Gottes Gnade
Einleitung
Scharen von Menschen folgten Jesus und es heisst (Mt 12,17-21): „So erfüllte sich, was durch den Propheten Jesaja vorausgesagt worden war: Seht, das ist mein Diener, den ich erwählt habe, den ich liebe und an dem ich Freude habe. Ich will meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern das Recht verkünden. Er wird nicht streiten und lärmen, er wird nicht wie ein Marktschreier auf den Strassen zu hören sein. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen. So wird er schliesslich dem Recht zum Sieg verhelfen. Und auf seinen Namen werden die Völker ihre Hoffnung setzen.“ Gibt es irgendetwas, das zerbrechlicher ist als ein geknicktes Schilfrohr? Gibt es irgendetwas, das dem Tod näher wäre als ein glimmender Docht?
Was hat es mit dem geknickten Schilfrohr und dem glimmenden Docht auf sich?
I. Das geknickte Schilfrohr
Stellen Sie sich ein umgeknicktes Schilfrohr am Ufer vor! Früher war es ein schlanker und hoher Grashalm, ein kräftiges Schilfrohr, doch jetzt ist es gebeugt und geknickt. Bsp. Auf der Grünanlage direkt vor unserem Zimmerfenster gibt es einen Schilfbusch. Es hat nicht oft geschneit im letzten Winter, doch wenn, dann wurde der ganze Strauch zu Boden gedrückt, durch den kalten und schweren Schnee. Nachdem der Schnee geschmolzen war, stand der Strauch wieder auf. Dies geschah zwei bis drei Mal im letzten Winter. Doch im Februar kamen die Gärtner und schnitten den Schilfbusch bis zum Boden ab, so dass nur noch kurze Halme übrig blieben. Als der nächste Frühling kam, fing der Schilfbusch wieder an zu wachsen und aufzublühen, bis er wieder in voller Pracht dastand.
Kommen Sie sich manchmal vor wie ein geknicktes Schilfrohr? Ist es schon lange her, dass Sie stark und aufgerichtet dastanden? Was hat Sie zum Einknicken gebracht? Erinnern Sie sich, wie Sie zu einem hohen und kräftigen Rohr herangewachsen sind, das vom Wasser genährt wurde und fest verwurzelt im Flussbett der Zuversicht stand? Doch dann geschah etwas Schmerzliches; Sie wurden geknickt ... durch verletzende Worte, durch den Zorn eines Freundes, durch den Verrat eines Familienmitglieds, durch Ihr eigenes Versagen, durch Menschen, die Ihnen den Rücken zudrehten.
Und das hat Sie sehr verletzt. Sie wurden offensichtlich gebeugt. Kaum jemand stand zu Ihnen und hat Sie versucht aufzurichten. Die meisten haben Sie aufgegeben. Sie sind geknickt und zerdrückt worden und am Ende hat man Sie zurückgeschnitten wie der Schilfbusch, der kaum mehr zu sehen war.
II. Der glimmende Docht
Was ist dem Tod näher als ein glimmender Docht einer Kerze? Einst brannte er, doch dann flackerte er nur noch und stand kurz vor dem Verlöschen. Zwar war er immer noch warm von der Leidenschaft der Vergangenheit, aber es brannte kein Feuer mehr. Doch er war noch nicht kalt, aber weit davon entfernt, hell zu brennen.
Ist es schon lange her, dass das Feuer des Glaubens in Ihnen brannte? Erinnern Sie sich noch daran, dass ein Licht von Ihnen ausging und Menschen den Weg erhellte? Doch dann kam der Wind - ein feuchtkalter, durchdringender Wind. Sie wurden belächelt, Ihre Vorstellungen und Pläne seien unrealistisch und zum Scheitern verurteilt. Die Leute dachten, Ihre Träume wären zu hochtrabend. Sie wurden abgelehnt und angeklagt, für das, was Sie nicht konnten und es wagten, etwas Neues zu schaffen. Schliesslich machte Sie der unaufhörliche Gegenwind mit der Zeit müde und kraftlos. Trotzdem, eine Weile (ein viertel Jahrhundert) haben Sie tapfer widerstanden, aber der raue Wind löschte Ihre Flamme fast aus. Die endgültige Dunkelheit war nur noch einen Hauch weit entfernt.
III. Mut und Zuspruch Jesu
Was ist mit dem geknickten Rohr und dem glimmenden Docht gemeint? Die Gesellschaft weiss, was sie mit solchen Leuten tut. Die Welt hat ihre Inseln, wo sie die Geschlagenen abschiebt. Einen geknickten Halm bricht sie ganz ab. Einen glimmenden Docht wird erst Recht ausgepustet. Die Welt ist gnadenlos mit verletzten Menschen. Leider ist das in christlichen Kreisen oft nicht anders.
Doch Jesus handelt ganz anders mit Verletzten! Der Herr nimmt sich denen an, die verletzt am Boden liegen, verbindet und pflegt sie wieder gesund, wie der barmherzige Samariter. Der Herr hat einen besonderen Platz für die Geknickten und Erschöpften dieser Welt. El-Schaddai ist denen ein Freund, die ein verwundetes Herz haben und sich einsichtig zum IHM hin wenden. Der Herr macht allen Niedergeschlagenen Mut und sagt: „Steh auf und gib alles, aber nur nicht auf!“ „Sei unermüdlich im Glaubenskampf, denn ich bin bei Dir und werde Dich erretten vor Deinen Feinden!“
Offenbarung (NGÜ): 3,11:
„Ich komme bald. Halte fest, was du hast! Lass dich von niemand um deinen Siegeskranz bringen!“
Offenbarung 3,21:
„Dem, der siegreich aus dem Kampf hervorgeht, werde ich das Recht geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, so wie auch ich den Sieg errungen habe und jetzt mit meinem Vater auf seinem Thron sitze.“
Offenbarung 2,17:
„Dem, der siegreich aus dem Kampf hervorgeht, werde ich von dem Manna zu essen geben, das jetzt noch verborgen ist. Und ich werde ihm einen weissen Stein geben, in den ein neuer Name eingraviert ist, den niemand kennt ausser dem, der ihn bekommt.“
Offenbarung 2,11:
„Wer bereit ist zu hören, achte auf das, was der Geist den Gemeinden sagt! Dem, der siegreich aus dem Kampf hervorgeht, kann der zweite Tod nichts anhaben.“
Offenbarung 2,7:
„Dem, der siegreich aus dem Kampf hervorgeht, werde ich vom Baum des Lebens zu essen geben, der im Paradies Gottes steht.“
Der Herr richtet geknickte Rohre wieder auf und entfacht glimmende Dochte mit neuem Feuer.
Schlussfolgerungen
Jakobus 4,6-10: „Aber eben deshalb schenkt Gott uns auch seine Gnade in ganz besonderen Mass. Es heisst ja in der Schrift: «Den Hochmütigen stellt sich Gott entgegen, aber wer gering von sich denkt, den lässt er seine Gnade erfahren.» Ordnet euch daher Gott unter! Und dem Teufel widersteht, dann wird er von euch ablassen und fliehen. Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein! Wascht die Schuld von euren Händen, ihr Sünder! Reinigt eure Herzen, ihr Unentschlossenen! Klagt über euren Zustand, trauert und weint! Aus eurem Lachen muss Traurigkeit werden, aus eurer Freude Bestürzung und Scham. Beugt euch vor dem Herrn, dann wir der euch erhöhen.“
Darum, werden Sie nicht müde! Lassen Sie Ihren Glauben durch Gottes Geist neu anfachen! Lassen Sie sich vom Herrn stärken, denn er will, dass es mit Ihnen weitergeht. Lassen Sie sich vom Herrn aufrichten, denn er wird Ihnen wieder bessere Tage schenken! Vertrauen Sie dem Herrn, denn ein geknicktes Rohr und einen glimmenden Docht wird er nicht auslöschen!