2. Timotheus-01: Paulus ermutigt Timotheus in seinem Dienst

Gemeindeordnung

 

 

 I.   Verse 1-5: Paulus ist dankbar für Timotheus

Wenn Paulus von seinem Apostelamt spricht, dann geschieht das immer mit grösstem Respekt und grösster Dankbarkeit, egal in welcher Situation er gerade steckt. Paulus ist das zweite Mal in Rom inhaftiert worden und es sieht nicht gut aus für ihn (4,6). Er hat für das Evangelium viel Mühsal und Plage ertragen (1,8; 2,9), trotzdem schämt er sich seines Auftrags als Apostel Christi nicht. Paulus weiss, dass er Apostel Christi geworden ist, weil Jesus ihn aussandte (Apg 22,21). Es war ausschliesslich Gottes Wille ist, dass er für das Reich Gottes leiden sollte (Apg 9,16). Schon vor seiner Geburt hatte Gott ihn ausgesondert, den Heiden einmal das Evangelium von Christus zu verkündigen (Gal. 1,15-16). Deshalb wurde er der himmlischen Erscheinung gehorsam (Apg 26,19-20). Die Triebkraft seines Dienstes ist nicht Angst vor der Hölle, sondern Gottes Verheissung des ewigen Lebens in Christus Jesus (Ps 16,11; 138,7; Offb 2,10).

Als besorgter geistlicher Vater nimmt er sich seinem geliebten Kind an (2,1; 3,14). Ältere Geschwister im Glauben sind geistliche Väter und Mütter für die jüngeren Geschwister in der Gemeinde (Lk 8,21; Apg 7,2). Sie sind Vorbilder der Herde, zusammen mit den Hirten (1Thess 1,6-7). Sie begleiten die Jüngeren und stehen ihnen bei im Glauben wie Eltern. Sie beten für sie, wie Paulus für den Timotheus. Paulus wünscht dem Timotheus Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Friede.

Definitionen:
Gnade = unverdientes Wohlwollen.

Barmherzigkeit = ein Herz, das für den Andern schlägt, sich erbarmt.

Friede = innere Entspannung, Ruhe und Versöhnung mit Gott. Das ist seine Grundeinstellung gegenüber Timotheus (Joh 13,34-35). Was für eine edle Haltung und väterliche Fürsorge! (1Petr 1,22).

Fragen:
Welcher ältere Bruder wünscht dies seinen jüngeren Evangelisten?

Welcher ältere Bruder nimmt sich den jüngeren Evangelisten an?

Welcher ältere Bruder ist wie ein Vater zu den jüngeren Evangelisten?

Paulus spricht dem Timotheus zu, dem Evangelium treu zu sein, gerade in Prüfungen und Leiden.

Die Dankbarkeit des Paulus löste mindestens fünf Reaktionen aus (V. 3-5):

1. Sie führte immer wieder zu intensiven Gebeten.

2. Sie erinnerte ihn an die Tränen des Timotheus.

3. Sie führte zum sehnlichsten Wunsch, Timotheus wiederzusehen.

4. Sie verhalf ihm für einen Moment mit Freude erfüllt zu werden.

5. Sie erinnerte ihn an den ungeheuchelten Glauben des Timotheus.

Ungeheuchelt = ἀνυπόκριτος (Röm 12,9; 1Tim 1,5; 1Pet 1,22). Der Glaube wurde während drei Generationen übermittelt.

Paulus lehrt uns eine dankbare Haltung gegenüber den Glaubensgeschwistern (2Thess 1,3; 2,13).

 

 II.   Verse 6-7: Timotheus wird an die empfangene Gabe Gottes erinnert

Offenbar brauchte Timotheus dringend eine Ermutigung, um seinen nicht ganz einfachen Dienst in Ephesus weiterzufahren. Paulus war besorgt, dass der Eifer des Timotheus nachliess. Paulus ermutigt ihn das Feuer der Gabe Gottes wieder brennen zu lassen.

Verschiedene Einflüsse drohten den feurigen Eifer des Timotheus zu ersticken:

- Körperliche Leiden (1Tim 5,23).

- Verzagtheit und Furcht vor Menschen, weil er schüchtern war (1Kor 16,10; sogar Paulus erlebte diese Furcht: Apg 18,9-10).

- Seine Jugendlichkeit als junger Mann (1Tim 4,12; 2Tim 2,22).

- Weil er sich bei den falschen und machtvollen Lehrern und bei andern zu wenig durchsetzen konnte (1Tim 1,3-7.19-20; 4,6-7; 6,3-10; 2Tim 2,14-19.23).

- Die Tatsache, dass Paulus (sein Vorbild und Halt in seinem Auftrag) schon wieder im Gefängnis sass (2Tim 1,8).

- Weil die Gläubigen verfolgt wurden vom Staat und ein mutiges Auftreten behinderten (2Tim 2,3-5; 4,4-5.16-18).

Wir können nicht mit Sicherheit sagen, welche Faktoren Timotheus Leben negativ beeinflussten.

Selbst ein Apostel (wie Paulus) und ein Evangelist (wie Timotheus), der vom Heiligen Geist Gottes eingesetzt wurde, hatte manchmal Mühe seinen Auftrag auszuführen. Paulus hatte Christus selbst gesehen und von ihm Auftrag für seinen Aposteldienst empfangen (Apg. 9). Timotheus erhielt mehrere Bestätigungen zu seinem Dienst: Er empfing durch den prophetischen Zuspruch die Geistesgabe, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, zu Ermahnen und zu Lehren. Es wurden ihm von den Ältesten der Gemeinde in Ephesus die Hände aufgelegt. Damit wurde er zu seinem Dienst als Evangelist eingesetzt. Damit wurde er bevollmächtigt, die Heiligen in der Gemeinde zu belehren und für Dienste einzusetzen. Diese Geistesgabe (χάρισμα) galt es nicht zu vernachlässigen: 1Tim 4,14.

Gott hat uns keinen ängstlichen (δειλία), feigen Geist gegeben (Hebr 10,38-39), sondern den Geist der:

Kraft (δύναμις)
Das Evangelium ist Dunamit (Röm 1,16). Jesu Macht über alle Mächte (Eph 1,20-21). Jesus wies sich aus mit machtvollen Taten (Apg 2,22). Wir werden gestärkt durch Christi Kraft (Phil 4,13).

Liebe (ἀγάπη)
Gottes Liebe gab seinen einzigen Sohn für uns (Joh 3,16). Wir werden verpflichtet unser Leben hinzugeben für die Geschwister (1Joh 3,16). Wir werden aufgerufen selbst unsere Feinde zu lieben (Mt 5,44). Die Agape-Liebe ist der Grundpfeiler des Christentums (Joh 13,34-35).

Besonnenheit (σωφρονισμός)
Ein schwer übersetzbares Wort für Selbstbeherrschung (1Kor 9,27). Eine Qualifikation eines Hirten ist Besonnenheit (σώφρων); Tit 2,6 (1Tim 3). Gesunder Verstand (σωφρονέω):

- Bei Sinnen (Mk 5,15; Lk 8,35).

- Besonnen (2Kor 5,13; 1Petr 4,7).

- Nachsinnen (Röm 12,3).

Selbstbeherrschung (2Petr 1,5), oder Enthaltsamkeit (ἐγκράτεια).

 

 III. Verse 8-12: Timotheus soll sich nicht schämen für das Evangelium

Es gibt verschiedene Gründe für Timotheus, sich für das Evangelium zu schämen:

1. Er könnte sich für Paulus schämen, weil er im Gefängnis sitzt (V. 8). Im Gefängnis sitzen die Verbrecher und Verlierer. Timotheus könnte Mühe haben, weil auch er sich zu den Verlierern zählt. Zudem wurde Paulus von vielen verlassen (1,15; 4,16).

2. Er könnte sich schämen um den Namen Jesu Christi (Mk 8,38; Lk 9,26). Jesus wurde gekreuzigt und das ist eine Schande (1Kor 1,23). Timotheus gehört zu den Nachfolgern Christi, sie, „deren die Welt nicht wert war“ (Hebr 11,36-38).

3. Er könnte sich schämen, weil er von Menschen gedemütigt wird wegen seines Glaubens. Vielleicht erfährt er grossen Widerstand in Ephesus (2,3). Er erinnert sich als er mit Paulus nach Thessalonich kam (Apg 17,5-9).

Jesus sagte voraus, dass „Mühsal und Plage“ auf die Gläubigen zukommen werde:

1. Er warnte seine zukünftigen Apostel (Mt 10,16-23; Joh 16,2-3).

2. Er geht mit den Schriftgelehrten und Pharisäern hart ins Gericht (Mt 23,34-36).

3. Er sagt auch uns (Lk 14,27): „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir auf meinem Weg folgt, der kann nicht mein Jünger sein.“

4. Erben Christi zu sein bedeutet auch Anteil an den Leiden Christi zu haben (Röm 8,17-18).

5. Wenn Jesus verschmäht und verfolgt wurde, wieviel mehr dann seine Nachfolger (Lk 23,31).

Für Paulus scheint es eine Ehre zu sein, „um seinetwillen“ ein Gefangener zu sein (V. 8; 1Tim 1,12; Phil 1,12-13):

1. Mit Verfolgungen und Leiden müssen alle rechnen, die Christus nachfolgen (3,12).

2. Selig sind alle, die um Christi Willen leiden (Mt 5,10-12).

3. Für Christus zu leiden ist eine grosse Gnade (1Petr 4,12-16; 2,20-21).

4. Wo ist bei uns die Schmerzensgrenze der Leiden um Christi Willen? (Apg 5,41)

Die Glaubensgrundlage des Paulus, die in den folgenden Versen zum Ausdruck kommt, schenkt ihm die Kraft, seine Leiden mit Freuden zu ertragen (V. 9-10).

1. Der Herr hat uns gerettet und uns mit einem heiligen Ruf berufen! Paulus wurde direkt von Jesus zu seinem Dienst berufen (Gal 1,15). Timotheus und die ersten Christen damals wurden durch die mündliche Verkündigung zum Reich Gottes berufen (1Thess 2,12). Wir werden heute durch die Schriften zum heiligen Leben in Christus berufen (2Thess 2,13-14). Gott ist heilig, seine Berufung ist heilig, und wir sind heilig: 1Petr. 1,13-16

2. Der Herr hat uns aufgrund seiner Gnade gerettet! Es war seine eigene freie Entscheidung bevor er die Welt schuf (Eph 1,3). Es war nicht aufgrund unserer Heiligkeit und gerechten Taten (Röm 3,20-24.28; Gal 2,15-16).

3. Der Herr hat uns seine Gnade und Liebe offenbart in Jesus Christus! Gott wurde sichtbar für uns im Leben Jesu (Joh 14,9; Röm 1,19). Gott hat seine Macht über den Tod in der Auferstehung Christi bewiesen.

4. Der Herr verspricht uns Leben und Unsterblichkeit durch das Evangelium! Wer an Jesus glaubt wird leben (Joh 11,25). Wer dem Tod und der Auferstehung Christi gleichgestaltet ist, wird leben (Phil 3,7-11).

5. Paulus wurde als Verkündiger, Apostel und Lehrer des Evangeliums Christi eingesetzt (1Tim 2,7). Ein Verkündiger predigt die frohe Botschaft Christi (Röm 10,15). Ein Apostel ist ein Gesandter unter das Volk (Apg 26,16-18). Ein Lehrer lehrt allen Menschen die Gebote Christi (1Thess 2,3-10).

Die Berufung des Paulus ist auch der Grund für seine Gefangenschaft.

1. Paulus schämt sich nicht für das Evangelium zu leiden: 2Kor 6,3-10.

2. Die Beziehung zwischen Jesus und Paulus gründet sich auf tiefem Vertrauen.

3. Paulus hat sein Leben und seine Arbeit Gott völlig anvertraut.

4. Paulus fordert Timotheus auf, das Vertrauen (παραθήκη) zu bewahren, das Gott in ihn gesetzt hat.

5. Auch uns hat Gott sein Vertrauen geschenkt und auch wir werden aufgefordert sein Vertrauen zu bewahren. Wie? Indem wir wissen (εἴδω), dass auf den Herrn Verlass ist (1Kor 1,9). Wir vertrauen dem, der uns berufen hat zum ewigen Leben. Wir kennen Gott und pflegen eine enge Beziehung zu ihm (Dtn 7,9). Nicht nur wir setzen unser Vertrauen auf Gott, sondern Gott setzt sein Vertrauen in uns. Indem wir die gesunden Worte Gottes uns zum Vorbild und Massstab machen. Wir gehorchen Gottes Worte (Hebr 5,9; Röm 6,17). Wir fragen nach Gottes Weisheit (Spr 1,2-7; 2,1-6.10-11).

 

 IV. Verse 13-14: Timotheus soll die gesunden Worte bewahren

Wenn ich entmutigt bin über den inneren und äusseren Fortschritt der Gemeinde, dann stärkt mich der väterliche Trost des Paulus und seine Worte ermutigen mich, weiterzufahren. Ich wünschte, ich würde einen Paulus kennen, der sich so väterlich um mich kümmert. Es gibt nur eins, wenn wir mitten im Lebenssturm den Überblick verlieren: Festhalten an den gesunden Worten Gottes (siehe auch V. 14!). Es gibt viele Narren, die sich nicht an Gottes Worte halten: 2Tim 3,7; 1Tim 6,3.

Paulus sagt wörtlich: Halte fest (ἔχω) am Vorbild (ὑποτύπωσις)! Klammere dich fest, wie ein Bergsteiger am Seil. Die gesunden (sound words) Worte Gottes sollen dein Vorbild sein. Die gesunden Worte stehen im Gegensatz zur krankmachenden Irrlehre.

Was bewirken die gesunden Worte Gottes in uns? Sie stärken unseren Glauben. Sie stärken unsere Liebe. Sie festigen unsere Beziehung zu Christus.

Mit grosser Sorgfalt sollen Gottes Worte bewahrt werden, wie der kostbarste Schatz: Sprüche 3,13-26. Wenn hier von Weisheit die Rede ist, dann geht es nur um die Weisheit Gottes, nicht um irgendwelche menschliche Weisheiten (1Kor 2,13).

Was ist unter Gottes Weisheit zu verstehen?

- Das Wort Gottes (Joh 1,14).

- Jesus Christus (Joh 6,35)

- Gottes Wort ist die Weisheit Christi (Kol 2,3; 3,16)

Wenn die Weisheit Christi in uns wohnt, wer wohnt dann auch in uns?

- Christus Jesus!

- Der Heilige Geist (Eph 1,13-14; 4,30). Er wurde uns bei der Wiedergeburt der Taufe eingehaucht (Gen 2,7; Apg 2,38-39). Wir sind Gottes Tempel (1Kor 3,16; 2Kor 1,22).

Jesus Christus ist der kostbare Stein, zu dem wir hinzutreten sollen: 1Petr 2,4-8.

 IV. Verse 15-18: Ein Beispiel echter Freundschaft im Glauben

Phygelus und Hermogenes werden getadelt.

Paulus wurde von „allen“ in Asien im Stich gelassen (4,16). Leider wissen wir nicht, wer all diese Gläubigen in Asien sind, die Paulus im Stich gelassen haben. Es könnten einflussreiche Leute in den Gemeinden von Asien gewesen sein. Vermutlich ist nur eine bestimmte Gruppe von Gläubigen gemeint. Wir wissen auch nicht, woher Paulus diese Information hatte, da er sich selbst zu dieser Zeit in Rom aufhielt. Zudem wissen wir den Grund nicht, weshalb sie Paulus verlassen hatten. Schämten sie sich, weil Paulus im Gefängnis sass (V. 8.16)? Haben sie sich von Gott und seiner Gemeinde abgewendet (4,10)? Es werden nur zwei Namen genannt, über die uns aber keine weiteren Informationen vorliegen (eins weiss ich: Ich möchte nicht, dass mein Name in einem solchen Zusammenhang in der Bibel steht): Ps 69,29; Offb 3,5 Selbst Jesus erfuhr es, dass ihn viele Jünger verliessen: Joh. 6,60 (Joh 15,25). Deshalb macht Jesus alle Nachfolger darauf aufmerksam, dass sie von Menschen gehasst sein werden wegen ihres Glaubens (Joh 15,18; Eph 5,15-17).

Onesiphorus wird gelobt.

Er und sein Haus mögen beim Herrn Barmherzigkeit finden. Weshalb sein ganzes Haus? Vielleicht litten alle im Hause mit Onesiphorus, als er mutig zu Paulus stand. Vielleicht wurden sie vom tiefen Glauben des Onesiphorus angesteckt. Er suchte Paulus im Gefängnis in Rom auf. Weshalb musste er ihn suchen? Vielleicht wurde Paulus verlegt, weil ein Brand in Rom auch die Gefängnisse betraf. Vielleicht war ihm diese Stadt ziemlich unbekannt, so dass er Paulus nicht sofort finden konnte. Vermutlich war es riskant nach einem Gefangenen oder nach den Gefängnissen der Stadt sich zu erkundigen, da man in Gefahr stand, selbst gefangen genommen zu werden. Auf jeden Fall wird dieser Mann gelobt für seine guten Taten. Selbst Timotheus kennt diesen grossen Diener Gottes.