Gottesdienst-05: Ziehe deine Schuhe aus

Gottesdienst – Anbetung

 

 

 Einleitung

Als Mose den brennenden Busch sah, der nicht verbrannte, wurde er neugierig. Langsam näherte er sich diesem Spektakel. Plötzlich sprach eine Stimme aus dem Busch (Ex 3,5): „Komm nicht näher. Nimm deine Sandalen von den Füssen, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.“

Auch Josua machte dieselbe Erfahrung (Jos 5,15). Was bedeutet diese Aufforderung Gottes? Es bedeutet, dass der Ort, wo sich der allmächtige Gott befindet, heilig ist. Darum ist nichts Unheiliges zugelassen an diesem Ort.

Schuhe waren in der damaligen Kultur etwas unheiliges schmutziges, anstössiges. Sie waren für die schmutzigen Strassen und staubigen Wege bestimmt. Noch heute werden in den östlichen Kulturen die Schuhe ausgezogen, bevor man in einen Tempel, einen Palast oder sogar in eine Wohnung hineingeht. In Indien ist es noch heute eine Beleidigung, wenn man so dasitzt, dass andere die Fusssohle der Schuhe sehen können.

Gleichermassen ist die Gemeindeversammlung der Gläubigen heilig, weil Gott mitten unter ihnen ist (Mt 18,20). Es spielt keine Rolle, wo wir uns versammeln; ob in einem Restaurant, unter einem Baum oder einer Gartenlaube. Gottes Gegenwart macht unsere Gemeindeversammlung heilig. Die Versammlung der Heiligen ist kein Ort für schmutzige Gedanken, Streitigkeiten und böse Handlungen. Wenn Anbeter sich zum Gottesdienst versammeln, dann heiligen sie sich für den Herrn, um in seine Gegenwart zu treten und die Welt draussen zu lassen.

Die Gemeinde ist die Ekklesia, das bedeutet: die Herausgerufene (sie ist kein Gebäude! (1Kor 3,16-17). Gläubige sind aus der Finsternis der Welt herausgerufen worden ins Licht. Laut der Bibel befindet sich die Welt in der Finsternis, Gott aber im Licht. Als Kinder des Lichts sind wir in die himmlische Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott versetzt worden.

Wer in die Gemeinschaft mit Gott treten will, der muss sich heiligen lassen, d. h. er muss sich reinigen, weihen, hingeben. Gott ruft uns auf zur Heiligung (1Petr 1,16): „Denn es steht geschrieben: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ Gott ist heilig und wir können uns IHM nur nähern, wenn auch wir heilig sind. Heilig sein ist nicht bloss eine Einstellung! Heilig sein ist ein Lebensstil und bedeutet sich ganz von Gott führen zu lassen. Wer Gott anbetet am Sonntagmorgen, der tritt in die heilige Gemeinschaft mit Gott und seinen Gläubigen, die Heilige genannt werden in der Bibel.

 

 I.   Die Welt draussen lassen

Paulus zitiert den Prophet Jesaja (Jes 52,11), wenn er der Gemeinde in Korinth sagt (2Kor 6,17): „Zieht weg aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der Herr, und habt keine Berührung mit dem Unreinen; so werde ich euch aufnehmen.“ Das ist ein heiliger Lebenswandel: sich von allem Bösen und Unreinen zu enthalten und zu trennen, sich Gott zu weihen und seinen Geboten zu gehorchen. Die Korinther z. B. lebten in einer Welt voller Götzendienst. Korinth war berühmt für die Anbetung der Liebesgöttin, Aphrodite. Gott rief die Korinthergemeinde auf, sich von jeglicher Art des Götzendienstes fernzuhalten. Die Gläubigen in Korinth hatten Mühe, sich von der Welt zu trennen, aus der Gott sie herausgerufen hatte. Gott ist heilig und lässt sich nicht mit Unheiligen vereinen. Das ist wichtig, dass wir uns dieser Tatsache bewusst sind, wenn wir zur Gemeindeanbetung erscheinen und uns mit Gott-Yahweh einlassen.

Was passierte bei der Berufung Abrahams? Gott trennte Abraham von seiner Verwandtschaft und seinem Heimatland das voller Götzen war. Gott führte Abraham heraus aus seinem Heimatland, in ein fremdes Land (Gen 12,2-4). So hat Gott auch uns herausgeführt aus der Finsternis ins Licht! Nicht, dass wir uns von der Verwandtschaft und der Stadt, in der wir leben, trennen sollen! Es geht vielmehr darum, dass wir aufgerufen werden, uns von allem fleischlichen und gottlosen Wesen loszusagen, um den Herrn anzubeten. Gott allein ist anbetungswürdig! Nichts auf dieser Welt ist besser, grösser, schöner und wichtiger als unser lebendiger Gott! Darum ist es wichtig, dass auch wir unsere Schuhe geistig ausziehen. Wir ziehen unsere Schuhe aus, indem wir die Welt draussen lassen, wenn wir zur Anbetung erscheinen! In der Anbetung weihen wir uns dem Herrn, d. h. wir konzentrieren uns auf Gott und geben uns IHM hin, indem wir ganz IHM gehören.

Später in der Geschichte wurde das Volk Israel aus Ägypten herausgerufen, um Gott zu dienen. Mose bekam den Auftrag zum Pharao zu gehen und ihm von Gott zu sagen (Ex 4,22-23a):  „Israel ist mein erstgeborener Sohn.“ „Lass meinen Sohn ziehen, damit er mir diene.“ Gott versprach Mose beim brennenden Dornbusch (Ex 3,12): „Ich werde mit dir sein, und dies sei dir ein Zeichen, dass ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr an diesem Berg [Choreb] Gott dienen.“ Das heisst verehren und anbeten werden sie den Herrn. Gott wollte sein Volk nur für sich selbst. Er wollte sein Volk nicht teilen mit toten Göttern. Das machte er durch die ersten beiden der zehn Gebote klar und deutlich (Ex 20). Gott duldet keine Konkurrenz. Gott will, dass die Menschen nur IHN allein anbeten. Der einzig lebendige Schöpfergott kann nicht mit irgend jemand oder irgend etwas gleichartigem verglichen werden.

Als die Israeliten östlich des Jordans standen und sich vorbereiteten, den Fluss zu überqueren und das Land Kanaan einzunehmen, sagte Josua zu ihnen (Jos 3,5): „Heiligt euch, denn morgen wird der Herr Wunder tun in eurer Mitte.“ D. h. reinigt euch, weiht euch, gebt euch dem Herrn hin. Niemand kann Gott dienen und der Welt (Mt 6,24). Deshalb werden auch wir aufgerufen, uns zu entscheiden. Wenn wir zusammenkommen als Gemeinde und Gott dienen wollen, dann geht das nur, wenn wir die Welt hinter uns lassen.

Der König Salomo baute den riesigen Tempel in Jerusalem, um einen Ort zu schaffen, wo Gläubige hingehen konnten, um in Gottes Gegenwart zu treten. Bevor man zum Tempel hinaufging, reinigte man sich und liess die Welt hinter sich. Denn im Tempel wurde der lebendige und heilige Gott angebetet und verehrt. Der Tempel Gottes musste frei sein von allem weltlichem. Deshalb war Jesus auch so empört, als er sah, dass in den heiligen Tempelvorhöfen Handel getrieben wurde, wie in der Welt (Mt 21,12). Im neuen Bund heisst es (1Kor 3,16-17)

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.“

Wie zerstören wir den Tempel Gottes? Indem wir weltliche Gedanken hineinlassen. Indem uns weltliche Dinge wichtiger sind als Gott. Indem wir egoistisch auf Spass, Unterhaltung und persönlichen Gewinn aus sind im Gottesdienst. Wir sind Gottes heiliger Tempel und wenn wir wollen, dass Gott in unserer Mitte lebt, wenn ER Freude haben soll an unserem Lobgesang, an unseren Gebeten und Gedanken über IHN usw. dann reinigen wir uns innerlich gründlich vor jeder Andacht. Denn, wer mit Gott in Gemeinschaft treten will, muss sich vor jeder Anbetung innerlich reinigen von allem Bösen und sich dem Herrn hingeben. Alle weltlichen Gedanken und Sorgen werden abgelegt, um sich auf Gott und sein Wort einzulassen. Das ist Anbetung! Nur so kann unser Gott gebührend gefeiert, verherrlicht, gelobt und gepriesen werden!

 

 II.   Anbetung bedeutet Rückzug von der Welt

Es ist ganz klar, dass wir in dieser Welt leben müssen. Um diese Welt zu verlassen, müssten wir sterben, aber das ist nicht gemeint. Wir sind zwar aus dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. Das heisst, dass wir nicht alles mitmachen müssen, was die Welt macht. Der Heilige Geist erinnert uns daran, dass wir in Gottes Augen leuchten als Lichter in dieser Welt (Phil 2,15). Unser Missionsauftrag ist, in die Welt hinauszugehen, um Christus zu verkündigen (Mk 16,15). Wie können wir von Christus Zeugnis ablegen, wenn wir uns von der Welt isolieren?

Wir können unseren Missionsauftrag nicht erfüllen, wenn wir keine Beziehungen pflegen zu unseren Mitmenschen dieser Welt (1Kor 5,10). Es ist nicht Gottes Wille, dass wir uns physisch absondern und als Einzelgänger leben. Gottes Wille ist es, dass wir uns einlassen mit den Menschen dieser Welt, uns aber nicht beflecken lassen. Damit uns das gelingt, brauchen wir einen Rückzugsort. Wir brauchen einen Ort, wo wir auftanken und uns stärken lassen können. Wir brauchen einen Ort, wo wir uns wieder darauf besinnen können, wer unser Gott ist und wer wir sind, was unser Missionsauftrag ist und was unser persönliches Lebensziel ist. Das alles sind Gründe zum Gemeindegottesdienst am Sonntag!

Wenn wir als Gläubige erfolgreich in der Welt leben wollen, dann brauchen wir regelmässig Zeit, um uns zurückziehen zu können. Jesus hat uns das vorgemacht, indem er sich zurückzog, um ungestört zum Vater zu beten (Mt 14,23; Mk 6,46; Lk 6,12). Im Matthäus 6,5 erklärt er: „Wenn du aber betest, geh in deine Kammer, schliess die Tür und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist.“ Jeder Gläubige braucht seinen Rückzugsort. Jeder Gläubige braucht Zeit, um nachzudenken und zum himmlischen Vater zu beten. Jeder Gläubige braucht aber auch Brüder und Schwestern im Herrn, die sich gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anzuspornen (Hebr 10,24). Der allmächtige Gott hat dies vorausgesehen und deshalb hat er die örtliche Gemeinde ins Leben gerufen. Die örtliche Gemeindeversammlung ist ein wichtiger Rückzugsort, wo Gläubige gemeinsam ihren Gott anbeten. Dort laden wir unsere geistlichen Batterien wieder auf. Dort müssen wir keine Angst haben vor Ablehnung, Spott oder gar Hass. Johannes sagt (1Joh 3,13): „Wundert euch nicht, liebe Brüder und Schwestern, wenn die Welt euch hasst.“ Die Welt ist wie ein Schlachtfeld, wo gegen das Böse gekämpft wird. Die Gemeindeversammlung sollte deshalb wie ein sicherer Hafen sein. Eine Ruhepause vor dem Sturm. Ein Rückzugsort von der Welt. Ein Ruheort, eine Zeit zum Auftanken, zum Nachdenken, Tränen zu trocknen und Wunden zu pflegen. Die Gemeindeversammlung ist die Zeit, in der wir Gottes Verheissungen erneut hören, an seine Satzungen und Anleitungen erinnert werden, unsere Schwachheiten einsehen und unseren Glauben bekennen. In der Gemeindeversammlung werden wir getröstet, ermutigt und finden Ruhe für unsere Seelen (Mt 11,29; Apg 3,19-20). Wir wenden uns unserem Erlöser, Jesus Christus, zu. Wir werden in unserem Glauben an den allmächtigen Gott erneut bestätigt und gestärkt. Wir wissen wieder, dass wir Gottes Kinder sind und auf der Siegerseite stehen. In der Anbetung heiligen wir uns erneut für den Herrn.

Wer die Welt eindringen lässt in die Gemeindeversammlung, der zerstört diesen wertvollen Rückzugsort. Was meine ich damit? Anbetung ist keine Unterhaltungsshow, wie wir sie in der Welt erleben. Anbetung ist nicht zu vergleichen mit einem Theater oder einem Konzert. Anbetung hat nichts zu tun mit „Rambazamba“ und den Götzen dieser Welt. Anbetung muss sich ganz klar unterscheiden von jeder andern Zusammenkunft, in der Welt. In der Welt richtet man sich nach den Vorstellungen und Wünschen der Menschen. Klar, in der Geschäftswelt richtet sich alles nach dem Kunden. „Der Kunde ist König“, heisst es. Doch die Gemeinde ist keine Firma, die auf Gewinn aus ist, egal was die Kunden fordern! Die Anbetung Gottes richtet sich nicht nach den Menschen, sondern nach Gott.

 

 Schlussfolgerungen

Der allmächtige Gott will, dass wir ihn mit Ehrfurcht und Respekt anbeten (Ps 2,11; Spr 1,7). Wer sich Gott nahen will, der muss symbolisch seine Schuhe ausziehen: Jak 4,8.10. Um in Gottes Gegenwart treten zu können, muss der Schmutz und Streit der Welt draussen gelassen werden. Denn Gottes Gegenwart macht unsere Gemeindeversammlung heilig. Gott ist heilig und wir können uns IHM nur nähern, wenn auch wir uns heiligen lassen.

Die Anbetung Gottes ist ein Rückzug von der Welt, um unseren Glauben aufzutanken!