Reich Gottes-10: Das tausendjährige Reich

Wann kommt das Reich Gottes?

 

 

 I.   Begriffsdefinitionen

Der Begriff „Millenium“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „tausend“.
Im Griechischen heisst tausend: Chilioi (χίλιοι), woraus die Bezeichnung „Chiliasmus“ entstand. Dabei geht es um die Lehre des tausendjährigen Reiches. Die Offenbarung 20 ist die einzige Stelle in der Bibel, die von einer tausendjährigen Herrschaft spricht (Offb 20,1-6).

Was ist mit „Amillenial“ gemeint?
Der Buchstabe „A“ steht für „kein“ oder „nicht“ und will aussagen, dass die Bibel von keinem buchstäblichen tausendjährigen Reich spricht. Diese Ansicht vertritt, dass es bei der Bibelstelle in Offenbarung 20 um eine symbolische Zahl geht, die ein vollkommenes und unbestimmtes Zeitmass beträgt. (Siehe Tabelle mit Varianten!)

Was bedeutet „Prämillenialismus“?
„Prä“ bedeutet: vor, vorher und bezieht sich auf die Wiederkunft Christi, die vor den tausend Jahren stattfinden soll. Es ist die Ansicht, dass Jesus auf Erden erscheine und sich auf den Thron Davids setze, um für tausend Jahre, von Jerusalem aus, ein Friedensreich zu regieren. Satan sei während diesen tausend Jahren gebunden. Es wird behauptet, dass es mindestens zwei Auferstehungen gebe:

- die Auferstehung und Entrückung der an Christus Gläubigen vor den tausend Jahren,

- die Auferstehung der Ungläubigen nach den tausend Jahren.

Gleichzeitig wird gelehrt, dass Jesus zweimal wiederkomme:

- heimliche Erscheinung in der Nacht, um die Heiligen für sieben Jahre in den Himmel zu entrücken und sie zu richten gemäss ihren Werken.

- um kurz vor dem tausendjährigen Reich die grosse Zeit der Trübsal zu beenden und über die Völker das Gericht abzuhalten.

Was ist „Postmillenialismus“?
„Post“ bedeutet: nach, danach und bezieht sich auf die Wiederkunft Christi, die nach den tausend Jahren stattfinden soll. Es ist die Ansicht, dass Jesus wiederkomme, nachdem sich die Mehrzahl der Menschen in der Welt während 1000 Jahren zum christlichen Glauben bekehrte. Bis zum Höhepunkt, d. h. zur Wiederkunft Christi wird, durch die wachsende Zahl der Gläubigen, die Welt zunehmend besser und das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit breitet sich aus, so dass es das Böse immer mehr verdrängt (gem. Jes 35). Das Christentum wird siegen und die ganze Welt beherrschen.

 

 II.   Das Buch der Offenbarung

Symbolik, Auslegung und Einteilung des Buches:
Das Buch ist aufgebaut auf dem Hintergrund alttestamentlicher Bücher, wie Daniel, Hesekiel und Teile von Zacharias. Es ist wichtig, dass der symbolische Charakter der Offenbarung nicht nur teilweise, sondern konsequent durch das ganze Buch angewandt wird.

- Das Lamm mit 7 Hörnern und 7 Augen (5,6).

- Die verschieden farbigen Pferde (in Kap. 6)

- Der feuerrote Drache mit 7 Köpfe, 10 Hörnern und 7 Kronen, der mit seinem Schwanz ein Drittel der Sterne auslöschen kann (12,4).

- Auch die Zahlen haben symbolischen Charakter (z. B. 7, 3½, 666, 12, 1000 usw.).

Die anschaulichen Symbole und Bilder waren den Christen im ersten Jahrhundert vertraut. Den Behörden, die schon beim geringsten Anlass Anklage wegen Aufruhrs gegen den Kaiser erhoben, waren sie verschlüsselt und unverständlich. Die Offenbarung wurde wahrscheinlich als letztes Buch, gegen Ende des ersten Jahrhunderts, geschrieben und hat ihre Wurzeln im Alten Testament.

Auslegungsmethoden:
1. Präteristisch
Bei der Vergangenheitsmethode geht es darum, dass der Leser in die Zeit zurückblickt in der das Buch tatsächlich geschrieben wurde. Dabei ist es wichtig, sich mit dem Schreiber und mit den Empfängern auseinanderzusetzen, um den geschichtlichen Hintergrund im Zusammenhang mit der Gesamtbotschaft richtig verstehen zu können. Dabei geht es nicht um eine „Eisegesis“ (etwas in den Text hineinzulesen, was nicht da steht), sondern um eine „Exegesis“ (aus dem Text das herauszunehmen und auszulegen, was drin steht). Das Ziel ist, Prinzipien in diesem Buch zu entdecken, die für alle Generationen Gültigkeit haben.

2. Futuristisch
Diese Methode beinhaltet die Ansicht, dass ab Kapitel 4 des Buches eine Endzeit behandelt wird, die über die bestehende Geschichte hinausgeht. Diese „Science Fiction“ Methode weckt zwar das Interesse vieler Sensationshungrigen, missachtet aber den geschichtlichen Hintergrund, sowie Sinn und Zweck des Buches.

3. Historisch
Diese Methode vertritt den Standpunkt, dass die Offenbarung von Pfingsten bis zum Ende der Zeit, wie ein Kalender, die wichtigsten Ereignisse der Geschichte der Kirche aufzeigt. Das Biest wird mit dem Papst und nicht mit dem röm. Reich identifiziert. Napoleon, Hitler und viele andere böse Menschen seit dem ersten Jahrhundert werden zum Gegenstand des Schreibers gemacht. Dabei gibt es unterschiedliche Meinungen, welche Personen bei welchen Ereignissen wohl gemeint sein könnten.

4. Idealistisch
Diese Methode betrachtet die Offenbarung als symbolisches Bild des dauernden Kampfes zwischen Gut und Böse, zwischen Christentum und Heidentum. Diese Auslegung hat den Vorteil, die Aufmerksamkeit des Lesers mehr auf die ethische und geistliche Wahrheit der Offenbarung zu lenken statt auf die umstrittenen Aspekte ihres Symbolismuses.

5. Ich bevorzuge die Idealistische Anschauung, zusammen mit der Präteristischen Methode.

Es macht den Anschein, dass die einzige Betrachtungsweise, die dem Buch in seinem geschichtlichen Umfeld gerecht wird, der progressive Paralellismus ist. Das heisst: das Buch kann in 7 Teile eingeteilt werden. Jeder Teil beinhaltet dieselbe Grundbotschaft, die sich in den Ereignissen steigert:

- Der zunehmende Konflikt zwischen Gut und Böse.

- Der zunehmende Sieg des Guten.

Das Generalthema: Trost und Ermutigung für die Christen in der Verfolgung.

Titel 1: Gott sei Dank, wir haben gewonnen!

Titel 2: Der siegreiche König und seine ewige Herrschaft!

Die Einteilung der Offenbarung:

Erster Teil (Kap. 1-3) - Christus und die 7 Gemeinden

Zweiter Teil (Kap. 4-7) - Das Buch mit den 7 Siegeln

Dritter Teil (Kap. 8-11) - Die 7 Posaunen

Vierter Teil (Kap. 12-14) - Bekanntmachung der Feinde der Gemeinde

Fünfter Teil (Kap. 15-16) - Die 7 Zornschalen

Sechster Teil (Kap. 17-19) - Der Untergang der Feinde der Gemeinde

Siebter Teil (Kap. 20-22) - Die Zerstörung des Drachens, gefolgt vom neuen Himmel und von der neuen Erde

In der Einleitung der Offenbarung finden wir bereits wichtige Hinweise des Schreibers, die auf seine Empfänger hindeuten und auf die Zeit der prophetischen Aussagen:

Kapitel 1,1: „Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Bälde geschehen soll.“

Kapitel 1,4: „Johannes an die sieben Gemeinden in Asia.“

 

 III. Offenbarung 20 ausgelegt

Wir befinden uns hier im siebten Teil, das den Titel trägt: Die Zerstörung des Drachens, gefolgt vom neuen Himmel und von der neuen Erde: Offenbarung 20,1-8.

Vers 1: Wer ist der Engel?
Es kann nicht Jesus sein, da er im ganzen Buch nie als Engel in Erscheinung tritt. Christus wird in der Offenbarung als Lamm Gottes (5,6), König der Könige (19,16) bezeichnet. Der Engel ist ein Diener Christi, der grössere Macht besitzt als der Teufel (die grosse Kette bedeutet Macht, Autorität): 1Joh 3,8.

Vers 2: Wie lange wird der Teufel gebunden?
Es ist von 1000 Jahren die Rede. Diese Zahl muss symbolisch verstanden werden, wie an verschiedenen anderen Stellen auch: Psalm 105,8 (Ps 50,10); 2Petr 3,8. Sie bedeutet einfach eine lange und vollendete Zeitspanne. Der Teufel (Diabolos = Durcheinanderwerfer) kann während dieser Zeit die Völker nicht mehr im selben Mass verführen wie bis dahin.

Vers 3: Ist der Teufel machtlos?
Keinesfalls! Er hat ja auch noch seine Diener, wie Paulus bestätigt: 2Kor 10,14-15. Der Apostel Petrus warnt in 1Petr 5,8. Der Apostel Johannes sieht in seiner Vision, dass die Macht Satans beschränkt wird, wie ein bissiger Hund, der angekettet ist (Bsp. Bauernhof, kann noch bellen und hat einen gewissen Bewegungsraum, man darf ihm nicht zu nahe kommen). Auch in Vers 3 wird wieder die Zahl 1000 ins Bild gebracht, was meines Erachtens symbolisch zu verstehen ist, im Sinne von einer langen Zeitspanne, die einmal enden wird.

Vers 4: Wer sind die, welche mit Christus wieder lebendig wurden?
Wenn wir im Text bleiben und nichts hineinlesen, was nicht dasteht, dann erkennen wir:

- dass von Seelen die Rede ist (Warum Seelen? Weil sie keinen fleischlichen Körper mehr haben!)

- dass von Enthaupteten Märtyrern geredet wird, die das Biest nicht angebetet hatten.

Sie wurden schon einmal erwähnt: Offenbarung 6,9-11.
Sie warteten auf die, welche noch nicht den Märtyrertod gefunden hatten. Dies alles deutet auf eine grosse Verfolgungszeit der Gläubigen hin, die jedoch in grossem Sieg enden wird. Hier ist nicht von einer körperlichen Auferstehung die Rede, sondern von der Auferstehung aus dem Hades direkt in das himmlische Reich Gottes. Jesus verspricht allen Märtyrern aus den ersten Jahrhunderten, dass er sie nicht wie die übrigen Verstorbenen im Hades lassen - sondern sie direkt in sein himmlisches Reich versetzen wird. Dies ist eine Belohnung für alle, die eine besonders schwere Verfolgungszeit durchmachten unter der römischen Herrschaft, die bis ca. 450 n. Chr. dauerte. Sie werden mit Christus herrschen und zwar 1000 Jahre (auch symbolisch für eine lange Zeitspanne, d. h. bis zur Wiederkunft).

Vers 5: Wer sind die übrigen Toten?
Damit sind alle Gläubigen gemeint, die nach dieser schrecklichen Verfolgungszeit sterben (also auch wir). Sie bleiben im Hades bis Christus wiederkommt. Die erste Auferstehung ist also die Auferstehung der Märtyrer, die direkt ins Himmelreich zu Christus versetzt werden.

Vers 6: Was ist mit dem zweiten Tod gemeint?
Der zweite Tod wird in Vers 14 erklärt und 21,8. Es ist der Feuersee, die ewige höllische Verdammnis.

Vers 7: War der Teufel bereits in der Hölle?
Nein! Er wird aus seinem Gefängnis losgelassen. Wie viele Gefangene nichts lernen, so hat auch Satan in seiner 1000 jährigen Gefangenschaft nichts gelernt. Nichts kann ihn zur Einsicht und Umkehr bringen!

Vers 8: Was ist mit Gog und Magog gemeint?
Dies ist nicht etwa die Schlacht bei Armageddon (16,14-16). Es ist eine neue Schlacht, welche durch Gog und Magog bestritten werden (zu Hesekiels Zeiten gab es einen Fürsten Gog im Lande Magog, der Israel bedrohte: Ez 38-39). Dies sind symbolische Namen für die Völker, die aus allen vier Himmelsrichtungen die himmlische Stadt angreifen.

 

 IV. Was in Offenbarung 20,1-10 nicht gesagt wird

- Es wird nicht gesagt, dass Jesus auf diese Erde zurückkommen wird!

- Es wird weder gesagt, dass Jesus in Jerusalem regieren wird, noch dass seine Regierungszeit 1000 Jahre sein werden!

- Es wird hier nichts von einer zweiten Wiederkunft gesagt, noch von einer Regierungszeit von 1000 Jahren nach seiner Wiederkunft!

- Es wird nichts von Davids Thron gesagt, noch dass Jesus auf seinem Thron regieren wird. (Es ist aber nur von den Thronen der Heiligen Märtyrer die Rede!)

- Es wird nicht gesagt, dass die Heiligen körperlich auferstehen werden!

- Es wird nicht gesagt, dass alle verstorbenen Gläubigen mit Christus regieren werden!

- Es wird nichts über eine Schlacht bei Armageddon gesagt!

 

 Zusammenfassung:

1. Wer sich zum Thema 1000 jährigem Reich eine Meinung bilden will, der muss zuerst ein eingehendes Studium über das Buch der Offenbarung machen.

2. Es gibt in der ganzen Bibel nur eine Stelle, die von einer tausendjährigen Herrschaft spricht (Offb 20), auf der viele Irrlehren aufgebaut wurden.

3. Es kann nicht genügend betont werden, wie vorsichtig mit einer Auslegung umgegangen werden soll (Offb 22,18-19).

4. Wichtig ist, dass wir uns bewusst sind, was im vorliegenden Text nicht gesagt wird.

5. Jede Schlussfolgerung, die auf einer Annahme basiert, ist unbiblisch und kann uns in eine Irrlehre führen.

6. Es macht wenig Sinn und widerspricht auch dem Gesamtzeugnis der Schriften, dass Jesus nochmals auf diese vergängliche Erde zurückkehrt, um ein irdisches Reich zu regieren.

7. Jesus ist nicht gekommen, um sich eine weltliche Herrschaft aufzubauen: Joh 18,36; 6,15. Er ist gekommen, um sein Leben hinzugeben für alle, die erkannt haben, dass sie ohne von seinem Blut reingewaschen zu werden von ihren Sünden, kein ewiges Leben in seinem himmlischen Reich finden werden. Jesus herrscht jetzt als König und tröstet mit den Worten aus der Offenbarung alle Gläubigen, indem er ihnen verspricht, dass sie einst mit ihm herrschen werden in seinem Reich (einige haben diese Herrschaft schon angetreten, wir erst bei der Wiederkunft). Christi Tod war kein Unfall, noch ist die Gemeinde nur eine Zwischenlösung bis er wiederkommt (fataler Irrtum des Prämillianismuses), sondern es gilt jetzt ein Glied seiner Gemeinde zu werden, um einmal die himmlische Erbschaft antreten zu dürfen!