Wachsen-B02: Wahre Jüngerschaft

Im Glauben wachsen

 

EINLEITUNG

Wie wurden die Glieder der Gemeinde von der wir im Neuen Testament lesen genannt?

- Katholiken?
- Protestanten? (Protestbrüder?)
- Mormonen, Zeugen Jehovas, Adventisten usw.?

Es gibt mindestens fünf Bezeichnungen im NT:

- Heilige, Römer 1,7.
- Kinder Gottes, Römer 8,16.
- Brüder, Jakobus 1,2.
- Christen, 1. Petrus 4,16.

In der Apostelggeschite lesen wir, dass in Antiochia die Jünger zuerst Christen genannt wurden (Apg 11,26). Wir lesen aber auch, dass sie als Jünger bezeichnet wurden.

HAUPTTEIL

 

Was ist ein Jünger?

Jünger (μαθητής) bedeutet Schüler oder Lernender.

Damit wird deutlich gezeigt, worum es bei der Nachfolge Christi geht. Es geht nicht darum, alles besser zu können und zu wissen, oder um jeden Preis Recht zu bekommen, wie das unter den Weltmenschen oft der Fall ist, wo es viele „Besserwisser“ gibt. Es geht darum, dass ein Nachfolger Christi eine lernende Gesinnung an den Tag legt.

Worin zeigt sich denn ein Jünger lernwillig?
Gibt es Ebenen, auf denen er nicht weiterkommen und nicht am Lernen interessiert ist? Oh ja! Ein Jünger will in weltlichen Angelegenheiten, die ihn vom Glauben abbringen könnten, nicht weiterkommen; wie z. Bsp.: er will nicht lernen –

- wie man ständig noch mehr Geld machen kann,
- wie man die Lust des Fleisches noch mehr geniessen kann,
- wie man sich auf vergängliche Dinge einlässt, die Gott nicht gefallen.

Ein Jünger ist lernwillig von Jesus zu lernen, indem er sich immer wieder fragt: Was würde Jesus tun?

 

Woran kann die Echtheit eines Jüngers erkannt werden?

An seiner Liebe zur Wahrheit 2. Thessalonicher 2,8-11.
Paulus spricht hier von einer zunehmenden Auflehnung der Menschen gegenüber Gott unserem Schöpfer. Er spricht im ganzen Abschnitt immer wieder vom „Gesetzesfeind“.

Wer ist der Gesetzesfeind?
Generell gesagt ist es ein Mensch, der sich an kein Gesetz hält, sondern das tut, was er für richtig hält. Es ist ein Mensch, der Jesu Gebote völlig ablehnt und Religionen verachtet und gegen sie kämpft.

Viele religiöse Menschen hören die Wahrheit Gottes vergeblich, weil ihnen die Liebe zur Wahrheit fehlt. Die Liebe zur Wahrheit ist in einem Jünger Christi so stark vorhanden, dass er selbst dann zu ihr hält, wenn sie ihn anklagt oder ihn gar verletzt.

Ein echter Jünger Christi kann nicht die Wahrheit lieben und das Unrecht. Immer wieder zwingt uns Gottes Wort zum Entscheid. Entweder nehmen wir die Wahrheit an und wollen unser menschliches Fehlverhalten einsehen und ändern oder wir lieben uns selbst so sehr, dass wir dafür die Wahrheit ablehnen. Unser sündiges Leben steht in ständigem Konflikt mit Gottes Wort. Als Jünger Christi tragen wir eine so grosse Liebe zur Wahrheit in uns, dass wir bereit sind uns selbst aufzugeben und uns Gottes Willen zu beugen. Die grössten Hindernisse für die wahre Jüngerschaft sind Stolz, Hochmut und die Eigenliebe.

An seiner Heiligung: 1. Petrus 1,13-17.

Umgürtet eure Hüften (V. 13)!
Das heisst, dass wir unser Denken (διανοία) ausrichten (Mt 22,37). Wir sind bereit für geistige Anstrengungen (Lk 12,35). Wir prüfen und durchdenken alles. Wir begnügen uns nicht mit oberflächlichen Annahmen. Wir verändern unsere gemütliche und bequeme Position und geben alles, um Christus ähnlicher zu werden.

Seid nüchtern (V. 13)!
Nüchtern sein kann das Gegenteil von Trunkenheit und jeglicher Art des Rausches bedeuten. Es kann im Griechischen aber auch fasten bedeuten, Standhaftigkeit und Besonnenheit, im Gegensatz zu schwärmerischem Wesen. Der Sinn kommt in 1Thess 5,6 gut zum Ausdruck: „Lasst uns also nicht schlafen, wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein …”

Hofft auf die Gnade Gottes (V. 13)!
Wenn Petrus zum vernünftigen Denken aufruft, dann meint er damit ein gutes Urteilsvermögen zu haben, auch in Bezug auf die Gnade. Die Vernunft lehrt uns, dass die Hoffnung auf Gottes Gnade nicht auf persönlicher Würdigkeit beruht. Denn, wenn Gott uns in der letzten Stunde nicht durch seine Gnade freisprechen würde, dann hätten wir Menschen keine Chance vor ihm zu bestehen.

Richtet euch ganz auf die Erscheinung Christi aus (V. 13)!
Mit der Erscheinung Christi ist die Wiederkunft gemeint. Die christliche Hoffnung richtet sich ganz auf die Wiederkunft Christi. Die christliche Hoffnung macht uns stark im Alltag, sodass wir vieles ertragen können, weil wir auf das himmlische Ziel ausgerichtet sind. Denn unsere Hoffnung ist nicht unsicher oder ungewiss, sondern sie ist die Gewissheit, dass unser Leidenskampf ein siegreiches Ende nehmen wird.

Seid gehorsame Kinder Gottes (V. 14)!
An Christus zu glauben heisst, Kinder des Gehorsams zu sein. Die Bezeichnung „Kinder” drückt die innige Beziehung zu unserem liebenden Vater aus (1Joh 3,1-2). In der Bibel bedeutet Glauben Gehorsam (Joh 3,36), Gott beim Wort nehmen. In der Welt werden viele Menschen allgemein als Gläubige bezeichnet, doch wenn ihr Glaube dem Willen Gottes nicht gehorcht, dann ist er nicht rettend (Jak 2,19).

Gehorsam sein, bedeutet hören (horchen = gehorchen) auf das was Gott sagt (auf Gottes Heilsplan, Röm 1,5). Gehorsam kann und muss gelernt werden, wenn wir uns Gott nähern wollen. Selbst der Sohn Gottes musste durch das Leben den Gehorsam lernen (Mt 26,39; Hebr 5,8).

Der Gehorsam gegenüber Gott steht hier im Gegensatz zu den weltlichen Lüsten oder Begierden. Der Mensch kann Lust haben –

- nach irdischen und vergänglichen Dingen (1Joh 2,15-17),
- nach Gottes Nähe und unvergänglicher Liebe (Lk 22,15; Mt 22,37).

In Gottes Augen werden seine Geschöpfe unterschiedlich betrachtet und bezeichnet:

- als Kinder des Ungehorsams (Eph 2,2; 5,6),
- als Kinder des Gehorsams (1Joh 3,1-2; 1Petr 1,14).

Gott hat kein Wohlgefallen an vielen Worten (Mt 6,7), leeren Versprechungen (Mt 7,21) und vielen Opferungen (Mt 9,13). Vor unserer Bekehrung waren wir gottlos und taten, was dem Herrn nicht gefällt (Gal 5,19-21). Vieles, was wir damals taten, geschah auch aus Unwissenheit, da wir uns nach dem Vorbild der Ungläubigen ausrichteten. Der Geist Gottes hat uns zum neuen Leben berufen, das frei ist von der Sklavschaft der Sünde (Röm 6,12-23). Deshalb wollen wir uns nicht länger von eigensüchtigen Wünschen beherrschen lassen, wie die Welt.

Führt ein geheiligtes Leben (V. 15)!
Christen sind zum heiligen Leben berufen:

Wir sind mit heiligem Ruf berufen worden (2Tim 1,9).

Wir sind aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen worden (1Petr 2,9b).

Wir sind zu Gottes ewiger Herrlichkeit berufen worden (1Petr 5,10).

Es geht nicht bloss um eine Lebenseinstellung, sondern um einen veränderten Lebensstil, um einen neuen Lebenswandel.

Seid heilig, denn Gott ist heilig (V. 16)!
Schon im AT war das die Forderung Gottes an sein Volk und deshalb wird dieser Aufruf auch aus dem AT zitiert, mit den Worten (Lev 19,2): „… Ihr sollt heilig sein, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.” Heilig (ἅγιος), hagios sein bedeutet getrennt sein oder sich absondern. Das heisst, Menschen und Dinge sind für Gottes Gebrauch bestimmt und abgesondert, damit unterscheiden sie sich von gewöhnlichen Menschen oder Dingen. So war z. B. der Tempel, der Boden, die Stadt und der Sabbat heilig. Genauso unterscheiden sich die Gläubigen von anderen Menschen, indem sie sich absondern und Gott nähern, d. h. heilig sind (2Kor 6,17).

Absondern bedeutet nicht Querdenker in weltlichen Angelegenheiten zu sein, sondern sich von allem Bösen und Unreinen fernzuhalten. Die vier Wesen rufen Tag und Nacht vor dem Thron Gottes (Offb 4,8): „Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott, der Herrscher über das All, der war und der ist und der kommt.” Jesus sagt etwas ähnliches in seiner Bergpredigt (Mt 5,48): „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.” Damit ruft er auf, nicht Volksgenossen zu hassen, sondern das Böse. Statt Hass, Liebe zu zeigen. Statt Vergeltung, Barmherzigkeit zu erweisen. Wer sich von der Denkweise der Welt absondert, der nähert sich Gott.

Mit Gott leben, bedeutet heilig und vollkommen sein, im Gegensatz zur Welt. In der heutigen Zeit empfindet es kaum mehr jemand als Kompliment, als heilig bezeichnet zu werden. Gott will aber, dass wir uns heiligen lassen und heilig sind! Nur Heilige (Abgesonderte) können Gemeinschaft mit Gott pflegen.

Führt ein Leben in Gottesfurcht (V. 17)!
Gott richtet jeden Menschen unparteiisch, d. h. ohne Ansehen der Person (Röm 2,11; Eph 6,9). Gott richtet jeden Menschen nach seinen Werken, nicht nach seiner Erkenntnis.

Kol 3,25: „Wer Unrecht tut, wird bekommen, was er an Unrecht getan hat, ohne Ansehen der Person.”

Apg 10,34: „Jetzt erkenne ich wirklich, dass bei Gott kein Ansehen der Person ist, sondern dass ihm aus jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt.”

Es geht um ein Leben in Gottesfurcht. Gottesfurcht bedeutet Ehrfurcht (2,18). Der christliche Lebenswandel ist von Ehrfurcht geprägt (3,2). Ehrfurcht ist das stetige Bewusstsein, dass Gott gegenwärtig ist und alles sieht (Ps 33,18; 34,16). Furcht, im Sinne von Angst, ist nicht in der Liebe (1Joh 4,18). Gläubige stehen mit dem himmlischen Vater im Gebet und sind sich seiner Gegenwart bewusst, so dass sie in Ehrfurcht vor Gott wandeln.

Das christliche Leben ist ein Leben in der Fremde. Petrus ermahnt die Gläubigen später als Fremde oder Fremdlinge in fremdem Land, d. h. Zerstreute in den kleinasiatischen Gemeinden (2,11). Christen bleiben aber Fremdlinge auf Erden, weil sie sich Gott geweiht haben und auf das himmlische Land schauen, das ihnen bereitet worden ist (Hebr 11,9-10). Denn Gläubige (aus allen Nationen) sind im Reich Gottes keine Fremden mehr ohne Bürgerrechte, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes (Eph 2,19).

Schlussfolgerungen:
Das Leben in Christus bringt besondere Vorrechte mit sich, die aber auch eine besondere Verantwortung beinhalten. Die Verantwortung läuft darauf hinaus, dass wir Gläubigen erkennen, dass wir ein besonderes Volk sind, das sich von der Welt und ihren Begierden absondert und nach guten Werken für Gott eifert (Tit 2,14).

An seiner totalen Nachfolge: Lukas 14,33.
Jesus sagt das nicht nur zu einer bestimmten Gruppe von Menschen, zu einer Elitetruppe in seinem Reich. Jeder, der Jesus nachfolgen will, ist damit gemeint. Es gibt keine Ausnahme.

Jesus sagt auch nicht, dass ein guter Wille genügt. Jeder, der nicht absagt, kann kein echter Jünger sein. Jeder muss sich bewusst sein, dass die Nachfolge Jesu etwas kostet. Wieviel?

Jesus sagt nicht, dass es nur um einen Teil geht, dem wir entsagen sollen. Wir sollen allem absagen. Wir sollen sogar bereit sein für ihn zu leiden (Lk 14,27), wenn wir seinen Fussstapfen folgen (1Petr 2,21). Ein echter Jünger ist willig, alles zu geben, was er geben kann, um Jesus nachzufolgen.

Das ist eine strikte Forderung, die Jesus an uns stellt. Es gibt keinen Mittelweg. Jesus geht soweit, dass er sagt, wer sich nicht ganz für mich entscheidet, der kann nicht mein Jünger sein. Eine grosse Ermutigung auf diesem beschwerlichen Weg ist, dass Christus selbst diesen Weg gegangen ist und dass Er bereit ist, jeden Schritt auch mit uns zu gehen.

Wahres Christentum ist völlige Hingabe an den Herrn Jesus Christus. Der Herr sucht nicht nach Männern und Frauen, die ihm ihre freien Abende, das Wochenende oder die Jahre ihres Ruhestandes widmen möchten. Nein! Jesus sucht Nachfolger, die ihm den ersten Platz in ihrem Leben einräumen (Lk 14,26). In der wahren Jüngerschaft hat das «Ich» keine Rechte und Ansprüche mehr. Paulus sagt (Gal 2,20; Phil 1,21): „Ich bin mit Christus gekreuzigt; ich lebe, aber nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“

Die Mehrheit ist nicht bereit, ganz loszulassen vom sündhaften Leben. Doch, nur halbherzig Jesus nachzufolgen nützt nichts (Mt 7,21-23). Jesus lehrt (Lk 13,24): „Setzt alles daran, durch die enge Tür einzutreten! Denn viele, sage ich euch, werden es versuchen und es wird ihnen nicht gelingen.”

An seiner Liebe: Johannes 13,34-35.
Im neuen Bund lautet das Gesetz Christi (Gal 5,13): „… dient einander in der Liebe! Denn das ganze Gesetz hat seine Erfüllung in dem einen Wort gefunden: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!” Und (Gal 6,2): „Tragt einer des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.”

Jesus befiehlt seinen Nachfolgern nicht nur zu lieben, sondern er selbst hat es uns allen vorgelebt. Wie sieht denn diese Liebe praktisch gesehen aus?

Die Liebe ist selbstlos.
Jesus liebte nicht, um grösser dazustehen. Er suchte keinen persönlichen Gewinn in seinem liebenden Vorbild. In der menschlichen Liebe ist immer ein Rest Eigenliebe zu finden. Doch Jesu Liebe erwartet nichts und sucht auch keinen Gewinn, sondern sie ist selbstlos.

Die Liebe ist opferbereit.
Seine Liebe kennt keine Grenzen. Während wir zuerst abwarten, ob unsere Liebe erwidert wird, gab Jesus sein Leben hin, als wir noch seine Feinde waren. Er wollte nicht zuerst wissen, wieviel Menschen seine Liebe annehmen und erwidern würden. Er gab sein Leben hin, ohne abzuwarten, wer seine Liebe annehmen wird. Er gab nicht nur einen Teil seiner Liebe, sondern gleich sein ganzes Leben.

Die Liebe Jesu ist vergebend.
Liebe ohne Vergebung ist sinnlos, denn Liebe lebt von der Vergebung. Es gibt kein Vergehen, das Jesus nicht bereit ist zu vergeben. Selbst denen, die Ihm endlosen körperlichen und geistigen Schmerz zugefügt haben, konnte Er vergeben. Jeder, der bereit ist seine Sünden zu bekennen und abzulegen, kann Vergebung empfangen. Jesus ist bereit uns vorbehaltlos immer wieder einen Neuanfang zu schenken, was immer wir auch getan haben. Jesus ist nicht nachtragend und holt niemals das Vergangene hervor. Für Jesus zählt nur die Gegenwart und deshalb rechnet er uns das Gute das wir tun, an.

Wenn wir diese Liebe Jesu nachahmen, dann werden die Menschen erkennen, dass wir Jesu Jünger sind und den Herrn preisen, am Tag der Heimsuchung (1Petr 2,12).

SCHLUSSTEIL

Wahre Jüngerschaft hat eine grosse Verantwortung und ist keine leichte Aufgabe. Jünger Jesu zu sein ist verbunden mit mindestens vier Bedingungen, an denen jedermann unsere Echtheit erkennen kann:

1.  An der Liebe zur Wahrheit Gottes.

2.  An unserer Heiligung.

3.  An der totalen Nachfolge.

4.  An der Liebe zu einander und zu allen Menschen.

Jünger Jesu zu sein trägt auch eine grosse Verheissung, nämlich; die Rettung unseres Lebens. Ein Leben das sich dem Herrn ganz hingibt, wird vom Herrn gesegnet und trägt einen grossen Lohn mit sich (Mt 5,12; Lk 6,23). Jesus verspricht (Joh 12,25): „Wer sein Leben liebt, verliert es; und wer sein Leben in dieser Welt hasst, wird es bewahren ins ewige Leben.“

Wer die wahre Jüngerschaft begriffen hat, der will nichts mehr anderes als Jesus nachfolgen, weil ihn das erfüllt und befriedigt, mehr als alles andere auf der Welt.