Hoffnung-05: Das Trainingslager

Hoffnung in schweren Zeiten

Gedanken zusammengefasst und ergänzt,
aus dem Buch von Max Lucado: Du wirst es schaffen.

 

Genesis 39: Josef flieht und wird ins Gefängnis geworfen
Obschon es heisst, dass der Herr mit Josef war und ihm alles gelingen liess (V. 2), blieb ihm eine erneute Gefangenschaft nicht erspart. Josef hätte allen Grund gehabt zu klagen und mutlos zu werden. Er gab sein Bestes und landete schliesslich wieder im Gefängnis. Warum hat Gott Josef nicht vor dem Gefängnis bewahrt? Vielleicht, weil der Herr ihn durch diese Haft stark machen wollte. Als Junge wurde Josef vom Vater bevorzugt und verweichlicht. Als er ins Haus Potifars kam, war er der Liebling aller. Er wurde schnell befördert und bekam viel Aufmerksamkeit. Der Erfolg fiel ihm zu und damit vielleicht auch der Stolz. Eine Gefängnisstrafe half seinen Charakter zu stabilisieren.

Doch der Herr verschaffte Josef erneut Gunst (V. 19-23). Bald erhielt er eine besondere Stellung unter den Gefangenen. Das zeigt, dass Josef sich nicht verbittern liess. Er tat, was er immer tat, er vertraute dem Herrn, bemühte sich Gutes zu tun und war damit erneut erfolgreich.

Schlussfolgerung
Vielleicht befinden wir uns in einer ähnlichen Situation? Es ist uns Unrecht geschehen. Wie Josef haben wir unser Bestes gegeben und trotzdem wurden wir mit Strafe belohnt. Das Böse hat gesiegt und unsere Gegner bekommen Recht. Toll! Wir können uns fragen: „Wo ist Gott in dieser Situation?“ Warum lässt Gott das zu, dass ich in eine solche schlimme Sache hineingeraten bin? Was für einen Sinn macht das alles? Die Antwort ist: „Bleibe auf dem Glaubensweg und bemühe dich Gutes zu tun.“ Vieles mag uns manchmal sinnlos vorkommen und wie verlorene Zeit erscheinen, doch bei Gott ist nichts sinnlos (Phil 4,13). Der Herr wird uns die notwendige Lektion beibringen und wir werden schon noch verstehen, wozu diese oder jene Lebenserfahrung gut war (Jer 30,24c).

Buch, Kapitel 5: Trainingslager
Gott lässt uns jeden Tag prüfen, durch andere Menschen, Leid oder Probleme (Ps 66,10-12). Der Herr lässt uns aber nicht über unser Vermögen prüfen, denn das hat er uns versprochen in seinem Wort (1Kor 10,13). Wenn wir also unsere täglichen Probleme getrennt von Gott sehen, dann verstehen wir sie als sinnlose und ärgerliche Zwischenfälle. Wenn wir aber unsere täglichen Probleme als Prüfungen verstehen, die Gott gebraucht, um uns zu erziehen, auszubilden und stark zu machen, dann bekommen sogar die kleinsten Zwischenfälle eine Bedeutung.

Wir befinden uns mitten im Trainingslager Gottes. Das Leben ist voller Prüfungen und Tests, die es zu bestehen gilt. Jeder Tag bringt neue, unangekündigte Tests, sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht. Jemand hat einmal gesagt: „Wenn wir diese Welt nur als einen Ort sehen, an dem wir glücklich sein sollen, dann ist sie ziemlich unerträglich. Betrachten wir diese Welt als den Ort, an dem wir erzogen und zurechtgewiesen werden, dann ist sie gar nicht so übel.“ Jakobus lehrt uns diese Haltung in seinem Brief (Jak 1,2-4). Das hebräische Wort für „Prüfung“ bedeutet „genau anschauen, ansehen, auswählen“. Weisen wir doch die Vorstellung zurück, Gott würde nicht sehen, in welchen Schwierigkeiten wir uns gerade befinden! Im Gegenteil! Gott nimmt an unserem Leben Anteil. Er bereitet uns heute auf das Morgen vor, weil er weiss, was uns dann erwartet. Er ist unser Töpfer, wir sind sein Ton. Er ist unser Hirt, wir sind seine Schafe. Er ist unser Lehrer und wir sind seine Schüler. Alle Prüfungen haben irgendwann ein Ende, denn sie dauern eine begrenzte Zeit. Deshalb gilt es stark zu sein wie Josef und dem Herrn zu vertrauen, der uns ausbildet.

Seit Gott die Welt geschaffen hat und das Böse gekommen ist, geschah grosses Leid und viel Ungerechtigkeit. Es ist eine Lüge, wenn ich der Meinung bin, ich hätte mehr zu tragen als andere.  Selbstmitleid ist das schlimmste Leid, das wir uns selbst zufügen können. Jeder Mensch kriegt seine angemessene Last und seine Trainingseinheit von Gott. Solange der Herr den Satan umhergehen lässt „wie ein brüllender Löwe“ (1Petr 5,8), um Schaden anzurichten, werden Menschen viel leiden. Davon bleiben auch Gottes Kinder nicht verschont. Satan wird Prediger wie Paulus ins Gefängnis sperren. Apostel wie Johannes wird er ins Exil auf eine einsame Insel verbannen. Er wird die Nachfolger Jesu verfolgen und töten lassen, wie die übrigen Apostel. Er wird Gläubige mit Krankheiten schlagen, wie Lazarus. Aber seine Pläne werden letztendlich nicht bis zum Ende gelingen. Er hat es fertiggebracht, den Sohn Gottes ans Kreuz zu nageln. Damit meinte er fälschlicherweise, den endgültigen Sieg errungen zu haben. Doch Gott hatte von Anfang an einen Plan B. Der allmächtige Gott ist nicht nur manchmal mächtig, sondern unbezwingbar. Der Herr ist nicht nur manchmal siegreich, sondern er führt alle seine Pläne zu einem siegreichen Ende. Er sitzt nicht einen Tag auf dem Thron und am nächsten ist der Thron leer. Nichts kann unseren gewaltigen Gott aus der Fassung bringen.

Aus rein menschlicher Sicht war das Gefängnis das tragische Ende von Josefs Leben. Im ersten Moment sah es aus, als ob Satan den endgültigen Sieg über Josef verbuchen konnte. Er dachte, dass mit dem Zuschlagen der Zellentür Gottes Pläne mit Josef und seinem Volk endgültig zerschlagen wurden. Denn der Teufel hatte Josef genau dort, wo er ihn haben wollte. Doch seine Rechnung ging nicht auf, denn das alles war Teil der souveränen Vorsehung Gottes.

Schlussfolgerungen
Gott hat auch dich nicht vergessen! Ganz im Gegenteil. Der Herr hat beschlossen dich zu erziehen und auszubilden. Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern er qualifiziert die Berufenen!

Hätte man die Engel im Himmel gefragt, wo Josef sich gerade befindet, als er im Gefängnis war, hätten sie geantwortet: „Ach, der ist im Trainingslager.“ Vielleicht stehen wir gerade mitten in einem Intensivkurs für Fortgeschrittene. Einerseits werden wir für unsere Aufgaben auf dieser Welt ausgebildet. Andererseits werden wir für die Ewigkeit trainiert, denn wir werden ja im Himmel über die Engel gesetzt, weil wir ihnen wichtige Lebenserfahrungen voraushaben (1Kor 6,3). Wer über Weniges treu gewesen ist, der wird über Grösseres gesetzt (Mt 25,21). Zugegeben, ein Rollstuhl, ein gebrochenes Herz oder eine andere Lebenskrise kann eine ziemlich grosse Herausforderung sein, die nicht leicht zu bewältigen ist. Doch aus unserem Tief kann ein Leben mit Tiefe werden.

Statt zu fragen: „Warum, Gott?“ werden wir im Glauben aufgefordert zu fragen: „Wozu, Gott?“ Was willst du, dass ich aus diesem schrecklichen Erlebnis lerne? Gott formt und verändert uns zum Besten (Klgl 3,33 Hfa): „Wenn er uns straft und Leid über uns bringt, so schmerzt es ihn selbst.“ Der Herr freut sich nicht, wenn wir leiden und Probleme haben, aber er freut sich, wenn wir uns dadurch positiv weiterentwickeln. Der Apostel Paulus tröstet alle Gläubigen indem er sagt: „Ich bin überzeugt, dass der, der etwas so Gutes in eurem Leben angefangen hat, dieses Werk auch weiterführen und bis zu jenem grossen Tag zum Abschluss bringen wird, an dem Jesus Christus wiederkommt“ (Phil 1,6).

Es ist wichtig, dass wir die grossen Probleme des Lebens nicht als Zerstörung betrachten, sondern als Erziehung auf das Leben. Niemand behauptet, dass der Weg leicht und frei von Schmerzen sein wird. Aber Gott vermag aus der grössten Niederlage einen Sieg zu machen! „Wenn ihr also Nöte durchmachen müsst, dann seht darin Gottes Absicht, euch zu erziehen. Er macht es mit euch wie ein Vater mit seinen Kindern. Oder gibt es einen Sohn, der von seinem Vater nicht mit strenger Hand erzogen wird. Mit allen seinen Kindern ist Gott auf diese Weise verfahren. Wenn er euch nicht erziehen würde, würde das heissen, dass ihr gar nicht seine rechtmässigen Kinder seid … Gott aber weiss wirklich, was zu unserem Besten dient; er erzieht uns so, dass wir an seiner Heiligkeit Anteil bekommen“ (Hebr 12,7-8.10).