Gottes Plan für die Ehe
Einleitung
Wie mit Schwiegereltern umgegangen wird, hängt sehr stark von der Kultur ab, in der wir leben. Es gibt Kulturen, in denen die Eltern einen hohen Respekt und Stellenwert geniessen. In den USA gibt es besonders viele Witze über Schwiegermütter. In unserer Kultur zählen Schwieger-mütter zu den gefürchtetsten Verwandten, weil sie sich oft in alles einmischen.
Wenn Schwiegereltern versuchen ihren frisch verheirateten Sohn oder ihre frisch verheiratete Tochter zu dominieren, dann sind Probleme vorprogrammiert. Die Situation wird dann sehr ernst, wenn ein Paar mit den Eingaben uneins ist.
Aber auch wenn Schwiegereltern sich nicht in die junge Ehe einmischen, können sie die Ursache für Meinungsverschiedenheiten sein. Zum Beispiel: Welche Eltern lädt man zum Mittagessen ein? Welche Familientraditionen sollen übernommen werden und welche nicht? Solche und ähnliche Fragen können zu Spannungen und Streitigkeiten führen. Schwiegerväter und Schwiegermütter können für eine junge Ehe zur Belastung werden. Wie kann ein frisch verheiratetes Paar sich vor unnötigen Streitigkeiten und Meinungsverschiedenheiten schützen?
1. Entwickelt eine positive Haltung!
Es ist wichtig, dass beide eine gesunde und positive Haltung zu beiden Elternteilen haben. In der Bibel lesen wir von Rut, die bereit war mit ihrer Schwiegermutter Naomi überall hinzugehen (allerdings waren beide Witwen). Wir lesen aber auch vom Schwiegervater Jethro, der mit Mose umging, als wäre er ein adoptierter Sohn (Ex 2,15-22; 4,18; 18,1-27; Num 10,29-32). Es ist also von Vorteil für eine Ehe, wenn von Anfang an eine gute Beziehung zu den Schwiegereltern gepflegt wird.
Wie kann sich eine solche positive Haltung entwickeln?
Denke daran, dass dein Partner seine eigenen Eltern liebt! Lerne also auch deine Schwiegereltern zu lieben. Negative Kritik kann zu Spannungen in deiner Beziehung mit ihnen und mit deinem Partner führen. Deshalb, sei vorsichtig mit negativer Kritik über deine Schwiegereltern und ihre Verwandtschaft. Du könntest deinen Partner verletzen.
Vergiss nicht, dass die Schwiegereltern deines Partners, deine Eltern sind! Welche Haltung soll dein Partner zu deinen Eltern einnehmen? Wie möchtest du, dass er oder sie mit deinen Eltern umgeht? Wenn du deine Eltern liebst, dann begegnest du ihnen so, dass auch dein Partner ein gesundes Bild von ihnen kriegt und ihnen ebenso mit Liebe begegnet.
Erkenne, dass das was du an deinem Ehepartner liebst, viel mit deinen Schwiegereltern zu tun hat. Deine Geliebte oder dein Geliebter hat verschiedenes von seinem Vater oder von seiner Mutter geerbt. Zum Beispiel: Aussehen, Charakterzüge, geistige Fähigkeiten, aber auch verschiedene Gewohnheiten usw. Die ganze Erziehung ist für das Verhalten deiner Geliebten oder deines Geliebten verantwortlich. Sei deinen Schwiegereltern dankbar für ihre Erziehung. Durch ihr Vorbild und ihren Einfluss wurde dein Geliebter oder deine Geliebte zu der Person, die du liebst und bewunderst.
Versuche das Verhalten deiner Schwiegereltern zu verstehen! Besonders der ganze Abnabelungsprozess braucht seine Zeit. Viele Eltern haben das Gefühl, dass ihr Kind sie nicht mehr liebt, weil es ausgezogen ist und nun eine neue Einheit mit einem andern Menschen bildet. Besonders Mütter haben es schwer loszulassen, weil sie ihren Kindern emotional oft näher stehen als die Väter. Eine Heirat ist ein einschneidendes Erlebnis, besonders dann, wenn das Kind bis zuletzt noch zu Hause bei den Eltern lebte.
Um alle diese Gefühle zu minimieren ist es wichtig, dass das frisch verheiratete Paar es ihren Eltern leichter macht, loszulassen. Eltern beruhigen sich schnell, wenn sie feststellen, dass sie nach wie vor geliebt sind und dass ihr Kind glücklich ist mit der Partnerwahl. Dieser ganze Prozess des Ausziehens gehört nun mal zum Leben. Vergesst nicht, dass auch euch dies einmal bevorsteht mit euren Kindern!
Sei dir bewusst, dass du nicht nur deinen Partner heiratest, sondern eine ganz neue Familie dazu erhältst! Du wirst Teil einer ganzen Sippe und dies für die nächsten fünfzig Jahre. Euer Wohnort bestimmt die Intensität der Familiengemeinschaft. Wenn ihr in derselben örtlichen Gemeinde anbetet, dann wird eure Gemeinschaft noch enger sein.
Welche Beziehung wünscht du dir zu den einzelnen Familienmitgliedern? Ist es nicht viel erstrebenswerter in Frieden und Harmonie miteinander zu leben, als ein halbes Jahrhundert lang sich zu streiten und aus dem Weg zu gehen? Darum bemüht euch von Anfang an um eine gute Beziehung zu beiden Schwiegereltern und ihren Familien!
2. Seid oder werdet unabhängig von euren Eltern!
Wer heiratet, der sollte sich nicht nur seelisch reif fühlen für eine Ehe, sondern auch erwachsen und fähig sein, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Jesus sagte (Mt 19,5): „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen …“ Die Eltern verlassen bedeutet, dass ein Paar unabhängig und selbstständig wird und seinen eigenen Haushalt gründet.
Was Unabhängigkeit bedeutet:
Finanzielle Selbstständigkeit.
Ein Paar ist selbst verantwortlich für seinen Lebensunterhalt oder Lebensstandard. Das verbietet jedoch den Eltern nicht ihren Kindern trotzdem zu helfen.
Freier Wille.
Das heisst; ein Paar muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Es soll sich nicht verpflichtet oder gedrängt fühlen, nach dem Willen eines Elternpaares entscheiden zu müssen.
Gefühlsmässige Unabhängigkeit.
Ein Paar bildet eine neue Einheit und löst ihre Probleme selbst. Es braucht keine Einmischung von aussen.
Körperliche Selbstständigkeit.
Ein Paar kann für sich selbst sorgen und aufkommen. Selbst bei Krankheit lässt er sich in erster Linie vom Partner pflegen.
Was Unabhängigkeit abhält zu tun:
Jemand der selbstständig ist, wird nicht bei jeder Meinungsverschiedenheit nach Hause rennen, um sie mit der Mutter oder mit dem Vater zu diskutieren.
Eine Frau wird ihren Ehemann nicht mit ihrem Vater vergleichen.
Ein Mann wird seine Ehefrau nicht kritisieren, weil sie nicht kocht, putzt, einkauft usw. wie seine Mutter.
Selbstständige Ehepaare werden es auch nicht zulassen, wenn eine Mutter oder ein Vater ihre Ehe auf irgendeine Weise dominiert.
Vielmehr werden sie einander helfen, unterstützen und ermutigen, die anstehenden Aufgaben und Probleme des Lebens gemeinsam und auf ihre Weise zu lösen.
Was mit Unabhängigkeit erreicht wird:
Die Tatsache, dass zwei Menschen eins geworden sind, gibt ihnen die Freiheit selbst zu entscheiden, welche Familientraditionen sie pflegen wollen und welche nicht.
Vielleicht gibt es Gewohnheiten, die ein Paar aus der Kindheit übernehmen möchte.
Vielleicht entwickelt ein Paar seine eigenen neuen Gewohnheiten.
Auf gar keinen Fall haben die Eltern oder Schwiegereltern das Recht, sich einzumischen im Aufbau der neuen Ehe und ihren Gewohnheiten
3. Wendet euch in erster Linie eurem Ehepartner zu!
Es ist Gottes Wille, dass das junge Ehepaar die Eltern und Schwiegereltern lieben. Aber jeder von euch sollte seinen Ehepartner mehr lieben als seine Eltern. Es ist nichts falsches, eine Hierarchie der Liebe aufzustellen im Leben.
Jesus beansprucht oberste Priorität (Mt 10,37): „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ Jesus ist der Schlüssel zu allen anderen Beziehungen in unserem Leben. Wer Gott liebt, der wird auch fähig seine Mitmenschen zu lieben.
Gottes Wort ruft uns auf, alle Menschen zu lieben, selbst unsere Feinde (Mt 5,44). Aber die Liebe, die wir unserem Ehepartner entgegenbringen, ist natürlich viel enger und intensiver als die Liebe, die wir zu den übrigen Menschen pflegen. Wer seinen Mann oder seine Frau liebt, der liebt sich selbst.
Der Ehepartner kommt also auf der Prioritätsliste gleich an zweiter Stelle; nach Gott. Wenn die Eltern deinen Schatz kritisieren, dann sollst du sie darin nicht unterstützen. Wenn es Konflikte gibt, dann sollst du nicht deine Eltern hinzuziehen, sondern die Probleme mit deinem Partner lösen. Wenn du unsicher bist in irgendeiner Entscheidung zwischen deinem Partner und deinen Eltern, dann entscheide dich das zu tun, was dein Partner wünscht. Wenn es darum geht, mit wem du die Zeit verbringen willst; mit einem Elternteil oder mit deinem Partner, dann entscheide dich für deinen Ehepartner.
Diese Anweisungen sind natürlich allgemein gemeint. Sie regeln die grundsätzliche Prioritätenliste. Sie sind unter normalen Umständen anzuwenden und gelten für gesunde Beziehungen zwischen Ehepaaren und Eltern und Schwiegereltern.
4. Behandelt beide Elternpaare gerecht!
Als Christen sind wir dafür verantwortlich, dass wir allen mit Gottes Liebe begegnen. Sei es unseren Eltern oder unseren Schwiegereltern. Selbst dann, wenn ein Elternpaar uns vielleicht nicht mag. Es kommt immer wieder vor, dass Hinzugeheiratete von den Verwandten abgelehnt werden. Das schmerzt und schafft unnötige Spannungen im Kreis der Verwandten. Für Brigitte und mich stand es von Anfang an fest, dass der Mann, den unsere Tochter liebt und einmal heiraten wird, wie unser eigener Sohn aufgenommen wird in unsere Familie. Andi hat es uns natürlich auch sehr leicht gemacht. Eine grössere Herausforderung wäre es, wenn unsere Tochter einen Arbeitsverweigerer oder einen Drogensüchtigen geheiratet hätte.
Es ist unsere Pflicht als Christen, auch unliebsame Schwiegereltern zu lieben und ihnen zu vergeben, wie Christus uns vergeben hat (Eph. 5,32). Als Christen werden wir aufgerufen gutes zu tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten (Röm. 12,20). Es heisst im Römer 12,21: „Lass dich vom Bösen nicht besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.“
Die richtige Haltung zu unseren Schwiegereltern können wir aus erster Korinther 13 lernen:
- In einer Welt der Missverständnisse ist die Liebe geduldig.
- In einer Welt der Bitterkeit ist die Liebe freundlich und gütig.
- In einer Welt des Konkurrenzkampfs ist die Liebe nicht eifersüchtig.
- In einer Welt der Ehre und des Ruhms prahlt die Liebe nicht.
- In einer Welt des Stolzes ist die Liebe nicht überheblich.
- In einer Welt der Unhöflichkeit und der Unanständigkeit ist die Liebe nicht taktlos und verletzend.
- In einer Welt der Selbstsucht will die Liebe nicht auf ihre Kosten kommen und fragt nicht: Was habe ich davon?
- In einer Welt des Hasses und des Zorns lässt die Liebe sich nicht reizen.
- In einer Welt der Rache ist die Liebe nicht nachtragend und lässt sich nicht verbittern.
- In einer Welt der Heuchelei ist die Liebe ehrlich und aufrichtig.
- In einer Welt der Ungerechtigkeit bedauert die Liebe das Unrecht und freut sich an der Wahrheit.
- In einer Welt der Feigheit kann die Liebe ertragen.
- In einer Welt der bösen Verdächtigungen glaubt die Liebe alles.
- In einer Welt des Misstrauens und Pessimismus hofft die Liebe alles.
- In einer Welt der Verfolgungen erduldet die Liebe alles.
- In einer Welt der Scheidung und Trennung kennt die Liebe kein Ende.
Die Liebe ist immer da und kommt niemals zu Fall. Das heisst, in allen Situationen unseres Lebens schenkt uns die Liebe die richtige Entscheidungsfähigkeit. Die Liebe wird einsehen, dass die Eltern ihre Tochter oder ihren Sohn ab und zu sehen und sprechen wollen. So werden wir unseren Anspruch nicht in jedem Fall geltend machen. Die Liebe wird sich so verhalten, dass sie keine Eifersucht aufkommen lässt und keine unnötigen Spannungen erzeugt. Die Liebe behandelt die Eltern und Schwiegereltern gerecht und entsprechend nach ihren Bedürfnissen. Die Liebe drückt ein Auge zu und gibt Zeit zur gesunden und ungezwungenen Entwicklung.
5. Steht euren Eltern bei!
Die Bibel lehrt, dass wenn die Eltern älter werden und nicht mehr für sich selbst sorgen können, dass die Kinder für sie aufkommen sollen. Sogar in finanzieller Hinsicht werden die Kinder verantwortlich gemacht. Jesus erklärt (Mt 15,4): „Gott hat gesagt: Ehre Vater und Mutter, und: Wer Vater oder Mutter verflucht, der sei des Todes.“ In diesem Abschnitt wird das „Ehren“ in Zusammenhang mit finanziellem Beistand gebracht. In unserer organisierten Welt ist es heute meistens so, dass für ältere Menschen durch verschiedene Institutionen und Versicherungen finanziell gesorgt ist.
Es liegt also an den Kindern, dass sie ihren Eltern im Alter beistehen, wo sie Hilfe brauchen. Das ist in jedem Fall wieder anders und muss individuell geregelt werden. Bsp. Brigitte und Franziska teilen sich die Aufgabe, zusammen mit den übrigen Geschwistern, nach ihrem verwitweten Vater zu sehen und für sein Wohl zu sorgen. So ist es Gottes Wille, dass wir für unsere Eltern eine Lösung suchen im Alter!
Schlussfolgerungen
Fassen wir die Hauptgedanken zusammen:
1. Entwickelt eine gesunde und positive Haltung zu beiden Elternteilen.
2. Pflegt von Anfang an eine gute Beziehung zur Familie des Ehepartners.
3. Wägt gemeinsam ab, welche Familientraditionen ihr übernehmen wollt und welche nicht.
4. Nehmt euch sorgsam den Bedürfnissen eurer Eltern und Schwiegereltern an.
5. Behandelt eure Schwiegereltern mit derselben Rücksicht und demselben Respekt, wie eure besten Freunde.
6. Nehmt gute Ratschläge von euren Schwiegereltern dankbar an.
7. Erkennt die positiven Eigenschaften eurer Schwiegereltern.
8. Haltet eure Besuchszeiten in einem vernünftigem Mass. (In der Gemeinde kann das anders aussehen!)
9. Diskutiert nicht eure Meinungsverschiedenheiten und die Schwächen eures Ehepartners mit den Schwiegereltern.
10. Gebt den Schwiegereltern Zeit, sich nach der Hochzeit an die veränderte Familiensituation anzupassen.
11. Spielt die Unterschiede eurer Eltern zu den Schwiegereltern nicht aus, so dass Eifersucht und Besserwisserei entsteht.
12. Behandelt beide Elternteile gerecht.
Bei allen Bemühungen und Überlegungen vergesst nie die Tatsache, dass wenn ihr Kinder habt, früher oder später selbst einmal Schwiegereltern werdet. Behandelt also eure Schwiegereltern so, wie ihr selbst einmal behandelt werden möchtet (Mt 7,12). Denn es ist unabwendbar, dass die Kinder die Haltung und das Verhalten ihrer Eltern abschauen und übernehmen. Darum bemüht euch unermüdlich, in der Liebe Gottes zu wachsen und den Unterschied zur Welt in allen euren Beziehungen immer sichtbarer werden zu lassen!