, doch er gab sie auf, weil er im Glauben auf Gottes Himmelreich schaute. Wie weit sich Mose der Tragweite seiner Entscheidung bewusst war, wird hier nicht gesagt. Wir Menschen kennen unsere Zukunft nicht, doch der Herr führt uns. Gerade in Glaubensangelegenheiten wachsen wir immer tiefer in unsere Aufgabe hinein, die der Herr für uns vorgesehen hat, wie Mose.

Mose wuchs in seine verantwortungsvolle Aufgabe hinein, indem er zuerst einmal aus Ägypten nach Midian floh. Er fürchtete sich vor dem Pharao, weil er einen Ägypter erschlagen hatte (Ex 2,14-15). Vierzig Jahre alt war er, als er den Mord begannen hatte (Apg 7,23). Nach vierzig Jahren in der Wildnis, kam er gedemütigt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen zurück nach Ägypten (Ex 4,18-20; Apg 7,30). Da gab ihm der Herr den grossen Auftrag, zum neuen Pharao zu gehen und ihn zu bitten, Israel aus Ägypten wegziehen zu lassen (Ex 3,7-12). Der Herr gab Mose schrittweise immer grössere Verantwortung im Glauben. Zu Beginn wollte er noch nicht so richtig (Ex. 4). Doch dann wurde er jedes Mal mutiger, wenn er vor den Pharao trat (Ex 5,1; 7,16; 8,16; 9,1 usw.). Beim Auszug aus Ägypten hatte Mose keine Angst mehr vor dem Pharao und seinem ganzen Heer (Ex 14,13-14). (Mose verliess zwar Ägypten einst mit Furcht, aber beim Exodus ging er mit grossem Mut voran, worauf in Hebräer 11,27 Bezug genommen wird!) Mose hielt sich an den unsichtbaren Gott, als ob er ihn sehen würde, heisst es. Tatsache ist, dass Mose durch die Erfahrung mit dem brennenden Busch, Gott auf eine Art gesehen hatte (Ex 3,2-6). Das heisst; er sah den Engel des Herrn. Der Herr offenbarte sich durch einen Engel. Es wird aber auch gesagt, dass Mose sein Angesicht verhüllte. Im Exodus wird die besondere Beziehung erwähnt, die Mose zu Gott hatte, der mit ihm „von Angesicht zu Angesicht“ redete (Ex 33,11; Num 12,7-8). Tatsache ist, dass Gott dem Mose nach seiner Berufung unzählige Male erschien, aber richtig gesehen, hatte Mose den Herrn nie (Joh 1,18). Mose kam dem Herrn näher, als jeder andere sterbliche Mensch, trotzdem durfte er nur den Abglanz der göttlichen Herrlichkeit sehen (Ex 33,20-23).

5.  Glaube, der gehorsam ist (V. 28-29).
Mose glaubte alles, was der Herr zu ihm redete, deshalb ordnete er dem Volk das Passa (=vorbeiziehen, vorübergehen) an. Dazu musste ein makelloses, männliches, einjähriges Lamm geschlachtet werden (Ex 12,5). Das Blut des Lammes mussten die Israeliten an die Türpfosten ihres Hauses streichen, als Zeichen für den Todesengel (Würgeengel), damit die Erstgeburt nicht getötet wurde (Ex 12,22-23). Damit wurde das jährliche Passafest für die Juden als ewige Ordnung eingeführt (Ex 12,24-28). Diese Ordnung galt bis zu Christus, der anstelle des Passalamms geschlachtet und gefeiert werden sollte (1Kor 5,7b; Hebr 8,6: das christliche Osterfest). Weil die Israeliten Mose glaubten, taten sie wie er ihnen anordnete. Sie schlachteten ein Lamm und strichen das Blut an die Türpfosten ihrer Häuser. Sie blieben die ganze Nacht in ihren Häusern und assen das Lamm. Während die Erstgeburt aller Ägypter sterben musste, blieben die Israeliten verschont.

Einschub: Siehe Ähnlichkeiten zwischen Mose und Jesus (siehe Exodus-10 & Schatten #8).

1. Mose: Lebensbedrohung bei der Geburt durch Pharao (Ex 1,22; 2,2)
Jesus: Lebensbedrohung bei der Geburt durch Herodes (Mt 2,16-18)

2. Mose: Fand Sicherheit in Ägypten (Ex 2,1-10)
Jesus: Seine Eltern flüchteten ins sichere Ägypten (Mt 2,13)

3. Mose: Fastete 40 Tage auf dem Berg Sinai als er den Bund Gottes niederschrieb (Ex 34,28)
Jesus: Fastete 40 Tage in der Wüste, um vom Teufel versucht zu werden (Mt 4,2)

4. Mose: Mose und Aaron bewirkten grosse Zeichen und Wunder, um ihre Gottesgesandtschaft zu beweisen (Ex 4,1-9.29-31)
Jesus: Jesus und die Apostel bewirkten grosse Zeichen und Wunder, um ihre Gottes-gesandtschaft zu beweisen (Joh 20,30; Mk 16,20; 2Kor 12,12; Hebr 2,3-4; Apg 5,12)

5. Mose: Erduldete zahlreiches Murren (Ex 14,11; 15,24; 16,2)
Jesus: Erduldete zahlreiches Murren (Mk 14,4; Lk 5,30; Joh 6,41)

6. Mose: Vollbrachte einige Wunder (Ex 7-12; 14,21; 15,25)
Jesus: Vollbrachte einige Wunder (Joh 20,30-31)

7. Mose: Hörte die Stimme Gottes aus dem Himmel (Ex 19,19)
Jesus: Hörte die Stimme Gottes aus dem Himmel (Mt 3,17)

8. Mose: Erschien nach seinem Tod andern Menschen (Mt 17,3)
Jesus: Erschien nach seinem Tod andern Menschen (Joh 20,19; Apg 9,5)

9. Mose: Speiste die Volksmenge (Ex 16,15)
Jesus: Speiste die Volksmenge (Mt 14,20-21)

10. Mose: War ein grosser Prophet Gottes (Ex 18,15)
Jesus: War ein grosser Prophet Gottes (Mt 23,37)

11. Mose: War anmutig in Gottes Augen (Ex 2,2; Apg 7,20)
Jesus: Fand Wohlgefallen in Gottes Augen (Mt 3,17)

Der Glaube der Israeliten (V. 29):
Obschon der Glaube des Volkes Israel sehr schwach war (Ex 14,11-12), gingen sie trotzdem alle durch das Rote Meer hindurch und wurden gerettet (Ex 14,30). Sie gehorchten den Anweisungen Mose und wurden dafür belohnt. Die Ägypter hingegen sahen auf das Sichtbare und beugten sich nicht dem Willen Gottes. Deshalb kann gesagt werden: „Durch Glauben zogen die Israeliten durch das Rote Meer und wurden gerettet.“

Schlussfolgerung:
Glauben heisst, mit der Wirklichkeit des unsichtbaren Gottes rechnen (V. 27). Auch wir werden belohnt von Gott, wenn wir am Glauben festhalten, d. h.: wenn wir allem weltlichen den Rücken zu wenden, wie Mose sich weigerte einen zeitlich begrenzten Genuss von der Sünde zu haben, wenn wir uns entscheiden, für Gottes Gemeinde einzustehen und zu leiden, wenn wir die Schmach Christi für grösseren Reichtum erachten, als alle Schätze der Welt, wenn wir unsere Blicke auf die himmlische Belohnung richten, wenn wir gehorsam die Anleitungen Gottes durch sein Wort befolgen. Vieles ist bei den Menschen unmöglich und unglaublich, aber bei Gott nicht (Mk 10,27). Darum, lasst uns dem Herrn vertrauen und gehorchen in allem was er uns gebietet, denn er führt auch uns zum ewigen Sieg (1Kor 15,57)!

 

 IX. Glaube, der vorwärts geht (V. 30-31)

Bis jetzt war von Glaubenshelden die Rede, doch nun wird der Fokus auf die Mauern von Jericho gelegt (V. 30; Jos 6). Diese Mauern fielen aus zwei Gründen:

Aufgrund des Glaubens der Israeliten (V. 30).

Aufgrund der Macht Gottes, der Jericho in die Hand Josuas gab (Jos 6,2.20).

Dieses Ereignis prägte sich im Volk tief ein und auch die Nationen um Israel waren gewarnt (Jos 2,8-11). Dicke Stadtmauern fallen nicht - auch wenn noch so viele Soldaten auf den Boden stampfen, auch wenn noch so viele Menschen gemeinsam laut Brüllen und in die Hörner blasen (Jos 6,20). Es war einzig und allein der allmächtige Gott, der das bewirkte, denn es war Sein heiliger Krieg, wie beim König Jehoschafat4 (2Chr 20,15.17). Vier Jahrhunderte wurde diese Stadt nicht wieder aufgebaut (Jos 6,26; 1Kön 16,34).

Josua war ein Mann des Glaubens, wie Mose und der Herr war mit ihm auf allen Wegen (Jos 1,9). Bei der Einnahme Jerichos spielte die Bundeslade eine wichtige Rolle, das ist die Gegenwart Gottes (Jos 6,6).

Schlussfolgerung:
Dieses geschichtliche Ereignis zeigt einmal mehr, dass es keinen Glauben gibt ohne Werke (Jak 2,17.20). Es gibt auch keine Gnade ohne unseren Gehorsam (Röm 6,1-2). Wir werden aufgerufen, die Sünde zu besiegen und der Gerechtigkeit dienstbar zu werden (Röm 6,12-23). Wenn wir uns bewaffnen, mit der geistlichen Rüstung Gottes gegen die Sünde, dann wird der Herr auch uns den Sieg schenken (Eph 6,10; Hebr 4,12-13). „Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen und zugrunde gehen, sondern zu denen, die glauben und sich das Leben bewahren“ (Hebr 10,39).

Durch Glaube rettete die Dirne Rahab ihr Leben und das ihrer Angehörigen (V. 31; Jos 6,23). Die Dirne Rahab war eine aussergewöhnliche Frau. Sie glaubte fest an den lebendigen Gott im Himmel, der mit den Israeliten war (Jos 2,8-11). Deshalb riskierte sie ihr Leben, indem sie zwei Spione vor den Stadtbewohnern versteckte und ihre Leute belog (Jos 2,1-7). Sie musste ihren sündhaften Wandel gehasst haben und war zu allem bereit, um ihr Leben zum Guten zu verändern. Sie war heidnischer Abstammung und kannte das Gesetz Mose nicht. Durch ihren Glauben wurde sie gerechtfertigt vor Gott.

Rahab wurde später die Mutter von Salmon, die Mutter von Boas (Rut 4,21). Boas war der Vater von Obed, der mit Rut den Isai zeugte. Aus Isai kam der König David, der Vorfahre des Messias (Mt 1,5-6). Rahab wurde also die Gross-Gross-Grossmutter des Königs Davids.

Schlussfolgerung:
Auch hier wird ersichtlich, dass der Glaube sich durch Werke des Gehorsams manifestiert (Jak 2,25). Was waren ihre Werke des Gehorsams? Rahab nahm die Spione bei sich auf und versteckte sie. Sie belog die Stadtbewohner (Apg. 5,29). Sie band eine rote Schnur an ihr Fenster, als abgemachtes Zeichen für die Israeliten (Jos 2,). Gott ist gerecht und verschont jeden vor dem Untergang, wenn er nur ein wenig Ehrfurcht aufweist, wie die Dirne Rahab (Jona 3; Gen 18,32; Rut 1,22). Es ist interessant, dass es Menschen gibt, die viele Möglichkeiten in ihrem Leben kriegen, um dem allmächtigen Gott ihren Glauben und ihre Liebe zu erweisen. Doch leider lassen viele diese Gelegenheiten an sich vorübergehen. Dann gibt es Menschen von tiefstem Stand wie Rahab, die kaum etwas über Gott wissen und mitten in einer gottlosen Stadt leben, aber im richtigen Moment bereit sind, ihr Leben für den Herrn hinzugeben, egal was es kostet. Rahabs Bsp. zeigt, dass es nicht darauf ankommt, wie weit wir von Gott weg sind, wenn der Herr seine Arme ausstreckt und uns seine Gnade anbietet (Jes 59,1).

 

 X.  Glaube, der Gott auch in den Leiden vertraut (V. 32-40)

Die Bibel ist voll von wunderbaren Beispielen des Glaubens.
Dem Autor fehlt die Zeit, alle im Einzelnen zu erwähnen. Was folgt, ist eine Liste von Namen und Werken, die den Empfängern des Hebräerbriefs in Erinnerung gerufen werden. Ihnen allen schliessen wir Gläubigen uns an und wollen nicht müde werden im Glaubenskampf, auch wenn uns nicht immer alles gelingt.

Gideon (Ri 6,11 - 8,32):
Er war der fünfte Richter, der im Glauben die Midianiter besiegte. Gideons Armee bestand nur aus 300 Mann gegen mindestens 135'000 midianitische Krieger (Ri 7,6; 8,10). Er vertraute Gott, dass er mit seinen wenigen Kriegern, die wie Hunde das Wasser geleckt hatten, die Feinde besiegen werde (Ri 7,5-7).

Barak (Ri 4,1 - 5,31):
Er brachte mit 10000 jungen Männern den Kanaanitern eine schwere Niederlage bei (Ri 4,10). Sisera, der Feldherr der Kanaaniter, war in der Übermacht und besass 900 eiserne Kriegswagen (Ri 4,3). Er wurde von einer mutigen Israelitin getötet. Sie nahm einen Zeltpflock und einen Hammer, ging in sein privates Zelt und schlug ihm den Zeltpflock während er schlief durch die Schläfe (Ri 4,21). Es war eine Zeit, in der die Frauen mutiger waren als die Männer und ein grösseres Vertrauen in den Herrn bewiesen, ähnlich wie heute. Barak wird hier als Mann des Glaubens aufgeführt, aber sein Vertrauen in Gott war nicht stark genug. Er führte die israelitische Armee in den Krieg, aber nur deshalb, weil er von Debora angefeuert wurde. Darum wird er auch nicht auf der Liste der zwölf Richter aufgeführt, sondern Debora als vierte Richterin, die damit dem Land vierzig Jahre Ruhe verschaffte.

Samson (Ri 13,24 - 16,31):
Er war der zwölfte Richter, der den Philistern zur Geisel wurde. Er war zwar sehr eigenwillig und wird hier nicht gelobt für seine Unzucht mit der Philisterin, sondern für seine Heldentaten des Glaubens. Besonders das allerletzte Massaker, das er im Palast der Philister anrichtete, war nur durch seinen grossen Glauben an Gott möglich (Ri 16,28).

Jephta (Ri 11,1 - 12,7):
Er war der neunte Richter, ein tüchtiger Krieger, aber der Sohn einer Hure (Ri 11,1). Er vertrieb die Ammoniter vor dem Volk Israel und verschaffte dem Land Ruhe (Ri 11,32). Allerdings kostete ihn ein Gelübde gegenüber dem Herrn seine Tochter (Ri 11,30-31).

David (1Sam 16 - 2Sam 24):
Er war ein Mann nach dem Herzen Gottes (1Sam 13,14; Apg 13,22). Auch er machte schwerwiegende Fehler in seinem Leben (2Sam 11,4.15). Deshalb verhiess ihm der Prophet Nathan in seinem Haus viel Unheil (2Sam 12,11). Mit der Hilfe Gottes gewann er viele Kriege gegen die Feinde Israels, so dass das Land durch ihn stabiler wurde (Bsp. gegen den Philister Goliat, 1Sam 17; 18,7). Gottes Geist war auf ihm, als er seine letzten Worte sprach (2Sam 23,2). Seinen tiefen Glauben drückte er in vielen Psalmen aus, die er zur Anbetung Gottes schrieb (Bsp. Ps 23; Lk 20,42). Nur vom König Josia16 (640-609 v. Chr.) im Südreich, wurde er überboten in der Treue zum Herrn (2Kön 23,25). Gott bestätigte seine Verheissungen erneut durch David, der zum Schatten für Jesus Christus wurde (Jes 55,3-4; Apg 13,32-35, siehe Schatten#12).

Samuel (1Sam 2,21 - 25,1):
Er war der letzte Richter Israels und gleichzeitig auch ein grossartiger Prophet Gottes. Er tat so viel Gutes und war fast unentbehrlich für das Volk Gottes, so dass Saul ihn durch eine Totenbeschwörerin aus dem Scheol zurückrufen liess (1Sam 28,15). Leider hatte er keinen guten Einfluss auf seine beiden Söhne. Wie sein Vorgänger Eli, war Samuel zu lasch mit seinen Söhnen (1Sam 3,12-13). Samuels Söhne wurden zwar zu Richtern eingesetzt, aber sie waren geldgierig, nahmen Bestechung an und beugten das Recht (1Sam 8,1-7). Deshalb wollten die Führer Israels sie nicht als Samuels Nachfolger, sondern begehrten einen König (1Sam 8,5).

Die Propheten:
Bekannte Propheten waren Jesaja, Daniel, Jeremia, Sacharja, Elija und Elischa. Sie alle haben für die Sache des Herrn viel gelitten (Jak 5,10).

Hier nimmt die Aussage des Schreibers einen allgemeinen Charakter an, indem er Frauen und andere Helden ohne Namen erwähnt, die aufgrund ihres Glaubens Grosses getan haben (V. 33-38).

Die Grosstaten fallen in drei Gruppen:

Erreichtes - in Bezug auf Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit geübt, Verheissungen erlangt (V. 32-34).

Durchgestandenes - in Bezug auf Verfolgungen (V. 35-36).

Bestandenes - in Bezug auf Leiden (V. 37-38).

Dann werden auch Frauen erwähnt, die viel gelitten haben (V. 35).
Sie haben ihre Toten wiederbekommen (Lazarus: Joh 11). Elija erweckte den Knaben der Witwe in Zarefat oder Sarepta (1Kön 17,17-24). Elischa erweckte das tote Kind der Schunamitin (2Kön 4,18-37).

In den Versen 33-34 werden neun Beispiele des Sieges aufgezählt, die Menschen Dank ihres Glaubens, mit der Hilfe Gottes errangen:

Königreiche bezwungen
Von Helden, wie Gideon, Barak, Jephta und David, die bereits erwähnt wurden. Sie haben die gottlosen Völker bestraft, nach dem Willen des Herrn (Ex 34,10-16; Dtn 12,31). Gott wartete z. B. bis die Schuld der Amoriter voll war (Gen 15,16b).

Gerechtigkeit geübt
Samuel verschaffte sein Leben lang Israel zum Recht (1Sam 7,15; 12,4). Von David heisst es, dass er als König dem ganzen Volk Recht und Gerechtigkeit verschaffte (2Sam 8,15). Auch Noah, Hiob und Daniel waren Gerechte in Gottes Augen (Ez 14,14.20).

Verheissungen erlangt
Besonders deutlich sehen wir das bei den Richtern Barak und Gideon (Ri 4,14-15; 6,14; 7,7). Zudem erfüllte sich das Wort Gottes an Israel, als sie unter Josua das Land Kanaan einnahmen (Jos. 21,43-45). Jesaja sah, wie die Stadt Jerusalem von den Feinden im Norden verschont wurde, wie ihm der Herr vorhersagte (2Kön 19). Daniel sah das Ende der babylonischen Gefangenschaft, wie es ihm verheissen wurde (Dan 9). Verschiedene kurzfristige Ziele, die der Herr versprach wurden erreicht.

Löwen den Rachen gestopft
Samson, der zwölfte Richter kämpfte gegen Löwen (Ri 14,6). Der König David tötete Löwen, als er noch Schafhirt war (1Sam 17,34-35). Bei Daniel in der Löwengrube war es Gott, der einen Engel sandte, um den Löwen den Rachen zu verschliessen (Dan 6,23). Daniels Treue zum Herrn konnten alle erkennen (Dan 6,4-5.12). Daniels ungetrübtes Vertrauen in Gott ist vorbildlich (Dan 6,11). Daniels Dienst für Gott sah selbst der König (Dan 6,21). Heute noch geht der Teufel umher wie ein brüllender Löwe, vor dem wir uns aber nicht zu fürchten brauchen, wenn wir dem Herrn vertrauen (1Petr 5,8-9).

Gewaltiges Feuer gelöscht
Wer denkt dabei nicht sofort an die drei Gottesdiener: Schadrach, Meschach und Abed-Nego (Dan 3,16). Aus Glauben antworteten sie Nebukadnezar, als er sie fragte, weshalb sie sich nicht vor der goldenen Götzenstatue verneigten (Dan 3,16-18):

„Wir müssen dir keine Antwort geben.“

„Unser Gott wird uns aus dem lodernden Feuerofen erretten.“

„Auch wenn unser Gott uns nicht errettet, werden wir zu IHM halten.“

Vielleicht gab es noch andere Ereignisse, von denen uns die Bibel nichts berichtet. Wir können uns durch verletzende Aussagen von andern aufwiegeln lassen und es weitererzählen, so dass ein Flächenbrand entsteht, statt das Feuer von Anfang an mit unserer Liebe zu löschen (Jak 3,5-6).

Dem zweischneidigen Schwert entronnen
Davids Sieg über den Philister Goliat ist allen wohl bekannt (1Sam 17). Nachdem Saul mit seinem Speer David fast an die Wand gespiesst hatte, versuchte er ihn zu töten (1Sam 18,10-11; 19,10). Auf der Flucht vor Saul wich David keinen Fussbreit vom Weg Gottes ab. Dabei erlebte er, wie der Herr sein Leben auf wunderbare Weise bewahrte, indem er dem Schwert des Sauls immer wieder entkam (1Sam 20,22; 22,17; 23,13-14). Auch die Propheten wurden auf ähnliche Weise bewahrt:

Elija vor der Isebel (1Kön 19,1-6).

Elischa vor Isebels Sohn, Jehoram (2Kön 6,14-23.31-33)

Vielleicht dachte der Autor auch an die Königin Ester, Mardochai und die Juden, die vor dem Tod bewahrt wurden (Es 4,13-14; 7,4.10; 9,20-22). Im Neuen Testament lesen wir von Petrus, Paulus und Silas, die aus dem Gefängnis befreit wurden und so dem Todesschwert entgingen (Apg 12,11; 16,26). Wenn wir vom Bösen angegriffen werden, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wir fliehen und entziehen uns einem Kampf (was manchmal empfehlenswert sein kann), oder wir stellen uns dem Kampf mit dem Schwert des Geistes, das uns von Gott geschenkt wurde, um uns zu verteidigen (Hebr 4,12; Eph 6,17).

Als sie schwach waren, haben sie Kraft empfangen
Barak (Ri 4,3.14-16.23): Mit einer kleinen Armee gelang es Barak, den übermächtigen König von Kanaan mit seinen Kriegern zu unterwerfen. Der Herr brachte die Feinde in Verwirrung und unterwarf sie vor den Israeliten.

Samson (Ri 16,25.28-30): Nachdem man Samson die Haaren geschnitten und die Augen ausgestochen hatte, wurde er gefesselt den Philistern vorgeführt. Samson flehte zum Herrn und der Herr gab ihm ein letztes Mal seine fast übermenschliche Kraft zurück. David war unter den Schwachen, die durch den Herrn stark gemacht wurden (siehe David gegen Goliat, 1Sam 17).

Achab (1Kön 20,13.28-29): Der Herr hat Grosses getan für sein Volk. Der König Achab und seine Feinde konnten erkennen, wie gross der Herr ist. In diesem Fall liegt die Betonung nicht auf dem Glauben Achabs, sondern auf der Tatsache, dass der Herr den Schwachen die Siegeskraft gab. Wir brauchen uns niemals zu fürchten vor der irdischen Übermacht, auch wenn sie noch so gross ist (Num 13,22-34). Gottes Macht ist viel überragender, der wir uns anvertrauen dürfen. „Alles vermag ich durch den, der mir die Kraft dazu gibt“ (Phil 4,13).

Im Krieg stark geworden
Denken wir an die Israeliten, die sieben Mal um Jericho herumzogen (Jos 6). Am siebten Tag bliesen die Priester in die Hörner und das Volk brach in Kriegsgeschrei aus (V. 20). Da liess der Herr die dicken Stadtmauern von Jericho zusammenfallen, wie ein Kartenhaus. Besonders in der Zeit zwischen den Testamenten (d. h. im zweiten Jahrhundert vor Christus) wurden die Juden mehrmals stark im Krieg. Z. Bsp. Judas dem Makkabäer gelang es mit Gottes Hilfe, die übermächtigen Syrer zu besiegen, die den Juden die hellenistische Kultur und Religion aufzwingen wollten (1Makk 3,16-20). Wichtig ist zu wissen, dass der Herr uns nicht jeden Kampf gewinnen lässt. Viele wurden wegen ihres Glaubens aus ihren Todesgefahren befreit. Doch die grosse Mehrzahl blieb nicht verschont und kam im Krieg um. Wir dürfen also nicht in jedem Fall einen Sieg erwarten im Leben, selbst wenn wir noch so an den Herrn glauben! Der himmlische Sieg jedoch ist uns ganz sicher (1Kor 15,57).

Feindliche Heere in die Flucht geschlagen
Denken wir an die schreckliche Belagerung Samarias und die wundersame Rettung durch Gottes Hand (2Kön 6,24-29; 7,3-7). Die vielen Kriege Israels, in denen Gott mit mächtigem Arm eingriff, sind für uns Gläubigen im Neuen Testament eine grosse Stärkung, wie auch wir feindliche Mächte der Gemeinde in die Flucht schlagen können. Jesus Christus herrscht „bis Gott ihm alle Feinde unter die Füsse gelegt hat“ (1Kor 15,26). Wie können wir heute noch feindliche Heere in die Flucht treiben? Indem wir z. Bsp. Gedanken des Hasses und der Aggression vertreiben. Indem wir den Versuchungen des Lebens widerstehen, die unseren Glauben und unsere Beziehung zum Herrn bedrohen (Mt 4; Jak 1,12-15).

Schlussfolgerungen:
Es ist interessant zu sehen, dass Gott seinem Volk immer tatkräftig beistand. Die Menschen mussten nur an den Herrn glauben, der Rest erledigte Gott. Dabei scheute sich Gott nicht, auch auf übernatürliche Weise einzugreifen.

Der Herr lässt sein Volk nicht im Stich, selbst wenn es seine Hilfe nicht verdient hat! (Ri 2,18; Ps 33,12). Auch wir Gläubigen dürfen fest mit Gottes Beistand rechnen (Ps 103,13; 2Tim 2,13). Auch wir können durch unseren Glauben an den Herrn noch heute Berge versetzen (Mt 17,20).

Der Glaube und die Hingabe zum Herrn ist und bleibt eine lebenslange Herausforderung für uns (Lk 9,62; 13,23-24). Es geht nicht bloss um ein bisschen Glauben, dass es Gott gibt! Gott will unser ganzes Herz und Leben! (Lk 14,27). Was haben wir kürzlich erlebt und durch unseren Glauben mit dem Herrn vollbracht?

In den Versen 35-38 werden 9 Beispiele des Elends aufgelistet, die einige wegen ihres Glaubens erdulden mussten:

1.  Folterungen
Eine Folter ist, das gezielte Zufügen von physischen Schmerzen, das ein Leben langsam auszulöschen vermag. Oft diente sie zum Zweck eine Aussage, ein Geständnis oder andere Informationen zu erzwingen. Diese Form der Gewalt an einem Menschen wurde auch als Todesstrafe ausgeübt (z. B. eine Kreuzigung, eine Verbrennung usw.). Nero liess tausende von Christen kreuzigen und am Kreuz anzünden, um des Nachts seinen Garten zu beleuchten. In der Kirchengeschichte lesen wir von tausenden Märtyrern, besonders in der Zeit der Christenverfolgungen, die aufs grausamste gefoltert wurden, wegen ihres Glaubens.

2.  Spott und Geisselungen
Jesus wurde mehrmals verspottet (Mt 27,27-31.39-44). Die Apostel erduldeten Geisselungen (Apg 5,29-32.40-42). Die Propheten wurden verhöhnt (Bsp. Jeremia 20,7-8). Offenbar ertrugen früher einige Christen (im Hebräerbrief) Beleidigungen und waren bereit, Schmach für Christus zu ertragen (Hebr 10,33; 13,13).

3.  Fesseln und Gefängnis
Jeremia wurde auf Schwerste misshandelt: Gefangen genommen (Jer 37,4-21). In die Zisterne geworfen (Jer 38,6-13). Der König warf den Propheten Chanani oder Hanani ins Gefängnis (2Chr 16,7-10). Der König warf den Propheten Michajehu in den Kerker (1Kön 22,26-27). Der Apostel Paulus erduldete Gefangenschaften (2Tim 2,8-9; 2Kor 11,23-24)

4.  Steinigungen
Gemäss Tradition, wurde Jeremia von Juden in Ägypten gesteinigt. Der Prophet Secharja wurde wegen seiner Worte gesteinigt (2Chr 24,20-21). Jesus wies auf die Propheten Gottes hin, die gesteinigt wurden (Mt. 23,37). Stephanus wurde zu Tode gesteinigt (Apg 7,54-60). Paulus überlebte eine Steinigung (Apg 14,19; 2Kor 11,25).

5.  Zersägt
Eine jüdische Überlieferung berichtet, dass Jesaja (740-685 v. Chr.) vor Manasse geflüchtet sei, nachdem er zum Tod verurteilt worden war, weil er die Wahrheit sagte. Von den Soldaten des Königs verfolgt, hielt Jesaja sich im Stamm einer Zeder versteckt, worauf der König den Baum durchsägen liess.

6.  Erschlagen mit dem Schwert
Es gibt unzählige Beispiele in der Bibel, die uns von Gläubigen berichten, die mit dem Schwert erschlagen wurden, besonders im Alten Testament: Unter der Regierung Achabs wurden viele getötet (1Kön 19,10). Saul liess fünfundachtzig Priester mit dem Schwert hinrichten (1Sam 22,18). Der treuste König, Josia wurde vom ägyptischen Pharao getötet (2Kön 23,29). Der Gottesmann Urijahu wurde auf Befehl des Königs mit dem Schwert getötet und sein Leichnam zu den Gräbern des einfachen Volkes geworfen (Jer 26,20-23).

Beispiele im Neuen Testament: Johannes der Täufer wurde enthauptet (Mt 14,1-12). Jakobus wurden mit dem Schwert hingerichtet (Apg 12,1-2). Fast alle Apostel starben einen Märtyrertod.

7.  Fellen von Schafen und Ziegen getragen
Elija, wie auch die übrigen Propheten, bekleideten sich oft mit Tierfellen (1Kön 17,3-9; 19,3-14; 2Kön 1,8; Sach 13,4; Joh 1,6). Nero war ein besonders grausamer und brutaler Herrscher, der schon mit 17 Jahren Kaiser wurde. Er leitete die Christenverfolgung ein und bediente sich grausamsten Methoden der Gefangenen. Zur Unterhaltung überzog man die gefangenen Christen mit Schafspelzen oder Ziegenfellen und liess dann in der Arena wilde Hunde oder Löwen auf sie los, so dass sie vor dem Publikum lebendigen Leibes zerfetzt und aufgefressen wurden.

8.  Umhergeirrt in Wüsten und Gebirgen, Höhlen und Klüften
Als David vor Saul auf der Flucht war, wohnte er in Höhlen (1Sam 22,1). Achab und Obadjahu versteckten hundert Propheten in Höhlen (1Kön 18,1-5). Elija floh vor Isebel und lebte für eine Zeit in einer Höhle (1Kön 19,9).

9.  Not und Qualen erfahren
Paulus berichtet von einigen schweren Nöten (2Kor 6,3-10). Die Propheten werden als Beispiel für grosse Leiden hingestellt (Jak 5,10-11).

„Sie, derer die Welt nicht würdig war ...“ (V. 38)
Vermutlich denkt der Verfasser an die schreckliche Zeit der Makkabäer Kriege. Beeindruckend ist auch der grausame Tod des betagten Schriftgelehrten Eleasar (70), um 167 v. Chr. (2Makk 6,18-31). Ebenso tragisch werden die Misshandlungen der sieben Brüder, samt ihrer Mutter, beschrieben (2Makk 7,1-42). Besonders in Zeiten der Christenverfolgung waren viele Christen der Welt nicht würdig. Diese Gläubigen sind in Gottes Augen die wirklichen Sieger! (1Joh 2,15-17). In Gottes Augen sind alle Märtyrer die wahren Helden (Ps 116,15; Jes 57,1; Offb 6,9-11). Leiden sind eine Gnade, durch die Gott seine Kinder zubereitet (Ps 73; Phil 1,29; Kol 1,24-25; 1Petr 2,19ff.). Es gibt viele Beispiele in der Menschheitsgeschichte, die zeigen, dass Gläubige der Welt nicht würdig waren. Jesus kam als Licht in die Finsternis, doch die Finsternis hat ihn nicht angenommen, selbst seine Apostel hatten Mühe (Joh 1,5.10; 15,18-20). Generell gesagt, hasst die Welt die Gläubigen (1Joh 3,1b.13; Mt 10,34ff.). Das Urteil Gottes und das Urteil der Welt widersprechen sich hier vollständig (1Kor 1,27-28).

Trotz den grossen Heldentaten des Glaubens, waren sie alle Sünder (V. 39):

Noah hatte sich betrunken.

Abraham log und gab seine Frau zwei Mal als Schwester aus.

Sara war ungeduldig und schickte ihren Mann zur Magd.

Isaak log und gab seine Frau als Schwester aus.

Jakob überlistete den Segen seines Vaters.

Mose brachte einen Ägypter um und schlug auf den Felsen.

Rahab und Simson trieben Unzucht.

Gideon trieb Götzendienst.

Barak weigerte sich, ohne Debora in den Krieg zu ziehen.

Jephta war der Sohn einer Hure und schwur einen unnützen Eid mit tragischen Folgen.

David begann Ehebruch mit Batseba.

Samuel war mit seinen Söhnen zu grosszügig in der Erziehung.

Übersetzungsvarianten in Vers 39:
Dieser Vers wird in der Zürcher Bibel so übersetzt: „Und sie alle haben, auch wenn sie aufgrund des Glaubens Zeugen geworden sind, die Verheissung nicht erlangt.“ in der alten Zürcher Bibel heisst es: „Und diese alle erlangten, obschon sie durch den Glauben [ein gutes] Zeugnis besassen, die Verheissung nicht.“ In der Luther Übersetzung lautet dieser Vers so: „Diese alle haben durch den Glauben Gottes Zeugnis empfangen und noch nicht erlangt, was verheissen war.“ Elberfelder übersetzt: „Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erhielten, haben die Verheissung nicht erlangt.“ NGÜ: „Ihnen allen stellte Gott aufgrund ihres Glaubens ein gutes Zeugnis aus, und doch haben sie die endgültige Erfüllung dessen, was er ihnen zugesagt hatte, nicht erlebt.“

Auslegungsvarianten in Vers 39:
Wortwörtlich könnte es auch heissen: „... auch wenn sie aufgrund des Glaubens - Märtyrer geworden sind ...“, (μαρτυρέω steht als Partizip im Aorist), oder Leidenszeugen geworden sind ...“ Diese Schlussfolgerung könnte sich auch auf Vers 2 beziehen, wo es heisst, dass den Vorfahren ein gutes Zeugnis ausgestellt wurde. Sicher ist, dass alle Vorfahren auf irgendeine Art gelitten haben, aber nicht alle ein gutes Zeugnis erhielten (1Kor 10,5; Lk 13,23-24).

Sie alle haben die Verheissung Gottes, das Endziel nicht erreicht! (V. 39-40.13)
Die Verheissung (ἐπαγγελία) ist die himmlische Ruhe (Kap. 4,1). Zuerst musste Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz die Voraussetzungen erfüllen, damit Menschen durch ihren Glauben die Verheissung des ewigen Lebens erlangen können (1Joh 2,25). Jesus bezahlte mit seinem Tod für die Übertretungen der Gläubigen, unter dem Alten Bund (Kap. 9,15). Mit einem einzigen Opfer für die Sünden, brachte er alle Gläubigen zur Vollendung (Kap. 10,12-14).

Was ist das Bessere das Gott vorgesehen hat?
Das Bessere ist: der neue Bund (7,22), Jesus Christus (1,4), die Priesterschaft (7,17), die Hoffnung (7,19), das Opfer (9,23), die Vergebung (10,18), das Erbe (10,34), die Heimat (11,16), die Auferstehung (11,35), das Blut (12,24), das unerschütterliche Reich (12,28) usw. Die Gläubigen im Alten Bund haben Jesus nicht gekannt, wie wir ihn heute durch die Schriften kennen. Die Gläubigen im Alten Bund hatten nicht diese lebendige Hoffnung auf das ewige Leben, wie wir heute im Neuen Bund. Die Gläubigen im Alten Bund erlangten nicht ohne uns die himmlische Vollendung (Offb 6,11). Das Ziel ist die Rettung aller Gläubigen aus dem Alten und Neuen Bund (Röm 10,4). Erst mit dem Kommen der neutestamentlichen Gemeinde, wird das Volk Gottes vollzählig (Eph 2,14-18). Die Gläubigen des Alten und Neuen Bundes stehen Seite an Seite und bilden einen neuen Ölbaum (Röm 11,17-24). Auch wir Gläubigen die nach Christus geboren wurden, werden, wenn wir sterben, die endgültige himmlische Vollendung nicht erlangen (1Thess 4,13-18). Mit dem fleischlichen Tod gelangen Gläubige und Ungläubige in den Zustand der körperlosen Seelen (siehe Letzte Dinge, L. 3 Tabelle). Erst am jüngsten Tag werden alle Lebenden auf Erden und alle verstorbenen Seelen gerichtet und aussortiert (Joh 5,28-29).

Schlussfolgerung:
Alle diese Beispiele sollten die Hebräer und alle, die Leiden scheuen, anspornen für den Glauben zu kämpfen und alles zu geben, ja sogar das physische Leben (Mt 16,24-28). Egal, was wir Menschen von andern halten; es ändert nichts an der Tatsache, dass Gott am Ende eines Lebens das Zeugnis ausstellt und dass Gott bestimmt, wann seine Verheissungen erlangt werden können.

Auch wir werden einmal der langen Liste der Glaubenshelden hinzugefügt, wenn wir unermüdlich kämpfen und nicht aufgeben! (Hebr 10,36; Röm 8,35-39). Es kommt nicht darauf an wie gut wir im Glauben beginnen, sondern wie gut wir enden!

 

 Link:

- Hebräer 12:  Dem Anfänger und Vollender nachfolgen