Gebet-06: Das Gebet und die Wiedergeburt

Herr, lehre uns beten!

 

 

 I.   Kann man durch ein Gebet Christ werden?

Um Christ zu werden, müssen wir die Worte Christi hören wollen.
Wer nicht hört, was Gott zu sagen hat, kann auch nicht wissen, was Gottes Wille für uns Menschen ist (z. B. wie man Christ wird).

Sprüche 8,32-36:
So hört nun auf mich, ihr Söhne! Wohl denen, die auf meinen Wegen bleiben. Hört auf die Unterweisung und werdet weise, und schlagt sie nicht in den Wind. Wohl dem Menschen, der auf mich hört, der Tag für Tag an meinen Türen wacht, die Pfosten meiner Tore hütet. Denn wer mich gefunden hat, hat das Leben gefunden und Wohlgefallen erlangt beim HERRN. Aber wer mich verfehlt, schädigt sich selbst; alle, die mich hassen, lieben den Tod.

Wer die göttliche Belehrung durch das Wort nicht hören will, kann durch die besten Gebete vor Gott nichts bewirken.

Sprüche 28,9:
„Wenn einer sein Ohr abwendet und nicht auf die Weisung hört, ist auch sein Gebet abscheulich.

Der erste Schritt in der Begegnung mit Gott ist, dass wir Menschen zuerst einmal hören, was der Herr durch sein Wort (in der Bibel) uns zu sagen hat.

Kohelet 4,17:
Gib acht auf deine Füsse, wenn du zum Hause Gottes gehst. Und tritt hinzu, um zu hören, und nicht, um ein Schlachtopfer zu stiften wie die Toren. Sie verstehen nicht, dass sie Schlechtes tun.

Der christliche Glaube wächst aus dem Hören der Predigt, die aus dem biblischen Wort Christi kommt.

Römer 10,14-17:
Doch wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand da ist, der verkündigt? Und wie soll man verkündigen, wenn man nicht gesandt wurde? Denn es steht geschrieben: Wie sind doch willkommen die Füsse der Boten, die Gutes verkünden! Doch nicht alle haben auf das Evangelium gehört. Jesaja sagt: Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt? Also kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber geschieht durch das Wort von Christus.

Dieses Hören ist aber keine kurze einmalige Angelegenheit, sondern eine dauerhafte lernende Gesinnung. Sie ist die Lust an den Vorschriften und Geboten des Herrn.

Psalm 1:
„Wohl dem, der nicht dem Rat der Frevler folgt und nicht auf den Weg der Sünder tritt, noch sitzt im Kreis der Spötter, sondern seine Lust hat an der Weisung des HERRN und sinnt über seiner Weisung Tag und Nacht. Der ist wie ein Baum, an Wasserbächen gepflanzt: Er bringt seine Frucht zu seiner Zeit, und seine Blätter welken nicht. Alles, was er tut, gerät ihm wohl. Nicht so die Frevler; sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. 5 Darum werden die Frevler nicht bestehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber vergeht.“

Um Christ zu werden, müssen wir der Lehre Christi glauben!

- Man kann auch einer Lüge glauben schenken: 2 Thess 2,11-12.

- Man kann auch menschlichen Lehren glauben und dabei Gott vergeblich verehren und anbeten: Matthäus 15,9 (1 Joh 4,1.6).

- Der Glaube schliesst den Gehorsam gegenüber dem Wort mit ein: Joh 3,36. Abraham glaubte Gott, indem er gehorchte und auszog, ohne zu wissen, wohin er geht (Hebr 11,8). Wer glaubt, der tut alles oder nur das, was der Herr gebietet: Mt 7,21.

- Der Glaube schliesst auch Werke des Gehorsams mit ein: Jak 2,24-26.

Um Christ zu werden, müssen wir uns taufen lassen!

- Der biblischen Taufe geht eine Busse oder Reue voran: Apg 2,38. Jeder, der seine Sünden einsieht und bereut, kann durch das Wasserbad der Taufe geistig reingewaschen und gerecht gesprochen werden: 1 Kor 6,11; Titus 3,4-5. In der Taufe wird unser alter (sündiger) Mensch begraben und zu einem neuen (geistigen) Leben in Christus auferweckt: Röm 6,3-11.17.

- Die Taufe ist eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen: 1. Petrus 3,21-22.

- Nur durch Wasser und Geist werden wir zu wiedergeborenen Christen: Joh 3,5-7.

- Wer auf Christus getauft worden ist, hat Christus angezogen und darf sich als Christ bezeichnen: Galater 3,26-29.

 

 II.   Was bedeuten die Worte des Joel: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden“ (Apg 2,21)?

Es ist eine voreilige Schlussfolgerung anzunehmen, dass mit „anrufen“ ein Gebet gemeint sei! Könnte man darunter nicht auch ein lautes Rufen oder Schreien verstehen? Heute könnte man sogar einen telefonischen Anruf darunter verstehen? Weitere Fragen, die beantwortet werden müssten, sind:

- Was soll dabei gesagt oder gerufen werden? Herr, Herr!? (Mt 7,21)

- Was für einen Namen sollen wir anrufen?

- Welchen Namen trägt denn der Herr (Offb 19,12)?

Diese und ähnliche Fragen müssten zuerst beantwortet werden, bevor wir annehmen könnten, dass diese Joelstelle sich nur auf ein Gebet beziehe. Wir sehen, dass es falsch ist, voreilige Schlussfolgerungen zu ziehen, um mit der erst besten Möglichkeit eine solche Stelle zu erklären.

Zuerst müssen wir vielmehr fragen: Was versteht denn die Bibel in diesem Zusammenhang unter dem Begriff „anrufen“? Oft ist es so, dass wir ein prophetisches Wort erst in seiner Erfüllung richtig verstehen. Zum Beispiel in Jesaja 7,14 wird der kommende Messias Immanuel genannt, d. h. Gott mit uns. Jesus hiess aber nicht Immanuel, sondern durch seine Gegenwart war Gott bei uns Menschen und in diesem Sinn ging auch dieses prophetische Wort in Erfüllung. Wir sehen also, dass wir nicht die Aussagen eines Propheten mit voreiligen Schlüssen auslegen dürfen, sondern wir müssen auf die Erfüllung schauen und den Zusammenhang einzeln betrachten.

Die Stelle aus Joel 2, die Petrus zu Pfingsten zitierte, findet in einem ganz bestimmten Zusammenhang seine Erklärung.

Apg 22,16:
„Und nun, was zögerst du noch? Steh auf, lass dich taufen, rufe seinen Namen an und lass dir deine Sünden abwaschen!“

Paulus erzählt hier seinen Volksgenossen in Jerusalem, wie er sich zu Christus bekehren liess. Durch Ananias gewann Paulus sein Augenlicht wieder. Es wurde ihm dann auch gesagt, dass er Gottes Werkzeug sein solle. Schliesslich forderte Ananias ihn zur Taufe auf, indem er sagte (gemäss rev. Lutherübersetzung): „Steh auf und rufe seinen Namen an und lass dich taufen und deine Sünden abwaschen.“ Wie bereits erwähnt ist die Taufe im Wasser eine Bitte an Gott um ein gutes Gewissen (1 Petr 3,21-22).

In der Taufe rufen wir also „den Namen des Herrn an“ und bitten ihn um ein reines Gewissen (siehe 1 Petr 3,21-22)! Dabei geht es nicht um einen bestimmten Namen, mit dem der Herr angerufen werden soll. Es ist ein völliger Missbrauch der heiligen Schrift, wenn Stellen wie 1. Johannes 1,7-10 benutzt werden, um die Taufe zu umgehen. Der erste Johannesbrief wurde nicht an Unbekehrte geschrieben (1 Joh 5,13): „Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr, die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt, ewiges Leben habt.“

 

 III. Wodurch werden wir gerettet?

Um die menschliche Rechtfertigung aufrecht zu erhalten, dass man durch ein Gebet bekehrt werden kann und Christ ist, werden weitere Bibelstellen aus dem Zusammenhang gerissen.

Um in dieser lebenswichtigen Frage eine klare Antwort zu erhalten, müssen wir alle Bibelstellen, die uns über die Rettung Auskunft geben, sprechen lassen!

Wodurch werden wir alles gerettet?

- Durch Gott: 2 Tim 1,9.

- Im Namen Jesu: Apg 4,12.

- Durch das Blut erlangen wir die Erlösung: Eph 1,7.

- Durch das Evangelium: Apg 11,14 (1 Kor 15,2).

- Durch den Glauben: Apg 16,30.

- Durch unser Bekenntnis: Römer 10,9.

- Durch die Gnade: Eph 2,5.

- Durch die Liebe zur Wahrheit: 2 Thess 2,10.

- Indem wir Busse tun: 2 Kor 7,10.

- Durch das Bad der Wiedergeburt: Tit. 3,5.

- Durch die Taufe: 1 Petr 3,21 (Mk 16,16).

Obwohl das Wort Rettung im NT nicht in direktem Zusammenhang mit der örtlichen Gemeinde gebracht wird, versteht sich von selbst, dass es ohne Gemeinde keine Rettung in Christus geben kann:

- Die ersten Christen verharrten in der Gemeinschaft (Apg 2,42; 4,32).

- Christus erwarb sich durch sein Blut die Gemeinde (Apg 20,28-30).

- Wir werden ermahnt, die Versammlungen der Gemeinde nicht zu verlassen, sondern sie regelmässig zu besuchen (Hebrr 10,25).

Die Wichtigkeit der Gemeinde in Gleichnissen dargestellt:

- Der gute Hirt und die Schafe (Joh 10).

- Die Gemeinde als Leib mit verschiedenen Gliedern (1 Kor 12,12-27).

- Die Gemeinde als Braut, die sich für ihren Bräutigam schmückt (Eph 5,25-33; Offb 19 und 21).

- Die Gemeinde als heiliger Tempel (Eph 2,21; 1 Kor 3,16-17).

- Der Weinstock und die Schosse (Joh 15).

Wir sehen also, dass wir durch viele geistliche Elemente gerettet werden von der Knechtschaft der Sünde, dabei schliesst die eine Stelle die andere nicht aus!

 

 IV. Zusammenfassung

Um Christ zu werden müssen wir das Wort Gottes hören wollen, dem Wort glauben und gehorchen, reuig werden und uns taufen lassen, um unser Gewissen von der Sünde zu reinigen.

Um den Namen des Herrn anzurufen, muss der Mensch sich taufen lassen und seine Sünden im Wasserbad abwaschen. Die Wiedergeburt findet nicht durch ein Gebet statt, sondern in der Taufe! Paulus rief durch die Taufe den Namen des Herrn an!

Wie wir gesehen haben, gibt es verschiedene geistliche Elemente die zu unserer Rettung notwendig sind. Die eine Stelle schliesst die andere nicht aus! Bei dieser entscheidenden Frage der Rettung muss das Gesamtzeugnis der heiligen Schrift genau betrachtet werden.

Laut der Bibel ist es also unmöglich, dass man durch ein einziges Gebet Christ werden kann!