Wunder-04: Die Wunder in den Evangelien (Teil 2)

Zeichen und Wunder

 

 

Die Wunder in Lukas

Die meisten Wundererzählungen finden wir im Lukasevangelium. Lukas, der Arzt, hat ein besonderes Interesse an den Heilungswundern. Lukas war mit den hellenistischen Historikern und mit der griechischen Sprache sehr vertraut (Lk 1,1-4). Sein Evangelium ist besonders an die Griechen gerichtet und enthält den besten klassischen Stil des gesamten Neuen Testaments.

Der Hauptzweck seiner Wundererzählungen erfüllen messianische Prophezeiungen aus dem Alten Testament (Lk 4,18-19 und Jes 61). Als die Boten des gefangengenommenen Johannes ihn fragten, ob er der kommende Messias sei, antwortete Jesus mit einer Reihe von Schriftstellen aus Jesaja (Jes 29,18-19; 35,5-6; 61,1). Jesus antwortete den Boten des Johannes (Lk 7,22): „Geht und erzählt dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, und Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird das Evangelium verkündigt.” Durch seine übernatürlichen Heilungen erfüllte Jesus die messianischen Prophezeiungen bestätigte gleichzeitig seine göttliche Vollmacht (Lk 5,24).

Die Wunder Jesu sind ein Zeichen, dass das Reich Gottes zu den Menschen gekommen ist (Lk 11,20). Die Menschen, die die Wunder sahen, reagierten mit Erstaunen, Entsetzen, Verwunderung und Ehrfurcht (Lk 4,36; 5,8-9; 26; 7,16-17; 8,25, 56; 9,43; 11,14).

Lk 5,26: „Und Entsetzen ergriff alle, und sie priesen Gott und sagten voller Furcht: Unglaubliches haben wir heute gesehen.“ 

Die Menschen erkannten, dass etwas Übernatürliches geschah.

Obschon Doktor Lukas die Wunder hervorhebt, berichtet er auch von den Lehren Jesu und über Dinge, die grösser sind als alle Wunder (Lk 10,17-20). Grösser als alle Wunder ist die Tatsache, dass der Name jedes Gläubigen im Himmel aufgeschrieben steht.

Lk 10,24: „Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.”

Die Jünger, die mit Jesus waren hörten und sahen Dinge, wovon Könige und Propheten vor ihnen nur träumen konnten (1Petr 1,12).

 

Die Wunder in Johannes 

Das Johannesevangelium ist in der Erzählung von Wundern in mehrfacher Hinsicht einzigartig. Es enthält die geringste Anzahl von Wundern (insgesamt acht). Das Lieblingswort des Johannes für Wunder ist „Zeichen“. Er gebraucht aber auch das Wort „Werke”. In seinem Evangelium hatten die Wunder den Zweck, bei den Menschen den Glauben an Jesus, als Sohn Gottes, zu bewirken (Joh 20,31).

Johannes wählte aus den vielen Wundern, die Jesus tat, ein paar wenige aus, um sie in sein Evangelium aufzunehmen.

Joh 21,25: „Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wollte man das alles, eins ums andere, aufschreiben, so würde meines Erachtens die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die dann zu schreiben wären.”

Die Jünger Jesu waren Augenzeugen (Joh 21,24).

Jesus suchte mit den Zeichen und Wundern nicht seine eigene Ehre und Anerkennung (Joh 5,19; 7,1-6; 7,18). Nach der Speisung von fünftausend Menschen wollten sie ihn zum König machen, doch er entzog sich ihnen (Joh 6,15). Jesus ging es nicht nur um wohlwollende Taten und um besonderes Mitgefühl für die Armen und Kranken. Es ging ihm in erster Linie darum, die Menschen zum Glauben an ihn zu führen, damit sie seine Botschaft der Erlösung annahmen (Joh 6,26-29). Das irdische Leben ist kurz und unvollkommen. Das himmlische Leben ist ewig und vollkommen, d. h. ohne Leid, Schmerz, Trauer, Tod usw. (Offb 21,4). Das grösste Problem im irdischen Leben sind nicht Hunger, Leid und Tod, sondern die Sünde, die uns von Gott trennt (Joh 5,14; 7,21).

Die Zeichen und Wunder Jesu waren notwendig, um sich vor den Menschen als Messias zu bezeugen (Joh 6,29). Deshalb fragten ihn einige (Joh 6,30): „Was für ein Zeichen tust du, dass wir sehen und dir glauben können?”

Die meisten Zeitgenossen Jesu erkannten die Zeichen nicht als Bestätigung der Person Jesu und seiner göttlichen Botschaft (Joh 10,25). Weil sie aber echt waren, musste Jesus wirklich der Sohn Gottes sein (Joh 3,2). Die Pharisäer fragten erstaunt (Joh 9,16b): „Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?“ Andere sagten (Joh 10,21b): „Kann etwa ein Dämon die Augen von Blinden auftun?“

Den Pharisäern und Oberen der Juden gefielen die Werke Jesu gar nicht. Joh 11,47: „Da versammelten die Hohen Priester und die Pharisäer den Hohen Rat und sagten: Was sollen wir unternehmen? Dieser Mensch tut viele Zeichen.”

Doch die Gegner Jesu konnten nicht leugnen, dass die Zeichen und Wunder Jesu echt waren. Trotzdem glaubten sie nicht an Jesus, sondern lehnten ihn ab (Joh 6,64; 8,27.45). Sie vermochten das Werk Jesu nicht in Misskredit zu bringen, deshalb versuchten sie ihn zu töten (Joh 7,1; 8,40).

Selbst die Ablehnung der Zeichen Jesu war eine Bestätigung, dass er der Messias war (Joh 12,37-40). Jesaja prophezeite, dass der Messias verworfen werden würde (Jes 6,10; 49,7; 53,1ff.). Daniel sprach vom Tod des gesalbten Fürsten (Dan 9,25-27).

 

Schlussfolgerungen

Jesus bezeugte immer wieder, dass er ohne den Vater nicht solche Wunderwerke vollbringen könnte (Joh 5,19-21). Gott selbst bezeugt seinen Sohn durch die Wunderwerke (Joh 5,36; 6,27). Deshalb braucht der Sohn von Menschen weder Ehre noch Zeugnis (Joh 5,34.41). Durch die Worte Jesu und seine Zeichen und Wunder spitzte sich die Situation bei den Juden immer mehr zu, bis sie ihn zur Kreuzigung überlieferten (Joh 19,15-16).

Einzigartig ist bei Johannes auch, dass er von einigen Wundern Jesu berichtet, die er als Symbole verwendet, um geistliche Wahrheiten zu veranschaulichen.

- Das Brot zur Speisung der 5000 benutzte Jesus, um vom Brot des Lebens zu sprechen (Joh 6,48).

- Die Heilung eines Blinden benutzte Jesus, um auf die geistige Blindheit aufmerksam zu machen (Joh 9,39-40).

- Die Auferweckung des Lazarus von den Toten benutzte Jesus, um zu lehren, dass er die Auferstehung und das wahre Leben ist (Joh 11,25).

Jesus erzählt auch Gleichnisse, die von gewöhnlichen physischen Angelegenheiten handelten, um geistliche Wahrheiten zu lehren.

Johannes bekräftigt den Zweck von Zeichen und Wundern abschliessend mit den Worten (Joh 20,30-31): „Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese hier aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und dadurch, dass ihr glaubt, Leben habt in seinem Namen.”

 

Links

- Warum die Juden Jesus ablehnten

- Die Gegner Jesu