Zeichen und Wunder
Die Wunder in Matthäus
Jeder Schreiber eines Evangeliums erzählt die Wunder Jesu unterschiedlich. Damit spiegelt der Autor seinen eigenen Hintergrund wider. Er geht aber auch auf die Empfänger ein, für die das Evangelium geschrieben wurde.
Das Matthäusevangelium ist thematischer aufgebaut als die Anderen. Matthäus sieht in den Wundern Jesu die Erfüllung der messianischen Vorhersagen aus den alttestamentlichen Schriften. Jesus ist die Erfüllung des leidenden Knechtes aus Jesaja 53.
Mt 8,16-17: „Am Abend brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus durch die Macht des Wortes und heilte alle Kranken. So sollte in Erfüllung gehen, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist: Er nahm unsere Schwachheit auf sich, und unsere Krankheiten trug er.”
Der Wunsch Jesu, die Öffentlichkeit zu meiden, ist eine Erfüllung aus Jesaja 42,1-4. Jesus bittet die Geheilten, dies nicht bekannt zu machen.
Mt 12,15-20: „Als aber Jesus davon erfuhr, zog er sich von dort zurück. Und viele Leute folgten ihm, und er heilte sie alle. Und er gebot ihnen streng, ihn nicht offenbar zu machen; so sollte in Erfüllung gehen, was durch den Propheten Jesaja gesagt ist: Siehe, mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich werde meinen Geist auf ihn legen, und den Völkern wird er das Recht verkünden. Er wird nicht streiten und nicht schreien, und auf den Gassen wird man seine Stimme nicht hören. Geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen und glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er dem Recht zum Sieg verholfen hat.”
Als die Jünger des Johannes zu Jesus geschickt wurden, um sich zu vergewissern, dass er der verheissene Messias ist, antwortete Jesus mit einem Zitat aus dem Buch Jesaja (Jes 35,5-6).
Mt 11,4-5: „Jesus antwortete ihnen: Geht und erzählt Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird das Evangelium verkündigt.”
Matthäus sieht die göttliche Vollmacht Jesu darin bestätigt, dass er Kranke und Besessene heilte und Sünden vergeben konnte (Mk 9,4-5). Nachdem Jesus einen Besessenen, der blind und stumm war, von einem Dämon befreite, warfen die Pharisäer ihm vor, mit Beelzebul verbunden zu sein (Mt 12,28-29). Doch Jesus antwortete ihnen, dass dies unmöglich der Fall sein könne, da sonst das Reich Satans mit sich selbst uneins wäre. Satan wäre doch nicht daran interessiert, einen seiner Dämonen aus einem Menschen flüchten zu sehen. Die göttliche Vollmacht Jesu über den Teufel wird durch die Macht, Dämonen auszutreiben, bestätigt.
Matthäus begründet die Wunder Jesu auch mit dem Mitgefühl, das er für die Menschen hatte (Mt 9,36; 14,14; 15,32; 20,34). Markus und Lukas berichten jeweils nur ein einziges Mal, dass Jesus Mitleid empfand (Mk 1,11 und Lk 7,13). Jesus heilte Verstossene und Benachteiligte, Aussätzige (Mt 8,2-4), Sklaven (Mt 8,5-13), Dämonen Besessene (Mt 8,25), Gelähmte (Mt 9,2-5), Blinde und Behinderte (Mt 12,12).
Mt 9,35-36: „Und Jesus zog umher in allen Städten und Dörfern, lehrte in ihren Synagogen, verkündigte das Evangelium vom Reich und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen. Als er die vielen Menschen sah, taten sie ihm leid, denn sie waren erschöpft und schutzlos, wie Schafe, die keinen Hirten haben.”
Matthäus zitiert die folgenden Worte Jesu, die nur in seinem Evangelium vorkommen und vor falschen Wundertätern warnen (Mt 7,21-23): „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird ins Himmelreich hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen als Propheten geredet, in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wunder getan? Dann sollen sie von mir hören: Ich habe euch nie gekannt! Geht weg von mir, die ihr das Gesetz missachtet!”
Jesus warnt vor Irrlehrern, die auftreten und behaupten, mit ihm verbunden zu sein und in seinem Namen Wunder zu vollbringen. Er sagt, dass es nichts nützt im Namen Jesu Wunder zu vollbringen und dabei den Willen des himmlischen Vaters zu missachten, indem ein falscher Gehorsam und eine falsche Hingabe gepredigt wird. Später spricht Jesus über die Zerstörung des Tempels und das Zeichen der Wiederkunft Christi, wo falsche Propheten auftreten werden, die grosse Zeichen und Wunder vollbringen, die aber nicht von Gott kommen (Mt 24,24). Seine Prophezeiungen haben sich bisher in allen Generationen erfüllt. Es gab schon immer falsche Christusse und falsche Propheten, die behaupten, göttliche Wunder vollbringen zu können.
Die Wunder in Markus
Die Wunder in Markus sind denen des Matthäusevangeliums ähnlich. Das Markusevangelium richtet sich vorwiegend an die Römer, die besonders auf Macht und Autorität fokussiert waren. Dabei legt Markus die Betonung auf Jesus, seiner göttlichen Vollmacht, mit der er übernatürliche Wunder vollbringt (Mk 6,56). Oft genügte die Berührung seines Gewandes, um geheilt zu werden (Mk 3,10; 5,25; 6,5; 6,56; 8,22). Bei zwei Heilungen, von denen nur Markus berichtet, heilt Jesus einen Taubstummen und einen Blinden (Mk 7,31; 8,22-26). Jesus heilt auch, weil ihm die Menschen leid tun (Mk 1,41; 6,34; 8,2).
Durch diese übernatürlichen Wunder, die Jesus bewirkte, bewies er seine göttliche Vollmacht, die ihn sogar befähigte, Sünden zu vergeben (Mk 2,10-11). Den Zwölfen übermittelte Jesus göttliche Vollmacht Kranke mit Öl zu salben, ihnen die Hände aufzulegen und sie zu heilen. So wurde das verkündigte Evangelium durch Zeichen bestätigt (Mk 16,20). Markus zeigt, dass der Zweck der Zeichen und Wunder darin besteht, das Evangelium und die göttliche Gesandtschaft Jesu zu bestätigen (Dtn 18,15.18; Apg 3,22-26).
Mk 16,17-18: „Denen aber, die zum Glauben kommen, werden diese Zeichen folgen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Sprachen werden sie reden, Schlangen werden sie mit blossen Händen aufheben, und tödliches Gift, das sie trinken, wird ihnen nicht schaden, Kranke, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.”
Die Zeichen werden nicht von denen vollbracht, die zum Glauben an Jesus kommen, sondern von Jesus und seinen Aposteln (Apg 2,43; 5,12). In der Apg werden sie zusätzlich von denen vollbracht, die diese Gabe durch Handauflegung der Apostel empfingen (Apg 6,6.8). Nach dem Tod der Apostel hörten diese Zeichen und Wunder auf, sowie die Übertragung von besonderen Gaben. So werden die gläubig gewordenen noch heute durch die Zeichen der Apostel begleitet. Diese Zeichen folgen allen Gläubigen wo immer das Evangelium gepredigt und von diesen Zeichen berichtet wird.
Schlussfolgerungen
Diese Zeichen und Wunder waren damals notwendig, um das neue Evangelium zu bestätigen. Die Juden, die mit dem Evangelium Christi zuerst betraut wurden, mussten lernen zu verstehen, dass sich etwas wesentliches in Gottes Plan geändert hatte (Mt 21,41). Die Juden haben das Vorrecht verloren, das einzige und auserwählte Volk Gottes zu sein (Mt 12,18-21; Apg 13,46). Der göttliche Heilsplan richtet sich nun an die gesamte Menschheit (Gal 3,26-29; Röm 2,28).
Weil es kein neues Evangelium mehr braucht, gibt es heute auch keine neuen Zeichen und Wunder (Mt 7,21-23; Offb 22,18-19; 1Kor 13,8). Das Evangelium wurde den Menschen ein für alle Mal überliefert (Jud 3). Niemand soll über das hinausgehen, was geschrieben steht (1Kor 4,6). Jesus hat uns Gläubigen alles geschenkt, was zum christlichen Leben nötig ist (2Tim 3,16-17; Eph 1,3; 2Petr 1,3). Auch Paulus hat den ganzen Ratschluss Gottes verkündet und nichts vorenthalten, was zum Heil in Jesus Christus notwendig ist (Apg 20,20.27).
Wer Gott und seinen Heilsplan erkennen will, der hört allein auf das Zeugnis Jesu und seiner Apostel (1Joh 4,6). Die Bibel, das Wort Gottes ist der einzige Massstab, an dem sich alle Menschen richten sollen (Gal 6,16).