Gottes Plan-09a: Konflikte lösen (Teil 1)

Gottes Plan für die Ehe

 

 Einleitung

Eine Sache steht für jedes Ehepaar fest: Nach der Hochzeit wird es früher oder später zu kleineren oder grösseren Konflikten kommen. In jeder Ehe wird es Meinungsverschiedenheiten geben.

 

Warum gibt es Meinungsverschiedenheiten in einer Ehe?

Warum treten Konflikte auf in einer Ehe? Dafür gibt es eine Vielzahl von Erklärungen.

Unterschiedliche Hintergründe
Wenn zwei Menschen zusammenkommen, dann stossen zwei Kulturen aufeinander. Jeder kommt von einem Zuhause, in dem es unterschiedliche Wege gab, Dinge anzupacken und zu erledigen. In einem Haushalt traf immer der Mann und Vater alle wichtigen Entscheidungen. Im andern Haushalt war es die Frau und Mutter die alles bestimmte. Vielleicht gab es aber gar keinen Mann oder eine Frau im Haushalt, weil die Eltern geschieden waren. Vielleicht wuchs der Eine völlig unbeschwert auf dem Land auf, während der Andere schon als kleines Kind in einer Grossstadt zu Recht kommen musste. Der Eine mag Musik und Fernsehen, während der Andere die Ruhe bevorzugt usw.

Geschlechtsunterschiede
Mann und Frau unterscheiden sich nicht nur physisch, sondern auch geistig. Wenn im 1. Petrus 3,7 vom schwächeren Geschlecht die Rede ist dann mag das zutreffen in Bezug auf die Muskelmasse. Es ist heute jedoch wissenschaftlich erwiesen, dass die Frau über ein besseres Immunsystem verfügt als der Mann. Eine Frau kann aber auch intellektuell ihrem Mann überlegen sein. Frauen sind also nicht in jeder Hinsicht das schwächere Geschlecht!

Unterschiedliche Persönlichkeiten
Der allmächtige Gott hat Paare auch in ihren Persönlichkeiten unterschiedlich geschaffen. Es ist sogar so, dass kein menschliches Wesen 100% einem andern gleicht. Jeder von uns ist ein einzigartiges Original. Der Eine ist mehr introvertiert, der Andere mehr extravertiert. Der Eine ist Aufgaben orientiert, der Andere ist Menschen orientiert. Der Eine ist ein Abendmensch, der Andere ein Morgenmensch usw.

Die Gefahr der Nähe
Das Zusammenleben bringt Unterschiedlichkeiten an den Tag. Am Anfang waren die Unterschiede beim andern cool und anziehend. Mit der Zeit können jedoch bestimmte Unterschiede nerven. Die Frage ist nur: Worauf lege ich Wert und wie fühle ich mich dabei? Sind bestimmte Anstösse einen Streit wert, oder bin ich bereit, mit den Unterschiedlichkeiten zu leben? Wie können wir aus Unterschieden Kapital schlagen? (Lektion 8). Heute möchten wir es von einer andern Seite angehen, indem wir fragen:

 

 Wie gehe ich mit Meinungsverschiedenheiten um?

Obwohl jeder seine ganz persönliche Art hat, zu streiten, lassen sich die Streitformen in Kategorien einordnen. Soziologen haben fünf verschiedene Konfliktarten definiert.

1. Der Kämpfer
Ein Kämpfer will um jeden Preis gewinnen. Er betrachtet Konflikte als offene Auseinander-setzungen. Wichtig ist vor allem die eigene Person. Der Gegner ist von untergeordneter Bedeutung.

2. Der Drückeberger
Bei ihm hört man oft den Satz: „Ich will nicht darüber reden.“ Nicht nur die eigenen Bedürfnisse werden ignoriert, sondern auch die des andern. Wenn ein Konflikt droht, zieht man sich zurück und sagt gar nichts mehr. Diese Art zu streiten stellt eine tödliche Bedrohung für eine Ehe dar. Denn sie kann eine Ehe zum Scheitern bringen.

3. Der Verhandler
Er liebt die Kunst des Kompromisses: „Ich mache dies, wenn du das machst ... Dem Verhandler liegen die eigenen Interessen am Herzen, als auch die des andern. Deshalb werden angemessene Forderungen von beiden Seiten vorgebracht, um dann eine Kompromisslösung zu finden. So erlangen beide Parteien ein gewisses Mass an Zufriedenheit.

4. Der Team-Arbeiter
Hier gilt die Philosophie: „Wenn du deinen Gegner nicht besiegen kannst, dann schliess dich ihm an.“ Das Paar geht sich nicht aus dem Weg, sondern ist im Gegenteil hoch motiviert, kreative Lösungen zu besprechen, die nach Möglichkeit beide zufriedenstellen. Dazu gehört jedoch ein grosses Selbstbewusstsein und noch mehr Verhandlungswille. Das Ziel ist nicht zu gewinnen, sondern auf beiden Seiten Zufriedenheit zu erreichen.

5. Der Anpasser
Er ist das Gegenteil vom Kämpfer. Ihm ist „der Frieden um jeden Preis“ so wichtig, dass die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt bleiben, um den Partner zufrieden zu stellen. Ein Konflikt wird vielleicht nicht vermieden, doch am Ende wird immer um des Friedens willen nachgegeben. Dieses Verhalten kann sehr problematisch werden für eine Beziehung, wenn sich der Anpasser in den Ehejahren weiterentwickelt und plötzlich nicht mehr bereit ist, immer nachzugeben.

Jeder von uns verhält sich im Streit hauptsächlich nach einem der genannten Muster. Da wir uns ständig weiter entwickeln, kann sich unsere Streitform mit den Jahren verändern. Es kann aber auch sein, dass jemand je nach Situation auch zu einer anderen Stellung wechselt. Jemand, der normalerweise kompromissbereit ist, kann z. B. in einer für ihn wichtigen Angelegenheit plötzlich unnachgiebig um den Sieg kämpfen. Studien haben gezeigt, dass eine Kombination aus Team-Arbeiter, Verhandler und Anpasser die besten und beständigsten Ergebnisse erzielen.
Es ist wichtig, dass wir uns bewusst werden, wie wir uns in Konfliktsituationen verhalten, um dringend notwendige Korrekturen vornehmen zu können. Denn zu lernen, wie man fair streitet, zählt zum Wichtigsten, was wir in der Kommunikation überhaupt lernen können. Ein Streit zwischen zwei Menschen die sich lieben, muss nicht unbedingt destruktiv sein. Er kann sogar eine höchst konstruktive Erfahrung sein.

Es herrscht manchmal in christlichen Kreisen die Idee, Differenzen nicht gleich beim Auftreten anzupacken, sondern sie zu sammeln und einen dafür geeigneten Zeitrahmen zur Besprechung zu suchen. Dies kann in gewissen Fällen zu einem verbesserten Gesprächsklima beitragen, nachdem die heissen Köpfe sich erst einmal abgekühlt haben. Es gibt aber auch Situationen, die keine Zeit zum ausführlichen Gespräch zulassen. Und es gibt auch viele Probleme, die nicht aufgeschoben werden können, indem wir zuerst einen freien Termin in unserer Agenda suchen, um die Dinge zu besprechen. Vieles hängt ja mit dem täglichen Ablauf zusammen und ist eng mit einer funktionierenden Beziehung verknüpft. Zudem sind wir Menschen keine Computer, die ein Problem einfach in einem Ordner abspeichern können, um es zu jedem gewünschten Zeitpunkt wie ein Dokument wieder hervorzuholen und zu öffnen (Mt. 5,25-26). Wir müssen uns damit abfinden, dass Versuchungen und Probleme uns auf die vielfältigste Art und Weise überraschen und immer wieder neu herausfordern.
Die Frage ist: Wie lösen wir Probleme, wenn sie auftauchen? Wie gehe wir mit Meinungsver-schiedenheiten um? Wie lösen wir Konflikte in unserer Ehe?

 

Was wir in einem Konflikt niemals tun dürfen! - (9 Verbote)

Als Christen haben wir uns für die Agape-Liebe entschieden und wollen die Verhaltensweisen dieser Welt nicht mehr nachahmen. Leider gelingt es uns nicht immer, so zu leben, wie es der himmlische Vater für uns vorgesehen hat, damit uns die Ehe zum Segen wird. Um uns von weltlichen Verhaltensweisen besser absondern zu können, möchten wir fünf falsche Reaktionen in Konfliktsituationen behandeln:

1. Körperliche Gewalt anwenden
Körperliche Gewalt ist ein absolutes „No, no“, besonders in der christlichen Ehe. Egal wie sehr uns der Partner herausfordert, wir dürfen uns auf keinen Fall so herausfordern lassen, dass es zu gewalttätigen Aktionen kommt. Von Jesus lernen wir, dass wer zum Schwert greift der wird durch das Schwert umkommen (Mt 26,52). Das ist ein göttliches Lebensprinzip. Das heisst; körperliche Gewalt wird für uns selbst zur Lebensbedrohung! Auch wenn wir uns noch so im Recht fühlen, wir Christen sind dazu berufen, jede Form von Gericht dem Herrn zu überlassen und niemals selbst auszuüben.

2. Schreien oder Fluchen
Auch das ist Gewalt, auch wenn sie nur verbal ausgeübt wird. Mit Druck wird versucht dem andern seine Vorstellungen aufzuzwingen. Wo es Druck gibt, da entsteht immer Gegendruck. Auch das ist eine alte Lebensweisheit. Deshalb lehrt uns der Heilige Geist in den Sprüchen 15,

Vers 1, „Eine sanfte Antwort beschwichtigt die Erregung, aber ein kränkendes Wort steigert den Zorn.“

Vers 18: „Ein zorniger Mann erregt Zwietracht, aber ein Langmütiger schlichtet den Streit.“

Christen bemühen sich unermüdlich darum, dass es zu keiner Form der Gewalt kommt in all ihren Beziehungen, sei sie physisch oder verbal.

3. Beschimpfungen oder Drohungen
Auch Beschimpfungen und Drohungen sind eine Form von Gewalt. Sie können tiefe Wunden hinterlassen und führen dazu, dass es auf beiden Seiten nur Verlierer gibt. In einer Ehe, die auf der Liebe Gottes fundiert ist, versuchen beide Partner genau das Gegenteil von Beschimpfungen und Drohungen, nämlich; Worte der Erbauung zu finden (Eph 4,26-29): „Wenn ihr zürnt, versündigt euch nicht! Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und dem Teufel gebt keinen Raum! Wer stiehlt, stehle nicht mehr, sondern arbeite und tue etwas Rechtes mit seinen Händen, damit er etwas hat, das er dem Notleidenden geben kann. Kein hässliches Wort komme über eure Lippen, sondern wenn ein Wort, dann ein gutes, das der Erbauung dient, wo es nottut, und denen, die es hören, Freude bereitet.“

Zorn ist keine Sünde. Auch Jesus wurde manchmal zornig, wenn er mit der Widerspenstigkeit der Juden konfrontiert wurde. Zorn ist ein menschliches Gefühl, das man den meisten Menschen ansehen kann, wie ein Schamgefühl oder eine Freude. Bei jedem echten Menschen ohne Masken können Gefühle sichtbar werden. Wenn aber der Zorn in üble Beschimpfungen und Drohungen ausbricht und unkontrollierbar wird, dann ist es Sünde und wird uns und andern zum Schaden.

Für Sünde gibt es laut der Bibel zwei Lösungen: Bestrafung oder Vergebung. In der Welt kennen die meisten Menschen das Wort Vergebung nicht, weil sie selbst nie Vergebung erfahren haben. Wir Gläubigen haben uns für das neue Leben in Christus entschieden, indem wir das Gute und Gott Wohlgefällige suchen. Das heisst; nach Konfliktsituationen verlangt es uns nach Versöhnung. Epheser 4,32: „Seid gütig zueinander, seid barmherzig und vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat.“

Wir alle haben unsere Schwächen, deshalb ist Christus ja für unsere Sünden gestorben. Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern er qualifiziert die Berufenen! Gott wird mich am Ende meines Lebens nicht nach der Anzahl meiner Fehler fragen, die ich begannen habe. Der Herr wird mich nach meiner Einsicht und Busse beurteilen! (Röm 6,21) Die Frage ist also: Wie oft war ich bereit, meine Fehler einzugestehen und daraus zu lernen, um beim nächsten Konflikt besser vorzugehen?

4. Trennung oder Scheidung
Am Anfang meiner Ehe haben meine Frau und ich uns entschieden in Konfliktsituationen und Meinungsverschiedenheiten nie mehr das Wort Trennung oder Scheidung in den Mund zu nehmen.

Konflikte sind dazu da, um gelöst zu werden. Wir brauchen nicht zu den Konflikten noch ein weiteres Problem hinzuzufügen. Das schafft kein Vertrauen und Stabilität in einer Ehe, wenn man ständig ans Auseinandergehen denkt. Wer sich nach Gottes Anleitungen für die Ehe auf Lebzeiten entschieden hat, der wird dafür hart arbeiten.

Trennung oder Scheidung ist für uns Christen keine Lösung, weil wir wissen, dass wir damit den Problemen des Lebens nur davon laufen. Der allmächtige Gott will uns führen und formen durch Probleme und Prüfungen die täglich auf uns zukommen. Christen sind nicht zum neuen Leben in Christus berufen worden um weiterhin ihre eigenen Wege zu gehen!

„Nicht mehr ich bin es, der lebt, nein, Christus lebt in mir. Und solange ich noch dieses irdische Leben habe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20; NGÜ).

5. Unrealistische Forderungen aufstellen
Es ist falsch, wenn wir meinen, dass es in der Ehe für alle Konflikte eine schnelle und wunderbare Lösung gibt. Menschen bringen ihre vergangenen Lebenserfahrungen mit in die Ehe! Das heisst; sie haben zwanzig oder mehr Jahre nach Gewohnheiten gelebt, nach Vorbildern in der Kommunikation, nach emotionalen Reaktionen und nach tief verwurzelten Verhaltensweisen. Die Umgebung, in der ein Mensch die ersten zwanzig Jahre seines Lebens aufwächst, ist sehr entscheidend für sein Verhalten in der Ehe.

Es ist unmöglich, eine Persönlichkeit nach der Heirat völlig zu verändern. Es ist daher unrealistisch zu erwarten, dass der Ehepartner alte Verhaltensweisen, Anschauungen, Meinungen, Haltungen usw. schnell ändert, nur weil sie uns stören. Vieles wird unser Ehepartner ein Leben lang nicht ändern, selbst wenn der Wille dazu da wäre!

Wir alle stossen regelmässig an unsere Grenzen. Wer Grenzen eingestehen kann, der ist nicht schwach, der ist stark! Gott will, dass wir unsere Grenzen erkennen und damit leben lernen. In Gottes Augen ist es nicht peinlich, wenn wir ehrlich zugeben: „Das kann ich nicht.“ „Ich weiss nicht weiter.“ „In diesem Punkt versage ich regelmässig.“ „Ich brauche Gottes Hilfe.“

Es wäre traumhaft, wenn wir eine Gesprächskultur entwickeln könnten, in der es nicht mehr peinlich ist, Grenzen einzugestehen, sondern als Zeichen von Mut und Souveränität gilt. Römer 15,7: „Darum nehmt einander an, wie auch Christus euch angenommen hat, zur Ehre Gottes.“

 

 Wie lerne ich mit Meinungsverschiedenheiten zu leben?

Was kann ich tun, wenn es keine befriedigende Lösung für ein Problem gibt? In einigen Fällen gibt es oft keine andere Möglichkeit, als zu lernen, mit dem Problem zu leben. Manchmal ist die beste Lösung einfach die, sich zu arrangieren.

Auf Grund der unterschiedlichen Persönlichkeiten denkt und handelt jeder anders in gewissen Lebensumständen. Jeder hat das Recht, anders zu sein. In einer Ehe muss man sich manchmal damit abfinden, dass man in gewissen Ansichten niemals gleicher Meinung sein kann. Auch die Tatsache, dass jeder anders an eine Sache herangeht, muss akzeptiert werden.

In der Ehe als auch in der Gemeinde werden wir aufgerufen einander in Liebe zu ertragen (Kol. 3,13) und einander immer wieder zu vergeben, wie es der Herr mit uns täglich tut.

 

 Schlussfolgerung

Wir haben uns für das neue Leben in Christus entschieden und Gott lässt uns nicht allein. Durch sein Wort und seinen guten Geist lernen wir, wie wir in der Gemeinde und in der Ehe noch besser miteinander umgehen können. Möge der Herr uns in allen unseren Beziehungen beistehen, damit sie immer besser werden!