1. Johannes-3: Wandel in der Liebe

Die Gewissheit ewigen Lebens


 I.   3,1-3: Wir sind Kinder Gottes

Gott ist der Vater aller Gläubigen (Gal 3,26.29).
Er hat uns durch sein Wort gezeugt und wir sind nun seine Kinder. Wir leben unter väterlicher Obhut und sind geborgen, weil Gott, der Vater für unser Leben sorgt. Zwischen uns und dem himmlischen Vater besteht eine einzigartige Liebesbeziehung, wie sie nur ein Kind zu seinem Vater haben kann. Wir werden nicht bloss als Kinder bezeichnet (Röm 9,24-26), sondern wir sind es, mit allen Konsequenzen! Das heisst: Wir dürfen jederzeit zum Vater gehen, denn er liebt uns und hat immer Zeit für uns. Der Vater haftet für unsere Schuld, egal was wir angestellt haben. Wir sind Miterben des Himmelreichs, denn er hat dies seinen Kindern versprochen. Wir werden dem Vater gleich sein im Wesen und Charakter, deshalb versuchen wir schon im jetzigen Zustand, ihm so ähnlich wie möglich zu sein. Denn wir besitzen dieses Leben schon jetzt. Deshalb möchten wir schon jetzt dem Herrn so nah wie möglich sein.

Diese innige Vater- Kindbeziehung schafft aber eine Kluft zu den weltlichen Menschen.
Sie kennen Gott nicht, oder wollen ihn nicht kennenlernen. Deshalb können sie uns in unserem neuen Wesen als Christen und Kinder Gottes nicht verstehen. Sie verstehen unsere Gedanken und unser Verhalten nicht! Wir sind ihnen durch unseren Glauben und durch die Wiedergeburt fremd. Wie sie Jesus nicht erkannt haben, erkennen sie auch uns nicht: Joh 1,10-13. Wie sie mit Jesus nichts zu tun haben wollen, so wollen sie auch mit uns nichts zu tun haben. Wir können ihnen Freundschaft, Hilfe, Gratiskurse usw. anbieten, doch sie sind nicht daran interessiert, weil sie die Welt lieben.

Noch unterscheiden wir uns äusserlich gesehen nicht von den übrigen Menschen.
Die göttliche Zeugung und das neue Leben sieht man uns äusserlich nicht an. Weil wir nicht in die Herzen der Menschen sehen, können wir auch nicht mit Sicherheit sagen, wer wirklich ein wiedergeborenes Kind Gottes ist. Es kommt aber der Tag, an dem Christus sich allen Menschen offenbaren wird in seiner Herrlichkeit. Auch wir werden dann mit unserem Herrn offenbar werden: Kol 3,4; Phil 3,21. Noch sind wir wie Raupen, die auf den Nesseln umherkriechen. Der Tag wird aber kommen, an dem wir in wunderschöne Schmetterlinge verwandelt werden (einer schöner als der Andere). Wir werden wie Gott sein in seiner herrlichen Pracht. Doch wir werden staunen, wenn wir einst den Vater und den Sohn sehen. Denn wir alle kennen den Vater und den Sohn nur aus den wenigen Informationen, die wir aus den heiligen Schriften entnehmen. Bestimmt haben wir eine völlig andere Vorstellung von Gott, dem Vater und unserem Erlöser, Jesus Christus.

Unser Glaube an Christus Jesus gibt uns diese Hoffnung, dass wir einst verwandelt werden und bei unserem einzigartigen Schöpfergott leben dürfen. Diese Hoffnung ist ein sicherer und fester Anker unserer Seelen (Hebr 6,19). Dieser Anker gräbt sich tief im Boden des Reiches Gottes ein und ist unsere grösste Motivation im Glauben. Deshalb reinigt uns diese Hoffnung auch gleichzeitig, weil sie sich im Glauben und Vertrauen auf den ewig treuen Gott gründet, der niemals lügt (Hebr 6,18): 2. Korinther 7,1. Wir sind also noch nicht vollkommen rein, wie Christus rein ist. Obschon uns Christus durch sein Blut gereinigt hat von aller Sünde, befinden wir uns noch auf dem Weg zur Reinigung. Die Hoffnung, dass wir mit unseren Bemühungen vom Herrn zum Ziel geführt werden, reinigt uns.

 

 II.   3,4-6: Die Sünde ist das Gegenteil vom Gesetz

Was ist Sünde?
Sündigen bedeutet das Ziel verfehlen. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde (5,17). (Siehe Thema: Sünde!)

Was ist das Gesetz?
Das Gesetz ist die göttliche Anleitung zum glücklichen Leben auf dieser Welt, aber auch der Wegweiser zum himmlischen Ziel. Mit seinem Wort schenkt uns Gott ein grosses Hilfsmittel, um zum ewigen Leben zu gelangen. Wer Gottes Anleitungen befolgt, wird das Bestimmungsziel seines Lebens nicht verfehlen.

Gottes Gesetz ist Geist; die Sünde aber ist das Fleisch.
Fleisch und Geist liegen miteinander im Streit (Gal 5,17). Deshalb heisst es (Gal 5,16): „Führt euer Leben im Geist, und ihr werdet dem Begehren des Fleisches nicht nachgeben!“

Weil wir hier auf Erden im sterblichen Fleisch leben, befinden wir uns noch in einer Übergangsphase. Das heisst, wir machen viele Fehler, während wir Gottes Anleitungen zur Hand nehmen und immer mehr versuchen das neue Leben anzuziehen. Wir sind zwar im Besitz des neuen Lebens und lassen es auch unter keinen Umständen wieder los, aber wir schaffen es nicht, in allen Bereichen dieses neue Leben vollständig zu verstehen und anzuziehen. Wir wollen es zwar, aber wir schaffen es beim besten Willen nicht. Unser Fleisch vermag uns immer wieder daran zu hindern.

Deshalb musste Christus sein Leben lassen, um uns von diesem Dilemma zu befreien.
Denn Gottes Gesetze alleine schaffen es nicht, unseren Rucksack abzunehmen und uns völlig frei zu machen. Die Versuchung der Sünde ist zu gross für unseren freien Willen. Wir brauchen Gottes Hilfe. Der Sohn Gottes hat uns nicht nur ein sündloses Leben vorgelebt, sondern uns auch befreit von der Sünde, indem er sich als Opfer für uns hingab (1Petr 2,22.24). Damit hat Christus uns Menschen neu berufen, unserer Lebensbestimmung gemäss zu leben: 1. Petrus 2,21-25.

Dieses neugeschenkte Leben in Christus, stellt uns nun auf die Probe, wie weit wir wirklich der Sünde entfliehen und im neuen Leben wandeln wollen.

 

 III. 3,7-10: Gezeugte aus Gott können nicht sündigen

Diese Behauptung ist eine der krassesten Aussagen der ganzen Heiligen Schriften.
Eben hat Johannes uns noch davor gewarnt zu sagen, wir hätten keine Sünde: 1. Johannes 1,8; 1,10. Und nun, ein paar Zeilen weiter, behauptet er: Kapitel 3,8.

Für unser westliches Denken sind solche Aussagen widersprüchlich und schwer zu verstehen.

Erstens einmal müssen wir in Erinnerung behalten, dass damals die Gnostiker die Neubekehrten versuchten zu verunsichern. Sie behaupteten, eine besondere Erleuchtung und Erkenntnis zu besitzen. Diese Erleuchtung müssten Christen auch erlangen, um vollkommen zu sein. Diese Erleuchtung konnte jedoch nur von den Gnostikern übermittelt werden. Johannes begegnet diesem Hirngespinst mit den Gedanken, dass jeder, der aus Gott gezeugt ist nicht mehr sündigen kann. Er bezeugt den Gläubigen in Christus, dass es ihnen weder an Erkenntnis noch an irgendwelcher Erleuchtung mangelt, um mit Gott verbunden zu sein (2,20).

Zweitens, suchen wir mit unserem Denken leider zu oft die Absolutheit, die Vollkommenheit. Doch Jesus und seine Jünger dachten völlig anders, als wir heute denken. Viele Aussagen Jesu beziehen sich auf ganz bestimmte Situationen. Es ist wie zum Beispiel: Wenn wir am Himmel einen Regenbogen sehen und mit aller Berechtigung behaupten, dass ein Regenbogen am Himmel steht. Nicht weit von unserem Standpunkt blickt ein anderer Beobachter an den Himmel und kann beim besten Willen keinen Regenbogen entdecken. Warum nicht? Weil es auf den entsprechenden Standpunkt und Blickwinkel ankommt! Vieles in der Bibel muss vom richtigen Standpunkt aus betrachtet werden, um das entsprechende Verständnis zu bekommen.

Zum Beispiel:

- Was meint Jesus, wenn er zu Petrus sagt (Mt 16,23): „Hinweg von mir Satan …“? Er meint nicht, dass Petrus ein Satan ist. Er meint, dass der Gedanke des Petrus von Satan stammt.

- Was meint Jesus, wenn er der heidnischen Frau, die ihn um Heilung für ihre kranke Tochter bittet, antwortet (Mt 15,26): „Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen“? Er meint nicht, dass diese Frau ein Hund sei. Er meint das bloss in Bezug auf seine Mission. Hundefutter gibt man den Hunden und nicht den Kindern. Speise für die Kinder wirft man nicht vor die Hunde.

Diese Aussagen müssen von der damaligen Denkweise her betrachtet werden. Auch Johannes argumentiert von einem ganz bestimmten Blickwinkel aus. Er will in keinem Fall sagen, dass Gläubige sündlos bleiben. Er versucht vielmehr bildhaft zu erklären, dass zum Beispiel - ein gesunder Baum, keine faulen Früchte hervorbringen kann (Mt 7,18), ein Gezeugter aus Gott, nichts mit dem Teufel gemeinsam hat.

Am Tag, als wir uns in der Taufe zu Christus bekehrten, sind wir von einem Ufer zum andern hinübergeschwommen. Wir sind, wie die Israeliten beim Exodus, durch das Rote Meer hindurchgezogen. Wie die Israeliten 40 Jahre später, sind wir durch den Jordan ins verheissene Land eingezogen. Wir sind dem alten Leben abgestorben. Es ist unmöglich auf beiden Landesteilen gleichzeitig zu leben. Durch den Heiligen Geist Gottes sind wir, geistig gezeugt und wiedergeboren, in sein himmlisches Reich versetzt worden (Kol 1,12). In diesem Sinne ist es unmöglich, dass wir im neuen Land und im neuen Leben weiter sündigen können. Denn unser Leben wird nicht mehr von der fleischlichen Art bestimmt, sondern von der geistlichen.

Wir sind Kinder Gottes, die aus Gott gezeugt worden sind. Paulus spricht von uns Gläubigen oft als Adoptierte, während Johannes von Gezeugten aus Gott redet (Röm 8,15.23; 9,4; Gal 4,5; Eph 1,5). Die Bibel gebraucht verschiedene Bilder, um verständlich zu machen, dass wir, durch den Glauben an Jesus Christus, Kinder Gottes geworden sind. Deshalb sagt Johannes auch, dass der Same (die Nachkommenschaft) in allen bleibt, die von Gott gezeugt wurden: 1. Petrus 1,23. Es gibt nur eine Möglichkeit, wieder in die Sünde zurückzufallen: Wenn wir das verheissene Land wieder verlassen, wenn wir ins Herrschaftsgebiet Satans zurückkehren und dort die restliche Zeit unseres Lebens als seine Sklaven verbringen. Ansonsten hat Satan keine Macht mehr über uns.

Dazu ist ja Christus erschienen, „die Werke des Teufels zu zerstören.“

Hebräer 2,14-15: Christus hat mit seinem Tod am Kreuz uns aus der Knechtschaft Satans befreit.

Kolosser 2,15: Christus hat durch seine Auferstehung von den Toten alle bösen Mächte und Gewalten entwaffnet.

Obschon Satan besiegt wurde, hat er immer noch einen bestimmten Wirkungskreis.
In der Offenbarung (20,2) lesen wir, dass der Teufel in Ketten gelegt wurde. Doch er hat noch seine Diener, die für ihn 24 Std. im Tag arbeiten. Seine Werke sind also noch nicht vollends zerstört worden durch Jesus Christus, denn es gibt ihn ja noch immer und er wirkt noch immer. Aber seine Macht wurde beträchtlich eingeschränkt. Bildlich gesprochen, kann man sagen: Satan ist wie ein beissender und bellender Hund, der durch den Tod Jesu angekettet wurde. Er kann uns nichts antun, solange wir den nötigen Abstand halten. Wir brauchen keine Angst vor ihm zu haben. Das Werk (oder Ziel) des Teufels ist und bleibt es, uns einzuschüchtern, uns unter seine Herrschaft zu bringen, uns mit allen Mitteln von Gott fernzuhalten. Er weiss genau, dass seine Zeit beschränkt ist und dass er bald vernichtet wird mit seinen Engeln im Feuersee (Offb 21).

Wir warten also nicht mehr auf einen Sieg, sondern wir geniessen den errungenen Sieg, das neue Leben, das neue Land in Jesus Christus: Römer 6,7.12. Wir sind der Herrschaft der Sünde abgestorben. Wer Christus nachfolgt, der hat mit seiner gottlosen Lebensführung Schluss gemacht. Daran unterscheiden sich die Kinder Gottes von den Kindern des Teufels. Das Ziel des neuen Lebens in Christus ist nicht mehr zu sündigen: 1Joh 2,1. Johannes meint also nicht, dass wir sündlos bleiben, nachdem wir uns zum Herrn bekehrt haben und uns die Sünden vergeben wurden. Wir werden auf dieser Welt nie die Vollkommenheit erlangen.

Wann tun wir, was der Gerechtigkeit Gottes entspricht?

- Wir lassen uns aus dem Wort Gottes belehren, um zu erkennen was gerechte und ungerechte Werke sind.

- Wir bemühen uns, das Gehörte in die Tat umzusetzen: Röm 2,13 (sondern diejenigen, die tun).

- Gott schenkt uns seinen Heiligen Geist, damit wir nichts unversucht lassen, um die Sünden in uns abzulegen.

- Kurz nach der Bekehrung ist dies für die Meisten kein Problem.

- Nachdem aber die erste Phase der Begeisterung vorbei ist, gilt es vorerst einmal, unsere Stärken und Schwächen kennenzulernen und zu analysieren.

Jeder hat Stärken, aber auch Schwächen.
Wir brauchen also nicht neidisch (wie Kain) auf die zu schauen, die vielleicht schon weiter sind im Glauben, oder die ihre Stärken besonders gut präsentieren können (z. B. als guter Sänger oder als guter Redner usw.). Je ehrlicher und einsichtiger wir mit uns selbst umgehen, desto besser können wir gegen unsere fleischlichen Schwächen vorgehen. Niemand verlangt von uns, dass wir an all unseren Schwächen gleichzeitig arbeiten und sie innert Jahresfrist alle ablegen können. Viele Schwächen mögen wir ein ganzes Leben lang mit uns herumtragen. Sie mögen uns mit der Zeit wie schwere Steine im Gepäck vorkommen. Niemals dürfen wir aber in der Einsicht so weit gehen, dass wir uns selbst hassen. Denn der himmlische Vater liebt uns und sucht nur unsere Einsicht und unser unermüdliches Bemühen.

Das neue Leben in Christus motiviert uns wie ein Sportler auf die Olympiade trainiert, den Heiligen Geist Gottes an uns arbeiten zu lassen. Wir sind und bleiben gezeugte Kinder Gottes. Unsere Sünden hat Jesus ans Kreuz genagelt. Wir stehen im neuen Land und im neuen Leben und Satan kann uns nichts mehr antun. Das alles ist unsere Motivation, um im Glauben Schritt für Schritt an das heranzugehen, was unsere Beziehung zum Herrn noch hindert. In dem Sinne tun wir damit, was der Gerechtigkeit Gottes entspricht: Galater 5,9-10.

 

 IV. 3,11-12: Böse Werke, gerechte Werke

Wenn wir die Botschaft des Johannes richtig verstanden haben, dann lehrt uns der Apostel, durch den Heiligen Geist, zwei gegensätzliche Dinge: Wenn wir behaupten, ohne Christus einen sündlosen Zustand erreichen können, dann lügen wir und lehnen unseren Erlöser ab (1,8). Wenn wir uns hingegen aus Christus zeugen lassen, dann sind wir Kinder Gottes und Gezeugte aus Gott können nicht mehr sündigen (3,9). Denn Gezeugte aus Gott werden durch das Blut Jesu ständig gereinigt (2,1).

Denn Gezeugte aus Gott werden, durch das Blut Jesu, ständig gereinigt (2,1).

Gezeugte aus Gott wurden von Grund auf erneuert und stehen als Sieger im Reich Gottes.

Christus, der für uns gesiegt hat, ist die Brücke, die ins Reich führt.

Gezeugte aus Gott stehen nicht mehr in der Finsternis, sondern im Licht.

Gezeugte aus Gott lieben nicht mehr die Welt, sondern den Willen Gottes.

Gezeugte aus Gott brauchen keine weitere Salbung der Belehrung.

Gezeugte aus Gott hassen die Sünde und lieben die Gerechtigkeit.

Gezeugte aus Gott wandeln in der Agape-Liebe und lieben einander!

Der ganze Johannesbrief wurde geschrieben, um uns diese Gewissheit des ewigen Lebens zu geben!

Die Botschaft Jesu Christi lautet: „Liebt einander!“
So einfach ist die Botschaft und doch so schwer zu leben, warum? Weil wir Menschen von Natur aus böse sind. „Abgründig ist das Herz über alles, und heillos ist es …“ (Jer 17,9). Weil „keiner gerecht ist, auch nicht einer“ (Röm. 3,10). Wir kämpfen und streiten um unsere Vorrangstellung (Jak 4,2). Jeder will der Grösste sein! Wir begehren und gehen über Leichen, aber wir erreichen nie das Ziel. Was machen wir falsch? = Wir lieben nicht! Der Schlüssel zum neuen Leben, in Christus, ist die Liebe!

Die Agape Liebe enthält drei wichtige Bausteine:

1. Ihre Quelle ist Gott (4,16).

2. Sie besteht aus lauter lebensspendenden Substanzen (Joh 10,15).

3. Selbstlos ergiesst sie sich über alle Menschen (Joh 3,16).

Agape Liebe ist immer auf „Dienst“ am andern ausgerichtet, nicht auf sich selbst.
Jesus Christus will uns mit seiner Liebe erfüllen. Leider wollen die meisten Menschen diesen Dienst nicht beanspruchen. Wie konnte es dazu kommen, dass Menschen Jesus ans Kreuz nagelten? Er hat doch niemandem etwas getan! Im Gegenteil! Er hat gedient und geliebt ohne Ende. Die Antwort liegt im bösen Denken und Handeln von uns Menschen. Das heisst; die meisten Menschen geben sich zu wenig Mühe, um zu lieben und zu dienen, wie Jesus Christus! Wenn sie sich Gott nähern, dann oft mit falscher Gesinnung, wie Kain. Kain ist also (wie sein Name schon sagt) „kein“ Einzelfall. Er wird als schlechtes Beispiel erwähnt, das für ein typisch fleischliches Denken und Verhalten steht. Von Eifersucht und Hass getrieben, erschlägt Kain seinen Bruder. Abels gerechte Werke stossen ihn ab. So kommt es zum ersten schrecklichen Mord in der Menschheitsgeschichte.

Auch in der heutigen Zeit morden Menschen einander, weil sie hassen, sich rivalisieren und bekämpfen. Statt voneinander zu lernen, was in unserer Liebe verbessert werden könnte, bekämpfen wir einander wie Kain seinen Bruder Abel. Unsere eigene Unzufriedenheit und unser Stolz verleitet uns, den andern zu hassen und zu verletzen, oder gar aus dem Weg zu räumen. Deshalb will Jesus alle Gläubigen von diesem ungerechten Lebenswandel befreien, indem er lehrt: Matthäus 5,21-22. Das sechste Gebot lautet (Ex 20,13): „Du sollst nicht töten!“ Doch Jesus geht mit seiner Lehre im neuen Bund viel weiter, als das Gesetz. Er macht deutlich, dass es nicht reicht zu sagen: „Ich bin eigentlich ein recht guter Mensch, denn ich habe noch nie jemanden ermordet.“ Das reicht nicht aus, um Christ zu sein! Denn schon in den Gedanken beginnt der Mord!

Der Schlüssel zum neuen Leben in Christus ist die Liebe, die sich im Dienen erweist.

- Wer in der Agape-Liebe steht, der hat sich vom ungerechten Lebenswandel der Welt befreit.

- Wer in der Agape-Liebe steht, der wandelt, wie Abel gewandelt ist.

Was hat Abel denn Gutes getan? Wie zeichnete er sich vor Gott gerecht aus?
Abel erwies dem lebendigen Gott und Schöpfer seine volle Ehre und seine Dankbarkeit. Er bereitete alles sorgfältig zu; das Opfer, den Altar, das Holz, das Feuer. Nur das Beste Lamm war gut genug, für den gutmütigen Gott, der ihn so reichlich gesegnet hat. Auch das Brennholz musste gut getrocknet und geschnitten sein. Mit viel Liebe baute er den Altar, indem er Steine aussuchte, die dafür besonders geeignet waren. Schliesslich schlachtete er das Lamm, legte es auf den Altar und zündete das Holz an. Dann erhob Abel ehrfürchtig seine Stimme zum Herrn: Psalm 145. Als er den letzten Satz gesprochen hatte, stieg der Rauch des Opfers senkrecht in den Himmel empor und ein lieblicher Duft erfüllte die Luft. Der lebendige Gott bestätigte damit, dass er das Dankopfer mit Freuden angenommen hatte. Anschliessend ging Abel gestärkt und von Gottes Liebe erfüllt an seine tägliche Arbeit zurück. Das ist ein gerechter Lebenswandel! Wenn wir von ganzem Herzen den lebendigen Gott anbeten, erfüllt uns die Agape-Liebe, mit allen ihren lebensspendenden Substanzen. Diese Liebe brauchen wir anschliessend, um unseren Nächsten zu lieben. Deshalb sagt Johannes auch später in seinem Brief: 1. Johannes 4,19-21.

 

 V.  3,13-17: Liebe bedeutet Leben, Hass bedeutet den Tod

Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn uns die Welt ablehnt! Denn die Welt kennt einen andern Umgang miteinander. Wir jedoch sind nicht mehr von der Welt, sondern von Gott Gezeugte und von oben Geborene (Joh 3,7). Woran kann man das erkennen? = An der Agape-Liebe, die in uns wohnt.

Wie demonstriert sich diese Agape-Liebe? = Sie gibt ihr Leben hin, wie Jesus das getan hat.
Nicht im physischen Sinn, sondern im geistigen Sinn, ist hier von der Hingabe die Rede! Was heisst das ganz praktisch? Das heisst, wenn ich mich angeklagt fühle, mich nicht verteidige. Wenn ich mich abgelehnt fühle, mich nicht auf die Hinterbeine stelle! Wenn ich gehasst werde, mich nicht räche, sondern mich mit Liebe hingebe, um die Voraussetzungen zur Versöhnung und Verbundenheit zu schaffen. Was hat Jesus denn anderes getan für uns, als wir noch seine Feinde waren (Röm 5,10)? Gottes Gebot verpflichtet uns im neuen Bund, unser Leben füreinander hinzugeben! Wir sehen also, dass die Agape-Liebe sich im Dienst gegenüber den andern erweist. Viele kommen nun mit dem Argument, dass sie selbst nie geliebt worden seien, von Kindheit an, und entschuldigen damit ihren Liebesmangel. Woher beziehen wir aber unsere Liebe? Von Gott oder von Menschen? An Abel erkennen wir, dass er seine Liebe von Gott bezieht, indem er ihm dankt, ihn anbetet, ihm das Beste opfert und dadurch von Gottes Liebe erfüllt wird.

In Christus Jesus sind wir, als Kinder Gottes eine Familie geworden und gehören zusammen. In einer Familie hält man zusammen und geht gemeinsam durch Leid und Freud. In einer Familie fühlt man sich geborgen, weil jeder für den andern da ist. In einer gesunden geistigen Familie wird um die Liebe gewetteifert. Das gibt es nicht, dass einer Not leidet und die andern schauen tatenlos zu! In einer gesunden Familie sind alle erst dann zufrieden, wenn es allen andern auch gut geht.

 

 VI. 3,18-22: Die Zuversicht der Kinder Gottes

Was bedeutet das, „in Tat und Wahrheit“ lieben?

Das bedeutet, wenn jemand in unserer Gemeinde in finanzielle Not gerät, dass wir helfen (V. 17; Jak 2,15-16).

Das bedeutet, wenn wir Besucher in unserer Gemeinde haben, dass wir sie einladen, ohne Ansehen der Person, und ihnen unsere Gastfreundschaft erweisen (1Petr 4,8-9).

Das bedeutet, wenn wir eine Witwe in unserer Gemeinde haben, dass wir ihr in ihrer Not beistehen, sie besuchen und ermutigen (Jak 1,27).

Das bedeutet, wenn jemand krank ist in unserer Gemeinde, dass wir nicht bloss für diese Person beten, sondern sie besuchen und pflegen, (so weit als möglich). Sie kann psychisch krank sein durch Depressionen (Jak 5,15). Sie kann aber auch physische Leiden haben, wie Rücken- Knie- Herzbeschwerden usw.

Liebe in die Tat umgesetzt, bedeutet immer praktischer Dienst am Nächsten! Zum Beispiel „die Füsse waschen“ (Joh 13,15). „Dient einander in der Liebe!“ (Gal 5,13). „Vergesst nicht, einander Gutes zu tun und an der Gemeinschaft festzuhalten, denn an solchen Opfern findet Gott Gefallen“ (Hebr 13,16). Jesus sagt: Matthäus 25,34-40.

Wie können wir erkennen, ob wir in der Wahrheit stehen?
Johannes beginnt Vers 19 mit: „Daran …“ Dieses „daran“ ist eng mit dem vorherigen Satz verbunden. Wir können erkennen, dass wir in der Wahrheit stehen, wenn wir einander nicht bloss mit schönen Worten lieben, sondern in Tat und Wahrheit, indem wir einander praktisch dienen (1Kor 13,4-7). „Daran werden alle erkennen“, dass wir Jesu Jünger sind: Wenn wir der Liebe Gottes Raum geben (Joh 13,35)!

Nach welchen Kriterien werden wir denn einmal gerichtet?
Nach unserer Erkenntnis oder nach unseren Taten? Offb 2,23b: „Alle Gemeinden werden dann erkennen, dass ich es bin, der Herz und Nieren erforscht; und ich werde euch vergelten, einem jeden nach seinen Taten.“ Wenn der Herr uns nach unseren guten Taten beurteilt, dann gilt es anzupacken und das Liebeswerk Gottes voranzutreiben! Wie viel Erkenntnis brauchen wir, bis die Liebe in uns geweckt wird? Sind wir uns bewusst, dass es nur wenige sind, die gerettet werden (Lk 13,23)? Was für ein riesengrosses Privileg ist es doch, zu diesen wenigen Auserwählten zu zählen! Darum, lasst uns alles geben was wir können, denn der Siegeskranz ist uns gewiss!

Wie steht es mit deinem Herzen? Verurteilt dich dein Gewissen? Fühlst du dich schlecht oder gar schuldig, wenn jemand dich rühmt? Es kann verschiedene Gründe geben, warum mich mein Gewissen anklagt.

Ein Grund könnte sein, dass ich mir bewusst bin, wievieles ich unterlassen habe, um meine Liebe in die Tat umzusetzen (Schuld). Das wäre das Signal eines intakten Gewissens. Es darf auf keinen Fall unterdrückt werden, sonst kann es sich abstumpfen.

Ein anderer Grund könnte sein, dass ich mein Glaubensleben mit Perfektionismus gleichsetze. Das ist ein fataler Fehler, der unweigerlich zur Unzufriedenheit, ja sogar zur Angst führen kann. Ein Perfektionist stellt viel zu hohe Erwartungen an sich selbst und an seine Mitmenschen. Das Leben verläuft nun einmal alles andere als perfekt. Glaube und Gehorsam dürfen auf keinen Fall mit Perfektionismus gleichgesetzt werden!

Gott weiss, dass wir sehr beschränkte und unvollkommene Menschen sind. Unser Schöpfer hat uns mit Absicht so geschaffen! Er will, dass wir - uns IHM anvertrauen (Hebr 4,16), aus seiner Gnade schöpfen und trotz allen Fehlern das Beste geben! Eine innere Stimme mag uns für die ständigen Fehler, die wir machen, verurteilen! Doch Gott kennt uns und ist grösser als unser Herz.

Es gibt also einen klaren Unterschied, zwischen dem, wie unser Herz richtet, wie Gott richtet! Unser Herz mag uns danach messen, wie perfekt wir uns verhalten. Gott richtet aber danach, wie viel feuriger Eifer und unnachlässiges Bemühen, wie viel Leidenschaft und Ausdauer wir in unsere Liebesbeziehungen investieren. Am Ende kommt es dem Herrn nicht darauf an, wie oft wir das Ziel verfehlt haben. Der Herr zählt unsere Vergehen nicht! Es geht IHM vielmehr um die Frage: Wie sehr hast du dich bemüht?

Wer sich also unermüdlich mit seinen Glaubensgeschwistern um die Agape-Liebe bemüht, der darf mit Zuversicht dem Herrn entgegensehen. Dann kann uns das Herz nicht verurteilen, obschon wir voller Fehler sind. Denn unser Lebensmotto ist (Mt 22,37): Liebe Gott mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand! Und (Mt 22,39): Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!

Wer sich ernsthaft bemüht, findet bei Gott Wohlgefallen und Gnade. Jesus lehrt: Matthäus 6,14-15. Die Liebe kostet viel Kraft und Anstrengung. Unsere Beziehung zu Gott ist mit der Beziehung zu unseren Glaubensgeschwistern eng verknüpft. Gott hört all unsere Bitten und vergibt uns, wenn wir uns um die Agape-Liebe bemühen. So deckt die Liebe die Fülle unserer eigenen Sünden zu (1Petr 4,8). Nur so sind wir fähig, Gottes Gebote zu halten. Nur durch die Liebe Gottes, die wir in uns wohnen lassen, kann unser Gewissen uns nicht mehr länger anklagen, trotz unserer Fehler. Ist das nicht ein gewaltiger Trost und eine motivierende Zusage?

Wenn diese Liebe Gottes in unseren Herzen dauerhaft wohnt, dann dürfen wir die feste Zuversicht haben, dass wir Kinder Gottes sind.

 

 VII. 3,23-24: Das Gebot Christi

Unser christliches Leben wird von zwei Säulen getragen:

1. Glaube (pistis = vertrauen).

2. Liebe (agape).

Glaube und Liebe gehören zusammen wie der Fisch und das Wasser.
Glaube ohne Liebe ist so tot, wie Glaube ohne Werke (Jak. 2,26). Glaube und Liebe sind unsere Antriebsfeder und Motivation zum christlichen Wandel.

Diese Säulen stützen unseren Wandel in den drei Aufgaben, die Johannes uns in seinem Brief ans Herz legen will:

1. Gottes Gebote zu halten (3,24).

2. In der Agape Liebe zu bleiben (4,12).

3. Jesus Christus als den Sohn Gottes zu bekennen (4,15)

Daran kann gemessen werden, ob wir den Geist Christi haben oder nicht (Röm 8,9). Jetzt soll mir mal einer erklären, wie diese erwähnten drei Aufgaben ohne Gemeinde in die Tat umgesetzt werden! Wie können wir die Glaubensgeschwister lieben, wenn wir keiner örtlichen Gemeinde angehören? Wie können wir die Bedürfnisse und Nöte unserer Glaubensgeschwister erkennen, wenn wir ohne örtliche Gemeinde leben? Warum redet der Apostel in seinem ganzen Brief immer in der „Wir- oder Ihrform“? Weil er von der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeht und nicht vom einzelnen. Sein Brief adressiert die Gläubigen in den Gemeinden.

Wenn es in den örtlichen Gemeinden Probleme gibt, was sind dann die Hauptprobleme? Es ist der Glaube und die Bruderliebe. Deshalb betont Johannes diese zwei Dinge so sehr in seinem Brief. In der Gemeinde - lernen wir Glaube und Liebe, wächst unser Glaube und unsere Liebe! Nur durch unseren Dienst an der Gemeinde, kann unser egoistisches Fleisch zurückgedrängt werden, so dass der Geist Christi sich in uns entfalten kann.

Darum, lasst uns nach seinem Gebot wandeln und in seiner Liebe bleiben, indem wir uns alle Mühe geben, mit unseren Geschwistern in der Gemeinde auszukommen! Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Gottes Liebe verpflichtet!