Christentum-28: Ist die Taufe für kleine Kinder?

Was ist Christentum?

 

Christentum heute
Ungefähr drei Milliarden Menschen auf dieser Welt zählen zum Christentum. Die meisten von ihnen wurden als Säuglinge getauft, das heisst zum Christentum gezwungen. Deshalb interessieren sie sich oft auch gar nicht für den christlichen Glauben. Gewohnheiten und Traditionen umhüllen sie wie ein dichter Nebelschleier. Viele fühlen sich mehr von fernöstlichen Ideologien angezogen, nicht zuletzt deshalb, weil die Medien oft und detailliert darüber berichten. Was die Bibel ursprünglich über die Taufe lehrt, wissen viele gar nicht mehr.

Die Beschneidung und die Taufe
Einige argumentieren, dass die Beschneidung aller männlichen Israeliten am achten Tag nach ihrer Geburt auf die Säuglingstaufe hinweise (Gen 17,7-11; Lev 12,3). Die Bibel macht zwar einen Vergleich, aber zieht keine Parallelen zwischen Taufe und Beschneidung. Die Taufe ist eine geistliche Geburt „aus Wasser und Geist“ (Joh 3,5). Bei der „Beschneidung, die in Christus geschieht“ handelt es sich nicht um einen äusserlichen Eingriff an unserem Leib, sondern um das Ablegen des fleischlichen - d. h. sündhaften Lebens (Kol 2,11-12). Sie verändert unser Denken und Handeln, im Gegensatz zur jüdischen Beschneidung des Alten Bundes (Gal 6,15).

Kleinkinder sind frei von Sünde
Eine leider allzu oft falsch verstandene Bibelstelle wird gerne zitiert, um die angeblich vererbten Sünden eines Neugeborenen zu rechtfertigen. David sagt in Psalm 51,7: „Sieh, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.“ Doch David sprach nicht über seinen Zustand nach der Geburt, sondern trauerte über den Zustand der Welt, in die er hineingeboren wurde. Der Psalmist sagt damit nicht, dass er als Sünder geboren worden sei.

Die Tatsache, dass Kinder in eine Welt voller Sünde hineingeboren werden, bedeutet nicht, dass sie Sünder sind. Ein Kind, das in einem Stall zur Welt kommt, wird auch nicht zu einer Kuh. Kinder sind in Bezug auf Moral und geistliche Prinzipien blind und deshalb ohne Sünde (Dtn 1,39; Joh 9,41). Sie tragen die Schuld ihrer Eltern nicht, weil jeder Mensch für sein Verhalten und seine Entscheidungen selbst verantwortlich gemacht wird vor Gott. Der Prophet erklärt dem Volk Israel, das damals für ihre Bedrängnisse den Eltern die Schuld geben wollte (Ez 18,20): „Der Mensch, der sündigt, der muss sterben! Ein Sohn trägt nicht die Schuld des Vaters, und ein Vater trägt nicht die Schuld des Sohns. Die Gerechtigkeit des Gerechten kommt nur ihm selbst zugute, und die Ungerechtigkeit eines Ungerechten lastet nur auf ihm selbst.“

Die Sünde von Adam und Eva hatte ihre Konsequenzen darin, dass beide von nun an sterblich waren (Gen 1,17), dass die Frau mit Schmerzen Kinder gebären wird und dass der Mann mit Mühsal den Erdboden beackern muss (Gen 2,16-18). Zudem konnte der Mensch seither Gut und Böse erkennen (Gen 1,22). Damit vererbten sie nicht ihre Sünde weiter, die sie im Garten Eden gegen Gottes Willen begangen hatten, sondern die Konsequenzen, die der Herr ihnen auferlegte. Kinder litten oft unter der Sünde ihrer Eltern (Ex 20,5). Wenn ein Kind beispielsweise von einem Kinderschänder missbraucht wird, dann leidet es an den Konsequenzen dieser schändlichen Tat, obschon es selbst dafür keine Schuld trägt. „Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christ erscheinen, damit ein jeder empfange, was seinen Taten entspricht, die er zu Lebzeiten getan hat, seien sie gut oder böse“ (2Kor 5,10).

Was der neutestamentlichen Taufe vorangeht

Lehre
Die Tatsache, dass Menschen im Alten Bund beschnitten wurden zeigt, wie wichtig in Gottes Augen physische Handlungen sind (Gen 17,14). Gleichzeitig war jedoch eine Beschneidung, die nicht den entsprechenden Lebenswandel nach sich zog, unnütz (Röm 2,25). Ebenso nützt uns auch die Taufe im Neuen Bund erst dann etwas, wenn wir uns belehren lassen und die Anweisungen befolgen, die uns durch das Wort Gottes gegeben werden (Röm 6,17; 2Tim 3,16). Das Evangelium von Christus beinhaltet eine Lehre, die in der ganzen Welt verkündigt und von verständigen Menschen gehört werden soll (Mk 16,15-16; Apg 2,37.41; 8,14; 11,1; 16,14-15; 18,8; 19,5).

Glaube an Jesus
„Ohne Glaube aber ist es unmöglich, ihm zu gefallen. Denn wer vor Gott treten will, muss glauben, dass er ist und dass er die belohnt, die ihn suchen“ (Hebr 11,6). Ohne Glaube nützt uns die Taufe nichts, sondern bleibt eine rein äusserliche Waschung, bei der wir durch das Wasser bloss nass werden. Um getauft werden zu können, müssen wir folgendes glauben:

• Ich bin ein Sünder (1Tim 1,15).

• Gottes Existenz, der alle belohnt, die ihn suchen (Hebr 11,6).

• Jesus ist der „ich bin“ (Joh 8,24.28.58; 13,19).

• Jesus ist der Christus, d. h. der Gesalbte König (Joh 20,30-31).

• Jesu Worten (Joh 5,47; 12,49-50), denen wir gehorchen (Mt 7,21; Lk 6,46).

• Dem Evangelium, das von rettender Taufe spricht (Mk 16,15-16; 1 Pet 3,21; Apg 2,38-40).

• Jesu Auferstehung (Röm 10,9).

• Jesus ist die Versöhnung für uns, durch sein Blut (Röm 3,24-25).

• Gott arbeitet in unserem Leben (Kol 2,12).

Ein Neugeborenes kann diese Bedingungen nicht erfüllen, da es noch gar nichts versteht. Es hat keine Sünde und bedarf keiner Rettung. Deshalb sagt Jesus (Mt 19,4): „Lasst die Kinder und hindert sie nicht, zu mir zu kommen, denn solchen gehört das Himmelreich.“

Reue (Busse)
Jesus lehrt aber auch (Mt 18,3): „Amen, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich hineinkommen.“ Was heisst das? Sollen wir etwa kindisch werden? Paulus erklärt den Korinthern dazu folgendes (1Kor 14,20): „Liebe Brüder und Schwestern, seid nicht Kinder, wo es um Einsicht geht. Seid unbedarft, wo es um Bosheit geht, in der Einsicht aber seid vollkommen!“

Um reuig zu sein, muss ein Mensch gesündigt haben und einsichtig werden. Je grösser unsere Reue über das Unrecht ist, das wir getan haben, desto grösser wird unser Glaube und unsere Liebe zum Herrn (Lk 7,47). Dieser Gedanke soll keinesfalls zu Ausschweifungen Anlass geben, sondern vielmehr zur tiefen Betrübnis führen. „Denn die Betrübnis, die nach dem Willen Gottes geschieht, bewirkt eine Umkehr zum Heil, die niemand bereuen muss. Die Betrübnis der Welt aber führt zum Tod“ (2Kor 7,10).

Der Unterschied zwischen einem Gläubigen und einem Ungläubigen besteht im Wesentlichen in der Einsicht und Reue über seine Sünden. Der Ungläubige findet immer einen Weg, sich zu rechtfertigen. Doch gerade aus diesem negativen Denkprozess der Reue und Busse entwickelt sich der Sieg im Glauben, den uns Jesus verspricht, weil wir fest darauf vertrauen können, dass er uns vergibt (1Joh 1,8-9). Jesus sagt (Lk 5,32): „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Umkehr.“

Jeder Taufe muss eine Reue, als auch eine Bereitschaft zur Umkehr vorausgehen. Petrus predigte zu Pfingsten in Jerusalem (Apg 2,38): „Kehrt um, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des heiligen Geistes empfangen.“ Es versteht sich von selbst, dass Kleinkinder nicht umkehren können, weil ihnen das Verständnis für begangene Sünden fehlt.

Bekenntnis
Jesus will, dass wir ihn bekennen vor den Menschen (Mt 10,32-33). Ja noch mehr, er will sogar, dass wir bereit sind, für unseren Glauben an ihn zu leiden (V. 38). Jesus bekennen geschieht nicht bloss mit dem Mund (Apg 8,37; Röm 10,9-10; Phil 2,11), sondern in der Taufe und anschliessend mit unserem ganzen Leben. Mit der Taufe markieren wir den Wendepunkt in unserem Leben. Paulus erklärt das so (2Kor 5,17): „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist das neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ Ich lebe nicht mehr für mich selbst, sondern Christus lebt in mir (Gal 2,20). Das heisst; ich bekenne Christus mit meinem ganzen Lebenswandel.

Wenn also ein neugeborenes Kind zur Taufe gebracht wird, dann hat sein Leben ja erst begonnen. Es braucht weder umzukehren, noch kann es sich zu Christus bekennen und sein Leben ändern. Es ist ein sündloses Gottesgeschöpf, das am Anfang seines Lebens steht und in Zukunft selbst entscheiden wird, was es glauben und bekennen will.

Die Taufe im Wasser
Die Besprengung der Säuglinge ist keine Lehre von Gott, sondern eine menschliche Erfindung (Gal 1,8). In der Bibel lesen wir immer wieder, dass Menschen sich bei der Taufe ganz untertauchen liessen (Apg 8,34-40; was die Bedeutung des griechischen Begriffs „baptizo“ ist).

Die Taufe ist eine physische Handlung, die geistliche Auswirkungen hat. Mit dem Untertauchen ins Wasser werden unsere Sünden abgewaschen. „Die Taufe dient nicht der Reinigung des Körpers von Schmutz, sondern ist die Zusage fester Bindung an Gott“ (1Petr 2,21b).

Durch die Taufe lassen wir uns zum Herrn bekehren (Lk 3,3; Apg 18,8) und empfangen den Heiligen Geist, der unser Siegel der Gotteskindschaft ist (Eph 1,13-14). Deshalb lassen wir uns taufen auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, zur Vergebung unserer Sünden und zum Empfang des Heiligen Geistes (Mt 28,19; Lk 24,45-48; Apg 2,38).

Das Kreuz, die Taufe und das Herrnmahl (Abendmahl)
Drei Tatsachen sind ganz wichtig für unseren Glauben: das Kreuz, die Taufe und das Herrnmahl. Alle drei sind eng miteinander verbunden (Röm 6,4-11).

Jesus Christus starb für uns am Kreuz und wurde begraben nach den Schriften. Am dritten Tag ist er von den Toten auferstanden (1Kor 15,3-5). Durch die Taufe sind wir unserem alten Leben abgestorben, begraben und zum neuen Leben in Christus auferweckt worden (Röm 6,3-7). Beim Herrnmahl erinnern wir uns dankbar an das Kreuz Christi und fühlen uns eng mit Christi Tod und Auferstehung verbunden. Das heisst, wir werden nicht mehr sterben, wenn auch unser physischer Leib die Verwesung sieht. Der Tod hat keine Macht mehr über uns, denn wir leben im Reich Gottes für alle Ewigkeit. Zur Zeit sind wir jedoch noch Doppelbürger und stärken unsere Hoffnung immer wieder neu in der Gemeinde, indem wir zusammenkommen, Gott lobpreisen und uns an das erlösende Heilswerk erinnern, das er durch seinen Sohn Jesus am Kreuz vollbracht hat.

Die rettenden Glaubensschritte in der Bibel

1. Erkenne, wie verheerend die Sünde ist und begreife, wie sehr du Rettung brauchst!
(Jes 59,1-2; Röm 3,23; 6,23; Joh 8,24)

2. Höre die Botschaft des Evangeliums!
(Röm 10,17; 1Kor 15,1-8)

3. Verhärte dein Herz nicht!
(1Kor 15,2; 2Thess 1,8; Hebr 3,7-15)

4. Glaube an Jesus, den Sohn Gottes, unseren Retter und Heiland!
(Mt 16,16f: Mk 16,16; Joh 3,36; Hebr 11,6)

5. Wende dich ab von aller Sünde, indem du sie bereust und umkehrst!
(Lk 13,3-5; Apg 17,30f. 2 Petr 3,9c; Apg 2,38; 3,19)

6. Bezeuge deinen Glauben an Jesus Christus!
(Röm 10,9f; 1Tim 6,12; Mt 10,32f)

7. Lass dich taufen zur Vergebung deiner Sünden und zum Empfang des Heiligen Geistes!
(Apg 2,38.41; 22,16; Röm 6,2-11; 1Petr 3,21; Kol 2,11-13)

8. Schliesse dich der nächstgelegenen örtlichen Gemeinde an!
(Eph 1,22-23; 4,4-6; Apg 2,41-42; 20,28)

9. Sei Gott, deinem Vater, treu bis in den Tod!
(1Kor 15,68; 2Petr 1,5-11; Offb 2,10; 1Tim 4,16; 2Tim 2,10f; 3,14f; Gal 5,16-26)

 

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