Gemeindebauplan-11: Christsein ohne Gemeinde?

Gemeinde Bauplan

 

 

Kann man Christ sein, ohne einer örtlichen Gemeinde anzugehören und ohne regelmässig die Versammlungen zu besuchen? Dürfen wir die Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott haben, ohne dass wir einer Gemeinde angehören? Was sagt Gott in der Bibel diesbezüglich?

DER GEMEINSCHAFTSSINN GOTTES
Warum schuf Gott Himmel und Erde? Die Erde ist der Ort, wo Seelen entstehen. Diese Seelen sollen sich freiwillig entscheiden können, ob sie sich zur himmlischen Gemeinschaft mit Gott hinzufügen lassen wollen oder nicht.

Gemeinschaft ist das Gegenteil von Einsamkeit, Finsternis, Verlassenheit, Unzufriedenheit und Langeweile. In der weltlichen Schöpfungspracht ist Gottes Vielfalt und Gemeinschaftssinn deutlich ersichtlich. Sie ist nur ein Schatten von den herrlichen Dingen, die uns im Himmel erwarten. Der allmächtige Gott will uns auf Erden für diese himmlische Gemeinschaft vorbereiten und prüfen. Die Bibel sagt deutlich, dass das Weltliche noch nicht das endgültige Ziel ist, sondern das Himmlische: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind verschwunden, und das Meer ist nicht mehr ... Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21,1.5). Durch die Vision des Johannes, wollte Gott allen Menschen die himmlische Schöpfung schmackhaft machen. Die himmlische Vollendung der Gläubigen besteht aus einem einzigen Gemeinschaftsfest. Wer also lieber für sich alleine sein möchte, für den ist das Himmelreich bestimmt nicht der richtige Ort.

DIE VOLKSGEMEINDE ISRAEL
Aus der alttestamentlichen Geschichte erkennen wir, dass Gott sich ein Volk erwarb und es in die Wüste hinausführte, um die heilige Gemeinschaft aufzubauen. Der Herr hätte auch einen anderen Weg wählen können. Zum Beispiel hätte Er jeden Menschen einzeln in die Wüste hinausführen können, an einen heiligen „Wahlfahrtsort.“ Dort hätte er sich jedem einzelnen offenbaren und seine Gebote persönlich geben können. Doch Gott hatte einen ganz anderen Plan (Jes 55,8-9)!

Der Herr wünscht sich ein Volk von Gläubigen, die Ihn gemeinsam anbeten, Ihm dienen und Ihn in der Welt verherrlichen. Sein Wunsch ging erst mit dem Kommen des Sohnes Gottes auf Erden richtig in Erfüllung. Jesus erklärt (Joh 10,14-16): „Ich bin der gute Hirt ... ich gebe mein Leben hin für die Schafe ... sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören, und es wird eine Herde, ein Hirt werden.“

Wie der Herr im Alten Testament Menschen zu einem einzigen Volk vereinte und durch Mose aus der Knechtschaft Ägyptens herausführte, so befreit er auch uns durch Jesus Christus aus der Knechtschaft der Sünde, um uns als Volksgemeinde des Neuen Bundes vor sich zu vereinen. Damit wir nicht wie Schafe ohne Hirten in der Welt umherirren, und jeder seinen eigenen Weg gehen muss, gibt es die Gemeinschaft in der örtlichen Gemeinde. Da darf sich jeder geborgen fühlen. Da gibt es geistliche Speisung und Führung durch das Wort des Herrn (Joh 15,10). Die Volksgemeinde Israel wird so zum Vorbild für die neutestamentliche Gemeinde Jesu, die das Ziel des „gelobten Landes“ im Auge hat.

BILDER DER GEMEINDE
Im Neuen Testament lesen wir von einigen Gleichnissen, die das Vorrecht, einer örtlichen Gemeinde anzugehören, deutlich machen:

Das königliche Hochzeitsmahl (Mt 22,1-14): Der gesalbte König ruft alle Menschen aus der Dunkelheit der Nacht heraus und lädt uns ein, am grossen Hochzeitsfest teilzunehmen, wo Freude, Wärme, Licht und ewige Gemeinschaft herrscht. Die Vorbereitung auf dieses herrliche Gemeinschaftsfest geschieht in der örtlichen Gemeinde. Die Gemeindeversammlungen sind auch ein Vorgeschmack der himmlischen Vollendung.

Die Braut und der Bräutigam (Offb 19,6-9): Dieses Bild stellt die geistliche Gemeinschaft zwischen Christus und seiner universalen als auch örtlichen Gemeinde dar. Keiner Braut auf der Welt muss erklärt werden, dass die regelmässige Gemeinschaft mit ihrem Bräutigam Voraussetzung für die gemeinsame Beziehung ist.

Der Weinstock (Joh 15,1-8): Jede örtliche Gemeinde bildet eine Rebe. Wie die Rebe aus Trauben, so besteht die Gemeinde aus einzelnen Gliedern. Jede Traube, die von der Rebe entfernt wird, hat keine Überlebenschance. Ebenso verdorrt jedes Schoss das nicht am Weinstock bleibt.

Ein Leib, viele Glieder (1Kor 12,12-27): Als Gemeinde bilden wir einen Leib. Christus ist das Haupt seines Leibes (Eph 1,22-23). Jedes Glied in der örtlichen Gemeinde ist ein lebenswichtiger Bestandteil des Leibes Christi. Wenn ein Glied leidet, dann leiden alle Glieder mit. Wie mit unserem physischen Körper, kann es uns nicht egal sein, was mit den einzelnen Teilen oder Gliedern geschieht.

GRÜNDER DER GEMEINDE
Auf dem Weg nach Philippi in Cäsarea spricht Jesus das erste Mal zu seinen Jüngern von der Gemeinde (Mt 16,13-18). Im Griechischen wird sie als EKKLESIA bezeichnet und bedeutet „die Herausgerufene.“ Der Grundgedanke dabei ist das Absondern und Verlassen der Welt. Gott ruft die Menschen aus der Finsternis der Welt, aus dem Herrschaftsbereich Satans, heraus und versetzt sie in sein wunderbares Reich der Liebe hinein (Kol 1,12). EKKLESIA (Gemeinde) bedeutet auch Liebes - Gemeinschaft, Zusammenkunft, Volks - Versammlung.

Nachdem Petrus in spontaner Begeisterung Jesus als den Christós (Gesalbten) bekennt, ist der erste Baustein zum geplanten Bau der Gemeinde Jesu Christi gelegt worden. Der revolutionäre Gedanke dieses Bekenntnisses können wir uns kaum vorstellen. Hier geht es um die Erfüllung der sehnlichsten Erwartung der Menschen auf den Messias der Welt. Die Reaktion Jesu auf das Bekenntnis des Petrus, ist wörtlich so zu übersetzen: „Du bist [ein] Stein und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen.“ Jesus sagt mit anderen Worten: Du hast begriffen, dass ich der Messias bin, auf diesem Bekenntnis soll meine Gemeinde gebaut werden. Petrus war der Erste, der dieses Bekenntnis machte. Mit dem Glaubensbekenntnis verhält es sich wie mit Abraham, der der „Vater aller Gläubigen“ genannt wird, weil er dem Herrn glaubte (Röm 4,11-17). Aus der Aussage Jesu erkennen wir, dass das Glaubensbekenntnis eng mit der Gemeinde verbunden ist, die Christus gründen will. Wer Jesus als den Christós (Gesalbten) bekennt, der sagt auch zum Beitritt zu Seiner Gemeinde „Ja“. Wie ein Kind nach der Geburt sofort zum Mitglied der Familie wird, so tritt der Neubekehrte nach seiner Wiedergeburt in die Familie Gottes ein, d.h. in die örtliche Gemeinde durch die er geistig gezeugt wurde (1Petr 1,22-23).

Die Gemeinde ist keine menschliche Erfindung, Einrichtung oder gar Organisation. Sie darf keinen anderen Namen tragen, als den des Herrn Jesus, denn der Gründer und rechtmässige Eigentümer der Gemeinde ist Christus. Er hat sie ja mit seinem eigenen Blut erkauft (Apg 20,28).

NOTWENDIGKEIT DER GEMEINSCHAFT
Gottes Absicht war es nie, sich ein Volk von Christen zu berufen das getrennt und isoliert voneinander lebt, ohne Gemeinschaft und ohne persönliche Beziehung zueinander. Im Gegenteil! Es ist von lebendigen Steinen die Rede (1Petr 2,1-10), die nicht unnütz herumliegen, sondern sich schleifen und aufbauen lassen zu einem geistlichen Tempel. Menschen, die sich nicht einer örtlichen Gemeinde anschliessen wollen, verwerfen den auserwählten und kostbaren Eckstein, Jesus Christus, indem sie seinem Wort nicht gehorsam sind. Wie könnten sonst die herrlichen Taten Gottes in der Welt verkündigt und bezeugt werden?

Interessant ist die Feststellung, dass das Wort Gemeinde, das im Neuen Testament über hundert Mal vorkommt, kein einziges Mal auf ein Gebäude bezogen wird, sondern immer auf Menschen (Eph 2,19-22)! Allein in der Apostelgeschichte kommt das Wort öfters vor und bezieht sich ausnahmslos auf Menschen (Apg 5,11; 8,1-3; 11,26; 12,5; 14,23.27; 15,3-4). Offenbar gab es damals auch Hausgemeinden (1Kor 16,19; Röm 16,5). Weiter stellen wir fest, dass fast sämtliche Bücher des Neuen Testaments direkt an Gemeinden adressiert sind oder mit dem Gemeinschaftsleben der Gläubigen in engem Zusammenhang stehen (Römer, Korinther, Galater, Epheser usw.). Die Offenbarung wurde gleich an sieben Gemeinden mit ihren Ortsnamen gerichtet (Offb 1,4). Dabei fällt folgende Satzstellung besonders auf: „Wer ein Ohr hat, der höre was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offb 2,7.11.17.29; 3,6. 13.22). Aus diesen Anweisungen folgert der aufmerksame Bibelleser, dass ein Solochristentum in keiner Weise unterstützt werden kann! Die aktive Beteiligung in einer örtlichen Gemeinde ist für den, der Christus nachfolgen will, keine Frage (Apg 2,42-47).

Die Gemeinde ist das „Trainingslager“ und die Vorbereitung auf die himmlische Vollendung. Im Hebräerbrief werden Gläubige ermahnt, die Versammlungen nicht zu verlassen (Hebr 10,24). Vielmehr sollen wir füreinander besorgt sein, einander zu guten Werken anspornen und einander helfen, damit jeder einzelne es schafft und am jüngsten Tag dabei sein darf. Weil Christus uns geliebt hat und sich für uns hingegeben hat, sind auch wir verpflichtet, einander zu lieben (1Joh 4,7-21). Die Liebesgemeinschaft in der örtlichen Gemeinde formt uns und ist ein Vorgeschmack auf die ewige Gemeinschaft im Himmelreich.

Christus braucht die Gemeinde und die Gemeinde braucht Christus! Ohne Schafe kann man nicht vom Hirten sprechen. Ohne Reben kann der Weinstock keine Frucht bringen. Ohne Frau kann der Mann keine Familie gründen. Ohne die verfügbaren Glieder kann der Kopf (das Haupt) nichts ausrichten. Diese biblischen Beispiele zeigen noch deutlicher, wie lebensnotwendig die örtlichen Gemeinden sind!

Keiner kann den Glauben wie einen festen Besitz beanspruchen. Jeder kann in Zweifel, Not und Anfechtung geraten, deshalb brauchen Christen die Gemeinschaft. Wer meint, ohne Weg-gefährten des Glaubens auskommen zu können, der läuft grosse Gefahr, dem Teufel zum Opfer zu fallen. Aus der Tierwelt wissen wir, dass jedes Tier, das sich von der Herde entfernt, in höchster Lebensgefahr steht (1Petr 5,8).

Ein Gläubiger ohne Gemeinde ist wie ein Mensch, der im Ausland lebt ohne Freunde und ohne ein Zuhause! Als Nachfolger Christi haben wir nicht nur Vorrechte, sondern auch Pflichten. Es gilt, unsere Talente nicht zu vergraben (Mt 25,14-30), sondern sich aktiv mit anderen Gläubigen am Aufbau der örtlichen Gemeinde zu beteiligen (Hebr 13,15-17). Jesus lehrt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander lieben sollt, wie ich euch geliebt habe, dass auch ihr einander lieben sollt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13,34-35). Die Hoffnung auf das ewige Leben ist also eng mit unserer Liebesgemeinschaft auf Erden verbunden.