Wachsen-B03: Drei wichtige Glaubenssäulen

Im Glauben wachsen

 

 

 Einleitung

1. Timotheus 4,12:
„Niemand soll dich deiner Jugend wegen gering schätzen. Nein, sei vielmehr ein Vorbild für die Gläubigen in Wort und Lebensführung, in der Liebe, im Glauben und in der Lauterkeit.“

Paulus ermahnt den jungen Evangelisten Timotheus mit andern Worten (NGÜ): „Sei den Gläubigen ein Vorbild.“ Vorbild wird im Griechischen Tüpos (τύπος) genannt. Tüpos bedeutet: Schlag, Stoss (z. B. Metallmünzen erhalten durch einen staatlich anerkannten und angefertigten Stempel ihre Wertprägung). Eindruck, Abdruck, Abbild, Figur. Gepräge, Gestalt, Form, Skizze, Vorbild, Muster, Beispiel usw. (z. B. kein Kleidungsstück, das wir tragen, entstand ohne Muster oder Skizze). Beim Auto sprechen wir von einem „Prototyp“. Proto = erster, vorderster, zuerst. Typos = Muster, Form, Bild. Zusammen = erstes Muster. Wie es im technischen Bereich erste Muster gibt, so soll es auch im zwischenmenschlichen Bereich Vorbilder geben in der Gemeinde, wie Timotheus.

Timotheus wird aufgerufen, auf fünf Gebieten ein Tüpos zu sein: In Wort und Tat, d. h. in der Lebensführung. In der Liebe, im Glauben und in der Lauterkeit.

Einfacher ausgedrückt, könnte man sagen, dass der christliche Glaube aus drei Säulen mit drei Ls besteht: Lehre – Läuterung – Liebe. Diese drei Ls wollen wir heute näher betrachten.

 

 I.   Lehre (διδασκαλία)

Jesus lehrt (Mt 22,37): „Liebe Gott mit deinem ganzen Verstand“ (διάνοια).

Ein Glaube ohne die Lehre Jesu nützt uns nichts. Viele Menschen wissen gar nicht genau, was sie glauben. Sie hören zu sehr auf das, was ihnen Menschen erzählen, ohne nachzuprüfen, ob das auch Gottes Wille und Lehre ist. Z. B. Um Christ zu sein brauche es keine Gemeinde. Z. B. Glaube nur an Jesus und sprich ein Gebet, dann wirst du gerettet werden. Z. B. Wichtig ist, dass wir an ein höheres Wesen glauben, ob das Alah, Buddha oder Jesus Christus ist, spielt keine Rolle. Jesus lehrt aber, dass Religiosität noch lange nicht ausreicht, um in den Himmel zu kommen.

Besonders die Juden besassen zu Jesu Zeiten eine grosse Religiosität. Sie befassten sich mit den alttestamentlichen Schriften. Sie fasteten und beteten und gaben den Zehnten. Sie besuchten die Tempelveranstaltungen oder gingen am Sabbat in die Synagoge in ihrer Nähe. Doch Jesus machte ihnen ihren falschen Glauben, der sich auf menschliche Lehren stützte, zum Vorwurf. Diesen religiös verdrehten Menschen zitierte Jesus die Worte Gottes (Mt 15,9): „Nichtig ist, wie sie mich verehren; was sie an Lehren vortragen, sind Satzungen von Menschen.“ Wenn wir die falsche Lehre über Gott in uns tragen, dann beten wir Gott vergeblich an! Wir sind dann zwar religiös, was den Anschein macht besser als gottlos zu sein, aber in Gottes Augen sind wir dann genauso verloren.

Paulus erklärt den Galatern (Gal 1,9): „Wie wir schon früher gesagt haben, so sage ich jetzt aufs Neue: Wer euch etwas als Evangelium verkündigt, das dem, was ihr empfangen habt, widerspricht, sei verflucht!“ Grausam! Wer das Evangelium Christi falsch verkündigt, der ist in Gottes Augen verflucht. Paulus spricht aus dem Heiligen Geist heraus und erklärt, dass es nicht genügt, sich mit der Bibel zu beschäftigen, wenn wir sie mit menschlichen Lehren vermischen.

Wir werden vielmehr darauf hingewiesen (2Tim 4,3-4): „Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht mehr ertragen, sondern nach eigenem Gutdünken und Verlangen von einem Lehrer zum andern laufen werden, um sich die Ohren kitzeln zu lassen. Der Wahrheit werden sie ihr Ohr nicht mehr leihen und sich den Mythen zuwenden.“

Die Zeit ist längst gekommen, in der sich die wenigen Menschen, die noch am christlichen Glauben interessiert sind, einer Gemeinde anschliessen, die ihren eigenen Bedürfnissen entsprechen. Wahrheit spielt eine zweitrangige Rolle bei den meisten Menschen, während die ersten Eindrücke, Gefühle und persönliche Motivationen im Vordergrund stehen. Klar ist ein gut gespieltes Theaterstück entspannender, als eine Predigt, die Konzentration und Umdenken erfordert. Klar ist es unterhaltsamer, einer „Musikband“ zuzuhören, als sich selbst die Mühe zu machen, gemeinsam in der Einheit zu singen und die Einsätze nicht zu verpassen. Klar kitzelt es uns in den Ohren, wenn uns gepredigt wird, dass wir alle im Grunde genommen gute Menschen seien, die es nur gut meinen, und der allmächtige Gott dankbar ist, sein Milliardenerbe mit uns im Himmel teilen zu dürfen. Die Zeit ist längst gekommen, in der die Menschen sich Prediger aussuchen, die das verkündigen, was sie hören wollen. Die Meisten haben sich nicht nur von der gesunden Lehre abgewandt, sondern auch von jeglicher christlichen Lehre.

Weil der heutige Zeitgeist sich vom christlichen Glauben verabschiedet hat, darf der Glaube und die Lehre Christi nicht dem Ausverkauf preisgegeben werden! Es spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle, was wir glauben und ob wir uns ganz nach der Lehre Christi ausrichten oder nicht! Dies ist so entscheidend für unsere Seelen, dass es um Leben oder Tod geht, um gerettet zu sein oder verloren.

Jesus lehrt (Joh 12,44-50): „Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Und wenn jemand meine Worte hört und sie nicht bewahrt, dann richte nicht ich ihn. Denn ich bin nicht gekommen, die Welt zu richten, sondern die Welt zu retten. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter. Das Wort, das ich gesprochen habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tag. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und was ich reden soll. Und ich weiss, dass sein Auftrag ewiges Leben heisst. Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.“

Sogar der Sohn Gottes selbst hatte in Bezug auf die Lehre keinen Spielraum. Sein Auftrag lautete, alles genau so weiter zu verkündigen, wie er es vom Vater empfangen hatte. Wer sind dann wir Menschen heute, die sagen: „Wahrheit ist nicht so wichtig.“ „Mein Gefühl sagt mir schon, ob die Lehre richtig ist oder nicht.“ Der Apostel Johannes warnt (2Joh 9-11): „Jeder, der darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wer zu euch kommt und nicht diese Lehre bringt, den nehmt nicht ins Haus auf und den Gruss entbietet ihm nicht. Denn wer ihm den Gruss entbietet, hat schon teil an seinen bösen Werken.“  Die Lehre Christi gilt es zu studieren und zu verstehen. Das heisst; zuerst ist unser Kopf dran, dann unser Glaube und erst dann unsere Gefühle! (und nicht umgekehrt!) Unsere Gefühle dürfen niemals bestimmen, was wir glauben. Gefühle können sehr täuschend sein und die Tatsachen völlig ausser Acht lassen.

Gott will, dass unser Glaube durch die biblischen Anleitungen wächst; d. h. unser Verstand, unsere Einsicht, unser Kopf muss zuerst wachsen durch das Wort Gottes (Ps 119).

 

 II.   Läuterung

Läuterung, Reinigung (καθαρίζω), Heiligung (ἁγιασμός), Lebenswandel (ἀναστροφή).
Reinigung = Läuterung (gem. Duden). Griechisch: Katharsis oder Katharismos (Reinigung), Katharotes (Reinheit). Das Verb läutern bedeutet: verfeinern, sich läutern lassen, heiligen = weihen, hingeben, absondern (biblisch fasten).

Jesus lehrt weiter: „Liebe Gott mit deiner ganzen Seele“ (ψυχή, Mt 22). Wer Gott liebt, der möchte auch seine Gemeinschaft erfahren (1Joh 1,3-4). Das Problem aber ist, dass wir unrein sind und Gott kann sich nicht mit uns einlassen, solange wir unrein sind, sonst wird Gott selbst unrein. Um mit Gott Gemeinschaft pflegen zu können, müssen wir unsere Seelen reinigen und heiligen lassen.

1. Petrus 1,13-17:
Die Basis für diesen Aufruf zur Heiligung ist Gottes Natur. Gott ist heilig und rein in seinem ganzen Wesen. Der Mensch aber hat sich durch die Sünde verunreinigt und muss durch das Blut Christi gereinigt werden. Das Opfer Jesu macht dies möglich. Weil das Opferblut Jesu makellos und unbefleckt war von Sünde (V. 18), vermag es unser Gewissen zu reinigen (1Petr 1,2). In der Glaubenstaufe kommen wir mit diesem Opferblut in Berührung, so dass es uns von allen Sünden reinigt (Hebr 9,14; 1Petr 3,21). Durch den Glauben an die reinigende Wirkungskraft des Sühnopfers Christi, sind wir Kinder des Gehorsams geworden. Nun lassen wir uns nicht mehr von den fleischlichen Begierden leiten und verführen. Denn wir wollen die Gemeinschaft mit unserem allmächtigen Gott und Vater geniessen. Deshalb führen wir nun ein Leben in Gottesfurcht. Sich heiligen lassen bedeutet, sich absondern, dem Herrn weihen, hingeben.

2. Korinther 6,17 – 7,1:
Auch wir sollen uns aus der Gesellschaft von gottlos handelnden und denkenden Menschen entfernen, wenn wir mit Gott wandeln wollen. Damit meine ich von bösen Taten fernhalten. Im Berufsleben können wir vielem nicht ausweichen, sondern müssen vieles über uns ergehen lassen. Denn Gott ist Licht und Licht hat keine Gemeinschaft mit Finsternis. Genauso wenig hat Reinheit etwas mit Unreinheit gemeinsam. Deshalb wollen wir uns als Geheiligte fortwährend reinigen lassen und uns so immer weiter entwickeln, hin zur vollkommenen Heiligkeit.

Dieser Läuterungsprozess dauert ein Leben lang und kann sehr schmerzhaft sein. Es spielt keine Rolle, wenn du nicht die hellste Kerze auf der Torte bist, wenn dir keine berufliche Karriere gelungen ist, wie es um deine körperliche Gesundheit und Fitness steht, wie weit du es an Ansehen und Ruhm in der Welt geschafft hast. Alles was zählt, ist deine Hingabe, deine Bereitschaft, dich heiligen zu lassen für Christus und seine Gemeinde. Wie sieht dieser Läuterungsprozess in Christus aus? Wie stellen wir uns die Nachfolge Christi vor? Wie wird denn Gold geläutert? – durch Feuer! Genauso ist es auch im christlichen Glauben!

1. Petrus 1,7 (NGÜ):
„Genauso, wie das vergängliche Gold im Feuer des Schmelzofens gereinigt wird, muss auch euer Glaube, der ja unvergleichlich viel wertvoller ist, auf seine Echtheit geprüft werden.“

Jesus lehrt in Lukas 14,27.33; 13,24:
Das sind die Kosten der Nachfolge! Es geht um alles oder nichts! Im AT hat Gott die Menschen aufgerufen zum Fasten. Was hat sich im neuen Bund geändert? Es geht nicht mehr um das äusserliche, fleischliche Fasten, sondern um die innere Enthaltsamkeit gegenüber dem, was die vergängliche Welt zu bieten hat. Wie sehr sind wir bereit zu leiden, für das Ziel der ewigen Gemeinschaft mit Gott? Was sind wir bereit auf uns zu nehmen, um uns heiligen zu lassen für Christus? Was sind wir bereit in dieser Welt zu erdulden, um im Glauben zu wachsen? Sind wir bereit, für den manchmal schmerzhaften Läuterungsprozess, der uns zum Guten verändert?

Hebräer 12,14 (NGÜ):
„Ohne ein geheiligtes Leben wird niemand den Herrn sehen.“

 

 III. Liebe

Die dritte Säule unseres christlichen Glaubens ist die Agape-Liebe (ἀγάπη). Die Agape-Liebe ist der Schlüssel zu unserer Beziehung zum Herrn und zu unseren Mitmenschen. Denn die göttliche Liebe ist unabhängig von der Reaktion des andern. Sie sagt: „Du magst mich nicht, aber ich liebe dich!“ Sie antwortet auf Hass und Verurteilung (Lk 23,34): „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Jesus lehrt in seiner Bergpredigt (Mt 5,46): „Wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr da erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?“ Zöllner galten damals als besonders korrupt und böse. Sie nahmen sich nur denen an, die auch sie annahmen. Diese Liebe basierte nur auf gegenseitiger Annahme. Die Agape-Liebe geht jedoch weit über diese Durchschnittsliebe der weltlichen Menschen hinaus. Sie fühlt Erbarmen, wo andere kalt bleiben und wegschauen, oder denken: Das geschieht dieser Person mit Recht! Sie kann ihr Herz nicht verschliessen, selbst vor dem grössten Feind. Sie gibt sein Leben hin und bittet für seine Feinde, ohne etwas zurückzuerwarten!

Jesus lehrt (Mt 22): „Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen“ (καρδία). Weshalb soll ich Gott lieben? fragen sich heute die meisten Menschen. Was gibt er mir? Welchen Vorteil habe ich, wenn ich Gott liebe? Ende ich dann auch da, wo der Sohn Gottes endete; am Kreuz? Ja, du endest auch da, wo Jesus geendet hat, wenn du Gott liebst, aber nicht am Kreuz, sondern in der Auferstehung und in der Himmelfahrt! Die Liebe zu Gott zahlt sich aber schon hier im Erdenleben mehrfach aus: Wer Gottes Liebe versteht, vermag seine Mitmenschen besser zu lieben. Wer Gott liebt, der liebt die Gemeinde. Wer Gott liebt, der liebt sich selbst.

1Joh 4,16: „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.”

1Joh 4,8: „Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe …“

1Joh 4,7: „… jeder, der liebt, ist aus Gott gezeugt, und er erkennt Gott.“

Wenn wir am grossen Gerichtstag vor dem allmächtigen Gott stehen, dann wird unsere Himmelstauglichkeit an einem gemessen: an der Liebe! Im Himmel wird es keine Terroristen mehr geben. Es werden auch keine Seelen zugelassen, die eine durchschnittliche Menschenliebe pflegen, sonst gibt es nur wieder neue Probleme im Himmel. Im Himmel werden nur Seelen zugelassen, die die folgenden Eigenschaften der Agape-Liebe ein Leben lang trainiert haben (1Kor 13,4-8a.13, NGÜ): „Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht eingebildet. Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt keinem etwas nach. Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, aber wo die Wahrheit siegt, freut sie sich mit. Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie, immer hofft sie, allem hält sie stand. Die Liebe vergeht niemals. Was für immer bleibt, sind Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Aber am grössten von ihnen ist die Liebe.“

Die Agape-Liebe ist nicht von unbeständigen Gefühlen abhängig, sondern sie ist immer da. Diese Liebe ist erfüllt von Gottes Liebe und deshalb sucht sie unaufhörlich das Beste für den Nächsten. Unsere Liebesfähigkeit ist es, die uns auszeichnet! An unserer Liebesfähigkeit werden wir von Gott und den Menschen beurteilt! Darum lasst uns lieben, nicht mit Wort und Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!

 

 Schlussfolgerungen

So, und jetzt gehe hin, halte dich gehorsam an die Lehre Christi, lass dich läutern in der Feuersglut der Leiden, pflege die Agape-Liebe, ohne Erwartungen! Denn das sind die drei Säulen unseres Glaubens.

Damit lieben wir Gott – mit ganzem Verstand, mit ganzer Seele, mit ganzen Herzen.

 

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