Markus-11: Die göttliche Vollmacht Jesu

Jesus, der Diener

Der Dienst Jesu in Galiläa
(Fortsetzung)

 

 

 I. Jesus zieht triumphierend in Jerusalem ein (Verse 1-11)

Welcher Wochentag war es und wo befand sich Jesus? Es ist vermutlich immer noch Sonntag, die Woche, in der Jesus gekreuzigt wird. Jesus befindet sich auf dem Weg von Jericho nach Jerusalem (Betfage und Betanien). Offenbar ist ihm viel Volk gefolgt, zum Teil - weil viele zum Pfingstfest unterwegs waren, weil etliche mit Jesus zusammen sein wollten. Vermutlich hatte Jesus sich mit einem Freund vorher abgesprochen, dass er seine Jünger vorbeisenden werde, um ein Füllen abzuholen (wie auch in Kapitel 14,13). Es scheint, als ob Jesus mit der entsprechenden Person ein Passwort abgemacht hatte: Vers 3. Laut Vers 3 wollte Jesus es nur auslehnen, nicht behalten! Das ganze Leben Jesu zielt auf diesen Tag hin, an dem er als König in Jerusalem einziehen wird.

Er war nicht das erste Mal in Jerusalem, wie wir vielleicht aus dem Markusevangelium entnehmen. Er besuchte regelmässig das alljährliche Pfingstfest. Wenn wir das Johannesevangelium studieren, dann kommen wir auf mindestens drei Passafeste, die Jesus während seinem öffentlichen Wirken besuchte:

- Johannes 2,13 (Passa)

- Johannes 5,1;7,2 (ev. Laubhüttenfest)

- Johannes 6,4 (Passa)

- Johannes 11,5 (Passa)

Wenn wir nur das Markusevangelium kennen würden, so wäre Jesus, anhand des Berichts, das erste Mal in Jerusalem. Nun kommt Jesus vermutlich zum dritten Mal zum Passafest nach Jerusalem, seit seinem öffentlichen Auftreten.

Jesus zieht mit viel Aufsehen in Jerusalem ein! Immer wieder hatte Jesus sich vor zu grossem Aufsehen gedrückt mit der Begründung, dass seine Zeit noch nicht gekommen war (1,45; 5,43, 8,30; 9,9): Johannes 7,1-13.

Damit wird deutlich, wie Jesus mit viel Geduld und Weisheit auf seine Leidenszeit wartete. Hätte er zu früh grosses Aufsehen erregt, so hätte er nicht einmal die wenigen Jahre unter den Menschen wirken können. Doch jetzt wusste Jesus, dass seine Zeit endlich da war, in der er sich nicht mehr verbergen konnte.

Warum musste es ein Füllen (kleiner Esel) sein, auf dem noch nie ein Mensch sass? Hiermit erfüllte sich das prophetische Wort des Sacharja 9,9. Entscheidend ist, dass der König als Friedensfürst kommen wird. Wie kann man das erkennen? = Jesus reitet auf einem Esel, dies deutet auf seine Demut und Sanftmut. Wenn Fürsten in den Krieg ziehen, dann reiten sie auf Pferden. „Dies geschah aber, damit erfüllt würde ...“ Matthäus 21,4-5. Für diesen besonderen Anlass benutzte Jesus ein Füllen, auf dem noch nie ein Mensch sass. Nur das Beste ist gut genug für dieses grosse Ereignis. Durch die ganze Bibel können wir immer wieder feststellen, dass bei Gott das „Unberührtsein“ immer eine sehr wichtige Rolle spielte, da es für Reinheit und Fehlerlosigkeit stand und demzufolge für einen besonderen Zweck geweiht werden konnte.

Die Jünger legten ihre Kleider auf das Füllen und auf den Weg, zudem auch grüne Zweige (V. 7-8). Die grünen Zweige symbolisieren Leben. Sie symbolisieren aber auch, dass Jesus von Gott eingesetzt wurde (wie der grünende Stab, der Aaron bestätigte: Nu. 17,1-13). Auch haben wir im AT ein Beispiel das zeigt, wie Menschen ihre Kleider auf die Strasse legten, nachdem sie Jehu zum König gesalbt hatten: 2. Könige 9,13. Das war also eine Demonstration des Volkes, um auf den verheissenen Messias aufmerksam zu machen, an den sie glaubten.

Dazu riefen die Vorausgehenden „Hosianna“, wörtlich: Hilf doch Herr, gib doch Heil! Hosianna ist durch den Zusammenhang, in dem es in (Ps. 118,25) steht, zu einem Ausruf der Freude und des Jubels geworden (laut dem Anhang der Zürcher-Bibel, Nr. 73): Psalm 118,22-29.

Jesus sah sich in Jerusalem „alles ringsumher“ genau an (V. 11), und dann zog er sich mit seinen zwölf Jüngern nach Betanien bei Jerusalem zurück, um dort die Nacht zu verbringen.

Schlussfolgerungen: Was können wir aus diesem Abschnitt lernen?

1. Die Bibel sagt, dass Jesus ohne Sünde war (2. Kor. 5,21).

2. Jesus hat also den Menschen vollkommen gedient. Er hat sich immer korrekt verhalten. Er ist den Menschen mit vollkommener Liebe begegnet.

3. Trotzdem hatte Jesus viele Feinde, die ihm nach dem Leben trachteten.

4. Jede grosse Persönlichkeit in der Geschichte hatte seine Freunde, als auch seine Feinde.

5. Wir können uns noch so korrekt verhalten, wir werden immer, nebst den Freunden, auch unsere Feinde haben.

6. Je mehr wir im Dienst für den Herrn im Rampenlicht stehen, desto mehr müssen wir uns das bewusst sein, dass wir es niemals allen Recht machen können.

7. Jesus sagte an einer Stelle zu seinen Gegnern: Johannes 8,42-47.

8. An einer andern Stelle sagte Jesus zu seinen engsten Freunden: Joh. 16,26-33

 

 II.   Jesus verflucht einen Feigenbaum (Verse 12-14 und 20-26)

Es macht den Anschein, als ob Jesus seine Macht missbrauchen würde. Er war hungrig (V. 12). Der Feigenbaum konnte gar keine Früchte bringen, warum nicht?

- Es war nicht die Zeit der Feigen!

- Es war im April.

Darauf verflucht Jesus den Baum, warum? Was Jesus hier tat, scheint uns sachlich unbegründet, ja ungegercht zu sein.

Um eine Antwort zu finden, müssen wir uns mehr mit dem Wesen eines Feigenbaumes auseinandersetzen. Feigenbäume sind für die meisten fremd, weil sie nicht in der Ostschweiz im Freien vorkommen, und wir nicht täglich an ihnen vorbeigehen und sie beobachten können.

Offenbar ist es so, dass ein Feigenbaum keine Blätter sprossen kann, bevor er nicht schon Feigen hervorgebracht hat. Wenn also ein Feigenbaum Blätter hat, ist das ein Zeichen, dass normalerweise auch Feigen daran zu finden sind. Jesus sah also von weitem diesen Feigenbaum mit den Blättern und ging deshalb zu ihm hin, weil er erwartete, dass Feigen daran waren? (V. 13). Doch als er zum Baum hinkam fand er keine einzige Frucht. Dieser Feigenbaum verkündete allen die vorbeigingen, dass er Früchte habe, obwohl das ein Trug war.

In diesem Ereignis steckt mehr dahinter, als bloss der Hunger Jesu, der nicht gestillt werden konnte. Dieser Feigenbaum verkörpert, ohne Zweifel, das Volk Israel.

- Hesekiel 19,1.10-14: Vergleich mit einem Weinstock

- Jeremia 2,14-15.21-23: Vergleich mit einem Weinstock

- Psalm 80,9-17: Vergleich mit einem Weinstock

Jesus klagt Israels Gleichgültigkeit gegenüber Gott an. In den kommenden Kapiteln werden wir sehen, wie Jesus Israel verurteilt, weil sie von Gott abgefallen sind und wie er die Zerstörung Jerusalems voraussagt (13,1).

Gottes Volk ist nutzlos geworden wie dieser Feigenbaum! Der ganzen Welt wird verkündigt, dass Israel als Volk Gottes viele Früchte trage. Doch das stimmt nicht, denn das Volk ist wie der Feigenbaum. Der Glaube des Volkes brachte zwar Blätter hervor, aber keine Frucht.

Schon Johannes der Täufer und viele Propheten vorher riefen das Volk Gottes zur Umkehr auf: Matthäus 3,7-10; 7,15-23. Doch das Volk wollte nicht hören und umkehren, sondern tötete sogar die Boten Gottes, die zu ihnen gesandt worden waren: Mt. 23,37-38. Deshalb beschloss Gott etwas Besonderes: Matthäus 21,43.

Unfruchtbarkeit verkörpert Unglaube und Untreue, deshalb galt die Unfruchtbarkeit einer Frau als Schande (oder Fluch Gottes).

Die Verfluchung des Feigenbaumes ist also eine prophetische Voraussage auf den Untergang Israels (die Erfüllung geschah im Jahre 70 n. Chr. als Jerusalem zerstört und das jüdische Volk zerstreut wurde).

Es ist anzunehmen, dass die Jünger einmal mehr Jesus nicht verstanden (siehe Vers 14c), sondern erst als sie den heiligen Geist zu Pfingsten (Apg. 2) empfingen, der sie in alle Wahrheit leitete (Joh. 16,12-13).

Wir überspringen den folgenden Abschnitt und lesen ab Verse 20-26 weiter, dann wird alles noch klarer! Wenn der Feigenbaum nicht den toten Glauben Israels darstellt, warum ermahnt Jesus dann seine Jünger mit den Worten: „Habt Glauben an Gott!“? (V. 22). Was hat der Glaube an Gott mit einem verdorrten Feigenbaum zu tun? Jesus will damit sagen:

- Was mit dem Feigenbaum geschah, das kann jedem von euch auch geschehen.

- Darum habt Glauben an Gott und seht zu, dass ihr Frucht bringt!

- Es ist nicht so, dass jemand glaubt, aber keine Frucht hervorbringt!

Der Glaube an Gott vermag viel mehr, als einen Feigenbaum zum verdorren zu bringen. Er vermag Berge zu versetzen (V. 23)! Das meint Jesus nicht wortwörtlich (sondern bildlich gesprochen). Er gibt keine Glaubensformel, um wirkliche Berge zu versetzen. Jesus will damit sagen, dass ein lebendiger Glaube viel mehr vermag!

Matthäus 7,7-11:
Auch hier geht es darum, dass wir nach Gott suchen sollen! Wir sollen Gott bitten, damit er uns den Weg zum ewigen Leben zeige! Wir sollen ringen, dass wir unsere Sündenschuld rechtzeitig ablegen können, bevor es zu spät ist (Heb. 4,16).

Gott ist gnädig und wartet zu, damit jeder seine Gelegenheit erhält. Es gibt aber auch eine letzte Gelegenheit! Siehe das Gleichnis vom Feigenbaum in Lukas 13,6-9. Hier wird auch von einem Feigenbaum berichtet, jedoch in Form eines Gleichnisses. Der Feigenbaum entzog dem Boden die Nahrung und die Kraft, ohne etwas der Welt zurückzugeben und Früchte hervorzubringen. Gerade darin besteht seine Sünde, weil er nutzlos ist. Der Tag des Gerichts wird jedoch kommen, an dem er umgehauen und ins Feuer geworfen wird.

Sowie es Israel ergangen ist, weil es nutzlos geworden ist, so ergeht es allen Menschen, die keine Früchte bringen. Viele Menschen versprechen von weitem viel Glauben, aber wenn man näher kommt, findet man keine Früchte. Viele Menschen nennen sich Christen (sie sagen: „Herr Jesus!“) und geben sich für etwas aus, was sie gar nicht sind. Viele Menschen versprechen viel und halten wenig oder gar nichts. Schon mancher hat im Glauben begeistert angefangen, doch schon bei den ersten Problemen wieder aufgegeben, weil er keine Wurzeln entwickelte (Mt. 13,20-21).

Wie bringen wir Gläubigen Frucht?
Jesus sagt zu seinen Jüngern in Johannes 15,1-8. Dann fährt er weiter im Johannes 15,12-13. Das Hauptmerkmal eines Christen ist die Liebe! Die Frucht, die wir hervorbringen sollen heisst: LIEBE. „Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm“ (1. Joh. 4,16).

Die Frucht des Geistes (Gal. 5,22-24): 1. Johannes 4,19-21; Markus 11,25-26! Wir sollen sogar unser Leben hingeben: 1. Joh. 3,15-16. Ein unversöhnlicher Mensch kann ganz schön tödlich und destruktiv sein. Gott wird die Gebete eines verbitterten und unversöhnbaren Menschen nicht erhören. Gott kann unsere Verfehlungen nur dann vergeben, wenn auch wir bereit sind zur Versöhnung. Diese Glaubenshaltung testet Gott besonders in der örtlichen Gemeinde. Während gottlose Menschen immer wieder Altes hervorholen und sich erneut verbittern lassen, wird der Gläubige auf seinem Weg der Versöhnung gesegnet. Der Gläubige hat erkannt, dass Gott ihm eine riesen grosse Schuld erliess, die ihn verpflichtet auch seinen Mitmenschen zu vergeben (Mt. 18,21-35).

Wir sehen aus diesem Beispiel mit dem Feigenbaum, was für eine grosse Lektion und Warnung darin steckt. Die eindringlichste Frage, die an uns gerichtet werden kann, lautet: „Wozu warst du nützlich auf dieser Welt?“ Im NT wird immer wieder betont, dass der Mensch nur an den Früchten seines Lebens zu erkennen ist (Mt. 7,16). Im Glauben nützlich werden heisst, andere Menschen glücklich machen und trotz Enttäuschungen immer wieder vergeben zu können.

 

 III. Jesus treibt die Händler aus dem Vorhof mit der Autorität, die ihm von Gott gegeben wurde (Verse 15-19 und 27-33)

Wo befanden sich die Händler, die Jesus aus dem Vorhof trieb? Der Vorfall ereignete sich im Vorhof = Hof der Heiden, der von allen Menschen, Juden und Heiden, betreten werden durfte.

Als nächstes gelangte man in den Frauenhof, wo sich die Frauen aufhielten, wenn sie keine Opfer darzubringen hatten. Durch ein Tor gelangte man in den Männerhof, wo sich die Israeliten bei besonderen Gelegenheiten versammelten. Hier wurden auch die Opfergaben an die Priester weitergegeben. Der innerste Bezirk war der Priestervorhof mit dem Tempel, indem sich der Brandopferaltar und das Waschbecken befand, sowie der Schlachtplatz. Nur die Priester durften den Tempel betreten, der zuerst ins Heiligtum führte. Ins Allerheiligste aber durfte nur der Hohepriester einmal im Jahr, um für das Volk die notwendige Sühnung bei Gott zu bewirken.

Gemäss dem Evangelium von Johannes, geschah diese Tempelreinigung bereits das zweite Mal:

1.  Johannes 2,12-22 = am Anfang seines Wirkens.

2.  Markus 11,15-19 = kurz vor seiner Hinrichtung.

Es besteht kein Zweifel, dass Jesus mit dieser Aktion seine Gegner so herausforderte hat, dass sie beschlossen ihn umzubringen.

Die Verfluchung des Feigenbaumes, muss in engem Zusammenhang mit der Tempelreinigung betrachtet werden. Viele stellen sich Jesus als sehr ruhige und introvertierte Person vor. Doch diese Ansicht ist falsch! Wenn es die Situation erforderte, so konnte Jesus sehr aggressiv und zornig werden.

Epheser 4,26-27: Zorn ist keine Sünde; erst der unkontrollierte Zornausbruch!

Warum wurde Jesus zornig?
Jesu Worte sind Zitate aus Jesaja 56,7 und Jeremia 7,11. Der Tempelhof sollte ein Ort der Stille zum Gebet und zur Besinnung sein. Doch mit der Stille war es aus durch den Verkauf der Tauben durch die Wechsler. Der Tempel wurde dadurch verweltlicht.

Warum wickelte man diese Geschäfte nicht ausserhalb des Tempels ab?
Alle Juden mussten jährlich, während der Zeit des Passafestes, eine Tempelsteuer entrichten: halber Schekel = ca. SFr. 3.-- (ein Tageslohn war ca. SFr. 1.50). Die Tempelsteuer musste in einer ganz bestimmten Währung entrichtet werden. Um dieses Geld wechseln zu können, wurde eine Gebühr erhoben. Eine noch grössere Rolle spielten die Taubenverkäufer, weil Tauben als Opfer dargebracht werden konnten. Wer nicht sehr begütert war, opferte eine Taube (Nu. 12,8; 14,22; 15,14). Die Begüterten brachten ein Schaf oder ein Ochse dar (Joh. 2,15). Jedermann war verpflichtet, dem Herrn etwas zu opfern: Ex. 23,15. Nur mit einem wohlgefälligen Opfer kann sich der Mensch dem lebendigen Gott nahen und in seine heilige Gegenwart treten.

Darum sagt Jesus auch in Joh. 14,6: „Niemand kommt zum Vater, ausser durch mich.“
Unser Opfer ist Jesus Christus, der uns ermöglicht, vor den allmächtigen und heiligen Gott treten zu dürfen. Opfertiere mussten ohne Fehl und Tadel sein. Zum Beispiel für Schafe wäre eine lange Reise nicht gut gewesen. Es bestand die Gefahr der Verletzung. Ausserhalb des Tempels waren Tiere zwar billig, doch da die Tempelaufseher mit Sicherheit irgendwelche Mängel an ihnen entdeckten, war es von Vorteil, wenn man sie im Tempel kaufte, wo sie jedoch doppelt oder gar dreimal so teuer waren. So wurde das fromme und oft arme Pilgervolk übervorteilt, betrogen und ausgenommen. Nebst der gebrochenen Stille ging es bei allen Geschäften im Vorhof um korrupte Ausbeutung, über die sich Jesus entsetzte. Es war also kein Bethaus mehr, sondern tatsächlich eine Räuberhöhle geworden! Es heisst in Vers 18b, „sie fürchteten ihn“, weil sie wussten, dass sie falsch handelten. Das Volk erkannte in ihrem Gewissen, dass Jesus richtig lehrte!

Als Jesus am andern Tag wieder nach Jerusalem in den Tempel kam, fragten ihn die Oberen der Juden nach seiner Vollmacht (Verse 27-33). Offensichtlich vergewisserte sich Jesus am nächsten Tag, ob die Verkäufer und Wechsler nicht zurückgekommen waren. Diese Demütigung vor dem Volk liessen sich die Oberen der Juden nicht gefallen. Sie rückten deshalb samt den Ältesten gemeinsam gegen ihn an. Sie hatten die höchste Vollmacht im Tempelbezirk! Jesus bewies grossen Mut, als er ihnen so entgegen trat!

Darum stellten sie Jesus eine herausfordernde Frage (V. 28). Würde Jesus antworten, dass er dies in eigener Vollmacht getan habe, so hätten sie ihn gleich gefangengenommen. Würde Jesus antworten, dass er diese Tempelreinigung in der Vollmacht Gottes tat, so hätten sie ihn wegen Gotteslästerung ebenfalls gefangengenommen.

Doch Jesus stellt ihnen eine Gegenfrage und brachte sie in eine Zwickmühle. Würden sie antworten, dass die Autorität des Johannes von Gott stammte, dann würde er ihnen antworten: „Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?“ Denn Johannes zeugte von Jesus als dem Sohne Gottes. Denn wenn sie Johannes geglaubt hätten, der auf Jesus hinwies, hätte Jesus keinen Autoritätsnachweis erbringen müssen. Würden sie antworten, dass die Autorität des Johannes menschlich war, so mussten sie das umherstehende Volk fürchten, das alles genau mitverfolgte und Johannes für einen Gottesmann hielt.

Im Grunde war den Oberen sowieso egal, ob Johannes der Täufer von Gott war oder nicht. Ihnen ging es nicht um eine Antwort, da ihnen ihre eigenen Interessen mehr am Herzen lagen. Indem sie die Frage nicht beantworten wollten, entwaffnete sie Jesus und entzog ihnen auch seine Antwort. Jesus hatte alle Autorität von Gott: Matthäus 28,18; Joh. 5,27.

Dieses Ereignis ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie es Menschen ergehen kann, die der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen wollen. Wer nicht zugeben will sich geirrt zu haben, kommt leicht in eine aussichtslose Situation, aus der er nicht mehr heraus kann. Er verstrickt sich immer mehr in Verteidigung, bis es nicht mehr geht und er am Ende schlimmer dasteht als wenn er die Sache gleich am Anfang zugegeben hätte. Auf diesem Prinzip basieren auch heute noch die Verhöre z. Bsp. bei der Polizei oder vor dem Richter.