Auslegung-13: Prophetische Bücher des Alten Testaments

Auslegung der Bibel

 

Einstieg: Das Alte Testament enthält siebzehn prophetische Bücher mit einer grossen Bandbreite an Informationen und Ereignissen. In den aufgeführten Tabellen wird übersichtlich dargestellt, welcher Prophet wann und zu wem sprach. Diese kurze Zusammenfassung gibt einen Hintergrund zu den Prophezeiungen, die wir auszulegen versuchen. Ein Schlüssel zum besseren Verständnis einer Schriftstelle ist das Wissen, weshalb Gott durch einen Propheten eine bestimmte Botschaft übermitteln liess.

Einleitung

Die Bücher von Jesaja bis Maleachi werden im deutschen Alten Testament als Bücher der Prophetie bezeichnet. Dieser Teil der Heiligen Schrift umfasst fünf Bücher der „grossen Propheten” (Jesaja, Jeremia, Klagelieder, Hesekiel und Daniel) und zwölf Bücher der „kleinen Propheten” (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja und Maleachi). Die Einteilung in „grosse Propheten und „kleine Propheten” hat mit der Länge der Bücher zu tun, nicht mit ihrer Bedeutung. Die Schriften der „grossen Propheten” sind länger als die der „kleinen Propheten”.

Das Wirken der Propheten
Um diese Bücher zu verstehen, müssen wir die Rolle der Propheten verstehen. Propheten waren in Israel zu allen Zeiten des Alten Testaments tätig. Das Wirken verschiedener Propheten wird in den Geschichtsbüchern erwähnt. Die Propheten werden unterschidelich bezeichnet: „Prophet” (1. Samuel 3,20), „Seher” (1. Samuel 9,9), „Mann Gottes” (1. Samuel 2,27) und „Wächter” (Hesekiel 3,17). Manchmal sprach Gott auch von „meine Knechte, die Propheten” (2. Könige 17,13; Jeremia 26,5.19; Hesekiel 38,17; Sacharja 1,6). Diese Bezeichnungen deuten darauf hin, dass die Aufgabe der Propheten darin bestand, eine Botschaft von Gott zu empfangen und dann in seinem Namen zu den Menschen zu sprechen. Propheten wurden von Gott besonders dazu berufen, seine Repräsentanten und Sprecher zu sein. Ein Prophet war in der Tat Gottes „Mund” (siehe Exodus 4:16; 7:1, 2) - das Instrument, das Gott benutzte, um seine Botschaft an sein Volk zu übermitteln.

Daher ist es ein Fehler, die alttestamentliche Prophetie immer als Vorhersage zukünftiger Ereignisse oder den Propheten in erster Linie als Vorhersager zu betrachten. Stattdessen war der Prophet ein „Weitersager”, d. h. einer, der das Wort Gottes verkündete. Er überbrachte dem Volk das Wort Gottes, er war der Prediger seiner Zeit. Er überbrachte in erster Linie eine Botschaft an seine eigenen Zeitgenossen.

Propheten sprachen in der Regel über die unmittelbare Situation zu Gottes Volk. Ihre Botschaften bezogen sich auf die Konsequenzen von Gehorsam und Ungehorsam und enthielten demzufolge auch Ereignisse, die die Zukunft betrafen. Manchmal gaben sie sogar Einzelheiten zu Ereignissen in der fernen Zukunft bekannt. Aus dem Neuen Testament wissen wir zum Beispiel, dass das Alte Testament Prophezeiungen über den kommenden Messias und sein Reich enthält.

Die Propheten wandten sich in erster Linie an Israel, obwohl ihre Bücher manchmal auch Botschaften über andere Völker enthalten. Da sie Gottes Boten für sein Volk waren, sprachen sie oft in seinem Namen über die Nation als Ganzes. Dementsprechend waren sie häufig in Staatsangelegenheiten involviert und berieten und tadelten Könige.

Es traten aber auch flasche Propheten in Israel auf, darunter solche, die fremde Götter verehrten, als auch solche, die in unlauterer Weise behaupteten, für den Herrn zu sprechen. Falsche Propheten konnten wie folgt identifiziert werden:

1. Die Botschaft eines falschen Propheten war normalerweise das, was seine Zuhörer hören wollten. Das war der Unterschied zwischen Micha und den vierhundert falschen Propheten, die zu König Ahab sprachen, bevor dieser im Kampf starb (1. Könige 22,6-28a).

2. Die Prophezeiungen oder „Zeichen” eines falschen Propheten erfüllten sich nicht (Deuteronomium 18,18-22; siehe Exodus 4,8).

3. Die Botschaft eines falschen Propheten wurde manchmal im Namen eines heidnischen Gottes verkündet. Wenn sein angekündigtes Zeichen eintrat, war er ein falscher Prophet, da seine Botschaft im Widerspruch zu dem stand, was zuvor von Gott offenbart worden war (Deuteronomium 13,1-3).

Die Botschaft der Propheten
In der Gesamtbotschaft der Propheten lassen sich fünf Hauptthemen ausmachen: (1) Der Herr als Herrscher der gesamten Geschichte, (2) die Notwendigkeit, mit dem Herrn im Reinen zu sein, (3) die moralische Grundlage von Religion und Gesellschaft, (4) eine Mischung aus Gericht und Hoffnung und (5) das messianische Reich. Die Gesamtbotschaft der Propheten wird nun ausführlicher dargestellt:

I.  „Meine Botschaft ist vom Herrn” (siehe Jes 1,10; Jer 1,9; Ez 13,1; Am 7,14-16; Zef 1,1).

II.  „Die Strafe kommt, sagt der Herr.”

- Auf diese Tatsache haben viele oder die meisten Propheten hingewiesen (siehe Jeremia 7,15; Hosea 1,4; Amos 7,11.).

- Die kommende Zerstörung wurde manchmal als der „Tag des Herrn” bezeichnet (siehe Jesaja 13,6, 9; Jeremia 46,10; Zephanja 1,14-16.).

- Die Zerstörung kam wegen der Sünde (vor allem wegen der Sünden der sozialen Ungerechtigkeit und des Götzendienstes). (Siehe Jeremia 7,9; Hosea 4,1-19; Micha 1,3-5; 2,1-2.)

- Obschon andere Nationen die Ursache der Zerstörung waren, benutzte Gott sie als seine Werkzeuge, um sein Volk zu bestrafen (siehe Jeremia 27,5-6).

- Während Gott das Volk bestrafte, waren die Israeliten nur für ihre eigenen Sünden verantwortlich (siehe Hesekiel 18,20.)

- Israels privilegierter Status bewahrte die Ungehorsamen im Volk nicht vor dem Untergang (siehe Jeremia 7,4).

III.  „Kehrt um und lebt rechtschaffen, sagt der Herr.”

- Umkehr war unerlässlich (siehe Jesaja 1,16-20; Jeremia 26,13; Joel 2,12-14; Amos 5,4-7; Jona; Zefanja 2,3).

- Ein rechtschaffenes Leben und nicht bloss Rituale waren gefordert (siehe Jesaja 1,13; Amos 4,1-5; 5,21-24; Micha 6,6-8; Sacharja 7,8-10.).

IV.  „Es gibt Hoffnung für die Zukunft, sagt der Herr.”

- Ein Rest soll gerettet werden (siehe Amos 3,12; Micha 2,12; 4,6-7; Zefanja 3,12-13).

- Als das Volk aus dem Exil zurückkehrte, erwartete Israel Segnungen (siehe Hosea 14,4-7; Joel 3,17; Amos 9,14, 15; Micha 7,18-20).

V.  Auch die Propheten sprachen über das messianische Zeitalter (siehe Jesaja 2,2-4; 53; Jeremia 3,31-34; Joel 2,28-32; Amos 9,11, 12; Micha 4,1-5.6).

VI.  Die Propheten hatten oft Botschaften für ihr eigenes Volk (siehe Haggai 1,8; Sacharja 1,16; Maleachi 3,10).

VII.  Die Propheten hatten auch Botschaften über andere Nationen (siehe Jesaja 13-23; Jeremia 46-51; Hesekiel 25-32; Obadja; Nahum; Amos 1; 2; Jona).

 

Zu welcher Zeit prophezeiten sie?

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Wer empfing ihre Prophezeiungen? 

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Kurze Zusammenfassung der prophetischen Bücher

Die grossen Propheten
Es folgt eine kurze Einführung zu jedem der fünf grossen Propheten.

Jesaja, der messianische Prophet: Der Prophet Jesaja, dessen Name „Jahwe rettet” bedeutet, prophezeite in Jerusalem während der Regierungszeit von vier Königen von Juda: Usija (783-742 v. Chr.), Jotham (742-735 v. Chr.), Ahas (735-715 v. Chr.), Hiskia (715-687 v. Chr.). Es wird angenommen, dass er während der Regierungszeit Manasses (697-642 v. Chr.) starb. Er hat wahrscheinlich etwa sechzig Jahre lang geweissagt. Er stand in enger Verbindung mit den Königen von Juda, insbesondere mit Ahas (Jesaja 7) und Hiskia (Jesaja 36; 37). Sein Buch lässt sich in zwei Teile gliedern: Jesaja 1-39 ist eine Warnung (für Juda und andere Völker), während Jesaja 40-66 dem Volk Gottes Trost bietet. Dieses Buch enthält mehr Prophezeiungen über den Messias als jedes andere Prophetenbuch (siehe insbesondere Jesaja 53).

Jeremia, der weinende Prophet: Jeremia, der Sohn Hilkias, eines Priesters von Anatot, prophezeite etwa vierzig Jahre lang, von 627 bis 587 v. Chr., während der Regierungszeit der letzten fünf Könige von Juda: Josia (640-609 v. Chr.), Joahas (609 v. Chr.), Jojakim (609-598 v. Chr.), Jojachin (598 v. Chr.) und Zedekiah (598-587 v. Chr.). Er diente seinem Volk, während es von Babylonien bedroht, angegriffen und vernichtet wurde. Nach der endgültigen Zerstörung Judas durch Babylon wurde er von rebellischen Juden nach Ägypten verschleppt. In jungen Jahren zum Propheten berufen, wurde er von seinem eigenen Volk häufig misshandelt. Wegen der Tränen, die er über die Zerstörung des Volkes vergoss, wurde er „der weinende Prophet” genannt (Jeremia 9,1) und verkündete eine Botschaft mit fünf Schwerpunkten. (1) Das Gericht stand bevor, denn die Babylonier würden Juda zerstören, aber später selbst vernichtet werden. (2) Judas Sünden waren die Ursache für ihre Zerstörung. (3) Das Volk war aufgerufen, Busse zu tun. (4) Da die Zerstörung bevorstand, sollte Juda sich Babylon unterwerfen. (5) Juda konnte noch Hoffnung für die Zukunft haben, denn das Volk werde nach siebzig Jahren aus dem Exil zurückkehren dürfen. Das Buch Jeremia enthält eine Einleitung (Jeremia 1), Prophezeiungen, die sich auf Ereignisse im eigenen Land beziehen (Jeremia 2-45), Prophezeiungen, die sich auf andere Völker beziehen (Jeremia 46-51), und einen Nachtrag (Jeremia 52).

Klagelieder, Trauergesänge für Jerusalem: In der hebräischen Bibel sind die Klagelieder eines der fünf kleinen Bücher, die die Schriftrollen (Megillot) unter den Schriften (Ketuvim) bilden. Dieses Buch, das traditionell Jeremia zugeschrieben wird, ist eine Reihe von Klageliedern oder Trauergesängen. Das Buch wurde geschrieben, um die Zerstörung Jerusalems zu beklagen bzw. grossen Kummer darüber auszudrücken. Der geschichtliche Hintergrund des Buches ist daher die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier um 587/586 v. Chr. Jedes der fünf Kapitel des Buches ist ein eigenes Gedicht. Die ersten vier Gedichte sind akrostich; das letzte Gedicht des Buches ist zwar nicht astrostich, besteht aber ebenfalls aus zweiundzwanzig Versen, der Anzahl der Buchstaben im hebräischen Alphabet.

Hesekiel, der visionäre Prophet: Hesekiel, dessen Name „Gott stärkt” bedeutet, war ein Priester und der „Sohn des Busi” (Hesekiel 1,3). Er wurde 597 v. Chr. mit Jojachin gefangen genommen (Hesekiel 33,21; 40,1) und lebte im Exil in Babylon. Von dort aus prophezeite er nicht nur den Gefangenen in Babylon, sondern auch den Juden, die noch in Juda lebten. Seine Prophezeiungen werden auf die Jahre 593 bis 570 v. Chr. datiert. Das Buch Hesekiel lässt sich in drei Teile gliedern: (1) Gericht über Juda vor der Zerstörung Jerusalems (Hesekiel 1-24); (2) Prophezeiungen gegen die Nationen, während der Belagerung und Zerstörung (Hesekiel 25-32); und (3) Trost für Juda nach der Zerstörung (Hesekiel 33-48). Sein erstes Ziel war es, sich vor unangebrachtem Optimismus zu hüten, der ihn zu einem Untergangsprediger machte. Sein zweites Ziel nach der Zerstörung Jerusalems war es, vor unangemessenem Pessimismus zu warnen; dann wurde er zum Prediger des Trostes. Hesekiels Prophezeiungen zeichnen sich durch Visionen (siehe Hesekiel 1; 37-39) und durch „visuelle Hilfsmittel”, anschaulichen Bildern und Redewendungen aus.

Daniel, der Prophet in der Gefangenschaft: Daniel selbst wird im Alten Testament nicht als Prophet dargestellt, aber im Neuen Testament wird er als Prophet bezeichnet (Matthäus 24,15). Daniel wurde vor 600 v. Chr. von Nebukadnezar aus Juda nach Babylon verschleppt und verbrachte dort den Rest seines langen Lebens. Das Buch Daniel befindet sich unter den Schriften (Ketuvim) in der hebräischen Bibel. Es erzählt, wie Daniel durch seine Treue zu Gott und mit Gottes Segen sogar in der Gefangenschaft zu Wohlstand kam. Zudem stieg er im babylonischen Königreich und dann im persischen Königreich, das ihm nachfolgte, zu einer bedeutenden Stellung auf. Seine Prophezeiungen enthalten nur wenige moralische Ermahnungen und bestehen aus zwei Teilen: einem geschichtlichen Teil (Daniel 1-6) und einem visionären Teil (Daniel 7-12), der apokalyptische Visionen enthält. Der Zweck des Buches war es, den Juden zu versichern, dass die Zeit kommen würde, in der die Reiche der Erde zerfallen, Gottes Reich aber für immer bestehen werde. Im Buch sollte auch das Verständnis entstehen, dass Gott in Zeiten der Bedrängnis bei ihnen sein wird, wenn sein Volk ihm treu bleibt.

Die kleinen Propheten
Hier eine Zusammenfassung der zwölf kleinen Propheten (siehe Allgemeine Einführung”).

Hosea, dessen Name „Rettung” bedeutet, prophezeite im achten Jahrhundert v. Chr. dem Nordreich Israel und verurteilte es für seine Sünden. Auf Gottes Geheiss, heiratete er Gomer, eine Prostituierte und nahm sie wieder zu sich, nachdem sie ihn verlassen hatte, um so die Liebe Gottes zum ungläubigen Israel zu veranschaulichen.

Joel beschrieb Juda eine Heuschreckenplage, die das Volk Gottes wegen seines Abfalls heimsuchte. Er sagte auch das Kommen des Heiligen Geistes voraus (2,28-32), das sich am Tag der Pfingsten in der Apostelgeschichte 2 erfüllte. Das Buch Joel wird oft auf das neunte Jahrhundert v. Chr. datiert, aber die Gelehrten sind sich über das Datum nicht sicher. „Joel” bedeutet „Jahwe ist Gott”.

Amos, dessen Name „Last” bedeutet, war ein Schaf- und Viehhirte aus dem südlichen Königreich Juda. Er wurde von Gott gesandt, um dem Volk des Nordreiches, in der Mitte des achten Jahrhunderts v. Chr., zu prophezeien. Er überbrachte Israel eine Untergangsbotschaft, sagte die Zerstörung voraus und verurteilte das Volk für seine Sünden.

Obadja verurteilte Edom, weil es das Volk Gottes schlecht behandelte. Seine Prophezeiung ist in einem Buch aufgezeichnet, das nur aus einem Kapitel besteht. Dieses Buch wurde möglicherweise zur Zeit der Eroberung Judas durch Babylon, etwa 587/86 v. Chr., geschrieben. Es besteht jedoch keine Einigkeit über das Datum. „Obadja” bedeutet „Diener Jahwes”.

Jona, dessen Name „Taube” bedeutet, lebte zu Beginn des achten Jahrhunderts v. Chr. Jona erhielt von Gott den Auftrag, nach Ninive zu gehen und zu prophezeien, aber er floh in einem Boot nach Tarschisch oder Spanien. Als er in einen Sturm geriet, wurde er über Bord geworfen und von einem grossen Fisch verschluckt. Nachdem er intensiv zum Herrn betete, wurde er vom Fisch am Ufer ausgespien. Dann ging er nach Ninive und sagte dessen Untergang voraus. Weil das Volk Busse tat, änderte Gott seine Meinung und zerstörte die Stadt nicht. Diese Entscheidung machte Jona unglücklich. Der Höhepunkt dieser Ereignisse ist, dass Jona sich hätte freuen sollen, als Ninive Busse tat.

Micha war ein Prophet des achten Jahrhunderts v. Chr. Er lebte im Südreich, tadelte aber sowohl Juda als auch Israel für verschiedene Sünden. Ein Abschnitt über das kommende Königreich in Micha 4,1-3, ähnelt Jesaja 2,2-4. Der Name Micha bedeutet „Wer ist wie Jahwe?”.

Nahum, dessen Name „Trost” bedeutet, schrieb gegen Ende des siebten Jahrhunderts v. Chr. Er sagte die Zerstörung Ninives voraus. Gott hatte Ninive zuvor verschont, aber das Volk kehrte zu ihren Sünden zurück, so dass der Herr schliesslich beschloss, die Stadt (und das Volk, das sie repräsentierte) zu zerstören.

Habakuk prophezeite nicht lange vor der Zerstörung Judas durch Babylon. In seinem Buch geht es um Fragen, die den Propheten (und das Volk) beschäftigten. Fragen wie „Wie lange müssen wir warten, bis Gott die Dinge in Ordnung bringt, indem er die Bösen vernichtet?” und „Warum lässt Gott zu, dass ein böses Volk [Juda] von einem noch böseren Volk [Babylon] zerstört wird?”

Zefanja, der nicht lange vor der Zerstörung Judas prophezeite, betonte den „Tag des Herrn” - die bevorstehende Zerstörung des Landes -, lehrte aber auch, dass ein Rest gerettet werden wird. „Zefanja” bedeutet „der, den Jahwe verborgen hat”.

Haggai, dessen Name „festlich” bedeutet, war einer von drei nachexilischen Propheten. Seine Botschaft war sehr praktisch. Zusammen mit Zacharias forderte er gegen Ende des sechsten Jahrhunderts v. Chr. das Volk auf, das aus der babylonischen Gefangenschaft in ihr Land zurückgekehrt war, den Wiederaufbau des Tempels endlich zu beenden. Statt das Haus Gottes wieder aufzubauen, kümmerte sich das Volk mehr um ihre eigenen Häuser.

Sacharja prophezeite zusammen mit Haggai, um dasselbe Ziel zu erreichen - den Wiederaufbau des Tempels. Er verwendete jedoch eine andere Methode, indem er Visionen beschrieb, die Gott ihm gab, um das Volk zu ermutigen, das Werk zu vollenden. „Zacharias” bedeutet „der, an den Jahwe gedacht hat”.

Maleachi, dessen Name „mein Bote” bedeutet, prophezeite in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts v. Chr. dem Volk Juda und tadelte es für eine Reihe von Sünden: verunreinigte Opfer, ein korruptes Priestertum, den Verzicht auf das Ehegelübde und „die Beraubung Gottes” durch mangelnde Spendenbereitschaft. Maleachis Anliegen waren ähnlich wie die von Esra und Nehemia.

Auslegung der prophetischen Literatur

Es ist nicht so einfach die Bücher der Prophezeiungen richtig zu verstehen. Dazu gibt es verschiedene Gründe: (1) Viele übersehen, dass die Propheten zukünftige Ereignisse vorhersagten, die für uns heute jedoch nicht mehr unbedingt in der Zukunft liegen. (2) Leser können die Rolle der Propheten als Sprecher missverstehen und übersehen, dass die Propheten sowohl „Weitersager” als auch Vorhersager waren. (3) Einzelne Propheten sind schwer zu verstehen, weil wir die geschichtlichen Umstände oft zu wenig kennen, in denen sie gesprochen haben. (4) Die Form der prophetischen Bücher – die Tatsache, dass es sich in vielen Fällen um Sammlungen gesprochener Orakel in Gedichtform handelt – kann ihre Auslegung erschweren.

Es ist wertvoll, die Aussagen der Propheten zu studieren und zu verstehen. Schliesslich kamen ihre Botschaften von Gott (Hebräer 1,1-2). Was immer Gott inspiriert hat, ist es wert, dass wir darüber nachdenken. Da sie über den Messias und das messianische Zeitalter sprechen, können wir sie studieren, um den von Gott gesandten Christus besser kennen und schätzen zu lernen.

Ein Grund, diese Bücher zu studieren, ist, dass vieles von dem, was die Propheten sagten, heute auf Gottes gläubiges Volk anwendbar ist. Warum? (1) Christen haben eine Beziehung zu Gott, genau wie Israel in der alttestamentlich Zeit (vgl. Exodus 19,5-6 und 1. Petrus 2,9-10). (2) Gott ändert sich nicht und auch nicht die Grundsätze, nach denen er mit den Menschen umgeht. (3) Die moralischen und ethischen Massstäbe des alten Bundes unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des neuen. Da die Propheten die Israeliten ermutigten, nach den moralischen und ethischen Massstäben des alten Bundes zu leben, kann vieles von dem, was sie sagten, auch auf heutige Christen angewandt werden.

Wie sollen wir bei der Auslegung der Propheten vorgehen? Die folgenden Grundsätze können hilfreich sein:

1. Die Aufgabe der Propheten verstehen
Um die Schriften der Propheten zu verstehen, müssen wir uns mehrere Tatsachen vor Augen halten. (1) Die Propheten sprachen von Gott (Hebräer 1,1-2; 2. Petrus 1,20-21). (2) Die Aufgabe der Propheten bestand darin, das Volk Gottes aufzufordern, den Bund mit Gott zu halten und es vor den Folgen zu warnen, wenn es seine Forderungen missachtete. (3) Die Propheten hatten Botschaften für ihre eigene Zeit. Jede Auslegung einer prophetischen Äusserung, die die ursprünglichen Empfänger nicht verstehen konnten, ist wahrscheinlich falsch.

2. Die Bibelstelle in ihrem eigenen Zusammenhang analysieren
Der Zusammenhang einer Prophezeiung: Die Propheten haben alle in einem geschichtlichen Zusammenhang geweissagt. Um eine bestimmte Prophezeiung zu verstehen, müssen wir den Zusammenhang (sprich Kontext) der Prophezeiung ermitteln (wenn wir das können). Wir müssen wissen, wann der Prophet lebte und wie die Umstände seiner Zeit im Allgemeinen waren. Dann müssen wir so genau wie möglich wissen, wann und unter welchen Umständen ein bestimmtes Orakel gegeben wurde.

Der Inhalt des Prophetenbuches: Nachdem wir das Thema oder die Hauptbotschaft des Buches als Ganzes bestimmt haben, sollten wir die Gliederung des Buches untersuchen. Der nächste Schritt besteht darin, einen bestimmten Abschnitt zu analysieren und zu fragen: „Wer hat in diesem Abschnitt gesprochen? Zu wem? Worüber? Zu welchem Zweck?” Besonders wichtig ist es, zu bewerten, wie der auszulegende Text mit dem Thema des Buches als Ganzes zusammenhängt.

Die Absicht der Botschaft: Einige wichtige Fragen, die wir uns an dieser Stelle stellen sollten, sind: „Warum wurde das Orakel gegeben?” „Welches Ziel wollte Gott mit dieser Prophezeiung erreichen?” „Was haben die ersten Hörer oder Leser verstanden?” Wir dürfen die ursprüngliche Absicht der Prophezeiung nicht übersehen. Als der Prophet Amos von Gott eine Botschaft erhielt, wandte er sich mit einer Strafrede an das Volk (Amos 4,4-5): „Geht nach Bethel und übt Verbrechen, nach Gilgal [und] vermehrt das Verbrechen! Bringt am Morgen eure Schlachtopfer, am dritten Tag eure Zehnten! … Denn so liebt ihr es, ihr Söhne Israel, spricht der Herr.” Diese Worte tönen sarkastisch (doch das ist Gottes Haltung gegenüber ihren Opfern, siehe 5,21-24).

Wenn wir nicht über den Sinn von Amos 4,4-5 nachdenken, werden wir die Ironie übersehen und den Text falsch auslegen.

Wenn wir die Absicht nicht im Auge behalten, können wir eine Stelle aus dem Zusammenhang reissen und ihr eine falsche Bedeutung zuweisen. In Amos 6,5 ist die Rede von einigen, „die zum Klang der Harfe improvisieren und wie David Lieder für sich selbst komponiert haben.” In der Elberfelder Bibel steht: „Sie faseln zum Klang der Harfe, denken sich wie David Musikinstrumente aus.” Wohlmeinende Prediger haben diese Stelle missbraucht, um zu lehren, dass es falsch sei, im Gottesdienst Instrumentalmusik einzusetzen. Der Zusammenhang hat jedoch nichts mit Gottesdienst zu tun, sondern mit den reichen Israeliten, die in Sünde lebten und denen es egal war, dass Israel ruiniert wurde (Amos 6,6). Die hier beschriebene Musik diente nicht der Anbetung, sondern der Unterhaltung im luxuriösen Leben der Reichen.

Eine weitere Stelle, die besondere Aufmerksamkeit erfordert, ist Jesaja 62,2b, wo es heisst: „Und du wirst mit einem neuen Namen genannt werden, den der Mund des Herrn bestimmen wird.” Diese Worte wurden oft als messianisch angesehen und als erfüllt betrachtet, als die Jünger Jesu „Christen” genannt wurden. Der Prophet sagte hier jedoch nichts über den Messias voraus. Vielmehr beschrieb er Jerusalem (Jesaja 62,1), das „Öde” (V. 4) genannt wurde. Nach der Wiederherstellung wird Gott die Stadt wieder in Herrlichkeit erstrahlen lassen. Sie wird „Mein Gefallen an ihr” und „verheiratet” (V. 4) genannt werden. Im Neuen Testament gibt es keinen Hinweis darauf, dass sich diese Schriftstelle an den Jüngern Christi erfüllt hat, demzufolge ist der Abschnitt wahrscheinlich nicht messianisch gemeint.

Die Form des Orakels und die Poesie selbst: Prophetische Orakel wurden auf verschiedene Weise klassifiziert. Gordon D. Fee und Douglas Stuart haben fünf Formen prophetischer Orakel unterschieden: die Klage, die Not, die Verheissung, die Erlassprophezeiung und die Rede des Boten. Wenn wir die Form des Orakels kennen, dann ist es verständlicher. Die gleichen Prinzipien, die für das Verständnis der hebräischen Poesie gelten, treffen auch auf die poetischen Stellen in den Propheten zu.

Der Wortlaut des Textes: Ein Grossteil der prophetischen Literatur wurde in Poesie geschrieben. Alles, was wir zuvor über die poetische Literatur gelernt haben, gilt auch für sie. In den poetischen Abschnitten der prophetischen Bücher finden wir eine Fülle von Redewendungen. In Jesaja 11,6-9 wird offenbar vom messianischen Königreich gesprochen, wo es heisst: „Und der Wolf wird bei dem Lamm weilen und der Leopard beim Böckchen lagern. … Und der Säugling wird spielen an dem Loch der Viper und das entwöhnte Kind seine Hand ausstrecken nach der Höhle der Otter.” Diese Aussagen sind nicht wörtlich zu nehmen. Gott versprach durch Jesaja, dass im kommenden Reich des Messias die Gruppen, die sich bekriegt hatten, miteinander Frieden schliessen werden. Die „Kühe Basans” (Amos 4,1) waren eine bildliche Beschreibung für reiche, faule, selbstsüchtige Frauen, die die Armen unterdrückten. Gott verglich Israel mit einem „Holzscheit, das aus dem Brand gerettet ist” (4,11) und deutete damit an, dass das Volk nur knapp der totalen Zerstörung entgehen wird. Deshalb sollten wir uns hüten, eine bildliche Sprache wörtlich zu nehmen.

3. Die Frage der Erfüllung der Prophezeiung betrachten
Da die Propheten eine Botschaft von Gott an die Menschen ihrer Zeit verkündeten, befassen sich ihre Worte manchmal nur mit den Problemen, die sie ansprachen. Viele Stellen in den prophetischen Büchern sollten sich jedoch erst in der Zukunft erfüllen. Wie sollen wir diese auslegen?

(1) Akzeptiere, dass es so etwas wie prädikative Prophetie gibt, im Gegensatz zu der Ansicht einiger liberaler Gelehrter, die die Existenz einer solchen Prophetie leugnen.

(2) Denke daran, dass die Propheten vom Messias und seinem kommenden Reich sprachen (siehe Apostelgeschichte 3,24-26; Römer 1,2). Manchmal verstanden sie selbst nicht, was sie sagten (siehe 1. Petrus 1,10-12). Wir können nur dann mit Sicherheit wissen, dass sich eine bestimmte Prophezeiung auf Christus oder die Gemeinde bezieht, wenn das Neue Testament dies sagt.

(3) Erkenne die Tatsache an, dass die Propheten in erster Linie zu den Menschen ihrer eigenen Zeit und über die Umstände Israels sprachen. Jack P. Lewis sagte: „Die Propheten lebten vor und unmittelbar nach der assyrischen und babylonischen Verbannung. Die Drohungen der Zerstörung werden in diesem Unglück erfüllt. Die versprochene Rückkehr betrifft die Rückkehr aus Babylon. Sacharja erinnert das nachexilische Volk daran, dass sich die Drohungen gegen ihre Väter erfüllt haben (Sach 1,5-6).”

(4) Denke daran, dass Prophezeiungen an Bedingungen geknüpft waren. Das heisst, die Propheten versprachen im Namen Gottes, Segen für Gehorsam und Untergang für Ungehorsam. Wenn das Volk rebellierte, blieb der Segen aus. Wenn es Busse tat, blieb der Untergang aus. Jona prophezeite, dass Ninive zerstört werde, ohne die Möglichkeit der Umkehr zu erwähnen. Als das Volk jedoch umkehrte, verschonte Gott Ninive. Die Androhung des Untergangs war an Bedingungen geknüpft, auch wenn Jona die Bedingungen nicht ankündigte. Wenn prophetische Verheissungen von Segen oder Untergang nicht erfüllt zu sein scheinen, kann das daran liegen, dass bestimmte Bedingungen – ob ausgesprochen oder unausgesprochen – entweder erfüllt wurden oder nicht.

(5) Verstehe, dass einige Prophezeiungen sowohl eine „nahe” als auch eine „ferne” Erfüllung beinhalteten. Die Prophezeiung in Jesaja 7,14, „die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen”, erfüllte sich offensichtlich auch in den Tagen des Ahas (siehe den Zusammenhang von Jesaja 7). Dies war eine „nahe” Erfüllung. Der inspirierte Schriftsteller Matthäus sagte jedoch, dass es sich bei der Geburt Jesu erfüllte (Matthäus 1,21). Dies war die „ferne” Erfüllung. Im Allgemeinen können wir bei messianischen Prophezeiungen nur dann sicher sein, dass eine Prophezeiung sich in neutestamentlicher Zeit erfüllte, wenn ein inspirierter neutestamentlicher Autor oder Redner dies sagt.

(6) Denke daran, dass das Neue Testament lehrt, dass viele der alttestamentlichen Prophezeiungen, die sich auf Christus beziehen, bei seinem ersten Kommen und bei der Gründung der Gemeinde und Aufrichtung seines Reiches, erfüllt wurden. Nur einige wenige wurden nach dem Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. erfüllt. Jesus sagte (Lukas 24,44): „Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen.”

Jesus sagte auch (Matthäus 5,17-18): „Meint nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.” Aus anderen Stellen des Neuen Testaments wissen wir, dass das Gesetz nicht mehr in Kraft ist. Darum erfüllte sich die Gesamtheit des Gesetzes und die Propheten.

Schlussfolgerung
Wie können die Lehren der Propheten heute am besten angewendet werden? Da die Propheten zu Israel sprachen, sollten wir die Propheten heute zum „geistlichen Israel” - der Gemeinde - sprechen lassen. Auch wenn einige Stellen in den Propheten schwer zu verstehen sind, ist die Lehre über den Gehorsam gegenüber Gott klar und muss von den Menschen in der heutigen Zeit gehört werden.