Taufe-22: Von Saulus zu Paulus, Teil 1 (Apg 9,1-9)

Die Taufe

 

 I.   Wer war Saulus?

Drei Kapitel erzählen über die Bekehrung des Saulus zu Paulus (Apg 9; 22; 26). Bevor Paulus bekehrt wurde, nannte man ihn Saulus aus der Stadt Tarsus, in der er geboren wurde und seine Kindheit verbrachte (Apg 22,3). Seine Familie stammte aus dem kleinen Stamm Benjamin (Phil 3,5). Seine Eltern gaben ihm den Namen des grössten Königs, der aus diesem Stamm hervorkam: Saul (der Erbetene). (Siehe "Das Leben des Paulus")

Saulus wuchs in einer reichen Familie auf, die gleichzeitig auch die römische Staatsbürgerschaft besass (Apg 22,25-28). Vor seiner Bekehrung lebte er im Reichtum und nach seiner Bekehrung lernte er den Mangel kennen (Phil 4,12). Seine Eltern konnten es sich leisten, Saulus mit etwa 13 Jahren nach Jerusalem zu schicken, wo er von einem Gelehrten, namens Gamaliel, im jüdischen Glauben streng unterrichtet wurde (Apg 22,3; 26,4-5). Gamaliel war ein anerkannter jüdischer Gesetzeslehrer, ein Pharisäer, der dem Hohen Rat angehörte (Apg 5,33-41). Die Pharisäer gehörten zur strengsten jüdischen Glaubensrichtung. Sein Vater war ein Pharisäer und deshalb wurde auch Saulus als Pharisäer, und Hebräer von Hebräern, erzogen (Apg 23,6). Bei den Juden galt, dass jeder Junge eine berufliche Ausbildung machen musste. Nebst der geistlichen Ausbildung erlernte Saulus das Handwerk des Zeltmachers (Apg 18,3).

Saulus war ein junges Nachwuchstalent in Jerusalem, auf das man viel Hoffnung gesetzt hatte. Er sollte ein grosser Führer des jüdischen Volkes werden. Mit dreissig war er vermutlich bereits ein Mitglied des Sanhedrins (Apg 26,10).

Saulus erkannte, dass der jüdische Glaube durch das Christentum gefährdet war. Tausende von jüdischen Brüdern hatten das Lager bereits gewechselt. Sie verliessen den Glauben an das Gesetz Mose, um einem Zimmermann aus Nazareth in Galliäa zu folgen. Auch viele Priester liessen sich von dieser ketzerischen Irrlehre anstecken (Apg 6,7). Saulus verstand nicht, wie man an einen zum Tod verurteilten Kriminellen glauben konnte. Sagte nicht das Gesetz: „Verflucht ist jeder, der am Pfahl endet“? (Gal 3,13; Dtn 21,22-23).

Für Saulus war klar, dass wenn das Judentum florieren sollte, dann musste das Christentum zerstört werden. Denn beide Religionen konnten nicht bestehen im Land. Es herrschten Zustände wie zur alten Richterzeit, in der sich niemand wagte, gegen den bedrohenden Götzendienst aufzustehen, um das Land von ihrer Sünde zu reinigen. Dies musste sich ändern durch den Eifer des Saulus für den Herrn! Unterstützt von der politischen Machtstruktur in Jerusalem, startete er eine massive Kampagne, um den bösartigen Tumor zu zerstören, der sich durch das Herz des Judentums frass. So fing er an, überall im Land Christen zu verfolgen und sie ins Gefängnis zu werfen (Apg 22,4). Er sah mit Genugtuung zu, wie Stephanus gesteinigt wurde (Apg 8,1; 22,20). Er stimmte auch zu, wenn andere Christen hingerichtet wurden (Apg 26,10). Unerbittlich verfolgte er die Gemeinde Gottes und suchte sie zu vernichten (Gal 1,13).

Als er hörte, dass eine Reihe von Christen nach Damaskus entkommen waren, ging er zum Hohenpriester und bat um ein Beglaubigungsschreiben. Dieses Schreiben ermächtigte ihn, nach Damaskus zu reisen, um Christen gefangen zu nehmen und nach Jerusalem auszuliefern. Ausgerüstet mit Briefen der Hohenpriester (Apg 9,2; 22,5), des Ältestenrates, und andern jüdischen Vollmachten (Apg 26,10.12), zog er mit einer Gruppe von bewaffneten Männern in den Städten umher, um Christen aufzuspüren (Apg 26,11). Nur der Herr weiss, wie viel Christen als Märtyrer umkamen. Sein Ziel war es, die Christen auszurotten.

Am Anfang von Apg 9 lesen wir, wie Saulus sich auf sein ehrgeiziges Ziel vorbereitete. Damaskus war eine der grösseren Städte. Sie lag 260 Kilometer nördlich von Jerusalem. Die Reise dauerte also fast eine Woche, um von Jerusalem nach Damaskus zu gelangen (vermutlich waren sie zu Fuss unterwegs: Apg 9,8). Damals kannte er den Ausgang seiner Reise noch nicht. Alles was er tat, das tat er in voller Glaubensüberzeugung und gutem Gewissen gegenüber dem Herrn (Apg 23,1; 26,9).

 

 II.   Eine unerwartete Konfrontation

Am letzten Reisetag kamen Saulus und seine Männer der Stadt Damaskus immer näher. Plötzlich wurde Saulus von einem hellen Lichtglanz überwältigt. Er wurde so stark geblendet, dass er zu Boden stürzte. Dann hörte er eine Stimme, die sagte: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ (Saul ist die hebräische Form von Saulus.)

Saulus hatte keine Ahnung, wer die Person war, die dies zu ihm sagte. Denn er hatte ja Jesus nicht kennengelernt, als er auf Erden wandelte. Eins war ihm klar, dass diese Gestalt, die ihm erschien, von himmlischer Natur war. Aber weshalb behauptete diese Erscheinung: „... warum verfolgst du mich?“ Er kannte doch diese himmlische Erscheinung gar nicht?! Er verfolgte doch die Christen, nicht diesen Engel oder was er sonst war?!

Ehrfurchtsvoll erkundigte sich Saulus nach der Identität dieses Wesens: „Wer bist du, Herr?“ Er war bereit zu lernen. Das ist der Anfang für jede aufschlussreiche Konversation. Erst wenn ein Mensch an dem Punkt angelangt ist, wo er sich fragend interessiert, um was es geht, kann ihm geholfen werden.

Die Stimme antwortete: „Ich bin der, den du verfolgst: ich bin Jesus.“ Mit dieser Aussage Jesu wird uns klar, welch engen Zusammenhang zwischen dem Herrn und seiner Gemeinde besteht. Es gibt keinen Christus ohne Gemeinde! Wer sich gegen die Gemeinde auflehnt, der lehnt sich gegen Christus auf. Denn Jesus Christus liebt seine Gemeinde noch mehr, als ein Mann seine eigne Frau liebt (Eph 5,25). Niemand kann ohne Gemeinde zu Christus gehören! Denn Jesus hat sein Blut hingegeben, um sich seine Braut, die Gemeinde zu erkaufen (Apg 20,28). Christus und die örtliche Gemeinde gehören untrennbar zusammen. Jesus Christus ist das Haupt seiner Gemeinde (Kol 1,18). Als Christen sind wir Glieder am Leib Christi (1 Kor 12,27). Noch konkreter gesagt: Wer sich in irgendeiner Form gegen einen Bruder oder eine Schwester im Herrn stellt, der stellt sich direkt wider Christus.

Jesus sagte: „Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt - und wäre er noch so gering geachtet gewesen -, das habt ihr für mich getan“ (Mt 25,40). „Was immer ihr an einem meiner Brüder zu tun versäumt habt - und wäre er noch so gering geachtet gewesen -, das habt ihr mir gegenüber versäumt“ (Mt 25,45). Weiter lehrt Jesus seine Jünger: „Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat“ (Mt 10,40). Diese Tatsache gibt uns einen tiefen Respekt für Christi Gemeinde und die Glaubensgeschwister im Herrn.

Jeder, der sich in irgendeiner Form gegen die Gemeinde des Herrn stellt (sei es gegen Menschen oder gegen die Lehre), der kämpft vergeblich gegen den Sohn Gottes an (Apg 26,14). Es gibt viele Saulusse auf dieser Welt, die meinen Gott zu dienen, während sie gegen Christi Leib verstossen. Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Hingabe nützen nichts, wenn sie sich nicht unter Gottes Wille beugen (Mt 7,21). War Paulus etwa nicht aufrichtig und ehrlich? Gab er sich nicht mit seinem ganzen Leben hin für Gottes Sache? Oh doch! Er war tief gläubig, aber er diente Gott mit falschem Verständnis! An Eifer für Gottes Sache fehlte es ihm nicht, aber es fehlte ihm an der richtigen Erkenntnis (Röm 10,2).

Auch wir können gläubig sein und trotzdem die Gemeinde Jesu verfolgen! Der Herr mag durch uns schon viel Gutes bewirkt haben und trotzdem sind wir nicht gerettet. Saulus kam sich nach dem Gesetz gerecht und untadelig vor, doch er war ein verlorener Sünder! (Phil 3,6) Später bekannte er einsichtig: „Einen grösseren Sünder als mich gibt es nicht“ (1 Tim 1,15). Was für eine krasse Umwandlung! Paulus wollte auf Gottes Seite kämpfen und erkannte auf einmal, dass er ja gegen Gott kämpfte. Fühlte er sich in seinem Stolz verletzt? Nein! Er stellte sich sofort auf die Seite der Gotteskämpfer und arbeitete noch härter als je zu vor im Reich Gottes. Weshalb geschieht das so selten mit den Menschen, die wir heute mit Gottes Wort konfrontieren? Wie sehr geht es ihnen um den Glauben? Oder wie sehr suchen sie nur ihre eigenen Wünsche zu verwirklichen?

Jesus sagte: „Wer nicht auf meiner Seite steht, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut“ (Mt 12,30). Saulus hatte in dem Moment nur noch eine Frage, die ihn interessierte (und ich wünschte noch viele Menschen würden diese Frage stellen): „Herr, was soll ich tun?“ (Apg 22,10). Erst jetzt konnte ihm Jesus seine Anweisungen geben. Erst dann, wenn ein Mensch fragt: Was muss ich tun, damit ich gerettet werde? (Apg 2,37), kann ihm geholfen werden. Solange sich Menschen auflehnen gegen die Gemeinde oder gegen den Wortverkündiger und sich mit Händen und Füssen gegen die Taufe wehren, solange ist nichts zu machen. Erst wenn ein Mensch in sich zusammenbricht und seine eigene Meinung aufgibt, indem er aufrichtig fragt, was Gottes Wort von ihm verlangt, kann aus einem Saulus ein Paulus werden. Jesus gab ihm zur Antwort, trotz allem nach Damaskus zu gehen und auf weitere Anweisungen zu warten.

Saulus tat, wie ihm die himmlische Erscheinung befohlen hatte. Seine Begleiter, die alles mithörten, aber Jesus nicht sehen konnten (9,7), führten den blindgewordenen Saulus in die Stadt Damaskus hinein. Die Begegnung mit Jesus ist ein weiterer Beweis für seine Auferstehung! Paulus war der Letzte, dem Jesus erschienen war (1 Kor 15,8). Er gab ihm Anweisungen, wie das Evangelium in der ganzen Welt verkündigt werden sollte. Juden, die heute noch nicht glauben können, dass Jesus mehr als ein Prophet ist, sollten mit der Frage konfrontiert werden: „Bitte erklärt uns die grosse Wende des Paulus von Tarsus! Er war ja einer von euch!“

Der grösste Gegner der Christenheit, wurde zum Gegner des Judentums? Wie konnte so etwas geschehen? Paulus schrieb mindestens 13 Bücher des Neuen Testaments. Er bekannte: Philipper 3,7-11.

 

 III.  Schlussfolgerung

Nach dieser Begegnung war es Saulus klar: Jesus ist auferstanden und lebt! Jesus ist der Sohn des höchsten Gottes (Mt 16,16); er ist Gott selbst. Jesus ist der verheissene Messias, der sich auf den Thron Davids gesetzt hat (Lk 1,32). Jesus starb nicht als Krimineller, sondern als Gerechter. Mit seinem Tod am Kreuz hat er sein Leben für uns geopfert. Er ist das geschlachtete Lamm Gottes, der unsere Sünden hinwegnehmen kann. Wer an Jesus glaubt, der wird ewig leben!

Wir wissen, dass Saulus sich bekehrte, indem er sich taufen liess auf den Namen Jesu. Dazu mehr in der nächsten Lektion. Paulus spricht in drei Kapiteln der Apostelgeschichte über seine Bekehrung (in zwei Kapiteln über seine Taufe und in einem Kap. über seinen Missionsauftrag). Wer auch immer sich auf der Strasse nach Damaskus befindet, soll wissen, dass es unmöglich ist, gegen Gott zu kämpfen. Viel besser ist es demütig zu fragen: Was soll ich tun, Herr?

(Apg 4,12): „Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können.“ Jesus ist unsere Rettung! Darum lasst uns an ihn glauben, indem wir seinen Anweisungen gehorchen!