Gleichnis-16: Vom Turmbau und vom König

Gleichnisse Jesu

 

 

 Einleitung

Lukas 14,25-35:
Ruft Jesus hier auf, unsere Mitmenschen zu hassen? Wie muss Jesu Forderung, sich von allem loszusagen, verstanden werden?

Ich muss zugeben, dass vor 30 Jahren diese Verse zu meinen meist zitierten Bibelworten gehörten. Als ich 20 war, verstand ich Jesu Forderungen radikal, absolut, ohne Kompromisse. Ich war bereit, meinen Vater und meine Mutter zu hassen, zu verlassen, um des Wortes Gottes willen. Ich war zu allem bereit wie Polykarb, der sich wegen seines unerschütterlichen Glaubens auf dem Scheiterhaufen verbrennen liess.

Für mich bedeuteten diese Worte Jesu die totale Nachfolge, zu der es keine Alternative gab. Dazu gehörte das Bekenntnis des Paulus Phil 1,21: „Für mich ist das Leben [ein Dienst für] Christus und das Sterben ein Gewinn.“ Wahre Jüngerschaft bedeutete für mich damals nur Kampf, Leiden und Verzicht. Ein gefährlicher Glaube also, der überall aneckte und krank machen konnte.

Dadurch, dass ich im Glauben gewachsen bin, sehe ich heute die Nachfolge Jesu ein bisschen differenzierter!

 

 I.   Wie sieht die Nachfolge Jesu aus?

Die Nachfolge Jesu erfordert eine gesunde Selbsteinsicht! Da immer wieder grosse Scharen Jesus nachfolgten, stritt er gegen die Selbsttäuschungen und Einbildungen, die die Menschen sich machten. Sie stellten sich die Jüngerschaft leicht und vorteilhaft vor. Sie verstanden nicht, dass Jesus sie aufrief zur Umkehr von ihrem bösen und egoistischen Denken und Handeln. Sie wollten zwar vom Reich Gottes profitieren, aber sie waren zu keiner Veränderung bereit, wie der Mensch ohne Hochzeitskleid: Mt 22,2.11-13: Bevor ich mich verändern kann, muss ich einsehen, dass ich mit Sünde beschmutzt bin. Ich muss im Glauben das alte Kleid ausziehen, um mich von Christus neu bekleiden zu lassen (Kol 3,5): Epheser 4,22-24.

Ein Jünger Jesu ist ein Lernender und nicht einer, der alles besser weiss und mit dem wenigen, dass er weiss, sich über andere erhebt. Als Nachfolger Christi sind wir auch keine Querulanten, die die ganze Welt verurteilen, uns selbst aber nicht verleugnen (Lk 9,23). Jesus ist nicht gekommen (Lk 5,32), „Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Umkehr.“ In diesem Sinn gilt es sein Kreuz täglich auf sich zu nehmen und Jesus nachzufolgen; durch eine gesunde Selbsteinsicht!

Die Nachfolge Jesu erfordert grosses Feingefühl mit unseren Mitmenschen! Es gibt verschiedene Nachfolger:

- Die Nachfolger von Karl Marx sind Kommunisten.

- Die Nachfolger von Darwin sind Evolutionisten.

- Die Nachfolger von Josef Smith werden Mormonen genannt.

- Die Gläubigen der kat. Kirche nennen sich Katholiken.

Wie aber werden die Nachfolger Jesu Christi genannt? Sie sind ganz einfach Christen oder Jünger Jesu! Das Wort Jünger kommt 264x vor und zwar ausschliesslich in den vier Evangelien und der Apostelgeschichte. Für einen Jünger nimmt Gott, der Herr die oberste Priorität ein im Leben. Alle seine Verhältnisse und Beziehungen ordnet er nach der Beziehung mit Gott ein.

Ein Jünger Jesu hasst nicht seine Eltern, Verwandten und seine Mitmenschen. Jesus ruft uns sogar auf zur Feindesliebe (Mt 5,43-48). Jesus lehrt uns vielmehr, unsere Eltern zu ehren und verwirft die Tradition der Pharisäer, die dieses Gebot ausser Kraft setzten (Mk 7,9-13). Jesus ist gegen jede Form von Hass und betrachtet sogar Aussagen wie „du Trottel“ oder „du Narr“ als eine Form von Mord (Mt 5,22). Selbst als er am Kreuz hing, voller Schmerzen, pflegte er eine vergebende Haltung und sagte (Lk 23,34): „Vater vergib ihnen! Denn sie wissen nicht was sie tun“ Es geht also nicht darum, einfach anders zu sein als die übrigen Menschen. Es geht nicht darum, die Andern aus Bosheit heraus zu hassen. Es geht auch nicht darum, dass wir Christen uns in Wortgefechten mit unseren Mitmenschen um das Evangelium streiten! Wir kämpfen und leiden so unnötigerweise und machen uns zusätzliche Feinde. In 2. Timotheus 2,24 heisst es: „Ein Knecht des Herrn soll sich nicht streiten, sondern zu allen freundlich sein, ein geschickter Lehrer, der das Böse erträgt.“ Es geht um das Verlassen von falschen Traditionen und Gewohnheiten der gottlosen Welt. Es geht um den befreienden Auszug aus der Knechtschaft der Sünde. Ein Jünger Jesu ist bereit alles hinter sich zu lassen, was ihm lieb und teuer ist, selbst die eigenen Hausgenossen, um Gott zu dienen. Er sieht in der Nachfolge Christi - keinen Zwang, sondern die Befreiung seiner Seele, keine Last, sondern einen gewaltigen Segen.

Jesus sagt es deutlicher im Matthäusevangelium: Matthäus10,37-39. Weil wir Jesus schätzen und lieben gelernt haben, brauchen wir deswegen nicht die übrigen Menschen zu hassen. Vielmehr wollen wir lernen, die Prioritätenliste unserer Beziehungen richtig einzuordnen! (zuerst unser Erlöser, dann alle andern)

Die Nachfolge Jesu erfordert viel Ausdauer!
Es nützt nichts, einen Schnellspurt im Glauben hinzulegen und dann für den Rest des Lebens ausgepowered zu sein. Wir kämpfen einen lebenslangen Wettkampf, d. h. wir müssen unsere Kräfte einteilen, wenn wir diesen Wettkampf zu Ende laufen wollen. Schon mancher hat mit seinem Übereifer im Glauben begonnen, aber nach ein paar Jahren erschöpft aufgegeben. Um den Ausdauermuskel zu trainieren, müssen wir, wie im Fitness, langsamer, aber stetiger und über einen längeren Zeitrahmen trainieren. Bsp. statt 10 Minuten zu sprinten, 60 Minuten schnell spazieren. Bsp. statt mit 50 kg Gewicht 10 Wiederholungen, 15 kg Gewicht und 20 Wiederholungen.

Mit Programmen und Zielvorgaben erreichen wir in der Welt vieles, aber im Glauben kann dieses Denken zum Schiffbruch führen. Wenn wir eine Zwangsjacke brauchen, um dies oder jenes zu unterlassen oder zu tun, dann stimmt etwas mit unserem Glauben nicht. Wenn unser Gewissen etwas in unserem Leben verurteilt, dann gilt es zu prüfen, ob dieses Signal von oben kommt oder falsch anerzogen ist. Der Heilige Geist verändert unser Leben, weil wir den Herrn lieben und das Gute tun wollen! Nicht weil wir eine Zielvorgabe haben, werden wir von einem veränderten Leben bestimmt! Der Glaube bedeutet für uns nicht in erster Linie Gehorsam, sondern der Gehorsam ist ein Produkt, das aus unserem Glauben entsteht. Wir glauben nicht an Gott, weil wir ihm gehorsam sind, sondern wir gehorchen Gott, weil wir an ihn glauben und ihm vertrauen. Ausdauer im Glauben kann sich nur entwickeln, wenn wir überzeugt sind von dem was wir tun oder unterlassen, aber niemals durch Druck und Zwänge. Je mehr wir aus dem Wort Gottes verstehen, was neues und gesundes Leben in Christus bedeutet, desto überzeugter und konsequenter wenden wir Gottes Lebensprinzipien an: Hebräer 10,36-39.

Ich habe Abstand genommen von diesem selbstquälerischen und selbstzerstörerischen Glauben, der nach schweren Lasten ruft, nach unaufhörlichen Kämpfen und nach selbst auferlegten Programmen, die nur unglücklich machen: 1. Timotheus 4,8. Die Frömmigkeit, oder die Gottesfurcht ist es, die uns antreibt im Glauben. Je mehr unsere Frömmigkeit wächst, desto mehr entwickelt sich die Ausdauer im Glauben.

 

 II.   Haben wir die Kosten berechnet?

Wenn ich z. B. vor der Weihnachtszeit Geschenke einkaufe, dann berechne ich zuerst die Kosten: Wieviel Geld kann und will ich ausgeben für ein Geschenk? Was will ich z. B. meiner Frau kaufen? Was braucht sie, oder was wünscht sie sich? Wenn ich z. B. in einen Swarovski-Laden gehe, dann weiss ich, dass es mich ein bisschen mehr kosten wird. Es wäre lächerlich, wenn ich in einem teuren Laden ein schönes Schmuckstück auslese, und am Ende der Beraterin bekennen müsste, dass mir das nötige Geld dazu fehlt. Also richte ich mich zuerst nach meinen Möglichkeiten aus! Ich muss nicht vorgeben, ein Millionär zu sein, wenn ich es nicht bin. Ich muss nicht mehr Geld ausgeben für ein Geschenk, als ich am Ende fähig bin finanziell zu tragen. Um meiner Frau eine Freude zu bereiten, muss ich nicht alles ausgeben, was ich besitze.

Um Jesu Jünger zu sein, müssen wir nicht alles, was wir besitzen verkaufen und in ständiger Armut leben! Das verlangt Jesus nicht von uns. Es geht hier um eine Kostenberechnung, die unseren Fähigkeiten und unserem Willen entspricht. Jesus will keine halbherzigen Nachfolger! Er will niemand, der beim Auszug aus der gottlosen Stadt zurückschaut, wie Lots Frau. Er will niemand, der nur ein bisschen einsieht, was an seinem ursprünglichen Leben falsch war. Er will niemand, der den Preis der Nachfolge nicht bezahlen kann, weil er noch in andere, vergängliche Werte investiert hat.

Jesus sucht nach Menschen, die sich von allem lossagen, was sie hindert das Reich Gottes zu ererben. Niemand zwingt mich, auf irgend etwas in der Welt zu verzichten. Der Glaube sagt mir: „Ich mag verschiedenes in dieser Welt nicht mehr, weil ich meine Hoffnung ganz auf den Herrn gesetzt habe.“ Meine Blicke richten sich himmelwärts auf das unvergängliche Leben. Deshalb pflege ich meine Seele so, dass sie gesund bleibt. Dabei bestimmt nicht das Fleisch was gut ist für mich, sondern der Geist in mir bestimmt über mein Fleisch: 1. Korinther 9,24-27. Als Wiedergeborener in Christus bin ich wie ein Wettkämpfer! Ich habe mir ein Ziel gesteckt. Ich will dieses Ziel erreichen, koste es was es wolle. Ich will dieses Ziel als Sieger durchlaufen. Dazu trainiere ich meinen geistlichen Körper täglich mit viel Aufbautraining und gesunder Ernährung. Alles in meinem Leben als Christ ist dem himmlischen Ziel untergeordnet. Die Beziehung zum Herrn ist mir das Allerwichtigste: Philipper 3,14.

Wir müssen keinen Turm bauen und keinen weltlichen Krieg gewinnen. Niemand verlangt von uns, dass wir glauben. Jesus fragt uns alle ohne Druck: Willst Du mit mir glücklich sein und im Reich Gottes herrschen in alle Ewigkeit? Überleg es Dir gut, und berechne die Kosten! Wenn Du es willst, dann entscheide Dich aber ganz für mich und schaue nicht zurück! Denn ich habe mein Leben am Kreuz hingegeben für alle, die den Reichtum und den Sieg im himmlischen Ziel erkannt haben und den geistlichen Wettlauf mit aller Konsequenz vollenden wollen. Jeder Christ ist dazu verpflichtet, sich zuerst einmal klarzumachen, was ihn die Nachfolge Jesu kosten wird. Es gibt keinen Bereich des Lebens, der von uns nicht verlangt, dass wir die Kosten in Betracht ziehen (Beruf, Ehe usw.).

 

 III. Sind wir das Salz der Erde oder nicht?

Jesus sagt nicht: „Ihr müsst das Salz der Erde sein!“ Jesus sagt vielmehr (Mt 5,13-14):

„Ihr seid das Salz der Erde.“

„Ihr seid das Licht der Welt.“

Das Salz diente in Palästina einem dreifachen Zweck:

- Als Konservierungsmittel.

- Zum Würzen von Speisen.

- Als Düngemittel für die Felder.

Es fand also vielfältige Verwendung.

Auch wir, die wir an Christus glauben haben in allen Bereichen des Lebens unseren positiven Einfluss auf die Menschen: Unser Gewissen funktioniert noch und gibt noch an, wie ein Alarmsystem in einem Bijoutierladen. Überall, wo wir in der Gesellschaft auftreten, bewirken wir mit unserem Glauben etwas Gutes, Positives und Gottgewolltes in der Welt. Wir unterscheiden uns klar von der Masse durch unser Verhalten. Christus lebt in uns und wir lassen uns von seinem Geist beeinflussen. Das bestimmt unser Denken, Reden, Tun. Je mehr Christus in uns Gestalt gewinnt, desto mehr sind wir von grossem Nutzen in unserer Gesellschaft und dienen vielfachen Zwecken wie das Salz. Wenn das Salz aber seine Schärfe verliert, dann sind es nur noch ein paar nutzlose, weisse Körnchen, die fortgeworfen werden. Darum, lasst uns das Salz der Welt sein, zu dem uns Jesus bestimmt hat: Kol 4,5-6.

 

 Schlussfolgerungen

Als Christen haben wir die Kosten gut überschlagen. Wir dienen der grössten Macht, die es je gegeben hat und je geben wird. Wir dienen Gott und seinem ewigen Reich. Wir haben uns auf die Siegerseite hinter Christus gestellt. Wir haben keinen Anteil am Leben auf dieser Welt. Unser Ziel ist das ewige Leben!

Darum, lasst unser Licht leuchten vor den Menschen, damit sie unsere guten Taten sehen und den Vater im Himmel anfangen zu loben und zu preisen (Mt 5,16)! Es ist ein riesen Vorrecht und ein unermesslicher Segen, Jünger Jesu sein zu dürfen. Es erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit und Freude, dem Herrn zu folgen und ihm allein zu dienen!